Читать книгу 2000 Biere - Michael Rudolf - Страница 9
ОглавлениеDAB Export (5,1% ) und DAB Diät Pils (4,8% ) schreien gegen das Vergessen an – vergeblich. »Zum Wohlsein« pinselt ihr auf euer DAB Pilsener-Etikett . Darüber müssen wir noch mal reden. Auch über euer Immerähnlicherwerden mit → Brinkhoff’s. Über die 4,8 Prozent nicht. Dark Devil (5,6% ) firmiert unter »teuflisch stark – höllisch gut. Entdecke Deine Dunkle Seite«. Der ganze Werbezinnober wäre gar nicht nötig gewesen: → Hochstahlfarben, überraschend malzmild und hopfenfeintönig. Schaum anfänglich sehr steif, dann mit einem Mal weg. Gut für Henkelgläser. Für DAB Strong (4,9% ) albert man unter Verwendung australischen Hopfens der Bezeichnung »Pride of Ringwood«: »Work hard. Drink Strong.« Und läßt es gut, schön und edel auf der Zunge zergehen. Nicht auszudenken, braute es eine richtige Brauerei.
(Dortmunder Actien-Brauerei)
Darguner Pilsener (5,0% ) schmeckt auf einmal gut. Den monolithischen Nachtrunk, jawohl, den gibt es tatsächlich, meine Damen und Herren, den muß man sich förmlich herbeischmatzen. Probieren Sie das mal. Etwas ratlos ließ mich vorerst 99’er Pilsener (5,2% ) zurück. »Dieses gehobene Qualitätsbier ist mit dem Wunsch hergestellt, eine Spezialität für besondere Anlässe anzubieten.« Weich, eine Idee aleig, vollgelb und mit akrobatischen Malzkombinationen. Die sind bald so fesselnd, daß man im Abtrunkgeschehen wenig Verpflichtung verspürt, sich näher mit dem Hopfen zu befassen. Darguner Dunkel dagegen soll ein Dunkel sein, ist aber nicht dunkel. Wieder sowas in Richtung Märzen und einen Versuch wert. Mecklenburger Pilsener (5,0% ) wird für die fatalistische Kioskkundschaft bereitgestellt.
(Darguner Brauerei) → Bjørne
Darmstädter Premium (4,8% ) macht viel Rummel um nix. Das leidige Premiumdesaster: verstümmelte Hefen an die vollmondgelbe Würzefront geprügelt. Notdürftig geschlagener Schaum. Der Hopfen hat den Einsatz verpaßt. Und das in Darmstadt, der Stadt von Maruhn, dem »größten Biermarkt der Welt«. 1245 Marken. Kein Quadratmillimeter ist den Inhabern entgangen, um mit dieser Botschaft vollgeklebt zu werden. Über interkontinentale Pipelines ist Maruhn mit nahezu allen namhaften Bierherstellern verbunden. Sehr gut machte sich da der Umstand, daß schon in vorchristlicher Zeit auf dem Grundstück erfolgreich nach Bier gebohrt wurde. Der letzte Bohrturm bestimmt noch heute weithin sichtbar das Land schafts bild.
(Darmstädter Privatbrauerei Wilhelm Rummel)
Das feine Hofmark gibt sich »würzigherb« und uns ampelgelbe 5,6 Prozent. Im Ganzen zu matt, zu schlaff, zu rauh geraten. Das feine Hofmark »würzigmild« mit abermaligen 5,6 Prozent ist eine noch feinere Enttäuschung. Kommt denn nicht endlich wieder was zum Loben?
(Hofmark Brauerei Cham-Loiffling)
De Koninck 1833 (5,0% ) bietet eine staubtrockne Varietät mit fabelhafter Grapefruit. Was das Größte ist: der Farbschimmer. Wie brauner Plastikstielkamm, gegen eine Vierzig-Watt-Lampe gehalten. Alte Taschenlampe geht auch.
(Brauerei De Koninck Antwerpen/Belgien)
Das Etikett des Delirium tremens (9,0% ) liefert die Motive, die Sie sich im nach dem Getränk benannten Aggregatzustand vor dem inneren Auge runterladen können: rosa Elefanten, metallicgrüne Krokodile, bronzene Chinadrachen. Das Ethanol nimmt hierbei pimentförmige Gestalt an. Am besten trinkt sich die angeblich so verflixte siebte Flasche. Wenn Sie das noch erleben sollten. La Guillotine (9,3% ) haut natürlich ganz schön rein, uns im Pulverdampf ergrauten Verkostern noch lange nicht die Rübe ab. Floris Chocolat (3,0% ) dürfte ein Witbier mit Schoki sein, auch als »Gardenbeer« tauglich – ideal zur Biergartensaisoneröffnung. Vor allem mengenmäßig. Mc Gregor (6,5% ) war, glaube ich, eine whiskymalzige, betörend ölige Honigsache, dazu ein angemessener Alkohol. Erinnert mich lebhaft an meinen ersten Meßweinrausch.
(Brasserie Huyghe-Melle Gent/Belgien) → Carioca Classic
Dérer (4,3% ) überwältigt den Leser, äh Trinker mit seinem fast untschechischen Drive, sanftbitter, nein, eher schon metallischherb mit ausgezeichneter Würze und einer konsequenten Abwesenheit weibischen Zuckers. Und davon braut die bienenfleißige Hausbrauerei in Hlučin jährlich fünfhundert Hektoliter. Eine Schande ist das!
(Hlučínský Pivovar/Tschechien)
Desperados (5,9% ) wird von der Brasserie Fischer Schiltigheim/Frankreich in blaßweißes Preßglas gepreßt, damit jeder auf Anhieb den harnigen Gout visualisieren kann, dann vor jedem Junkfoodladen, vor der Trendatze in Mitte oder Schwäbisch Gmünd abgekippt, bereitwillig von den Campdesperados (Spex unterm Arm) aus der Basecap gesoffen – eins zu eins mit Luft aus dem Hohlschädel. → Fischer Tradition
Detmolder Pilsener (4,8% ) aus dem Zwei-Liter-Steinie-Riesen-Faß und ebenso aus der Brauerei Strate Detmold wird für die folgenden Auflagen Outdoor verkostet und mit Live-Publikum, da finden sich immer dankbare Austrinker.
Diebels (4,8% ) ist das → Warsteiner unter den Altbieren. Läßt Altbiertrinker verflucht alt aussehen. Diebels Plato 13 (6,0% ) – ein dunkles, obergäriges Porter-Imitat können sie auch nicht. Immense Verständigungsschwierigkeiten zwischen Schaum und Testflüssigkeit, bald zwischen beiden und Trinker evoziert Diebels Pils (4,9% ), was laut gängiger Lehrmeinung nicht einmal beim Nachspülen von Billigpizza hilft. Voll daneben ist auch vorbei, meine Herren Niederrheiner.
(Privatbrauerei Diebels Issum)
Eine ordentliche Caramalznote schleppt sich gemächlich durch den Nachtrunk der Dingslebener Lava (5,2% ). Unbeachtliche Nebennote, Nachteil der schwachen Vergärung vielleicht? Mit mehr Rezens wäre da eine Menge auszurichten. Trotzdem ein schöner Stern am Thüringer Schwarzbierhimmel. Passend dazu Lava-Lampen und Black Sabbath »Iron Man« oder »War Pigs«. Dingslebener Edel Premium ist kraft seiner 4,9 Prozent ein gutes Dingslebener Edel Premium, das ebenso kräftige Edel Pils nicht minder und der Dingsbumslebener Bock (6,4% ) dito. Dingslebener Landbier (5,2% ) und Dingsle-bener Weißbier (4,9% ) recht herb, Hopfen paßt sich gut ein, mit der Säure etwas knapp, auch der Schaum matt, eine winzige, aber das Ganze veredelnde Prise Kümmel. Dingslebener Diät Pils (4,9% ) hingegen ein en passant zu hochambitionierter, daher zu tragischem Scheitern verurteilter Versuch, der die biertypischen Ausprägungen vermissen läßt. Straight ahead Sprudelwasser. Lassen wir es bei den anderen.
(Privatbrauerei Metzler Dingsleben)
Dinkelacker Privat verfügt frei über 5,1 Prozent. Und das ist jetzt Bier? Wie es gebraut ist, erschließt D. der Ungenießbarkeit neue Dimensionen, eine Idee, die Dinkelacker Pils (4,9% ) mit ebenso schwer verständlichem Ehrgeiz verfolgt und das mit denselben 4,9 Umdrehungen an sich und für sich und an und für sich kopiergeschützte CD-Pils in schweflige Untiefen reißt. Seiner Höpfigkeit geht umgehend die Puste aus. Die Schmeckbestandteile beim Malz hat man wohl vorher sorgsam herausgepopelt und nur die Ballaststoffe verbraut. Mit dem Cluss Kellerpils (5,0% ) werden die Stuttgarter Brauleut es nicht nur zu verhindern wissen, daß ihr Bier ins schnöde Mittelmaß hochrutscht, sondern es ist auch ein allerletzter Aufschrei, ein verzweifelter Appell an mitfühlende Zeitgenossen: »Macht uns dicht, macht unsere Brauerei dem Erdboden gleich! Es soll ein Ende sein damit.« Die Erklärung zu Sanwald Hefe Weizen Hell , Hefe Weizen Dunkel und Kristallweizen (je 4,9%) fällt knapp aus, denn das käsige Verwesungsaroma schreckt nicht wenig ab. Als wäre der Weizen in der nächstbesten Kläranlage gedarrt worden oder das Bier darin gebraut. Ich habe sie vor dem Testakt eine Stunde unter meine Dunstabzugshaube postieren müssen, dann ganz anständig. Nur eben die Überwindung.
(Dinkelacker Brauerei Stuttgart) → Schwabenbräu, → Wittichenauer
Also Distelhäuser Premium (4,9% ) aus Distelhausen ist ganz ohne Zweifel, ach, lassen wir das, ein gutes Pilsener, mehr nicht. Doch auch nicht weniger. Ihr hopfiges, fürsorglich um fruchtige Pistazienreferenzen bemühtes Hefe Weissbier (5,4% ) sei »mit Lust und Liebe« gebraut. Tss, tss. Ich dachte da eher an Malz, Hopfen, Wasser, Hefe. Wonach es schließlich und außerdem noch prima schmeckt.
(Distelhäuser Brauerei Distelhausen)
Im Dithmarscher Pilsener (4,6% ) residiert der Hopfengott, der gütige, milde, nachsichtige, der es gut mit mir meint und mir gütig nachsieht, will ich mal ein anderes Bier trinken. Wenn mir endlich jemand erklärt, was »Landbier« sein soll, sage ich auch, wie gut ich Achtern Diek Landbier Pils (4,8%) fand.
(Privatbrauerei Karl Hintz Marne)
Wäre Dixie Blackened Voodoo Lager (4,95% ) ein Ale, wie anfänglich aufgrund der Säure zu vermuten stand, hätte man auf Zwetschge tippen können, Kollege Riedel erkannte auf Petersbirne. Doch es ist ein bis auf fünf Hundertstel genaues untergäriges Lager, und der Milz- äh: Malzbrand aus angeblich fünf Malzsorten weist die gebrechlichen Hopfennuancen in die Schranken. Seltsamerweise schien die Kohlensäure einen teuflischen Pakt mit der Schwerkraft geschlossen zu haben: Der Schaum kam gar nicht erst zustande. Himmelarsch und Sauerkraut! Nach zwei solchen Flaschen würden Sie vergeblich auf die dritte lauern. Ob danach die einschlägigen Hellblaubuden benannt worden sein könnten?
(Dixie Brewing Co. New Orleans/USA)
Doktor (4,0% ) erfindet, wie das Intro von »Doctor Doctor« von UFO, welches Michael Schenker angeblich ständig neu zu erfinden scheint, die Leichtigkeit im Bierbereich neu. Mit jeder Flasche. Das zugehörige Helle Jednotak enthält Wasser, Sommergerste, Zukker, Hopfen, Hopfenextrakt, Antioxidationsmittel E300, und trotzdem schmeckt es. Ein kleines Wunder – die 3,6 Prozent.
(Pivovar a sodovkárna Svitavy/Tschechien für den tschechischen coop-Ausleger Jednotak)
Dom Kölsch (4,8% ) zimtet, meldet sich danach sehr hopfigherb. Als obergäriges Pilsenerimitat das Einstiegskölsch für Kölnbesucher zum Aklimatisieren. Danach darf es dann ruhig ein richtiges Kölsch sein.
(Dom-Brauerei Köln)
Dortmunder Stifts Pils (4,9% ) wedelt, vor allem in der Bahn und aus der Flasche getrunken, mit einem lächerlich kupierten Hopfenschweif. Viel zu vollmundig, pah: zu dortmundig. »Da shit ya can’t fuc wit!« (Da Brat)
Dovgan N° 20 (5,0% ) aus mährischer Gerste und böhmischem Hopfen wird als »The Best of Russia« in merkwürdigen Flaschen Billigmärkten angeboten und sicher von Tschechen gebraut. Farbe, Schaumverhalten und Geschmacksweichheit deuten darauf hin. Dovgan N° 23 (4,5% ) »reiht sich nahtlos« (G. Kühnemund) in die schön rauchige böhmische Dunkelbiertradition ein, mit einem leicht verständlichen Hinweis auf → Bamberger Spezial.
Drachenblut Spezial Märzen (5,5% ). (((…..))). / ((…..)). / (…..?) – : …..! : !!! :.
(Späth Bräu Furth)
Das spritzige Drei Kronen Hefepils (4,9% ), das verschmitztrauchige Stöffla und das, so leid es mir tut, eine spitze Lage zu saure Lagerbier haben in Straubs Brauerei c/o Gasthof Drei Kronen Memmelsdorf ihr jeweils zugedachtes Urinal c/o Herrentoilette. Für Feldforschungen auf femininem Areal fehlte mir die nötige Entschluß-kraft.
Drei Kronen Weisse (5,3% ) weist auf die ausgreifende Birnenmanufaktur gleich hinterm Brauhaus. Nelken und sonstige Gewürze. Haben die das im Lotto gewonnen? Schäazer Lagerbier (5,1% ) hat offensichtlich die Prozente erhalten, die dem Kronapils zustünden. Egal. Dunkelbernsteinig, mit feinem, richtungweisendem Malzeinsatz, ohne den Hopfen zu kompromittieren. Auch sehr gut. Das schon erwähnte Schäazer Kronapils trotz 5,3 Prozent liebevoll vom Hopfen umspült. Dazu eine Brotzeit und der Weltuntergang kann kommen. Geht auch ohne. Prädikat: Himmlisch.
(Brauerei Drei Kronen L. Lindner Scheßlitz)
Drummer Dunkles Vollbier (4,8% ) brilliert als bravo schwach gespundetes Kellerbier mit den freundlichsten karamelighefigen Referenzen. Weitermachen!
(Brauerei Drummer Leutenbach)
Düssel Alt (4,8% ): Nichts. Nichts. Nichts. Erwarten Sie jetzt bloß nicht noch die dusslichen Kontrollfragen zu diesen ziemlich endgültigen Antworten.
(Hirschbrauerei Düsseldorf)
Der Duvel (8,5% ) hat den Schaum gemacht. Durch den muß man hindurch, um an diesen wahrhaftigen Gottestrank zu kommen. Unvorstellbar, daß und vor allem wie Hopfen und Malz bei solchem Alcool noch auf der Zunge agieren. Rekordbier. Kaum aufdringlich, wo ein doitscher Bock schon bei sieben Prozent sichtlich an Genießbarkeit einbüßt. Vielleicht wegen der obergärigen Hefe? Maître brasseur, ich will Vati zu dir sagen.
(Brasserie Moortgat Breendonk/Belgien)