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„Niemals werde ich dich heiraten!“

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Ihre Worte waren klar und deutlich. Ich hatte damit auch schon gerechnet. Sie war ja erst 16 und ich 19 Jahre alt. Wir kannten uns seit neun Tagen, und ich hatte jüngst eine schmerzliche Trennung hinter mir, weshalb ich mir eigentlich vorgenommen hatte, erst mal keine Frau zu „daten“. Ich wollte lieber persönlich wachsen. Aber diese Gelegenheit konnte ich nicht verstreichen lassen. Seitdem ich sie neun Tage zuvor zum ersten Mal gesehen hatte, als sie die Treppenstufen der Bibelschule hochgekommen war, hatte ich mich komplett an ihre Schönheit verloren. Dabei war ich doch einer der Leiter des Missionseinsatzes in der Ukraine, und wir hatten die Regel, dass während dieser Zeit keine Dates stattfinden dürfen. Ich hatte Gott jeden Tag der letzten Woche darum gebeten, mir ihr Gesicht vor den inneren Augen zu löschen und sie aus meinen Gedanken zu entfernen, aber es hatte einfach nicht geklappt. Und dann hatte ich die verrückte Idee, ihr einfach zu sagen, dass sie die Frau ist, die ich heiraten würde.

Ich hatte mir mal eine Liste mit allen Punkten gemacht, die eine Frau erfüllen sollte. Darauf stand unter anderem, dass sie Gott lieben solle und bereit sein, ihm zu dienen. Außerdem sollte sie blond sein und noch einiges andere. Und dann war sie aufgetaucht.

Nach neun Tagen des Missionseinsatzes also bat ich sie um ein Gespräch, in dem ich ihr einen Heiratsantrag machte, jedoch gleichzeitig betonte, dass ich momentan noch keine Beziehung will, sondern erst einmal persönlich wachsen möchte. Wie vom Donner gerührt schaute sie mich an. Damit hatte sie nicht gerechnet. Ohne nachzudenken und mit klarer Entschlossenheit gab sie mir einen Korb.

Wir freundeten uns trotz dieses seltsamen Erlebnisses an und begannen, zwei Jahre lang wöchentlich jeweils zwei Stunden zu telefonieren. Ich nahm mir von Anfang an vor, ihr niemals ein Kompliment zu machen. Ich wollte, dass Gott mir ihr Herz zuwendet. Nicht noch einmal wollte ich eine zerbrochene Beziehung mit allen Konsequenzen erleben. Also sagte ich mir: „Lieber Single bleiben, als eine Beziehung, die Gott nicht gewollt hat.“

Ich betete jeden Tag für sie und versuchte, ihr Gesicht aus meinen Gedanken zu löschen. Aber es gelang mir nicht. Im Gegenteil, mein Verlangen nach ihr wurde sogar noch stärker.

Dieser Prozess ging über zwei Jahre so weiter. Sie lernte meine Freunde kennen und ich ihre Familie. Wir gingen zusammen mit unserem Freundeskreis in verschiedene Urlaube und besuchten uns ab und zu. In den zwei Jahren sprachen wir kein einziges Mal darüber, ob wir jemals irgendwie in einer Beziehung sein würden.

In dieser Zeit betete ich sehr viel zu Jesus und sagte ihm, wie sehr ich mir wünschte, dass sie meine Frau würde. Immer sprach ich aber: „Herr, dein Wille geschehe und nicht meiner. Wenn ich eine andere Frau oder gar keine heiraten soll, dann ist das gut so.“

Im Jahr 2011 traf ich mich mit ein paar Freunden, um „prophetisch zu malen“. Das bedeutet, dass wir auf einem Blatt Papier ein Bild malen, von dem wir glauben, dass es vom Geist Gottes inspiriert wurde. Wir setzten uns also in einem Kreis zusammen. Dann stellten wir einen Timer, und jeder malte einfach drauf los, was gerade so in seinem Kopf war.

Nach 30 Sekunden gaben wir alle unser Blatt an unseren linken Nachbarn weiter. Das ging so lange, bis am Ende jeder sein ursprüngliches Blatt wieder in den Händen hielt. Ich war sprachlos. Auf meinem Blatt sah ich einen Bergsteiger, der einen sehr steilen Berg hochkletterte, um an einen Baum mit reifen Früchten zu gelangen. Jedoch lag vor ihm eine düstere Gewitterwolke, die den Aufstieg erschwerte. Anschließend jedoch war auf dem Bild ein Sonnenaufgang und ein Vogel zu sehen, sowie eine Hand, die dies alles geführt hatte. Und genau so kam es auch. Mein Wunsch nach dieser Frau war so anstrengend, wie in dem Bild beschrieben. Aber es war auch Hoffnung darin.

Gott sprach auch noch auf andere Weise zu mir. Einmal sagte ich im Gebet zu Gott, dass diese Frau für mich wie ein Schiff ist, das gerade in einer Werft gebaut wird und irgendwann in das „große Meer der Ehe“ vom Stapel gelassen wird.

Im Jahr 2011 kam ein Freund zu mir und meinte, Jesus habe ihm ein prophetisches Bild für mich gegeben. Er sah ein Schiff am Horizont, das Kurs auf eine Insel hielt. Im Frühjahr 2012 kam ein anderer Freund und sagte, der Herr habe ihm ein Bild für mich gezeigt, in dem ein Schiff auf eine Insel zusteuere und schon ganz nah sei.

Ende August 2012 sprach meine Angebetete mich an und fragte mich, ob ich denn noch irgendwelche Gefühle für sie hege. Ich antwortete ihr, ich würde sie immer noch heiraten und noch genauso lieben wie damals, als ich sie nur neun Tage kannte. Sie wiederholte ihre Worte von damals und meinte, sie würde mich niemals heiraten, sondern einen anderen Mann. Sie war zu dem Zeitpunkt allerdings in keiner anderen Beziehung.

Zwei Monate später meinte sie außerdem, dass sie weniger Kontakt mit mir wünsche und wir nicht mehr regelmäßig miteinander sprechen sollten. Das war wohl die angekündigte dunkle Gewitterwolke in diesem prophetischen Bild. Es war schrecklich. Ich fühlte mich elend und floh ins Gebet. Dort warf ich Jesus mein Herz hin und flehte um Hilfe. Er solle mir doch meine Gefühle für sie wegnehmen.

Doch Ende des Jahres sagte mir Gott, dass ich sie heiraten werde. Über Neujahr machte ich mit einem guten Freund in der Slowakei für eine Woche Urlaub. Jedes Jahr nehmen wir uns diese Zeit zum Gebet und Gespräch.

Ich war alleine im Hotelzimmer und kniete weinend neben dem Bett. Ich betete: „Sag mir jetzt endlich, ob ich diese Frau heiraten werde – ich halte es nicht mehr aus! Du weißt doch schon, was passieren wird.“ So hatte ich vorher noch nie gebetet, denn meine Erfahrung war, dass Jesus mir immer auf meine Fragen antwortete, und ich hatte Angst, dass er nein sagen würde. Doch ich musste es jetzt wissen. Am selben Abend lief ich noch alleine an der Donau entlang und sprach mit Jesus. Plötzlich hörte ich eine leise Stimme in mir, die einfach nur sagte: „Ja, du wirst sie heiraten.“

Im April 2013 kam eine Freundin zu mir. Sie meinte, Jesus habe ihr ein Bild gezeigt, in dem ich ein Schiff mit einem großen Tau zu mir heranzog. Ich stand dabei auf einem Dock und das Schiff war schon im Hafen.

Eine Woche später bat meine Angebetete um ein Gespräch mit mir. Sie wolle mich persönlich am Abend treffen. Ich erschrak. Wollte sie etwa noch mehr Abstand von mir? Ich ging sofort ins Gebet und fragte den Herrn, was das soll. Er beruhigte mich mit seinem überwältigenden Frieden und sagte: „Heute wirst du den Lohn für deine Geduld erhalten. Jetzt bist du bereit.“

Wir trafen uns am Waldrand auf einer Bank. Ich rechnete mit allem. Sie redete nicht lange um den Brei herum und meinte direkt: „Mir ist es nun klar geworden: Du bist der Mann, den ich heiraten will.“

Es bleibt noch zu erwähnen, dass sich in den Jahren zuvor bei mir vieles verändert hatte. Über Jahre hinweg war ich süchtig nach Pornografie gewesen. Jesus hatte mich davon befreit, und so ging ich ohne diese Sucht in die Beziehung. Außerdem hatte ich mich sehr wenig um mein Äußeres gekümmert. Ich trug viel zu große Shirts, ließ meinen Bart wild wachsen und hatte lange Haare. Ich dachte mir, meine zukünftige Frau solle sich eher in mein Inneres verlieben als in mein Äußeres. Diese Annahme erwies sich rückblickend als problematisch. Ich erkannte erst im Nachhinein, dass Frauen eben auch Wert auf äußere Schönheit legen, auch wenn sie noch so gute Christen sind. Vor allem war es aber die Selbstablehnung, von der ich frei wurde, und ich fing an, mich selbst attraktiv zu finden. In diesem Zuge achtete ich mehr auf Körperhygiene und schöne Kleidung. Sehr zum Wohlgefallen meiner jetzigen Frau, mit der ich nun schon drei Kinder habe und seit sechs Jahren verheiratet bin.


Jabin Jäckle | Jg. 1991 | verheiratet | 3 Kinder | Bad Bergzabern | Hauptamtlicher Leiter CVJM Praiseland e.V., www.praiseland.de / zertifizierter Coach für Männer, www.encori.de / Theologiestudent / Vorsitzender der Freizeitarbeit Heart of the Kingdom e.V.

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