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Seltsame Ruhe

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Seitdem bewahrte Trixie ihre Uhr in der Schreibtischschublade auf. Und immer, wenn sie irgendetwas betrübte, holte sie ihren Schatz heraus. Und so war es auch heute. Kaum hatte sie die Uhr aus dem Kästchen genommen, waren Boris und der ganze Ärger mit der Kette schon fast vergessen.

Da hatte sie plötzlich eine Idee. Zum Geburtstag hatte sie von ihrer Tante ein Vergrößerungsglas bekommen. Damit müsste man doch dieses Gewirr aus winzigen Zahnräder und Federn im Inneren der Uhr noch viel besser betrachten können. Sie überlegte nicht lange, sondern klappte den hinteren Deckel auf, der das Innenleben der Taschenuhr verbarg. Durch die starke Vergrößerung wirkte es fast, als würde man in das Innere einer Kirchturmuhr blicken. Trixie fragte sich, ob der Uhrmacher, der dieses kleine Wunderwerk vor dreihundert Jahren zusammengesetzt hatte, wohl auch über eine solche Lupe verfügt habe. Wie sonst sollte man wohl dieses Sammelsurium aus solch winzigen Teilen zu einem funktionierenden Ganzen zusammensetzen können? Sie drehte und wendete das kleine Kunstwerk hin und her. Überall lagen hinter den größeren Rädchen und Federn weitere Teile versteckt. Doch – Moment mal – was war das? Das gehörte da doch bestimmt nicht hin?!

Zwischen zwei Zähnen eines der kleinen Zahnräder schien ein winziges Körnchen zu klemmen. Trixie kniff die Augen zusammen. Es sah aus wie ein klitzekleines Sandkorn, das irgendwann einmal seinen Weg in das Innere des Uhrwerks gefunden und sich an dieser Stelle festgesetzt haben musste. In dem verwirrenden Durcheinander war es trotz der Vergrößerung kaum zu erkennen. Sollte dieses winzige Ding vielleicht der Grund dafür sein, dass die Uhr nicht mehr funktionierte?

Während der Regen noch immer ans Fenster prasselte, überlegte Trixie, wie sie dieses Körnchen aus der Uhr herausbekommen könnte. Schließlich kramte sie aus ihrer Schreibtischschublade eine kleine Sicherheitsnadel hervor. Wenn man die weit genug aufbog, könnte es klappen. Aber war die Spitze auch fein genug? Sie betrachtete sie durch das Vergrößerungsglas, das sie in eine Halterung gesteckt und auf den Tisch gestellt hatte. Jetzt wirkte die Nadel fast wie ein Schaschlikspieß. Sie setzte sich an ihren Schreibtisch und schaltete die Lampe an. In der einen Hand die Uhr, in der anderen die Nadel, kam sie sich fast wie ein Chirurg vor, der eine schwierige Operation durchzuführen hatte. Sie spürte, dass die Nadel leicht zu zittern begann, als sie sich dem Zahnrad näherte. Was wäre, wenn sie versehentlich eine der winzigen Federn beschädigte oder etwas verbog?

Die Nadelspitze näherte sich dem Sandkorn, und plötzlich wurde Trixies Hand ganz ruhig. Mit einem Mal wusste sie, dass es ihr gelingen würde. Und tatsächlich: das Körnchen sprang aus der engen Umklammerung, in der es so lange festgesessen hatte - und ein leises Ticken erklang.

Das Merkwürdige war allerdings, dass in diesem Moment, abgesehen vom Ticken der Uhr, vollkommene Ruhe eintrat. Das Radio gab keinen Ton mehr von sich. War der Strom ausgefallen? Aber dann hätte auch die Schreibtischlampe nicht mehr funktioniert, und die leuchtete nach wie vor. Dann fiel Trixie auf, dass auch das trommelnde Geräusch der Regentropfen verstummt war. Das gab’s doch nun wirklich nicht. So schlagartig hörte es doch nicht auf zu regnen. Ein Blick aus dem Fenster verstärkte ihre Ahnung, dass irgendetwas Seltsames geschehen sein musste. Sie sah die Regentropfen – aber sie fielen nicht mehr. Als sie zum Fenster ging, traute sie ihren Augen nicht: Die Tropfen hingen unbeweglich in der Luft! Ungläubig starrte sie hinaus. Allesamt schienen sie mitten im Fallen einfach stehengeblieben zu sein. Sie öffnete das Fenster und streckte vorsichtig einen Finger aus, um einen Tropfen zu berühren. Ihr Finger drang ohne Mühe durch ihn hindurch, und als sie ihre Fingerspitze betrachtete, war sie ein wenig feucht. Trixie spürte, dass sie langsam eine Gänsehaut bekam. Was war hier los?

Trixie Zeitlos und das Geheimnis der Mona Lisa

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