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Kapitel 6 Der Feind im Inneren

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Mars, Orbital station Phobos

Wenn es um das Einsparen von Kosten ging, so war der Abbau von Personal stets ein wesentlicher Faktor, auf den man gerne zurückgriff und bei dem man gewöhnlich die Führungsebenen aussparte. Es gab jedoch Bereiche eines Wirtschaftsunternehmens, bei denen man nicht auf die Möglichkeit des „Outsourcing“ zugriff: Jene sicherheitsrelevanten Bereiche, in denen man lieber auf internes Personal baute. Der Konkurrenzkampf in der freien Wirtschaft war hart. So hart, dass er sich keineswegs auf Spionage und das Hacken von Daten beschränkte. Bestechung, Erpressung und Abwerbung waren übliche Mittel und es gab immer wieder Gerüchte, dass man gelegentlich auch vor Mord nicht zurückschreckte, um sich einen Vorteil gegenüber der Konkurrenz zu sichern. Auf abgelegenen Welten, auf denen die Konzerne Abbauanlagen unterhielten, waren Sabotage und bewaffnete Überfälle eine stete Bedrohung. So unterhielten alle großen Konzerne und Handelshäuser eigene Schutztruppen oder nahmen die Dienstleistungen eines Security-Unternehmens in Anspruch. Eines der bekanntesten Unternehmen in diesem Berufszweig war COBRA, eine Organisation aus Veteranen, die in den Streitkräften gedient hatten und sich nun privat verdingten. COBRA hatte einen ausgezeichneten Ruf, denn man hielt geschlossene Verträge bedingungslos ein und verfügte über paramilitärische Hardware, deren Leistung jener der Streitkräfte fast gleichkam.

COBRA stellte jedoch nicht nur Wachtruppen oder Kampfeinheiten zur Verfügung, sondern verfügte auch über ausgezeichnete Tetronik-Spezialisten, die Experten im Schutz von Systemen und der Abwehr von tetronischen Angriffen waren. Aufgrund des hohen Bedarfs war die Veteranenorganisation längst dazu übergegangen, auch Personal zu beschäftigen, welches aus der Privatwirtschaft kam und nicht in der Navy oder Cavalry gedient hatte.

Doktor Natascha Brunswick gehörte zu diesem Personenkreis. Sie hatte ihren Abschluss an der New-Harvard-University of Mars gemacht und galt als die Spezialistin, wenn es um Problemlösungen bei den Abläufen in einer Niederlassung ging. Bei ihrer Arbeit stützte sie sich auf eine Reihe handverlesener Fachkräfte, deren Herkunft sie nicht interessierte, solange sie ihre Grundbedingungen erfüllten: Absolute Loyalität, absolute Verschwiegenheit und absolute Kompetenz.

Kimbuto Olonga war einer dieser Experten. Im Augenblick entwarf der schlanke Mittvierziger mit afrikanischen Wurzeln ein komplexes Verschlüsselungsprogramm für das Kommunikationssystem der Mars-Orbitalstation Phobos. Er würde wesentlich früher fertig sein und die kleine Firma Brunswick damit einen satten Bonus einstreichen. Natürlich würde ein erfreulicher Anteil in die Tasche von Olonga wandern.

„Kimbuto, haben Sie einen Moment Zeit?“

Er blickte von seinem Monitor auf. „Sicher, Chefin.“

Natascha Brunswick lehnte sich an den gegenüber stehenden Arbeitsplatz. „Mit dem Codesystem werden wir früher fertig?“

„In spätestens zwei Wochen“, bestätigte er verwundert.

„Ausgezeichnet“, strahlte sie. „Dann haben wir Spielraum.“

„Spielraum wofür?“, fragte er mäßig interessiert. Wie üblich würde der Lohn guter und zugleich schneller Arbeit in noch mehr Arbeit bestehen.

„Wir haben eine Anfrage von Lambert. Mit Dringlichkeitscode.“

„Dringlichkeitscode?“ Nun hatte sie sein Interesse. „Dann brennt bei Lambert die Luft. Wie lautet der Text der Ausschreibung?“

„Keine Ausschreibung.“ Ihr Lächeln war ausgesprochen süffisant. „Eine direkte Anfrage. Ich hatte Gelegenheit kurz mit Hoch-Manager Lambert zu sprechen … Die Anfrage geht auf Initiative von Sangales zurück.“

„Sprechen wir von dem hohen Rat Mbuto Sangales?“ Er seufzte vernehmlich. „Dann geht es um einen Regierungsauftrag. Verdammt, Chefin, Sie wissen doch, dass bei Regierungsaufträgen nichts zu holen ist. Das Direktorat und sein hoher Rat sind nun einmal nachweislich knauserig.“

„Nicht in diesem Fall“, versicherte sie. „Wie schon gesagt, ich habe mit Hoch-Manager Lambert persönlich gesprochen.“

Sein Blick verriet weiterhin Skepsis. „Na schön, und um was geht es?“

„Uns bleiben ein paar Tage, um eine alte Raumstation aufzumöbeln. Alle tetronischen Systeme überprüfen und mit den notwendigen Updates versehen, eine Kom- und Datenleitung für die Navy einrichten und alle Sicherheitssysteme auf den neuesten Stand bringen.“

„Hört sich nicht dramatisch an.“

„Es ist eine Outer-Rim-Station.“

„Mein Gott … Chefin, wenn wir nur ein paar Tage haben, dann werden wir Hilfe brauchen.“

„Bekommen wir. Navy und Cav schicken ein zusätzliches Team.“

„Das ist nicht dasselbe. Wir lassen die Finger von den Systemen des Militärs und die pfuschen nicht in unseren zivilen herum. Nein, Chefin, wir werden mehr eigene Power brauchen. Wobei es nicht schlecht wäre, wenn sich der Betreffende mit den Systemen einer völlig veralteten Station auskennt.“

Sie lächelte erneut. „Solche Spezialisten sind in der Regel in Rente und selbst veraltet.“

„Stimmt schon, aber zufällig kenne ich da jemanden …“

„Zuverlässig?“

„Ich würde ihn sonst nicht vorschlagen.“

Sie überlegte. „Die Sache ist dringlich. Lambert hat angedeutet, dass es um die Norsun geht. Natürlich unter dem Siegel der Verschwiegenheit.“

„Natürlich. Was ist, Chefin? Soll ich ihm Bescheid sagen?“

„Schön, sagen Sie ihm, er soll zu uns kommen. Ich will ihn mir vorher ansehen. Sagen Sie ihm auch, dass wir in diesem Fall über Tarif bezahlt werden. Um wen handelt es sich überhaupt?“

„Pete Smithers, Chefin. Ein verdammt guter Mann.“

„Ich nehme Sie beim Wort, Kimbuto. Ich habe keine Lust, mich vor einem unserer besten Kunden zu blamieren.“

„Keine Sorge, für Pete lege ich meine Hand ins Feuer.“

Doktor Natascha Brunswick schien tatsächlich beruhigt, als sie den Raum verließ.

Kimbuto Olonga lehnte sich in den Polsterstuhl zurück und verschränkte die Hände im Nacken. Es war eine absolut menschliche Geste, obwohl Olonga erst seit drei Jahren als Mensch existierte und unter ihnen lebte. Er gehörte zu der Gruppe von Infiltratoren der Negaruyen, die bislang allen Nachforschungen entgangen waren. Es war ihm sogar gelungen in eine Position zu gelangen, die für sein Volk von großer Bedeutung war. Selbst in der privaten Wirtschaft gelangte er als Tetronik-Spezialist an Informationen, die von militärischem Belang sein konnten. Im Krieg konnten Informationen entscheidender als die Zahl der Schlachtschiffe sein.

Jetzt schien es Olonga, als sei er sogar an eine überaus bedeutende Information gelangt. Es ging offensichtlich um den hohen Rat des Direktorats, eine alte Raumstation und es ging um die Norsun. Dabei konnte es sich nur um ein Zusammentreffen mit den Insektoiden handeln.

Ja, das war mit Sicherheit eine bedeutende Information. Olonga würde geheime Kanäle nutzen, damit diese möglichst schnell die verborgene Welt erreichte. Und er musste Pete Smithers erreichen. Er war ebenfalls ein Infiltrator und kannte sich tatsächlich mit veralteten tetronischen Systemen aus.

Sky-Navy 17 - Die Feindin

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