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Kapitel 2 Das Winterlager
ОглавлениеBlack Kettle schritt langsam durch das große Lager. Es war der September des Jahres 1863 und der Aufbau war noch nicht abgeschlossen. Erst ein Teil der Tipis stand, bei anderen wurden noch die Stangengerüste aufgestellt und die bemalten Büffelhäute aufgelegt. Überall herrschte reges Treiben und die meisten Arbeiten wurden von den Frauen ausgeführt, denn die Männer waren in Gruppen unterwegs, um Wild für die Wintervorräte zu erlegen.
Das Oberhaupt der südlichen Cheyenne nahm jede Kleinigkeit in sich auf. Der Tag würde angenehm warm und sonnig werden, doch die Blätter der Bäume zeigten bereits ihr buntes Kleid und in den Nächten konnte es hier, im Territorium von Colorado, bereits empfindlich kalt werden.
Im Sommer war dieses Gebiet am Big Sandy Creek, den man auch einfach den Sand Creek nannte, ein fruchtbares Idyll aus bunten Farben. Vor allem, wenn die Wildblumen blühten und das hügelige Land zu beiden Seiten des Flusses bedeckten. Der Herbst ließ alles noch prächtiger erstrahlen, doch diese Vielfalt kündete davon, dass der Winter nahte. Black Kettle dachte mit Sorge an die kommenden Monate. Während des Sommers hatte es einige kleinere Auseinandersetzungen mit den Weißen gegeben und den alten Chief plagte die Möglichkeit eines drohenden Krieges. So war er vor wenigen Wochen mit einer Abordnung nach Denver City gereist und hatte dort mit dem kleinen weißen Vater, Gouverneur Evans, und dem Militärkommandeur von Colorado, Colonel Chivington, gesprochen und ihnen den Friedenswillen der Cheyenne versichert. Beide Männer hatten seine Sorge geteilt und ihm geraten, in diesem Jahr das Winterlager in der Nähe von Fort Lyon zu errichten. Dort seien er und sein Volk in Sicherheit, wenn sie selbst bereit waren, den Frieden zu bewahren.
So war der alte Black Kettle mit fünf kleineren südlichen Stämmen der Cheyenne und einer Gruppe befreundeter Arapahoe zum Sand Creek gezogen. Auf diese Weise konnte man sich gegenseitig helfen, denn die Vorbereitungen, die nötig waren, um den harten Winter zu überstehen, waren noch immer nicht abgeschlossen.
Die Schritte von Black Kettle und seinem Begleiter, White Antelope, riefen im frisch gefallenen Laub ein leises Rascheln hervor. White Antelope war der Chief der Arapahoe, jenes Stammes, der diesen südlichen Teil des Lagers einnahm.
Das große Lager war nicht in Kreisen errichtet, sondern erstreckte sich, unterteilt nach den Stammesgruppen, entlang des östlichen Ufers. Der Standort, in einer weiten Biegung des Big Sandy Creek gelegen, war gut gewählt. Im Nordwesten gab es eine große Furt, im Süden einige Stellen, die man leicht passieren konnte, wenn man sich nicht scheute, sich die Füße nass zu machen. Die Strömung war stark genug, so dass der Fluss in einem normalen Winter nicht zufror.
Es gab mehrere kleine Wälder und Baumgruppen, fast ausschließlich Laubbäume. Der Anblick eines Nadelbaums war selten. Eigentlich war das Wild hier zahlreich und es gab reichlich Fische, doch inzwischen schienen sie allesamt begriffen zu haben, dass die Nähe der Indianer rasch dazu führen konnte, in deren Mägen zu enden. Vor allem jetzt, da es immer weniger Blätter an den Bäumen gab, die noch ausreichenden Sichtschutz boten. Inzwischen konnte man das Wild zwischen den Bäumen auf einige Entfernung erkennen. Dennoch wurde es für die Jagdgruppen immer schwieriger, genug Beute aufzustöbern. Rehe und Antilopen machten sich ebenso rar wie Bären, Elche und anderes Großwild. Gelegentlich fand man Spuren von Wölfen und nachts konnte man ihr Heulen hören.
„Der Büffel war in diesem Sommer nicht so zahlreich wie gewohnt“, stellte White Antelope missmutig fest. „Nur wenige und kleine Herden. Nicht genug Fleisch und nicht genug Häute, um den Winter sicher zu überstehen. Vielleicht hätten wir doch ein gemeinsames Lager anlegen sollen.“
Der befreundete Arapahoe spielte auf jene südlichen Cheyenne an, die nicht an den Frieden mit den Weißen glaubten und ein eigenes Lager, rund achtzig Kilometer nördlich, unterhielten.
Black Kettle, der in seinem Volk auch Moxtaveto genannt wurde, war im Jahr 1803 geboren worden. In seinem ereignisreichen Leben war er vom Krieger zum obersten Häuptling der südlichen Cheyenne aufgestiegen. Man schätzte seine Erfahrung und Weisheit, doch in den letzten Jahren stieß er zunehmend auf den Widerstand jener Cheyenne, die ihn nicht weiter auf dem Weg des Friedens begleiten wollten. Ein Zeichen hierfür war auch die Teilung der Stämme in zwei getrennte Winterlager. Auch wenn das von Black Kettle das größere war, so schmerzte es dennoch, dass sie die Unbilden des Winters nicht gemeinsam teilen würden.
Der alte Häuptling der Cheyenne nickte bedächtig. „Ein gemeinsames großes Lager wäre mein Wunsch gewesen, mein Freund, doch ich will jene nicht zwingen, die dem Wort der Weißen nicht vertrauen. Immerhin teilen sie die Beute ihrer Jagdausflüge mit uns.“
„Die Unruhen dieses Jahres haben uns Zeit und Leben gekostet“, stellte White Antelope fest. „Statt den Büffel zu jagen, war mancher Krieger lieber hinter den Skalps der Eindringlinge her. Hätten sie stattdessen Wild gejagt, so hätten wir genug Vorräte und der Frieden wäre gesichert. So unsicher dieser Frieden letztlich auch sein mag.“
Black Kettle legte dem Freund für einen kurzen Moment die Hand an die Schulter. „Mancher Krieger versteht nicht, warum wir den letzten Vertragsbruch der Weißen hinnehmen müssen. Dass der weiße Mann einfach zu stark ist, um ihm auf Dauer zu widerstehen.“
„Ja, mancher denkt, dass du dich den Vejohs unterwirfst.“ Der jüngere Häuptling benutzte einen Begriff für die Weißen, der bei den Siouxstämmen und Cheyenne durchaus üblich war.
„Wir müssen den Frieden bewahren, sonst wird unser Volk untergehen.“
„Auch ich bin für den Frieden“, versicherte White Antelope. „Doch was sollen wir tun? In diesem Jahr waren es weniger Büffel als in den Jahren zuvor, und ich sage dir, im kommenden Jahr werden es noch weniger sein. Es gibt immer weniger Büffel und immer mehr weiße Männer.“
Sie beobachteten eine Handvoll Frauen, die eine große Gruppe Kinder beim Ballspiel beaufsichtigten. Die meisten Squaws widmeten sich den Arbeiten, die dringend vollendet werden mussten. Sie suchten nach Feuerholz, besserten Zelte und Kleidung aus und nähten an warmen Winterjacken. Häute wurden gegerbt, Leder weich gekaut und in den Wäldern nach Kräutern, essbaren Pflanzen und Wurzeln gesucht. Hagebutten und Eicheln gehörten zu den begehrtesten Wintervorräten, da sie reich an Nährstoffen waren. Mit etwas Glück konnten die hier versammelten Stämme den Winter überstehen, doch die Jäger würden unentwegt für Nachschub sorgen und dafür immer weitere Strecken zurücklegen müssen.
„Immer mehr weiße Männer“, sinnierte White Antelope. „Sie sind eine Flut, die wir aufhalten müssen.“
„Eine Flut, die wir nicht aufhalten können. Wir haben es versucht. Ja, wir haben es oft versucht. Immer wieder konnten wir die Eindringlinge von unserem Land vertreiben und immer wieder kehrten sie mit ihrer Armee zurück. Ich glaube nicht, dass wir sie wirklich noch aufhalten können. Nein, wir müssen lernen, mit den Weißen zu leben, uns ihnen anpassen. Entweder schwimmen wir mit dem Fluss oder wir ertrinken.“
„Deine Worte gefallen mir nicht“, gab Chief White Antelope zu. „Das klingt nicht nach dem Black Kettle, den ich kenne.“
„Es ist noch derselbe Black Kettle, doch er ist klüger geworden und sucht den Weg des Friedens. Unser Volk wird nur überleben, wenn wir uns mit den Weißen arrangieren.“
Black Kettle war nicht besonders groß, und hager. Das Gesicht mit der kupferbraunen Haut zeigte die scharf geschnittenen Züge, wie sie bei den Cheyenne und Sioux so typisch waren. Das Alter hatte seine Falten hinterlassen und in den schwarzen Haaren waren graue Strähnen zu erkennen. Wie alle Cheyenne und Sioux trug Black Kettle sie zu zwei langen dicken Zöpfen geflochten, die er mit roten Bändern schmückte. Seinen Körper zeichnete manche Narbe und es bewies, dass der alte Chief ein bewährter und erfahrener Krieger war. So erfahren, dass er sich scheute, sein Volk in ein sinnloses Blutvergießen zu schicken.
Der Alte legte erneut die Hand an die Schulter seines Freundes. „Vor einigen Jahren fanden die Weißen Gold in unserem Land, welches sie Colorado nennen. Du weißt, mein Freund, dass dieses Gold ihre Sinne ebenso benebelt wie uns der Alkohol. Ihre Gier danach kennt keine Grenzen. Du weißt, was die Folge war.“
„Jeder weiß das“, knurrte White Antelope. „Sie strömen in unser Land und nichts scheint sie aufhalten zu können. Noch vor wenigen Jahren war Julesburg nur ein Haltepunkt der Pferdekutschen. Jetzt leben dort fast hundertfünfzig Weiße und bauen ihre hölzernen Tipis. Dort entsteht auch ein Lager der Langmesser und Marschiereviel.“
„Der große weiße Vater in Washington nannte es Camp Rankin“, bestätigte Black Kettle nachdenklich.
„Vor nur zwei Jahren hat man Denver City gegründet. Eine weitere Stadt in unserem einstigen Stammesgebiet, welches sie jetzt Territorium nennen. Dort sollen sogar Sechstausend der Weißen leben. Es werden immer mehr. Immer mehr. Für jeden von ihnen, den wir erschlugen und dem wir den Arm abschnitten, kamen ein Dutzend andere. Und wenn wir auch diese besiegen, dann kommt die Armee mit ihren Marschiereviel, den Wagenkanonen und den langen Messern. Sie zwingen uns ihre Verträge auf.“ Der junge Chief wies um sich. „Unser Land hat kaum noch ein Achtel seiner einstigen Größe und nun führt eine ihrer Straßen durch unser altes Stammesgebiet.“
„Doch wir leben in Frieden. Das hat mir der große weiße Vater in Washington versichert und ebenso der kleine weiße Vater in Denver City.“
Im Jahr 1851 hatte man mit den Cheyenne und Arapahoe einen Vertrag abgeschlossen, der ihnen ihr Stammesgebiet garantierte. Doch der Weiße breitete sich aus und nach dem Oregon Trail im Norden und dem Santa Fe Trail im Süden, entstand der Smoky Hill Trail, der mitten durch das Stammesgebiet führte und Kansas und Colorado verband. Er kürzte den Weg für die zahlreichen Siedler und Glücksritter ab, die es nach Westen zog. Doch die Verletzung des Vertragsgebietes führte zu Angriffen wütender Krieger auf vereinzelte Weiße und kleine Gruppen. Es drohte ein weiterer Indianerkrieg. So hatten Washington und die Armee eingegriffen. Jedoch nicht, indem sie den bestehenden Vertrag schützten, sondern, indem sie ihn für ungültig erklärten und den Indianern einen neuen aufzwangen. Im Vertrag von 1861 war das Vertragsgebiet erheblich verkleinert worden und der Smoky Hill Trail verlief nun außerhalb des aktuellen Stammesgebietes.
Präsident Abraham Lincoln hatte Black Kettle und eine Abordnung der Cheyenne und Arapahoe nach Washington eingeladen. Dort erhielt der oberste Häuptling der südlichen Cheyenne eine US-amerikanische Flagge und sein Freund White Antelope einen goldenen Friedensorden.
Mancher Krieger war jedoch bitter enttäuscht, dass Black Kettle mit Abschluss des neuen Vertrages den Bruch des alten akzeptierte. So war es in diesem Winter zu zwei getrennten Lagern gekommen. Manche Familie war sogar zu den nördlichen Cheyenne gezogen, um künftig dort zu leben.
White Antelope seufzte vernehmlich. „Der neue Vertrag von 1861 nimmt uns zu viel von unseren angestammten Jagdgründen, Black Kettle. Hätten sie noch ihre alte Größe, so bräuchten wir uns um die Vorräte für den Winter keine Sorgen machen.“
„Dem stimme ich zu, mein Freund. Doch der Soldatenhäuptling in Fort Lyon ist ein guter Mann. Major Wynkoop schützt uns mit seinen Männern und er hat auch versprochen, dass wir Decken und Lebensmittel von der Regierung erhalten werden.“
„Die Eigenheit der Weißen verwirrt mich immer wieder.“
„Welche Eigenheit?“
White Antelope hob die Hand und zählte an den Fingern auf. „1860 übernahmen sie den Handelsposten des alten Bent und nannten ihn Bent´s New Fort. Dann erbauten sie, näher an unserem Stammesgebiet, ein neues Fort, nannten es Flaunteroy. Wenige Wochen später dann Fort Wise. Seit 1861 haben wir das sprechende Papier, welches die Weißen den Vertrag von Fort Wise nennen. Doch dieses Fort gibt es nicht mehr, mein Freund, denn 1862 benannten die Weißen das Fort abermals um und es heißt nun Fort Lyon. Schon wieder ein anderer Name, Black Kettle, und ich frage mich, ob der alte Vertrag mit dem neuen Namen noch Gültigkeit besitzt.“
„Das Fort mag den Namen geändert haben, doch sein Häuptling ist noch derselbe und sein Wort und der Vertrag gelten. Falls wir wirklich in Not geraten, so wird Major Wynkoop Wagen mit Lebensmitteln und Rindern zu uns schicken.“
„Rinder … Bah … Das Fleisch des weißen Mannes. Zudem vertraue ich Major Wynkoop ebenso wenig wie den anderen Blaurocksoldaten.“
„Major Wynkoop und die Offiziere im Fort sind keine gewöhnlichen Blaurocksoldaten“, versicherte Black Kettle. „Sie achten auf die Einhaltung des Vertrages. Du weißt selbst, dass sie im Sommer eine Kolonne Weißer aufgehalten haben, die in unser Land wollten. Sie haben auf sie geschossen, um den Worten des sprechenden Papiers Nachdruck zu verleihen.“
„Nun, das ist wahr“, räumte White Antelope ein. „Doch Wynkoop und seine Soldaten bekommen ihre Befehle aus Washington, vom großen weißen Vater. Und sobald es ihm sinnvoll erscheint, wird er den alten Vertrag ganz einfach für ungültig erklären und Soldaten schicken, um uns einen neuen aufzuzwingen, in dem wir noch mehr von unserem Land verlieren.“
„Dazu wird es nicht kommen. Wir sind dem großen weißen Vater Abraham Lincoln begegnet und er hat gütige Augen. Er sorgt sich um seine weißen Kinder und er sorgt sich um seine roten Kinder. Wir können seinem Wort vertrauen. Der Vertrag von 1861 gilt für alle Zeiten.“
„So, wie der Vertrag von 1851? Denke an die Gier nach Gold, welche die Weißen erfüllt. Denke an den großen Krieg, den die blauen Weißen gegen die grauen Weißen führen. Ich sage dir, es kommt der Tag, an dem man den Vertrag zerreißt und uns abermals von unserem Land vertreibt.“
„Die Cheyenne sind jetzt die Freunde der Weißen“, hielt Black Kettle dagegen. „Jeder weiß das und jeder kann es sehen, wenn er unser Lager betritt. Die Fahne, welche Abraham Lincoln mir gab, weht nun über meinem Zelt. Kein Weißer wird je ein Indianerlager angreifen, über dem die Flagge der Vereinigten Staaten weht.“
„Das bunte Tuch der Weißen … Du magst ihm vertrauen, doch ich bin mir nicht sicher, dass es uns wirklich schützt.“
„Major Wynkoop und der große weiße Vater sind unsere Freunde“, beharrte Black Kettle. „Ich habe in ihre Seele gesehen und es sind gute Männer.“
White Antelope verzichtete auf eine Erwiderung. Es mochte sein, dass diese beiden Männer es ehrlich meinten und vielleicht sogar echte Freunde der Cheyenne waren, doch es gab andere, sehr viele andere, die das sicherlich nicht waren. Aber Black Kettle vertraute auf die Macht der Fahne und er war der oberste Chief der Stämme, die hier versammelt waren. Von den Arapahoe abgesehen, doch diese Handvoll fiel nicht ins Gewicht.
Sie schlenderten an einem Feuer vorbei, an dem einige der Frauen kochten. In einem aufgespannten Büffelpansen lagen heiße Steine, auf denen Fleisch und Gemüse garten.
„Unsere Späher sind weit nach Norden geritten“, sprach der alte Chief die Gruppe an. „Sie werden sicher mit der frohen Nachricht zurückkehren, dass sie auf Büffel gestoßen sind. Ich weiß, dass ich auf euren Fleiß vertrauen kann und wir den Winter gut überstehen.“
White Antelope unterdrückte erneut einen leisen Seufzer. Es war überflüssig, die Frauen für eine Selbstverständlichkeit zu loben. Sie kannten ihre Arbeit und die Verantwortung, die damit verbunden war. Nette Worte waren allenfalls angebracht, wenn sich der Mann mit seiner Squaw vereinen wollte und selbst dann kannte das Weib seine Pflicht. Immerhin war es der Mann, der für die Nahrung sorgte und der die Seinen schützte.
Einige alte Männer saßen vor den Zelten und widmeten sich der Anfertigung neuer Pfeile, Bogen, Lanzen und Werkzeuge. Einige von ihnen waren mittlerweile sehr geschickt darin, das Metall der Weißen umzuformen. Aus zwei erbeuteten Kavalleriesäbeln würden gute Messer und Pfeilspitzen werden, vielleicht sogar der Teil einer Lanze. Zwei der Alten benutzten Kugelzange und Formbrett, um Geschosse für die alten Vorderladergewehre herzustellen. Ältere Waffen durften gehandelt werden. Sie standen den Stämmen zu Jagdzwecken zu. Es gab sogar eine Handvoll modernerer Hinterlader. Beute aus Kämpfen oder von jenen Händlern erstanden, die keine Skrupel hatten, den Indianern auch Waffen oder Alkohol anzubieten.
Black Kettle blickte zu den Hügeln diesseits und jenseits des Flusses. Die dort grasenden großen Pferdeherden waren der Reichtum des Stammes. Ohne sie gab es keine Jagd, keine Verlegung eines Lagers und wohl auch keinen Kampf, denn kein Krieger kämpfte gern zu Fuß. Zu jedem Brautpreis einer Squaw gehörte daher auch eine unterschiedlich große Zahl an Mustangs. Die wertvollsten unter ihnen, allesamt Wallache, waren bei den Tipis ihrer Besitzer angepflockt. Sie waren nicht nur schnell und ausdauernd, sondern zudem besonders folgsam. Selbst durch die Nähe einer rossigen Stute ließen sie sich nicht mehr zu Hufstampfen oder Wiehern verführen.
Unter den Mustangs befanden sich auch einige der größeren und kräftigeren Quarterhorses der Weißen. Auf kurzen Strecken waren sie schneller, doch insgesamt waren sie weniger ausdauernd. Ihre Bedeutung lag eher in dem gewissen Ruhm, den es ihrem neuen Besitzer einbrachte, sie den Weißen abgenommen zu haben.
„Der Krieg der Weißen trägt Unruhe in die Stämme.“ Black Kettle warf erneut einen langen Blick über den Fluss.
„Vielleicht bringen die Weißen sich alle gegenseitig um“, murmelte White Antelope. „Das wäre das Beste für uns alle. Immerhin bringt der Krieg uns eine Ruhepause, solange die Weißaugen mit sich selbst beschäftigt sind.“
„Der Krieg der Weißen bringt uns keine Ruhe und keinen Frieden. Unsere Vettern, die Sioux, kämpften dieses Jahr sogar für sie.“
„Bei diesem Farrington? Wir alle hörten davon und auch, dass die grauen Weißen und die blauen Weißen um unsere Krieger werben. Viele Stämme haben den Rock der Weißen angezogen und kämpfen und sterben in deren Krieg. Der große Geist möge ein Einsehen haben und uns von der Gegenwart der Vejohs befreien.“
„Thundering Words hat seinen Besuch in unserem Lager angekündigt“, eröffnete Black Kettle dem überraschten Chief.
„Der mächtige Medizinmann der Lakota, der zwischen den Stämmen wandert?“
„Eben dieser.“
„Er wird uns willkommen sein, doch was führt den alten Mann, so spät im Jahr, auf einen so beschwerlichen Weg?“
„Das Gleiche, was auch uns umtreibt, White Antelope … Die Sorge um unser Volk.“