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Kann man davon leben?
ОглавлениеEs war schon irgendwie lustig und traurig zugleich – der Moment, wenn wir unsere Briefe abholten. Als junger Kerl besuchte ich eine Bibelschule, und wir waren immer gespannt auf die Post: „Ist etwas für mich dabei?“ Damals waren das noch so richtige Briefe aus Papier.
Weißt du, was viele zuerst taten, wenn sie einen Briefumschlag bekamen? Sie hielten ihn erst einmal gegen das Licht. Warum das? Genau!
Um zu sehen, ob ein Geldschein durchschimmert!
Das war mein erster persönlicher Eindruck davon, wie es aussieht, wenn man von Spenden lebt. Es kamen weitere Geschichten hinzu, die ich jetzt nicht alle erzählen will: Geschichten von verschuldeten Missionaren, die auf Pump ihre Flugreisen „finanzierten“, oder von „Vollzeitlern“, deren Gebetsleben sich vor allem um das Geld drehte. Eines war mir klar: „Du wirst nie von Spenden leben!“
Wir machen jetzt einen Sprung von über 20 Jahren. Inzwischen hatte ich eine fünfköpfige Familie, und einige ungewöhnliche berufliche Wege lagen hinter mir. Wieder einmal stand ich vor einer beruflichen Weggabelung und wusste nicht, wie es weitergehen würde. Klar, Gott hatte bestimmt einen Plan, aber: „Wie sieht der aus?“
Es war eine Phase von mehreren Monaten, in der ich viel Zeit im Gebet verbrachte, um herauszubekommen, wie es weitergehen sollte. Kleiner Tipp am Rande: Wenn du nicht mehr weißt, wie es weitergeht, bete so lange, bis du es herausgefunden hast!
Ich machte mir so meine Gedanken und erinnerte Gott daran, dass ich zu fast allem bereit sei, außer zu einem: von Spenden zu leben. Von mir aus wieder eine Firma gründen, notfalls einen Job annehmen – Hauptsache, ich kann davon meine Familie ernähren! Tja, und wie es halt so oft ist bei Gott: Er hat ganz andere Pläne und Gedanken als wir …
Ich will es mal so ausdrücken: Gott hat mich „weichgekocht“. Denn was kam am Ende dieser längeren Gebetsphase heraus? Du ahnst es vermutlich schon: Ich sollte von Spenden leben!
Gott gab mir 2004 die Vision einer christlichen Männerzeitschrift, die Männer ermutigen sollte „online mit Gott“ zu gehen und „online“ zu bleiben – denn das ist noch viel schwieriger. Der Clou dabei: Die Zeitschrift sollte nicht verkauft, sondern verschenkt werden. Es sollte ein Dienst sein, der nichts kostet und den sich deshalb jeder leisten kann. Gott versprach, dass er sich um die Finanzen – auch um uns als Familie – kümmern würde.
Wow! Das haute mich um. Eine Männerzeitschrift? Von Spenden finanziert? Wir als Familie auch von Spenden leben? Entweder hatte ich mich ordentlich „verhört“ – oder Gott hatte gesprochen. Aber das kann man am besten herausfinden, indem man erst einmal tut, was man gehört hat! Also fing ich an, ein Zeitschriftenkonzept zu entwerfen, Freunde zu kontaktieren, die Vision mit ihnen zu teilen und einen Trägerverein zu gründen.
Ich kratzte für die Erstausgabe Ende 2004 meine Ersparnisse zusammen und brachte die erste Ausgabe heraus. Ob sie sich wohl refinanzieren würde? Wenn nicht, hätte ich ein echtes Problem! Aber Gott war treu – wie immer – und ich hatte mich nicht verhört. Die Herstellungskosten kamen über Spenden wieder herein, und ein Spenderkreis aus Freunden unterstützte uns als Familie. Die ersten Schritte waren getan!
Es war für mich damals fast peinlich, wenn mich jemand fragte: „Wer steht denn hinter der Zeitschrift? Welcher Verlag oder welche Organisation?“ Ich sagte dann etwa: „Niemand Großes, nur ich und ein kleiner Verein.“
Aber diese Antwort gefiel Gott gar nicht. Ich bekam ein richtig schlechtes Gewissen. Es war, als ob Gott zu mir sagen würde: „Niemand Großes steht hinter der Zeitschrift? Bin ich nicht groß genug?“ Gott hatte mal wieder Recht, nicht ich. Für die Aussage „niemand Großes“ musste ich echt Buße tun!
Manchmal kam auch die Bemerkung: „Adam online ist ein Ein-MannBetrieb, oder?“ Nein, ganz und gar nicht! Adam online ist dann schon eher ein „Ein-Gott-Betrieb“! Außerdem kommt jede Ausgabe nur durch die Mitwirkung von Mitarbeitern, Autoren und Dienstleistern zustande – und nicht zuletzt durch die Spender.
Manche fragen mich bis zum heutigen Tage: „Was machst du sonst außer Adam online?“ Das kommt dann immer mit dem Unterton: „Na, das kann ja wohl nicht alles sein, und davon allein kann man ja wohl nicht leben!“ Sorry, aber wer so fragt, hat keine Ahnung! Wenn Gott dir eine Vision oder eine Berufung gibt und dein Herz dafür brennt und du einen entsprechenden Dienst startest, dann ist das doch keine Freizeitbeschäftigung! Ich erkläre dann immer, was an Adam online alles dranhängt und dass die gedruckte Zeitschrift ja nur ein Teil des Dienstes ist, zu dem auch Online-Medien und andere Dienstleistungen gehören.
Krass war auch, als meine Mutter mich noch vor etwa zehn Jahren fragte: „Wann wirst du endlich anfangen, etwas Ordentliches zu arbeiten?!“ Ordentlich arbeiten, das bedeutet für sie, so zu arbeiten wie mein Vater früher: als Angestellter in einer Bank, mit einem festen Gehalt und klar geregelten Arbeitszeiten.
Mit Adam online gehen wir jetzt ins 17. Jahr. Der Dienst lebt immer noch von Spenden, ich auch. Manche fragen mich: „Kann man davon leben?“ Dann sage ich in der Regel: „Na ja, eigentlich nicht, wenn man es genau durchrechnet. Aber Gott schafft es doch irgendwie!“ Ich habe es niemals bereut, damals auf Gott gehört zu haben und ihm alles zuzutrauen.
Kann man von Spenden leben? Ja, wenn das dein Weg ist, den Gott dir zeigt. Gott hat viele Möglichkeiten, uns zu versorgen. Er kann dir einen tollen Job geben, er kann dich eine erfolgreiche Firma gründen lassen – oder dich eben über Spenden versorgen. Aber es ist immer Gott, der dich versorgt, dass wollen wir nie vergessen. Ihm kannst du alles zutrauen.
Emmerich Adam | Jg. 1960 | verheiratet | 3 Kinder | Gießen | Diplom-Theologe, Chefredakteur von Adam online | www.adam-online.de