Читать книгу 2000 Biere - Michael Rudolf - Страница 7

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Bären Bräu Vollbier (4,7% ) schleicht ganz unauffällig und normal heran. Im Pilsner (4,7% ) ist in der Tat der Bär los, hopfenhammermäßig. Warten, kommt noch eins: Festtrunk St. Veit (5,2% ), ein dunkler, leicht rauchiger, trotz aller fehlenden Rezens wahrhaft hochtouriger Glücksbringer. Auf dem Fest ist der Veitstanz (vor Freude) »vorprogrammiert« (Claudia Roth).

(Bären-Bräu Staffelstein)

Startnummer 1 im Baltika-Sortiment, Baltika Svetloye (4,4% ), riecht angenehm hopfenaromatisch, sieht sehr schlank und hell aus, betört mit einem malzigen Antrunk und kracht einen Nachtrunk auf die Bretter, also, nicht übel. Startnummer 3, Baltika Klassicheskoye (4,8% ), entspräche am ehesten unserem Pilsener, man könnte es glatt für eine russische Ausführung des → Flensburger halten. In Phase eins regnet das Malz mit kleinen Rosinenpelerinen angetan über die Zunge, Phase zwei gebiert eine herb-trocken-bittere Epiphanie. Startnummer 4, Baltika Originalnoye (5,6% ), funkelt waldhonigfarben, kann zwei Schaumschichten (noch nicht gesehen, so was) und läßt vom Geruch her Süßlichspritigeres erwarten. Aber Pustekuchen. Alle Achtung. Meine Rußlandkorrespondentin, Irene Nasdala, behauptet, Startnummer 5, Baltika Zolotoye (5,6% ), sei das Optimum. Das müssen wir noch diskutieren. Denn mindestens warten hier noch seeehr ungeduldig: Startnummer 6, Baltika Porter (7,0% ), Startnummer 7, das malzgoldige Baltika Export (5,4% ), Startnummer 8, Baltika Pshenichnoye (5,0% ) als Superweizenbier, Startnummer 9, Baltika Krepkoye (8,0% ) als Malzhopfenpowerplayer und Startnummer 10, Baltika Yubileynoye (5,2% ) als sozusagen resümierender Schlußakkord. Da fällt die Entscheidung schwer. Auch wenn Startnummer 2 vorübergehend nicht vergeben wird.

(Piwowarennaja Kompanija Baltika St. Petersburg/Rußland)

Bamberger Herren Pils (4,6% ) schmeckt unheimlich gut & herb & bitter & aromatisch, wiewohl es leider nur zum vierten Platz in meiner ewigen Bamberger Pilsener-Bestenliste reicht (nach → Klosterbräu, dem → Maisel Pils und dem → Mahr’s Pilsner). Beim Keesmann Weißbier (4,8% ) obwaltet höchstgradige Intelligenz. Nussigmorgenfrisch kommt es an, ein Körnchen Nelke steckt bestimmt darin, und ein Körnchen Wahrheit steckt in der Tatsache, daß Weizenbiere unter fünf Prozent Alkohol spürbar an Unwiderstehlichkeit zunehmen.

(Brauerei Keesmann Bamberg)

Bamberger Klosterbräu Gold (5,0% ) heißt das ganz ohne jeden Zweifel raffinierteste Bamberger Pilsener. Es ist eine für das Wohlbefinden kaum nachahmliche Wechselrede aus Hopfen und Malz, eine beständige Konstitution von dezidiert kathartischer Effizienz, die eine Besserung nie ertragen würde, denn selbst die verständigsten Trinker müßten daran irre werden. Es ist wie ein Ausflug in eine andere Welt, eine Bierwelt, die von Supermärkten und Premium noch nie etwas gehört haben will und wohl auch niemals wird hören wollen. Es ist wie ein Traum mit dem Bierglas in der Hand, in eine kuschlige Decke eingemummelt, die Schutz bietet vor den siedenden Unbilden des Draußen, ein feuchter Biertraum, der endlos währen sollte, bei dem einem einer abpfeift und zwar aus allen Registern. Für Schwärzla (4,9% ) werben die Klosterbrauer mit ihrem Status als älteste Brauerei Bambergs. Genug Zeit zum Üben – und das schmeckt man. Geschmeidig schlank, zart und anziehend mild, neckisch ausweichend und doch fordernd. Kein Problem, meine manchmal krachend angeschlagene Bierlibido auf Vordermann zu bringen. Das Märzen Braunbier (5,7% ) verschlägt einem glatt die Sprache, hier muß ich auf eine der nächsten Auflagen vertrösten. Also rein ins Vergnügen, einen knusprigen Minikarpfen bestellen, den kleinen Altar bewundern, den sie dort meinem Buch errichtet haben, und diesen guten Leuten bitte den ersten Satz dieses Eintrags tausendmal laut vorlesen.

(Klosterbräu Bamberg)

Bamberger Spezial Rauchbier (4,5% ) wirkt nicht ganz so aufgespeckt wie der Flüssigschinken vom → Aecht Schlenkerla und erklärt sich mehr für zartfrische Spitzmorcheln über unerschrockener Malzigkeit. Im Spezial Weissbier (5,3% ) ruht eine ebenso »aparte« (S. Salas) Geheimkombination. Wem dabei/hernach der theosophische Sinn zufällig sperrangelweit offensteht, der lese die sowohl Spezial als auch das vis-à-vis aufgestellte → Fässla betreffende Episode in Thomas Kapielskis Gottesbeweise IX–XIII (Berlin, 1998).

(Brauerei Spezial Christian Merz Bamberg)

Für Barfüßer Blonde und Barfüßer Schwarze ist zu Recht Barfüßer ›Das kleine Brauhaus in Nürnberg‹ verantwortlich zu machen. Mit allen juristischen Konsequenzen. Der Mautkeller, der seine labyrinthigen Gewölbe dafür hergibt, ist weiß Gott keine Puppenstube, o nein, somit ist akkurat davon auszugehen, daß täglich größere Quantitäten dieser Unbekömmlichkeien an noch größere Quantitäten Ahnungsloser verschenkt werden. Einen fast verschwörungstheoretischen Aspekt beansprucht der Sachverhalt zudem durch die Tatsache, daß es ein gleichnamiges, nicht minder schimpfbeladenes Headquarter in Ulm und eine weitere Niederlassung in Heilbronn geben soll. Höchstvermutlich ist das erst der Anfang, und eines Tages röchelt unser fragiles Gemeinwesen im »Stranglehold« (T. Nugent) dieser barfüßigen Gasthausbrausatanisten sein Leben aus.

Barre Bräu Pilsener (4,8% ) dürfte, handwarm und durchgeschüttelt, besonders für Autofahrer kaum zu empfehlen sein. Da käme die extravakante Hopfenstelle nämlich durch, und die Malzeinspeisung verdunstete bereits beim Öffnen. Für Altstadt Alt (4,8% ) hat der Hopfen durch die kleine Geheimluke, die jede Bierflasche hat, noch ein paar gute Freunde eingeschleust. Diese Luke konnte ja erst vor kurzem von einem Forscherteam nachgewiesen werden und dient der gängigen Lehrauffassung zufolge sonst als eine Art Notausgang für guten Hopfen, der versehentlich schlechtem oder schlechtestem Bier beigerührt wurde. Das funktioniere über ein Überdruckventil, bestätigt Dieter Appelt, Schriftleiter des Klassikers Getränkeflaschenabfüllung in Übersichten (Leipzig, 1988), während Ozzy Osbourne et al (Ozzmosis, 1995) das Wirkungsprinzip auf ein osmotisches Fundament gründen möchten. Mehr sei an dieser Stelle nicht verraten.

(Privatbrauerei Ernst Barre Lübecke)

Um Barth-Senger Vollbier Dunkel zu brauen, braucht es die Brauerei Barth-Senger in Scheßlitz. Und die schenkt aus in einer zwergenhaftwinzigen Wirtsstube, daß selbst die fröhliche Stammgastrunde wiederholt nach »Luftraum«, vulgo Frischluft, qua Türöffnen einkommt. Dann verzehren sie mit lärmender Andacht ein den leichten böhmischen Schwarzbieren anverwandtes Genußmittel. Besagte Nachbarn arbeiten ähnlich parkettsicher im Niederspundbereich.

Bauer Bier Pils (5,0% ) bäuert ziemlich ländlich mit tendenziös böhmischen Anwandlungen. Lassen Sie sich nicht von dem mißwüchsigen Zicklein auf dem Etikett von Bauer Bock (6,1% ) abschrecken: Er schmeckt wirklich nicht. Bauer’s Schwarzes Bier (4,8% ) riecht zu Beginn nach Schafkäse und findet bald klassische Balance in Haselnüssen (II. Wahl, unsortiert, ungesalzen). Die matte, verhaltene Rezens wird allerdings spielend vergessen gemacht, wenn Sie die Schaumfrage für alle drei noch einmal kollektiv erörtern.

(Brauerei Ernst Bauer Leipzig)Goedecke's

Die Deklaration Bavaria Holland Beer (5,0% ) liest sich so irreführend nicht. Im Blindtest mit mehreren Münchner Hellen ist B. kaum auffällig geworden. »Einzigste« (J. Holetzeck) Bedingung: »kalt servieren«. Auch das Starkbier 8,6 (8,6% ) wird in diesen kleinen Castor-Behältern in Umlauf gebracht, und ich habe des öfteren beobachtet, wie dieser Säurecocktail sich durch die Wandungen fraß. Beware! (Brouwerij Bavaria Lieshout/Niederlande)

Bayerischer Hof Hausbräu Hell aus Grünbach umspielt lüstern den 4,8–4,9 Prozent-Pegel, sieht aus wie Hefeweizen, lächelt extrem hefedominiert, ist leider um Längen zu säuerlichfruchtig und demzufolge keine sonderliche Empfehlung wert. Freund Dunkel will genauso stark sein, wird dabei fast undurchsichtig, faustischstoutisch. Röstmalzorientiert, verlangt es eine stabile Grundierung mit meterdickem Hopfenfundament. Die ambitioniert niedrige Spundung läßt an dunkle fränkische Vollbiere denken. Dort wäre man besser aufgehoben.

Beck’s Gold (4,9% ) nennt sich ein exportähnliches Getränk, das beim Öffnen sieben Sekunden lang ungeheuerlich schick nach Hopfen duftet. Funktioniert über die für Beck’s patentierte Hopfendüse unter dem Kronkorken, die sich innerhalb der genannten sieben Sekunden selber auflöst. Denn: Im Geschmack ist von den Hopfenschmeicheleien nichts mehr zu erspüren. Wer’s weiß, trinkt die Nulldreidreierbuddel in einem Zug leer und hat die Illusion parallel. Für Beck’s Spitzen-Pilsener (4,7% ) zitiere ich, wie gehabt, den leider schon viel zu früh von uns gegangenen Bierethnologen Holger Sudau (1961–1995): »Eigenartig: schmeckt immer so, wie man sich gerade fühlt, also meistens schlecht. Nicht recht pilsig, ohne rechten Schwung.« Wo er recht hat. Und Beck Hansen behauptet, nach dem Lieblingsbier seiner Mutter benannt worden zu sein. Die Musik ist danach.

(Brauerei Beck & Co. Bremen)

Belhaven St. Andrews Ale (4,6% ) – ein starkes Ale aus Dunbar, trotz seiner Verdünnisierung (und des beigegebenen Zuckers), im Hopfenbereich kräftig, dröhnend und laufsicher wie der Trommelschlag des gleichnamigen Drummers, Aynsley mit Vornamen. Den kennen Sie doch? Aynsley Dunbar. Kleine Hilfestellung: John Mayall, Jeff Beck, Mothers Of Invention, Turtles, Jefferson Starship, Journey, Whitesnake, Mother’s Army, UFO et cetera. Eine Spur leichter, dafür umso samtiger und doch würzig in allen sensorischen Belangen, demnach absolut überzeugend ist Belhaven Robert Burns Scottish Ale (4,2% )

(Belhaven Brewery Co. Dunbar/Schottland)

Im Belle-Vue Gueuze Lambic (5,2% ) weicht ansprechender Hopfenduft einer interessanten, malzig durchsetzten Säure mit unvermutetem Pfirsich-Finish. Als Lambic ein Massenprodukt, klaro, aber nicht verwerflich. Verwendung von Weizenmalz, spontane Gärung und Reifung in Holzfässern halten dafür. Gemeinsam ist all diesen Lambics, daß sie keine Gemeinsamkeiten vertragen. Außer ihrer Unberechenbarkeit. Das Fruchtbier Kriek (5,2% ) beispielsweise läßt man dafür geschlagene drei Jahre reifen. Es wirkt nicht allzu likörigsüß, richtig ausgeprägt kirschig ist es daher kaum. Im Vergleich zu anderen Fruchtbieren und Biermischgetränken kann der stolze Alkoholgehalt gefallen, weil er ausnahmsweise berechenbar bleibt.

(Belle-Vue Brasserie Bruxelles/Belgien)

Woher wollen der Bellheimer Lord (4,9% ) und die bei Silbernagels denn wissen, daß das »natürliche« Wasser vor siebenhundert Jahren ohne »negative Umwelteinflüsse« abregnete und für den Tiefbrunnen einsickerte? Neueren Forschungen zufolge soll das ziemlich lotterhafte und verfilzlauste Heer Rudolfs II. ausgerechnet rund um Bellheim seine letzte große Pinkelpause vor der Schlacht bei Göllheim (2. Juli 1298) abgehalten haben.

(Bellheimer Privatbrauerei K. Silbernagel Bellheim)

Belzebuth (15,0% ) bezeichnet sich abermals als ein stärkstes Bier der Welt, doch mit wesentlichen Neuerungen: Schaum ist bei, der Geschmack nicht knallig schnapsig. Bleibt trotzdem die Sinnfrage. → EKU 28, → Hürlimann/ Samichlaus,Primator. Grain d’Orge (8,0% ) ein, so leid es mir tut, Imitat in flandrischer Tradition. Auf Deutsch: Doppelbock. Nicht direkt wichtig.

(Brasserie Jeanne d’Arc Ronchin Lille/Frankreich)

Berliner Bürgerbräu Ratskeller Pilsener (5,3% ) erreichbar über eine mächtige Malzzufahrt, die in der Rush hour ratzfatz verstopft, daher mäßig bis zäh fließender Verkehr. Achtung, auf der Hopfenstraße kommt Ihnen ein Fahrzeug entgegen. Bitte trinken Sie langsam und am äußersten rechten Fahrbahnrand, trinken Sie nicht nebeneinander und überholen Sie nicht. Das schankbierkompatible Bürgerbräu Pils (5,0% ) schafft es hopfenmäßig nur auf die Standspur, und Rotkehlchen (5,3% ) ist mitnichten ein Rotbier, sondern gelb wie richtig gelbes Gelb. Schwarzbier protzt bloß mit 5,2 Prozent. Nicht lässig, sondern grob fahrlässig sind Maibock und Dunkler Bock (je 6,8%) verhauen worden. Mehr wäre da in der Berliner Farbkastenbrauerei mehr gewesen, wenigstens aber ein passabler Bock.

(Berliner Bürgerbräu)

Ihre Berliner Schwindl Original Weisse (2,5% ) blökt die Berliner Kindl Brauerei aus wie Sauerbier. Stets mit Erfolg. Ätzend essigstichig. So was hält sich bis April 2009. Zwei der Assistenzverkoster traten spontan zum Islam über, in der irrigen Auffassung, der teuflische Belag auf der Zunge wiche, wenn schon nicht vor Ablauf des Verfallsdatums, so mindestens in den nächsten Jahrzehnten. Ich halte Sie auf dem laufenden. Zum Beispiel über Markischer Landmann (5,1% ). Unter diesem Stichwort wäre der Stiefvater vom Kindl Pils im Telefonbuch zu finden. Suggeriert die typisch zonige Bier-von-hier-Er-digkeit. Mühsam zu durchschauen. Kakaoig. Die aparten Schaumverästelungen mehr am → Guinness als am → Köstritzer orientiert. Kommt vom Faß besser. Berliner Schwindl Pils (4,6% ) → Rex Pils. Schwer tut sich auch Berliner Schwindl Jubiläums Pilsener (5,1% ), denn es wandelt in stupender Einfalt. Eintönigkeit lastet auf dem Bukett, und der Hopfenball wird allenthalben flach gehalten. Geeignet höchstens fürs Kindl Light Dinner. Schwindl Bock dunkel (7,0%) und Bock hell (7,0%) sind keiner Erwähnung wert. → Hönig

Berliner Pilsener (5,0% ) hat sich in den Fangarmen der formidablen → Schultheiss-Krake noch am ehesten seinen exponierten Geschmack erhalten. Der neue »Markenauftritt« in der Longneckbottle mit würzigem Malzbratenfond auf Hopfenschößlingsalat. Oder an? Oder wie sagt man da?

(Berliner Pilsener Brauerei)

Kaum ist im Bernard Světlé pivo an 4,0 Prozent zu denken, viel zu weich und beerig, von gewissenhaft ausgebauter Bukettstruktur erscheint es mir, elitäres Hopfengemurmel im Hintergrund. Wer sich lieber schwarz ärgern möchte, dem stelle ich Bernard Světlé lězák (5,0% ) auf den Nachttisch, ein versudeltes Konzentrat aus ranzigen Diacetylen, die sich später freilich verstohlen auffächern, aber zu spät ist zu spät. Offensichtlich ein Bier, bei dem »die Zahl der Produzenten die der Konsumenten weit übertrifft« (H. M. Enzensberger).

(Bernard pivo Humpolec/Tschechien)

Bier feinherbes Pils wurde angeblich für »die Sparsamen«, die SPAR-Handelsgesellschaft gebraut. Doch wo und wozu? Der Dose entnimmt man unversehens eine Flüssigkeit von der Farbe, die gemeinhin ziert des Kettenrauchers Fingerkuppe, mit unter Verwendung aller verfügbaren höheren und Methylalkohole ergaunerten 4,9 Prozent. Aus alten Bierneigen und Retouren recyclete Hopfengabe. Schaum erinnert frappant an die braungebrannten Häubchen auf nitratverseuchten Feldbächlein. Dies bestätigen auch meine Blechbierspezialisten, die per Konferenzschaltung als Fernverkoster assistieren und neulich die Begutachtung einer Dose → Tip-Pilsener überlebt haben. Wer schlimmes Bier gern wegkippt, kommt hier totalitär auf seine Kosten. Mit Serviervorschlag.

Bei Bière du Corsaire (9,4% ) mäandert nicht nur Dampf aus den Ohren – wie aufs Etikett gemalt. Voller Zunder plus furzfeuchter Korianderabgang, »Driemal gegist« und damit ideal in Kombination mit dänischem Bolly-Käse. Nix anderes erwartet man da.

(Brasserie Artevelde Gent/Belgien)

Die Brauerei von Bière du Desert (7,5% ) vermeldet Neuschöpfungen. Diese hier die Beste: dickster Hopfenschwall aus der Bouteille (»verlorren verpakking«). Unglaublich hell und leicht. Wo bleiben die Prozente? – Rumms! Da sind sie. Weinöse Anwandlungen, mit Pampelmusenfasern durchwirkt. Trinken wie Gott in Frankreich. Als Wüstentrunk der sichere Tod. La Goudale (7,2% ) likört mildsüffig unterm Korkenchampignon, dessertweinig, weiße Schokolade wäre die feste Entsprechung. Obergärige Hefe riecht halt schön. Mischungsversuche im Verhältnis zwei Teile L. und ein Teil Sprudelwasser ergaben ein phänomenales Export. Wäre das ein Angebot? Amadeus (4,5% ) ein Weißes – La Blanche –, von dem sich weiß Gott alle Weißbierbrauer Deutschlands inspirieren lassen sollten. Ein gottgefälliges Brauwerk. Fruchtig-rein-nett, zauberhaft süß. So läßt sich Freizeit aushalten. Lutèce (6,4%) reiche ich in einer der nächsten Auflagen nach.

(Les Brasseurs de Gayant Douai/Frankreich)

Bière Tradition du Nord (6,4% ) schleicht unbemerkenswert belanglos, aber auch nicht verdammungswürdig umher. Bière Blonde (4,9% ) wird ungeniert als »authentique« apostrophiert. Angeblich mit ausgewähltem Hopfen und Malz. Wer’s glaubt.

(Ohne Herkunftsbezeichnung für Système U Créteil Cedex/Frankreich)

Binding Römer Pils Medium (3,0%), Römer Lager (4,5%), Römer Pils (4,9%), Römer Ice (4,9%), Römer Dark (4,9%), Kutscher Alt (5,0%), Römer Diät (5,0%), Römer Export (5,3%) und Carolus (7,5%). Haha, reingefallen. Ihr kommt mir hier nicht rein.

(Binding Brauerei Frankfurt/Main)Henninger,Krušovice,Radeberger,Schöfferhofer,Urkrostitzer

Die Nase wird unsicher. Bintang (5,0% )? Das kennt sie nicht. Ein fruchtigobergäriger Geruch umspielt sie, obwohl nur Malz, Hopfen und Wasser auf der Karte stehen. Nicht mal Sambal Oelek.

(Multi Bintang Jakarta/Indonesien)

BischoffPremium Pils (4,7% ) offeriert eine meiner Lieblingshopfennasen. Die Bischoff-Ateliers an den hängenden Hopfengärten von Winnweiler verfügen über die Hopfendefinitionsmacht. Nicht nur ein guter Nachtrunk, sondern gleich mehrere. Donnersberger Dunkel (5,2% ) donnert metallischwild. Eine weniger zurückhaltende Rezens könnte bei beiden zusätzliche Wunder bewirken. Von der ausweislich modisch inspirierten Weizenbierkollektion sagte mir Falkensteiner Weizen nicht so, Urweiße schon mehr, Falkensteiner Urschwarze (alle 5,2%) jedoch am meisten zu.

(Brauerei Bischoff Winnweiler)

Bischofshof Prälat Pilsener (4,7% ) ist in der Tat »das Bier, das uns zu Freunden macht«. Mich und die Brauer da. Klassisch herb – Mann, sind die gut. Urhell ist ihnen versehentlich um 0,1 Prozent stärker geraten. Darf auch mal sein. Da drücke ich ein Auge zu. Unter Freunden. Siehe oben. Original 1649 (vom Faß) erinnert an ein geschmacksreduziertes Hellexportgemisch. (Brauerei Bischofshof Regensburg)

In Bishops Finger (5,4% ), einem Kentish Strong Ale, präsentiert sich das willigste, zuvorkommendste und liebenswürdigste Röstmalz, gestützt von noch willigeren, noch zuvorkommenderen, noch liebenswürdigeren Hopfenbotenstoffen. Der Nächste, bitte. Casey’s Smooth Stout (4,7% ) heizt den Röstmalzofen richtig ein, das Endergebnis speichert Wärmeenergie in flüssiger Form, zuweilen pappig, aber nicht pampig. Spitfire (4,5% ), ein Bitter Ale, ein zartbitteres Ale, und an der dazu gehörigen Schokolade fehlt auch nicht viel. »Fight fire with spitfire!« (J. Elefante) (Shepherd Neame Ltd. Faversham/England)King- fisher

Bitte kein Bitburger Pilsener (4,6% ) aus dem »Haus der tragischen Biere« (H. Sudau) mehr.

(Privatbrauerei Th. Simon Bitburg)Köstritzer,Wer- nesgrüner

Aus dem Behälter voll Bjørne Beer (7,5% ) klettert ein miefiger Schwapp halbverdauter Nüsse, im Glas gelingt es, den hervorstechenden Eindruck beizubehalten. DVU-Sitzungsbier. Aus panischer Angst, das Glas durch simplen Lochfras einzubüßen, dann doch ganz schnell weggekippt. Bjørne Beer (5,0% ) blafft zwittrig, könnte Pilsener oder ein Lager, soll aber ein Pilsener und demnach kein Lager sein. Baustellenbier mit weinigblumigem Ruch, fünfundzwanzig Cent auf die Kralle. Harboe Silver Pilsener (4,9% ) verstärkt meine Eindrücke.

(Abgefüllt in der Klosterbrauerei Dargun für Harboes Bryggeri Skaelskør/Dänemark)

Blackadder (5,3% ) – ein Biermischgetränk aus einer Pharmabrauerei? Johannisbeere, schwarze, soll es sein. Item Pfefferminze, Natreen, Vogelbeere? Sprechen Sie darüber mit Ihren Freunden.

(Aston Manor Brewery Birmingham/England)

Blanche de Namur (4,5% ) is ja eine Riesenflasche, mit Etikett im Lebensmittelmarkendesign. Drin geht’s limonenlimonadig zu. Und betrachten Sie mal die Bläslein in ihrem unbeirrbaren Drang nach unten, zum Flüssigkeitszylinder, um eigentlich dort dahinzuwelken, aber, wie wundersam, nicht in der Nässe aufzugehen, sondern wieder nach oben zu drängen. Es ist ein ständiges Kommen und Gehen, Steigen und Fallen in diesem Schaumpolster. Wie eine Hüpfeburg. Die Krönungsfeierlichkeiten für dieses Witbier (~ Weißbier) fanden am 8. Juli 1999 statt. Die Angeklagten H., N., R. und M. gestehen reumütig, den Autor mit einem Beer For Dolphins-Video (d. i. die Band von Mike Keneally) inklusive Steve Vai-Gastauftritt und diversem Knabberwerk vorsätzlich ruhiggestellt zu haben. Alsdann haben sie sich heimlich, still und leise über das an diesem Abend in einer Dreiliter-Flasche gereichte St. Benoit (7,0% ), ein Bière brune, hergemacht. Nach dem Videogenuß vom verärgerten Autor zur Rede gestellt, äußerten sie sich teils blumenreich (»Ein Obstgarten. Es funktioniert.«), teils widersprüchlich (»bissel doll lecker«), insgesamt positiv: »Was hattest du gleich bei → Veltins geschrieben? … Genau. Schreib das.« Für Saison Regal kann man die Bierkorken knallen lassen. Sehr fruchtig im Geruch, im Schluck erfrischend trocken, trotz der höchstintelligenten 5,4Prozent Alkohol angemessen weinige Transparenz mit ein paar fast grasigen Zwischentönen. Sektschaum und Bernsteinfarbe.

(Brasserie Du Bocq Purnode/Belgien)Corsendonk

Blanický Rytir (3,6% ) semmelt sehr pappig, mastig, widerlich, wie lange draußen gestandene Weißweinschorle. Und wenn ich »widerlich« als Charakterisierung aufgreife, dann habe ich lange darüber nachgedacht. Im Affekt wäre das weniger glimpflich abgelaufen. Für umgerechnet zehn Cent trotz des aparten Etiketts als Světlé geradezu verteufelt untauglich.

(Pivovar Benešov/Tschechien für die tschechische PLUS-Kette)

Blue Marlin (6,0% ) beweist: Es bleibt doch immer wieder anbetenswürdig, welch ultraleichte Bukettmäntelchen Überseebrauereien dem majestätischen Ethanol umzuhängen wissen.

(Mauritius Breweries)

Vom Bodenwöhrer Jacob Spezial Export (5,3% ) schmeckt der Schaum spürbar besser als das Getränk, nämlich ausgezeichnet. Aber Flaschen voller Schaum? Ist sowas denn die Möglichkeit?

(Familienbrauerei Friedrich Jacob Bodenwöhr)

Böheim Vollbier und Böheim Pils verblüffen auf der ganzen Linie: völlig identisch. Beide mit 4,9 Prozent, grobem Schaum (Blasendurchmesser 1,47 Millimeter) und leicht, wenn auch nicht unangenehm angesäuert.

(Brauerei Vereinigung Pegnitz)

Licht aus. Spot an. Ja. Böhmisch Brauhaus Pilsener (4,9% ). Wir sehen einen Film aus der europäischen Braugeschichte. Folge 324: Pilsenerbiere im Jahr 1925. Das dunkle Vollbier Edel Sünde (4,6% ) steht als deutlicher Querverweis zu böhmischem Brauen – ach stimmt ja, der Brauhausname –, nicht zu stark, mit marmoriertem Röstmalzbild. Undeutliche Radiescheneinspielung mit böhmischen Untertiteln gegen Ende. Warum Schwarzbiere so affige Bezeichnungen haben müssen.

(Böhmisch Brauhaus Großröhrsdorf)

Bölkstoff (4,9% ). Aufmach! Runterschluck! Staun! Blödkuck! Ekel! Würg! Uargh! … Wegstell! Schimpf! Aufreg! Konstruktiv kritisier? No! Fertigmach! Hinschreib! Durchles! Gutfind!

(Gilde Hannover)

Börsen Alt (4,8% ) schwadet bittermandelig, null und nichtig im Körper, trocken – man hält die Flüssigkeit selbst für angetäuscht.

(Ganser-Brauerei Leverkusen)

Bohemia Regent (4,4% ) bezeichnet ein Destillat aus vier verschiedenen Malzsorten, überzeugend körperhaft, weil geringer vergoren. Vereinzelte Kollegen sprechen von feinster Schokolade, die in Bohnenkaffee eingelassen ist. Oder sind es gar keine vier Malzsorten, sondern ist’s die berühmte, geheimnisumwobene Bohemia Malzbohne? Das kriege ich noch raus. Wenn ein denkbar trockenes Bukett mit starker Betonung auf Bittere den fülligen Malzkorpus umsorgt, dann kann es sich allein um Bohemia Regent (4,9% ) in der hellen Lagerbierausführung handeln.

(Pivovar Třeboň/Tschechien)

Bolten Alt (4,7% ) vom Faß: bronzebräunlich, süffig, süffisant. Das Flascheninhalt gewordene Produkt arbeitet im Mund, da blinken die Hopfensignallämpchen, nachdem das Malz mit minimalrauchigem Timbre eine im großen und ganzen überzeugende Vorstellung gegeben hat. »Gewöhnliches« Bolten Alt der »ältesten Altbier-Brauerei der Welt« gibt es für durstige Interessenten weit außerhalb von Korschenbroich sogar vom Faß, gediegeneres Bolten Ur-Alt (4,7% ) leider nur aus dem bügelbezwungenen Glasfaß. Seine Eigenschaften sind mit bronzemedaillenbräunlich zutreffend umschrieben und mit diversen Postit-Zettelchen, die an wirklich Altes erinnern sollen. Und, was soll ich sagen, es klappt! More! More! More!

(Privatbrauerei Bolten Korschenbroich)

Bombardier Export (5,5% ) trägt die hefige Nase hoch in heftiger Interaktion mit dem hohen Alkohol. Der hat zudem ein schweres Aromabündel über meine Zunge zu schleppen. Manchmal mag man ihm helfen, manchmal nicht.

(Charles Wells Ltd. Bedford/England)

Meine Gewährsleute loben Borbecker Helles Dampfbier (4,8% ) über den grünen Klee. Ich finde, es ist schwer einzuordnen, spritzig ja, dampfig weniger.

(Sternbrauerei Essen)Maisel’s,Stauder,Zwie- seler

Stellen Sie sich vor, in Stalins lustigster Baracke wurde Bier gebraut, auch jetzt noch – Borsodi Vilagos (5,2% ) – selbst in Brauereien, die nicht in → Amstel- oder → Goldfassl-Hand vereint sind. Im B. finde ich: Viz, Arpamaláta, Tengeridara, Komlókeszilmények, Sörélesztö felhasználásavál. Ergebnis, logisch: exportös, meßweinfarben.

(Borsodi Sörgyar Böcs/Ungarn)

Bosman Specjal (6,8% ) lodert tatsächlich pilsähnlich, ausgesprochen herb. Wo stecken die Prozente? Gibt’s da Umrechnungen ins Polnische? Pikanterweise heißt das adäquate Export Bosman Full (sic!) und hat nur (!) 5,6 Prozent. Für Bosman Strong (8,1% ) sind der Fama zufolge Hopfen und Malz mit Wodka angesetzt worden. Im Anschluß mit Kohlensäure gespritzt. Fertig. Ich auch. Nach einer Flasche.

(Bosman Browar Szczecin/Polen)

Branik (4,1% ) heißt der Patron der tschechischen Brauer. Die Prager Kollegen mögen vielleicht nicht zu seinen Lieblingsschützlingen gehören, trotzdem wacht er mit väterlicher Hand über dem Brauprozeß. Ein nach ihm benanntes Gebräude hat schließlich ausgewogen malzig und luzide gehopft zu erscheinen. Bis jetzt keine Gegenanzeige. Die Schaumzahl des Měštan (3,4% ) würde die DLG-Prüfer sicher in den Freitod treiben, die Farbe ist nach EBC nicht mehr meßbar, und doch: es hat was. Nur was? Velvet (5,3% in Lizenz von Cape Hill Brewery Birmingham/England) schmeckt nicht sehr gut.

(Prazké Pivovary Praha/Tschechien)Vratislavice

Braugold Bock (6,5% ) eindeutig für gut befunden. Braugold Pilsner Spezial (4,9% ) rollt aufgeregt über den Gaumen und hinterläßt kleine Kratzspuren auf der Zungenbahn. Mit Angerbräu (5,2% ) wird ein weich gehopfter Nachtrunkteppich für mich ausgerollt. Na bitte.

(Braugold Brauerei Erfurt)

Brauhaus Hell ( ) und Brauhaus Weizen ( ) mußten als nahezu identisch mild und säurearm klassifiziert werden, Brauhaus Dunkel () endlich brachte dann noch ein Quentchen Geschmacksmut auf.

(Hausbrauerei Zur Post Frankenthal)

Braunschweiger doppelte SegelschiffMumme (0,0%) ist bloß ein Malzextrakt und hat mit dem alten Getränk gleichen Namens, das auch den Ruf des Porters begründete, nichts am Hut. 1492 von Uwe äh Christian Nettelbeck erstmals erprobt. Ein paar Maggiespritzer davon in ein Industriebier, fertig ist ein passables Dunkel.

(H. Nettelbeck Braunschweig)

Braustolz Black Art (4,9% ) atmet burgunderfarbene, klare und frische Schwarzbierluft, leider etwas schaumverloren, doch um Längen besser als Die Schwarze Kunst von → Schultheiss – weil, die können nicht mal Englisch. Das bierfarbige Braustolz Pils mit schaumigem Schaum, hopfigem Hopfen, schönem Namen und prozentigen 4,9 Prozent: ein bieriges Bier. Spezial Export (5,4% ) dürfte dann die Sorte sein, die Franz Dobler in seiner tollen Erzählung »Karo, meine Marke« (In: Falschspieler. Hamburg, 1988) als »ausgezeichnetes Bier« bezeichnete und sich’s von einer Schönen kästenweise besorgen ließ. Braustolz Lager (4,5% ) und der »buchenrote« Bock Dunkel (6,6% ) ergeben leider nur 1:1 gemixt ein schmackhaftes Märzen. Braustolz Landbier (5,2% ) verwirrt mit Wohlgeschmack. Kein sooo großes Fest verheißt das limitierte Kappler Festbier (5,5% ). Aber Kappler Braumeister (4,9% ) zähle ich hiermit & heute zu meinen hundert Lieblingsbieren. Sollte → Flensburger jemals hopfenabtrünnig werden – hier wäre Ersatz.

(Braustolz Chemnitz)

Brewer’s Cave Roasted Black Barley Ale (5,1% ) könnte eine Art Schwarz-Ale sein. Auf dem Etikett stolpert der Brauer mit der Laterne durch seine Brauhöhle. Ich hoffe, es entspricht nicht der Wahrheit, sondern dokumentiert die schlafwandlerische Sicherheit, ein Sowas zu brauen. Farbe wie selbstgemachter Johannisbeerenwein.

(Minnesota Brewing Company St. Paul/USA)Schwar- zes Kreuz Vollbier

Březnák Světlý Ležák (5,1% ), Světlý Výcepní Pivo (3,8% ), Tmave Výcepní Pivo (3,7% ) und ein bockstarkes Bockbier Světlý Specialní Pivo (6,1% ) umfaßt die langsam sich aufhellende Produktion in Velké Brezno. Die für deutschen Export verfertigten Entsprechungen heißen Březnák (5,1% ), Březnák Hell (3,8% ) und Březnák Schwarzbier (3,7% ).

(Pivovar Krásné Březno/Tschechien)Louny,Zlato- pramen

Brauerschaft vom Brigand (9,0% )! Könnte es sein, daß Sie einen Betriebsausflug nach Marktredwitz zur Brauerei → Nothhaft unternommen und dazu genutzt haben, deren unmögliches Rawetzer Weißbier abzukupfern? Kupfer ist jedenfalls mit Sicherheit im Spiel. Umgedreht kann ich mir’s kaum vorstellen. Oder Sie? Rawetzer-Weißbier-Sor-gentelefon (09231) 2077. Im spontan vergorenen Lambic Grande Reserve St. Louis Gueuze (4,5% ) dagegen ist Stachelbeere mit bei, Rhabarber, unterlegt von blumigsten Fruchtassembles, Früchte teils, die ich noch gar nicht kenne. Hier werde ich noch mehrfach vorsprechen müssen. Fesselnd wird es im Kasteel Bier Blonde-Umfeld (11,0% ). Es sieht so aus, aber glauben Sie mir, es ist KEIN Erfrischungsgetränk. Auch kein Kasteelbauarbeiterbier, welchselbige Vermutung aufgrund der handlichknubbeligen Stubbiflasche nicht gänzlich verkehrt sein dürfte. Brief & Siegel drauf, kein Fenster geriete gerade, keine Mauer wäre mit der Vertikalen nur annähernd vertraut, die Turmspitzen bohrten entmutigende Löcher in den Baugrund, und ob die Bauarbeiter nicht lieber statt Bauarbeit der Bieraustrinkarbeit generell den Vorzug gäben … Kurzum: dieses geweihte Wasser haben sicher nur Bauherr und Architekt nach glücklicher Fertigstellung des Schlosses Ingelmunster getrunken, na eher: genippt. Es erinnert optisch an Zoiglbier, birgt einen leider nur undeutlich zu verstehenden Hopfen, riecht etwas staubig und erinnert jede Papille an den gottgewollten beziehungsweise gottgewaltigen Alkohol. Trotzdem scheint dieser monströse Weinbeerensud eine direkte Zuleitung zum Behaglichkeitsressort unseres Hirnkastens zu kennen.

(Brouwerij Van Honsebrouck Ingelmunster/Belgien)

Brinkhoff’s N° 1 (5,0% ) benimmt sich mittlerweile ähnlich anständig wie → Wicküler. Beim Siegel Pils (4,8% ) ist überhaupt nichts richtig. Siegel Export (5,3% ) – phänomenologisch und astrein dasselbe. Einziger Vorteil: im Frankfurter Lokal »Horizont« erhält man es im Schnittglas durchschnittlich sieben Minuten früher als das Pilsener. Sagt Röthle. Ein Ritter Pils (4,8% ) – gibt es auch.

(Dortmunder Union-Ritter-Brauerei)DAB

Ein einleuchtender Beweis, daß es die Amis doch können und nicht immer nur den Mund viel zu voll nehmen, wäre Brooklyn Lager (5,1% ) mit blumigbitterem Antrunk, trocken mit starker Säure, bräunlichgelb mit Backpflaumenverweisen und Rosinenveredlungen. Kaum vorzustellen, wie ein Direktvergleich mit unseren einheimischen sogenannten Lagern ausfiele. Desaströs. Für wen brauche ich Ihnen nicht zu erläutern.

(The Brooklyn Brewery New York/USA)

Bruch Edel Pils (4,8% ) ist wahrhaft edel. Gar nicht sooo signifikant für diese Gegend, wie ich mir zu meinen erlaube. Gelungenes Hopfenfinish, nicht zu schlank, anhaltender Nachtrunk. Zwickel (4,8% ) setzt noch einen drauf: Mit dieser Wertegemeinschaft auf der Zunge möchte man den Rest des Lebens zubringen/sein Leben aushauchen (bitte Zutreffendes streichen). Bis dahin trage ich Bruchbänder mit der Aufschrift: »Trinkt Bruch Zwickel!« Landbier 1702 (4,8% ): Das mit dem »nach Rezept von 1702« wird freilich keiner glauben wollen, vielleicht etwas farb-/röstmalzig, aber nahe am Optimum, könnte einen Schuß mehr Lieblichkeit vertragen.

(Brauerei Bruch Saarbrücken)

An Bruckmüllers feines Hefeweizen (5,3% ) delektiert man sich besser vor Ort, am besten auf dem Amberger Marktplatz. Möglichst mit leidlich viel Restalkohol um die Nervenbahnen herum, legt man die vorzüglichen Eigenschaften auf den Prüfstand, die im besonderen ausgerechnet diesem Weizenbier zugesprochen werden. Nach drei Halben erstrahlt das Sein in ungewohnt feurigem Glanz. Herr Duschke tritt herzu, freut sich, Herrn Roth und mich kennenzulernen, plaudert, hält trotz methusalemischer Jahresringe um die Augen wacker mit und empfiehlt »für die Heimreise« das lieblichzarte Bruckmüller Hell (4,7% ). Ein Hochamt!

(Brauerei Bruckmüller Amberg)

Brütting Kellerbier riecht sauerkrautig nach altem Holzfaßboden. Es mag seine Eigenheiten haben, ansprechend waren sie jedenfalls mitnichten. Überm Ärger vergißt man fix, zu bezahlen.

(Brauerei Brütting Friesen)

Brugse Tripel (9,0% ) floriert dunkelbernsteinig mit nussiger Nase und smoothen Marzipaneinschlüssen, drumrum ein nicht zu bitterer, warm und weich gefütterter Kakaomantel. Man muß sich eben mit dem Alkohol anfreunden können.

(N. V. De Gouden Boom Brugge/Belgien)

Budweiser Světlé Pivo (4,0% ) rangiert sehr hopfenweich, kühlend erfrischend, danach empfiehlt sich der allfällige Wechsel zum Budweiser Budvar (5,0% ). Jedoch nur, um dieses aktuelle Bierdrama zu verifizieren: eine Schaumlosigkeit sondergleichen, viel zu vollgelbe Farbe und eine rappelvolle Hopfenwolke, die unergründlich ins Krauthaftmedizinische abirrt. Die Brauer berufen sich stets auf ihre sprichwörtliche Budweisheit und liegen nunmehr voll daneben. Ebenso Gary Moore, in dessen CD-Booklet zu »After Hours« (1992) eine gut plazierte Flasche Budvar zu erspähen ist. Wenigstens beim Bier weiß der Mann, was er will. Budweiseuphorisierte greifen spätestens jetzt zu Bud Super Strong (7,6% ), einem superben böhmischbelgischen Brückenschlag mit angedeuteten obergärigen Avancen. Atmet schwer hopfend im Vergleich zu deutschen Bockbieren. Wie machen die das? Die einzig akzeptable Art, die Budweiser Bierkunst in die Zukunft zu retten.

(PivovarČeské Budějovice/Tschechien)Göller,Göltzsch- tal,Gräfenberger,Samson,Tucher

Bürger Bräu Edel Pilsner (4,8% ) verhält sich ziemlich still. Ist der Wegfall der Zonenrandförderung zu beklagen? Edel-Weiße (4,9% ) gesteht »Weizenmalz, Gerstenmalz, Erlesener Hopfen, Feine Hefe, Brauwasser aus eigenem Brunnen, Original Flaschengärung« bei der Herstellung berücksichtigt zu haben. Kann eigentlich kaum was schiefgehen. Tut es aber. Alles. Fluch über Bürger Bräu! Hof galt ja noch nie als Heimstatt des Brauens, höchstens des Grauens. Neueste Funde bei Ausgrabungen belegen, daß die Stadt – ähnlich Troja – auf zig Schichten Scherbenschutt vor lauter Verzweiflung zertrümmerter Braukessel und Flaschen steht. Das Erdreich ist zum Teil bis in tausend Meter Tiefe von weggeschütteten Sudrückständen kontaminiert, und die Sterberegister der letzten fünfhundert Jahre kennen ausschließlich eine Todesursache. Trotzdem wird man da nicht schlau, bei der Bürger Bräu Hof.

Bürger-Bräu Lagerbier (4,4% ) stolpert mich sauer an, rülpst und sagt schlechte Wörter. Bürger-Bräu Pilsner (4,9% ) erinnert in schwachen Stunden – und die hat es wahrscheinlich immer – an das Starovar Cheber. Selber Kellertrunk ist ein Rosinensud mit 5,4 Prozent Alkohol, und beim Altbayerischen Weißbier (4,9% ) katapultieren sich die CO2-Bläschen ins Freie, daß es eine Schau ist. Bloß raus hier, heißt ihre Devise. Daß ein Brauhaus Schwierigkeiten mit dem Spund hat, ist nichts Neues. Aber ein Weizenbier, das man in einem Guß ins Glas bringt, sogar – ich hab’s probiert – aus einem halben Meter Höhe, gibt es kaum alle Tage. Was die Selber selber brauen, werden sie auf längere Sicht auch selber trinken müssen. Eine auf den ersten Blick harmlose, doch, wie ich hoffe und glaube, pädagogisch wertvolle Strafe für die Bürger-Bräu Selb.

Bürgerbräu Festbier (5,2% ) ruft: »Tradition die wirklich schmeckt« an. Wie schmeckt eigentlich Tradition? Ohne Komma? Wie Edel-Export (5,2% )? Dann möchte ich damit nicht viel zu tun haben. Nur Kollege Seidl käme mit »Mittelgelb«-Witzen auf seine Kosten. Beim Edel-Bock (7,2% ), der wenigstens eine Patina kupfriger Röte auf die Glaswangen zu zaubern versteht, dann wieder nicht. Im Edel-Pils (4,9% ) ist sogar Hopfen drin. Das von Jean Paul ehedem angehimmelte »Weihwasser« beziehungsweise die »vorletzte Ölung« kann es kaum sein. Das wüßte ich.

(Bürgerbräu Bayreuth)

Jetzt Bürgerbräu Pils (5,0% )! Da hat wohl jemand die Stirn, der → Kaiserdom-Brauerei die rote Lampe am Platz streitig machen zu wollen. Die Chancen, jedenfalls, stehen mit dieser »Specialität« nicht schlecht. Kein Austrinkbier. (Bürgerbräu Bamberg)

Büttner Bräu Premium Pilsner (4,9% ) wird ausgerechnet im Brauhaus Schweinfurt gebraut, solange die Büttnerbräu in Gründung bleibt. Und da leisten die Schweinfurter eine hopfenmäßig sehr »ergebnisorientierte Sacharbeit«. Also bitte.

(Büttnerbräu Bad Königshofen i. Gr.)

Burgherren Pils (4,8% ) wird noch in den dicken, alten Flaschen feilgeboten. Ein grandioser Feierabendtrunk, auch aus dem Glas. Man kann zudem prima Interviews damit geben, nach Lesungen in Marburg oder sonstwo. Ostheimer Dunkel (4,5% ) wäre für die Kollegen, die es aus unerfindlichen Gründen immer ein Quäntchen deftiger haben mögen.

(Streckbräu Ostheim)

2000 Biere

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