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Kapitel 5 Ein bekannter Name
ОглавлениеD.S. Orion, APS-Kreuzer, Registernummer 57
Der Navigator gehörte zur absoluten Spitzenklasse der Navy, aber das war bei einem Besatzungsmitglied von Captain Tamara Jellenkova auch nicht anders zu erwarten. Die Orion kam so nahe an der Rigel-Basis aus der Nullzeit, dass der Rudergänger gerade ausreichend Zeit hatte, Kurs und Geschwindigkeit des APS-Kreuzers dem der Basis anzugleichen und mit „Relativ-Null“ anzudocken. Natürlich gehörte auch der Pilot zu den Besten.
Captain Jellenkova nickte beifällig, als deutlich wurde, dass in der Raumüberwachung von Rigel ebenfalls keine Aushilfskräfte beschäftigt waren. Gerade als die Nullzeit-Scanner der Orion die Daten mit der Sternenkarte abglichen und aktualisierten, traf auch schon der Ruf der Basis ein. „Hier Upper Area Control Sky-Base Rigel. Sie sind über Echoimpuls identifiziert. Anflugerlaubnis ist erteilt. Flugvektoren für Anflug auf Dockpylon Drei werden auf dieser Frequenz übermittelt.“
Nav nickte Jellenkova zu, die der Raumüberwachung antwortete. „Hier ist Captain Tamara Jellenkova von der D.S. Orion, Flottenregisternummer Fünf-Sieben, im Anflug auf Sky-Base Rigel. An Upper Area Control: Anflugvektoren für Pylon Drei werden auf Standardfrequenz empfangen. Erbitte Datensynchronisation und Bestätigung des Korridors.“
„Upper Area Control Rigel an Orion: Wir bestätigen freien Korridor für Anflug. Daten für Anflug sind synchronisiert. Willkommen auf der Sky-Base, Orion.“
„Bestätigt und Danke. Orion bleibt auf Empfang. Erneuter Kontakt geplant für direktes Andockmanöver.“
„Upper Area Control Rigel bestätigt. Wünschen Sie automatisches Andocken, Orion?“
Sicherlich übertrug der Funk das verächtliche Schnauben des Captains. „Danke, Control, aber ich habe hier einen Rudergänger an Bord und keinen Flugschüler.“
Man hörte ein leises Lachen, dann schaltete die Raumüberwachung in der oberen Kugel der Basis auf Bereitschaft.
„Automatisches Andocken“, knurrte Jellenkova. „Grundgütiger, für was halten die uns?“
Die schwarzhaarige Kommandantin mit russischen Wurzeln sah in die lächelnden Gesichter ihrer Brückenbesatzung, die sich dann wieder auf ihre Aufgaben konzentrierte. Jellenkova wandte sich der jungen Frau zu, die neben ihr auf dem „Notsitz“ neben dem Kommandosessel saß. „Noch eine gute Stunde, dann docken wir an, Joana.“
Sie waren seit Jahren befreundet. Tamara Jellenkova hatte den Prototyp der APS-Klasse und das neue Hiromata-Triebwerk getestet. Etwas war schief gegangen und das Schiff hatte notlanden müssen. Auf einer Welt, auf der die Überlebenden einer Bergbaukolonie mit der einheimischen Alienrasse im Krieg lagen. Glücklicherweise war Joana Redfeather mit einer Abteilung ihrer Sky-Troopers an Bord gewesen. Sie hatten nicht nur überlebt und waren wieder nach Hause gelangt, sondern hatten auch Frieden stiften können. Danach waren gemeinsame Aktionen gegen die Piraten der schwarzen Bruderschaft erfolgt. Nun verband beide Frauen eine tiefe Freundschaft, die von gegenseitigem Respekt begleitet wurde.
Eigentlich hätte Joana Redfeather ihr seidig schimmerndes schwarzes Haar in zwei Zöpfen getragen, doch sie war Raumkavalleristin und trug immer wieder den mit Sensoren bestückten Helm ihres Kampfanzuges. Wie die meisten Angehörigen der Sky-Cavalry bevorzugte sie daher einen Haarschnitt, der einer Rasur recht nahe kam. Dank ihrer Kopfform und der ebenmäßigen Gesichtszüge, mit den ausdrucksstarken großen Augen und vollen Lippen, gehörte sie jedoch zu den Menschen, die auch mit dieser speziellen Frisur als attraktiv galten. Joana war eine reinrassige Lakota und gehörte damit zum indianischen Stamm der Sioux. Viele ethnische Gruppen der Menschheit waren, auch wenn sie auf anderen Planeten lebten, stolz auf ihre Abstammung und pflegten deren Traditionen. Jedes Jahr durfte eine kleine Gruppe der verschiedenen Ethnien zur Erde reisen, um spezielle Traditionen am Leben zu erhalten. Normalerweise lebten dort nur einige wissenschaftliche Teams. Als Folge der verheerenden Umweltzerstörungen war die Erde einst evakuiert worden und die Menschheit fand ihre Heimat nun auf dem Mars und anderen Welten. Vor zwei Jahren hatte Joana zu jener ausgewählten Schar gehört und konnte in den alten Jagdgründen ihres Volkes, den Black Hills auf dem nordamerikanischen Kontinent, an der Jagd auf Büffel teilnehmen. Sie war überrascht gewesen, wie ausgezeichnet sich die Erde von der Plage Mensch erholte und war froh darüber, dass keine erneute Besiedlung beabsichtigt war. Der einst so geschundene Planet hatte seinen Teil zur Entwicklung der Menschheit beigetragen, nun stand dieser der Weltraum offen.
Tamara und Joana trugen beide die schlichten Dienstuniformen der Streitkräfte. Die Einteiler waren als Raumanzug verwendbar und von mittelblauer Farbe. Schulterklappen und Stehkragen, der zur Arretierung des Raumhelms geeignet war, sowie ein schmaler Längsstreifen, der vom rechten Schulteransatz über das rechte Bein bis zum Fuß hinunter verlief, waren in den Farben der Waffengattung gehalten. Ein sehr helles Blau für die Sky-Navy und ein kräftiges Gelb für die Sky-Cavalry. Breite weiße Gürtel, in denen die Notfallsauerstoffversorgung für 15 Minuten enthalten war, vervollständigten die Uniformen. An der linken Brustseite und dem rechten Arm waren die Embleme des Direktorats und der jeweiligen Einheit angebracht. Das Namensschild an der rechten Brustseite beinhaltete einen Chip mit den wesentlichen Informationen über seinen Träger.
Als Angehörige der Streitkräfte hatten sich beide Frauen das sogenannte Implant an der rechten Schläfe einpflanzen lassen. Es wurde durch einen Fingerdruck aktiviert oder abgeschaltet und ermöglichte die drahtlose Kommunikation mit anderen Implantträgern oder den drahtlosen Informationsaustausch mit verschiedenen Geräten. Die Reichweite dieser Implants betrug jedoch nur wenige Dutzend Meter. Da Besatzungen und Truppen sie gerne nutzten, gab es auf Schiffen und Stationen überall installierte Übertragungsgeräte.
Joana tippte nun an ihre Schläfe und verzichtete auf den Bordkommunikator. „Basari? Ankunft in einer knappen Stunde.“
„Verstanden, Ma´am“, kam die Bestätigung von Sergeant-Major Basari. „Ich gebe es an die Offiziere und die Jungs weiter.“
Mario Basari war groß, muskulös und stolz auf seine italienischen Wurzeln. Der grauhaarige Unteroffizier hatte schon mehrfach das Angebot abgelehnt, zum Offizier befördert zu werden. Er war beliebt und geachtet, denn auch wenn er seinen Troopern viel abverlangte, so blieb er doch bei aller Härte immer fair und war stets an der gefährlichsten Stelle zu finden. Joana hatte durchgesetzt, dass er ihrem Kommandostab zugeordnet wurde, denn ein Einsatz ohne ihn, war für sie kaum noch vorstellbar. Wenn Basari, wie er allgemein schlicht genannt wurde, von seinen „Jungs“ sprach, dann unterschlug er dabei die Tatsache, dass ein Drittel der Kampftruppe zum weiblichen Geschlecht gehörte. Keiner der männlichen oder weiblichen Soldaten nahm ihm das übel.
Major Joana Redfeather befehligte das erste Batallion der fünften Raumkavallerie, bestehend aus den Troops „A“, „B“ und „C“. Derzeit wurde sie allerdings nur von den siebenundsechzig Kavalleristen von Captain Jerome Kellys „C“-Troop begleitet. Sie konnte sich glücklich schätzen, wenigstens diese Einheit verfügbar zu haben, denn die Regimenter der Raumkavallerie hatten vielfältige Aufgaben. Sie dienten als Garnison auf Stützpunkten, als Bordkommandos auf Schiffen und als schnelle Eingreiftruppe an Krisenherden oder auf gefährlichen Welten. Die derzeitige Aufgabe des „C“-Troops, andere Sky-Troopers beim Training fortzubilden, wurde daher fast als Urlaub betrachtet.
Die Bugtriebwerke des APS-Kreuzers arbeiteten mit Vollschub, um die lichtschnelle Geschwindigkeit des Schiffes abzubremsen und seine Fahrt der näher kommenden Rigel-Basis anzugleichen. Auf dem holografischen Schirm waren die Symbole anderer Schiffe sichtbar. Viele gehörten nicht zum Militär. Ein großer Raumfrachter korrigierte gerade seinen Kurs, um den Anflugkorridor der D.S. Orion frei zu halten. Die Manöver von Militärschiffen hatten Vorrang. Seit den Überfällen der Piraten und dem drohenden Konflikt mit Norsun oder Negaruyen wurde dies allgemein akzeptiert.
„Zwei Dickschiffe vor Anker“, meldete Nav, „und acht APS. Zwei weitere APS zeigt der Scanner auf Systempatrouille.“
Tamara und Joana wussten, welche Schiffe auf der Sky-Base stationiert waren.
„Das sind die D.C.S. Clavijo und die D.C.S. Lepanto”, meinte Captain Jellenkova. „Eins der Trägerschlachtschiffe wird als Rettungsschiff ausgerüstet sein und jede Menge Einsatzmittel und Hilfsmaterial für Katastrophenfälle an Bord haben. Das andere wird wohl die volle Gefechtsausstattung haben. Zwölf Kreuzer vor Ort… Das bedeutet, acht sind außerhalb des Systems auf Patrouille im Sektor.“
„Neben diversen Langstrecken-Patrouillenbooten“, ergänzte Joana. „Mein Vater hat mir mitgeteilt, dass hier zwei Regimenter der Sky-Cav in Garnison liegen. Wird eine Menge Arbeit, die alle durch das Zusatztraining zu schleusen.“
„Upper Area Control Rigel an D.S. Orion: Sie sind im Endanflug auf Pylon Drei“, meldete die obere Raumüberwachung der Basis. „Sieht gut aus“, fügte der Kontrolloffizier weniger formell hinzu. „UAC übergibt an Sky-Command Rigel.“
„Bestätige Endanflug und Übergabe an Sky-Command“, antwortete Nav.
Das Schiff war der Basis nun so nahe, dass es nicht mehr in die Zuständigkeit der Raumüberwachung fiel. Nun wurde es vom Sky-Command übernommen, einer taktischen Überwachungszentrale, die es auf jedem Schiff und jeder Station der Streitkräfte gab.
„Ruder, bringen Sie uns rein“, befahl Jellenkova.
„Aye, Ma´am.“
Der Pilot hatte inzwischen die Fahrt des Kreuzers an die Basis angepasst. Durch die Frontscheiben der Brücke war der riesige Andockpylon mit bloßem Auge zu sehen und wurde merklich größer. Bei der Rigel-Basis ragte jeder dieser Ausleger gute eintausend Meter in den Raum hinaus. Ein solcher Pylon war fast zweihundert Meter breit und einhundert hoch. Er beinhaltete alle Einrichtungen, die zur Versorgung eines angedockten Schiffes erforderlich waren. Sein Inneres war mit atembarer Atmosphäre gefüllt. Flexible Faltbälge erfüllten die Funktion einer Luftschleuse und konnten jedem bekannten Schiffstyp angepasst werden.
Die Orion steuerte den rechten Liegeplatz des dritten Pylons an. An der linken Seite ankerte eines der Trägerschlachtschiffe. Mit seinen fünf Kilometern Länge, einer Breite von anderthalb und einer Höhe von über einem Kilometer, war das Schiff wesentlich größer als der Pylon und hatte mit einer seiner vorderen Schleusen an ihm angelegt. Ein Teil des Rumpfes wurde von zusätzlichen Scheinwerfern angestrahlt. Man konnte mehrere Gruppen von Arbeitern erkennen, die an der Außenhülle arbeiteten.
Es gab nicht einmal einen leisen Ruck, als die Orion ihren Liegeplatz erreichte und dort festmachte.
„Fahrt und Positionsveränderung Relativ-Null“, meldete nun der Rudergänger. „Bereit zum Festmachen, Captain.“
Das Docking an einem anderen Schiff oder einer im Weltraum befindlichen Einrichtung erfolgte immer unter „Relativ-Null“, denn der Stillstand beider Objekte bezog sich nur auf ihre gegenseitige Bewegung. In Wahrheit bewegten sie sich natürlich weiterhin durch den Weltraum oder im Orbit, es sei denn, eine Station hatte einen festen geo-stationären Orbit inne und behielt, in Bezug auf die Planetenoberfläche, ihre Position bei.
Trotz der ausgezeichneten Isolation war ein metallischer Ton auf der Brücke zu hören.
„Sky-Command Rigel an D.S. Orion: Verriegelungen aktiv. Externe Versorgung wird vorbereitet… Externe Versorgung hat Kontakt und verriegelt. Externe Versorgung ist nun aktiv. Willkommen an Bord, Orion. Es liegt eine Nachricht für Sie vor. Major Redfeather wird gebeten, Admiral Derfflinger in seinem Dienstraum aufzusuchen.“
„Orion bestätigt externe Versorgung und Erhalt der Nachricht. Danke für das Willkommen, Sky-Command. Orion Ende.“
Vom Pylon waren Teleskoparme ausgefahren, die wuchtige Klammern hielten, die in entsprechende Aufnahmen im Rumpf des Kreuzers griffen und diesen nun unverrückbar festhielten. Sensorgesteuerte Panzerschläuche verschiedener Stärke fanden die Anschlüsse der Orion und verbanden sie nun mit Energie- und Luftversorgung der Basis sowie deren interner Kommunikation.
Tamara Jellenkova teilte der Besatzung das erfolgreiche Andockmanöver mit und gab dann ihre zusätzlichen Anweisungen. „Im Gegensatz zu unseren Passagieren werden wir uns nur vierundzwanzig Stunden auf der Basis aufhalten. Bis auf das eingeteilte Wartungspersonal erhält die Crew achtzehn Stunden Dienstfrei. Ich erwarte, dass ihr euren Spaß auf der Basis habt, aber schlagt nicht über die Stränge. In vierundzwanzig Stunden geht es zur Sky-Base Arcturus zurück und dann will ich alle in Topform an Bord haben. An die Jungs und Mädels von der Fünften: Ich hoffe, ihr hattet einen angenehmen Flug. Wir holen euch zu gegebener Zeit wieder ab. Captain Jellenkova Ende.“
Die beiden Frauen lächelten sich zu und erhoben sich. Die Brückenbesatzung schaltete ihre Arbeitsplätze in den Passiv-Modus und startete die üblichen Diagnose-Programme. Während das Schiff an der Basis ankerte, würde es von den Datenbanken der Station mit den aktuellsten Informationen versehen werden. Allgemeine Daten und Sternenkarten würden damit dem neuesten Stand entsprechen. Diese Updates wurden von der zentralen Bibliothek des Mars an alle Stationen und Welten übermittelt, die wiederum die Aktualisierung mobiler Einheiten vornahmen. Das System hatte sich über viele Jahrzehnte bewährt, auch wenn die Updates auf den fernen Welten erst mit einer gewissen Verzögerung eintrafen. Dort waren es meist Langstrecken-Shuttles, welche die neuesten Datenkerne überbrachten.
Die Langstreckenkommunikation war noch immer eingeschränkt. Der überlichtschnelle Cherkov-Funk übermittelte Bild und Ton, benötigte zu den fernsten besiedelten Welten jedoch noch immer mehrere Tage. Der Hiromata-Funk arbeitete zwar in Nullzeit und damit ohne Zeitverlust, ließ allerdings derzeit erst die Übermittlung von kurzen und langen Impulsen zu, so dass man sich auf das beschränken musste, was man aus der „nassen Seefahrt“ als Morsespruch kannte.
Die beiden Frauen verabschiedeten sich voneinander. Joana Redfeather verließ den Kreuzer über die seitliche Frachtschleuse, passierte die Balgverbindung und trat dann in den Pylon Drei hinaus. Hier herrschte der übliche Betrieb, der die Versorgung der angekommenen Schiffe betraf. Vor allem die Vorräte wurden rasch ergänzt, denn die großen Basen verfügten über ausgedehnte Gartenanlagen und konnten Handelswaren von den besiedelten Welten anbieten. Jellenkova und ihr Versorgungsoffizier würden die Zeit sicher nutzen, um ein paar zusätzliche Vorräte für die Besatzung zu erwerben.
Vor der inneren Schleuse war bereits der „C“-Troop der fünften Raumkavallerie angetreten.
Captain Frank Kelly und Lieutenant Hank Rossiter nickten Joana kurz zu. Der Kommandeur der Basis wünschte lediglich den Major zu sehen. Die beiden Kompanieoffiziere widmeten sich daher, gemeinsam mit Sergeant-Major Basari, den Angehörigen ihres Troops. Um ihre Kampfanzüge nicht im Gepäck mitschleppen zu müssen, hatte jeder der Troopers ihn, mitsamt der üblichen Waffen, angelegt und trug Dienstuniform und persönliche Habseligkeiten in einem klassischen Seesack über der Schulter.
Kelly würde sich um die Unterbringung der Truppe kümmern, Joanas Rückkehr abwarten und dann mit ihr einen vorläufigen Dienstplan erstellen. Zudem musste sich der Captain um Informationen zu den Trainingsbreichen bemühen. Natürlich würde er dafür die Daten der zentralen Tetronik der Basis nutzen, aber Kelly war, wie alle Angehörigen des „C“-Troops, ein strikter Anhänger der „persönlichen Erfahrung“. Basari und ein paar der „Jungs und Mädels“ würden daher Kontakt mit Troopern aufnehmen, die hier stationiert waren. Dadurch erhielt man meist mehr nützliche Informationen, als von den offiziellen Datenträgern.
Es gab kein Empfangskomitee. Joana Redfeather trug zwar den berühmten Namen ihres Vaters und war selbst keine Unbekannte, aber letztlich war sie doch einer von vielen Majoren in den Regimentern der Sky-Cav. Da sie sich auf Rigel nicht genau auskannte, tippte sie an ihr Implant und nahm Verbindung mit der Kommunikationszentrale auf. Das kleine Gerät übertrug beim Verbindungsaufbau die Identitätsnummer des Trägers, so dass Joana identifiziert werden konnte, bevor sie den Dispatcher der Zentrale ansprach. „Hier Major Joana Redfeather. Erbitte Wegweisung zum Dienstraum des CO.“
„Folgen Sie Blau Drei-Strich, Major“, kam die knappe Antwort.
Auf dem Boden erschienen unvermittelt drei schmale blaue Linien, die Joana nun zum Büro des „Commanding Officers“ führen würden. Die meisten Menschen an Bord kannten sich aus und benötigten das Leitsystem nicht. Mussten zu viele Nutzer auf das System zugreifen, konnte es zu einer verwirrenden Vielfalt an Hinweisen kommen. In solchen Fällen empfing man akustische Hinweise über das Implant.
Ihr Ziel lag zwei Decks höher und fast im Zentrum. Joana verzichtete darauf, die Angebote der Freizeitpassage zu beachten, denen sie auf ihrem Weg begegnete. Das Befehlszentrum der Basis und die Räumlichkeiten des Admirals lagen nahezu inmitten der Ebene, auf welcher Einkäufe und Freizeitgestaltung stattfanden. Joana empfand dies als ungewöhnlich und unpraktisch. Auf der größeren Arcturus-Sky-Base waren diese Bereiche, schon aus Sicherheitsgründen, strikt getrennt. Sie nahm sich instinktiv vor, sich kundig zu machen, warum man auf Rigel darauf verzichtete.
Minuten später stand sie vor der Tür zum Dienstraum von Admiral Paul Derfflinger. Ihr Wegweiser erlosch, während die Ehrenwache vor dem Eingang salutierte. Joana meldete sich formell an und nur Augenblicke später öffnete sich der Zugang.
Admiral Derfflinger stand vor seinem Schreibtisch, erwiderte ihren Ehrengruß und deutete dann auf die Männer neben sich, um diese vorzustellen. „Mein Adjutant, Commander James Elliot, und dies ist Colonel Fjodor Rustov von der zehnten Sky-Cav.“
„Sie tragen einen bekannten Namen, Major“, sagte Rustov mit einem überraschend tiefen Bariton, denn er war von eher kleinem Wuchs. „Nicht nur Ihres verehrten Vaters wegen. Als Kavalleristen studieren wir Gefechtsberichte sehr sorgfältig und ich bin schon sehr gespannt, was Sie diesen persönlich hinzufügen werden.“
Rustov war klein und sein Händedruck fest. Wenn man in die graublauen Augen des Regimentskommandeurs sah, dann begriff man sofort, dass man diesen Mann besser nicht unterschätzte.
„Es wird mir eine Ehre sein, Colonel, Sir“, erwiderte Joana freundlich. Sie sah Derfflinger an. „Ebenso, wie es mir eine Ehre ist, an Bord der Sky-Base Rigel zu sein.“
Derfflinger hob eine Augenbraue, bevor er lächelte. „Täuschen Sie sich nicht, Major. Gerade bei Ihrem bekanntermaßen guten Ruf werden Sie sich Ihren Nachtisch hart erarbeiten müssen. Wir erwarten eine Menge von Ihnen und Ihren Leuten.“
„Deswegen sind wir hier.“
Derfflinger wies zu der bequemen Sitzgruppe. „Lassen Sie uns keine Zeit verschwenden. Ich denke doch, Major, Sie haben sich schon ein paar Gedanken zum Training gemacht.“
Joana nickte. Sie war lange genug beim Militär und hatte nichts anderes erwartet.