Читать книгу Trixie Zeitlos und das Geheimnis der Mona Lisa - Michael Voß-von Patay - Страница 4
Die blaue Perle
Оглавление5. Juni 2016: Eine Stadt im Norden Deutschlands.
Schon die ganze Woche war mieses Wetter – und das mitten im Sommer. Und auch, als Trixie an diesem Morgen aufgewacht war, hatte es wieder in Strömen geregnet. Am Vormittag kam dann aber endlich die Sonne hervor, und es wurde allmählich heller und wärmer.
Trixie stand mit ihrer Freundin Lotte auf dem Schulhof und wollte ihr gerade die neue Kette zeigen, die sie am Tag zuvor selbst aufgefädelt hatte, als plötzlich Boris Parenke auftauchte. Das bedeutete unweigerlich Ärger.
"Hach, was ist das denn für ein hübsches Kettchen!" flötete er, wobei er seine Stimme in alberner Weise hochschraubte. Das sollte wohl witzig sein, doch Trixie rollte nur mit den Augen. Seit Boris vor einem Jahr ihrem Hund Asko einen gemeinen Streich gespielt hatte, waren sie nicht gerade Freunde.
"Wie schön, dass Dir meine Kette gefällt! Und jetzt zieh' Leine!"
Sollte dieser Boris doch ruhig merken, dass er ihr auf die Nerven ging.
"Aber warum denn so unfreundlich? Du glaubst ja gar nicht, wie sehr mir dieses be-zau-bern-de Kettchen gefällt! Hach – ich bin ja irgendwie ganz hin und weg! Und besonders diese reizende blaue Perle da..."
Als er versuchte, nach der Kette zu greifen, trat Trixie automatisch einen Schritt zurück. Unglücklicherweise hatte Boris die Kette aber noch erwischt und – ritsch! – war der Faden gerissen. Trixie versuchte sie aufzufangen, doch es war zu spät. Kreuz und quer hüpften die Perlen über den Boden, verschwanden in Ritzen, rollten in ein Gully, kollerten eine Treppe hinunter. Einen Augenblick war Trixie wie gelähmt – und auch Boris schien mit diesem Verlauf der Dinge nicht gerechnet zu haben. Mit stierem Blick und offenem Mund glotzte er den umherspringenden Perlen nach und rührte sich nicht. Schließlich kam Trixie wieder zu sich: Ihre Lieblingsperle, größer als die übrigen und türkisblau wie das Meer – wo war sie? Alles andere war nicht so wichtig. Aber diese eine hatte es in dem Perlenladen kein zweites Mal gegeben. Es war die letzte gewesen, und die Verkäuferin hatte ihr noch gesagt, dass sie so etwas auch nicht wieder bekommen werde. "Du Idiot!", schrie Trixie und warf Boris einen wütenden Blick zu.
"Sofort sammelst Du meine Perlen wieder zusammen, oder..."
"Oder was? Willst Du mir etwa Angst einjagen?" Und schon schlenderte Boris betont lässig über den Schulhof davon. "Und überhaupt:", rief er, als er schon ein ganzes Stück entfernt war, "Ich fand Deine Kette echt ziemlich bescheuert!"
Lotte hatte sich unterdessen daran gemacht, die Perlen, soweit sie diese wiederfinden konnte, aufzusammeln. Trixie beeilte sich, ihr zu helfen. "Meine Lieblingsperle", flüsterte sie mit gepresster Stimme, "die so blau schimmert wie das Meer..."
Als die Pause vorüber war, hatten die beiden zwar die meisten Perlen wiedergefunden, doch die Eine blieb verschwunden. Schweren Herzens musste Trixie ihre Suche aufgeben. Die folgende Mathestunde wollte und wollte nicht enden. Nach dem Unterricht beeilte sie sich, gleich wieder auf den Schulhof zu kommen. Zwar half Lotte bei der Suche, doch als es schließlich zur letzten Stunde läutete, ohne dass sie etwas gefunden hätten, war Trixie noch niedergeschlagener. Als sie jedoch wieder auf ihrem Platz saß und die Federtasche öffnete, leuchtete ihr plötzlich etwas entgegen - türkisblau wie das Meer. Das konnte doch nicht wahr sein: Sie und Lotte waren auf dem ganzen Schulhof herumgekrochen, hatten ihre Nasen unter Bänke und Büsche gesteckt. Und jetzt hatte die Perle von selbst wieder zurückgefunden?
Trixie nahm die blau schillernde Kugel vorsichtig in die Hand und betrachtete sie genau. Kein Zweifel – das war ihre Perle. Unsicher blickte sie sich um. Niemand benahm sich verdächtig, zwinkerte ihr zu oder sah überhaupt nur zu ihr herüber. Natürlich war sie froh – aber gleichzeitig kam ihr das Ganze auch so seltsam vor, dass sie sich nicht einmal traute, Lotte von dieser unglaublichen Entdeckung zu erzählen.