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Kapitel 6 Beratung

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Geheimstation Blackhouse, Rylon-System

Von einem Augenblick zum nächsten befand sich die D.S. Blackwing wieder im Rylon-System. Sie kam aus der Nullzeit, verzichtete auf Tarnung und setzte Kurs auf das ausgedehnte Asteroidenfeld, wo das Wrack des Norsun-Schlachtschiffs trieb, in dem sich die Geheimstation Blackhouse verbarg. Der Tarn-Kreuzer bremste mit maximalem Schub seiner Bugtriebwerke ab und erreichte sein Ziel nach knapp vier Stunden. Wieder einmal bewies Rudergänger Lieutenant Willcox seine Fähigkeiten als Pilot, als er den modifizierten APS-Kreuzer in den Durchschusstunnel der Heckkugel steuerte.

Wenig später betraten der chinesischstämmige Captain Jen-Li und sein von Japanern abstammender Eins-O, Major Hiroshi Yagoda, die Zentrale des Vorpostens, wo sie schon sehnsüchtig erwartet wurden.

Rasch informierte man sich gegenseitig über die letzten Ereignisse und die unbeabsichtigte Entführung dreier Sky-Troopers.

Das Gesicht von Jen-Li blieb nahezu unbewegt. „Ich erachte das als sehr unerfreulich“, stellte er lediglich fest.

Yagoda nickte mit dem typischen Lächeln eines Japaners. „Ich muss meinem verehrungswürdigen Freund und Captain zustimmen.“

Während Jen-Li einen kleinen Schnäuzer trug, war das Gesicht seines Ersten Offiziers glattrasiert. Beide trugen die einteilige mittelblaue Borduniform der Sky-Navy, die zugleich als leichter Raumanzug verwendet werden konnte, und auch die entsprechenden blau unterlegten Rangabzeichen, obwohl der Kreuzer, als einziges Schiff des Direktorats, zur Sky-Cavalry gehörte und deren traditionelle Kennfarbe ein kräftiges Gelb war. Die Navy-Farben hatten sich jedoch als praktischer erwiesen, da eine Schiffsbesatzung mit „Kavallerie-Gelb“ Aufsehen erregte und die Crew des Tarnschiffs keinen Wert darauf legte, besonders aufzufallen. Als Schiffskommandant führte Jen-Li den Titel eines Captains, besaß aber zusätzlich den Rang eines Colonels der Raumkavallerie.

Hiroshi Yagoda bemerkte den lauernden Ausdruck in den Augen von Joana Redfeather und sein Lächeln vertiefte sich ein wenig. „Dabei bin ich der Auffassung, sicherlich ebenso wie mein verehrungswürdiger Freund und Captain, dass diese Situation nicht akzeptabel ist und wir etwas unternehmen sollten, um sie zu ändern.“

Jen-Li nickte würdevoll. „Wieder einmal sind mein Freund und Erster Offizier und ich einer Meinung.“

Joana Redfeather wusste inzwischen, dass die beiden Männer ihren eigenen Umgang miteinander pflegten und ihre gelegentlich geschraubt wirkende Redeweise nicht darüber hinwegtäuschen durfte, dass sie ein überaus fähiges und effektives Team bildeten. „Sie haben die Bewegung der drei Schiffe auf der Blackwing ebenfalls anmessen können, Captain?“

Jen-Li warf seinem Eins-O einen kurzen Blick zu. Der benutzte seinen Mini-Comp am Handgelenk, um ein paar Daten abzurufen und übernahm die Antwort: „Positiv, Major Redfeather. Beim Vergleich der Daten haben wir entsprechende Ortungsimpulse aus diesem System zum identischen Zeitpunkt feststellen können. In Berücksichtigung beider Datensätze kann man die Position der georteten Objekte triangulieren, was allerdings von keinem großen Nutzen sein dürfte, da diese in die Nullzeit gingen.“

„Immerhin bestätigt das unsere Berechnungen, was den Kurs der Negaruyen betrifft“, meldete sich Jennifer Hartmann zu Wort.

„Wir kennen also die Richtung, in der wir mit unserer Suche beginnen müssen“, stellte Jen-Li fest. „Wobei das bedauerlicherweise keine Rückschlüsse auf das Ziel des Feindes zulässt. Ich denke, etwas Unterstützung für unsere Sache wäre durchaus erstrebenswert.“

Joana sah ihn stirnrunzelnd an. „Verstärkung, Captain?“

„Unterstützung“, korrigierte er. „Meine Blackwing“, er warf einen raschen Blick zu seinem Freund und verbesserte sich, „unsere Blackwing ist sicherlich am besten geeignet, um die Verfolgung aufzunehmen, aber wir dürfen nicht außer Acht lassen, dass wir nicht nur unsere drei Kameraden retten müssen, sondern auch weiterhin die verborgene Welt ausfindig machen wollen.“

„Keine Sorge, das hat keiner von uns vergessen“, versicherte Joana. „Ich beabsichtige, mich mit dem High-Command auf der Sky-Base Arcturus in Verbindung zu setzen und ganz besondere Hilfe anzufordern.“

Jen-Li schmunzelte. „Lassen Sie mich raten, Major … Sker-Lotar?“

Der Norsun-Wissenschaftler war einst von der Blackwing gerettet worden und lebte nun, im Verborgenen und ein wohl behütetes Geheimnis, auf der Arcturus-Flottenbasis, um mehr über die Menschheit zu lernen.

„Sker-Lotar“, bestätigte sie. „Er kann uns in mehrfacher Hinsicht behilflich sein. Er beherrscht nicht nur die Sprache seines Volks, sondern auch die der Negaruyen. Zudem verfügt er sicherlich über Wissen, welches uns bei der Wiedererweckung der Norsun-Schläfer hilfreich sein könnte.“

Jen-Li lehnte sich zurück und legte die Fingerspitzen aneinander. „Es wäre wünschenswert, dass der verehrungswürdige Hoch-Admiral Redfeather diesem Wunsch entspricht und uns Sker-Lotar überlässt, denn ich fürchte, unseren verschwundenen Freunden bleibt nicht viel Zeit. Ihr Vorrat an Atemluft, Energie und Lebensmitteln ist begrenzt.“

Minuten später wurde die Position der Sky-Base Arcturus berechnet und die Antenne des Hiromata-Nullzeitfunks schwenkte in die entsprechende Richtung. Dann verließen die kurzen und langen Impulse des kodierten Morsespruchs die Funkanlage der Station.

Sky-Navy 15 - Das Seuchenschiff

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