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Kapitel 5 Entwarnung
ОглавлениеMars-Central, Sitz des hohen Rates
Überall wechselten die Warnlichter, welche noch funktionierten, von Rot auf Gelb und das auf- und abschwellende Heulen der Schallgeber wurde zu einem konstanten Dauerton, der nach zwei Minuten endgültig verstummte. Stattdessen waren nun überall die rotierenden roten und blauen Lichter von Rettungseinheiten zu sehen.
Der ausführende hohe Rat Mbuto Sangales stand noch immer an der Panoramascheibe und sah betroffen auf die Stadt hinunter. Mars-Central, das Herz des Direktorats, war angegriffen und schwer getroffen worden. Wie schwer, das würde sich erst durch die Schadensmeldungen zeigen.
„Es waren die Negaruyen“, stellte Lambert mit hasserfüllter Stimme fest. „Wer auch sonst?“
Kenduke, der mit ihnen beiden ebenfalls aus der Gefangenschaft des Feindes befreit worden war, knetete nervös seine Hände. „Ich wette, das war sie.“
„Sie?“
„Diese Desara-dal-Kellon“, zischte Kenduke. „Dieses Miststück kennt keine Skrupel. Eine friedliche Stadt anzugreifen und deren ahnungslose Menschen zu massakrieren … Das passt zu ihr.“
Arnus Magnusson kam zu ihnen. „Es ist unglaublich. Der ganze Angriff hat kaum zehn Minuten gedauert. Jetzt flieht die Mordbande.“
„Sie hat es nicht nötig zu fliehen“, erwiderte Sangales trocken. „Sie ziehen sich zurück und wir haben nichts, mit dem wir sie verfolgen könnten. Ich weiß nicht einmal genau, welche Schiffe die Navy im Sol-System verfügbar hat. Abgesehen von jenen, die in den Werften liegen und von der Waterloo, die auf der Pluto-Bahn patrouilliert.“
„Jetzt müssen erst einmal die Rettungsarbeiten koordiniert werden“, schaltete sich Hildrun Olsondottir ein. „Wir werden auf jeden Fall Hilfe durch den interstellaren Katastrophenschutz benötigen. Jemand muss die Sky-Base Arcturus benachrichtigen. Mindestens eines der dort ankernden Trägerschlachtschiffe ist turnusmäßig als Rettungsträger ausgerüstet.“
„Und wir sollten die Waterloo zum Mars zurück beordern“, schlug Lambert vor. „Das Trägerschlachtschiff hat etliche FLVs und ein halbes Regiment der Sky-Trooper an Bord. Die sind alle auch in Rettungseinsätzen ausgebildet.“
„Natürlich, das sollten wir veranlassen.“ Mbuto Sangales sah auf die flackernde holografische Kugel, die über der Mitte des Raums schwebte. Dort baute sich wieder ein Bild auf. Eine ältere Frau in Zivil und der Ausschnitt eines großen Kommunikationsraums mit zahlreichen besetzten Arbeitsplätzen wurden sichtbar.
„Hier ist Sub-Verwalterin Angelos. Ich spreche aus der Krisenzentrale der Stadtverwaltung. Wir koordinieren die Rettungsmaßnahmen innerhalb der Stadt. Da ich bislang keinen höheren Verwaltungsfunktionär erreichen kann, berufe ich mich auf die Präambel zur Direktive der gegenseitigen Hilfeleistung und habe nun selbst den Katastrophenfall erklärt. Ich fordere hiermit die Hilfe der Streitkräfte und der Kolonien an.“
Mbuto Sangales nickte automatisch. Er trat an die Bildkugel. „Fürs Protokoll. Ich bin der ausführende hohe Rat Mbuto Sangales und bestätige den Katastrophenfall nach Direktive Drei und den interstellaren Beistand. Sub-Verwalterin Angelos, steht uns noch eine interstellare Kommunikationsanlage zur Verfügung? Ich meine, abgesehen von denen in Raumschiffen?“
„Glücklicherweise ja, hoher Rat“, antwortete sie respektvoll. „Die Upper Area Control 1 über dem Nordpol ist intakt und übernimmt für uns den Funkverkehr. Des Weiteren steht uns sicher auch die Anlage der Navy in deren Akademie zur Verfügung.“
„Sehr gut.“ Sangales war erleichtert. „Lassen Sie einen Kanal der Area Control auf den Saal des hohen Rates schalten. Der hohe Rat übernimmt vorläufig den Einsatz der Streitkräfte, bis die Waterloo mit ihrem Sky-Command im Orbit eintrifft.“
Die meisten hohen Räte hatten ihren Schock überwunden und standen nun allesamt an den großen Scheiben, um auf die Stadt hinunterzusehen. Immer wieder wechselten sie ihren Standort, doch das Bild, das sich ihnen bot, schien überall gleich.
An einem guten Dutzend Stellen der Stadt stiegen Rauchsäulen in den Himmel. Dort klafften deutliche Lücken zwischen den Kuppeln und Türmen. Auch in einer der ausgedehnten Parkanlagen brannte es. Dort war einer der Wetterbeobachtungssatelliten abgestürzt.
Mars-Central hatte fraglos gelitten, doch es hätte weit schlimmer kommen können.