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Der Kronprinz und die Spiritisten

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Einst war es der Politiker und Philosoph Lazar Baron von Hellenbach gewesen, der mit seinen Ideen über die Beschaffenheit der Seele den jungen Mediziner Albert von Schrenck-Notzing nachhaltig beeindruckt hatte. Hellenbach gehörte zu den bekanntesten Spiritisten und sogar Erzsis Vater Kronprinz Rudolf war Gast im Haus Hellenbachs gewesen. Andere Habsburger wie die Erzherzöge Rainer und Johann Salvator, der spätere „Aussteiger“ Johann Orth, folgten ebenso den Einladungen des Barons. Im „Neuen Wiener Tagblatt“ hatten der Chefredakteur Moritz Szeps und Rudolf (anonym) gemeinsam über Séancen bei Hellenbach berichtet. Dem kritischen Kronprinzen, der mehreren Darbietungen mit dem damals sehr berühmten Medium Harry Bastian beiwohnte, kamen die „Geister“ immer unglaubwürdiger vor. Am 21. Februar 1884 erschien die Zeitschrift „Das interessante Blatt“ mit dem Aufmacher, dass Rudolf das Medium als Betrüger entlarvt habe. Die Illustration zeigte, wie Bastian von Rudolf und Johann Salvator hinter einem Vorhang hervorgezogen wird. Von den beiden Habsburgern war eine „Geisterfalle“ konstruiert worden, indem sie die Flügeltür zwischen dem Publikum und dem Raum des Mediums mit einem Schnappmechanismus verschlossen hatten. Dadurch konnte das Medium beim Versuch, einen „Geist“ darzustellen, gefangen werden. Erzherzog Rainer, links vorne sitzend auf dem Zeitungsholzstich zu sehen, blickt als Zeuge des Geschehens verdutzt auf die Entlarvungsszene.

Kaiserin Elisabeth wurde von dieser Glanzleistung ihres Sohnes bestimmt in Kenntnis gesetzt, doch blieb sie davon unberührt. Sie glaubte, ihr totes Idol Heinrich Heine diktiere ihr aus dem Jenseits ihre Gedichte, und zwei Jahre nach der Enttarnung des Mediums Bastian hoffte sie auf spiritistische Verbindung mit ihrem ertrunkenen Großcousin Ludwig II. von Bayern. Hätte sie zu seinen Lebzeiten öfter den Austausch mit Rudolf gesucht, wäre es vielleicht nicht notwendig geworden, nach seinem Selbstmord in der Kapuzinergruft verzweifelt nach ihm zu rufen.

So gesehen wurden die spiritistischen Familientraditionen von Erzsi erfolgreich fortgeführt. Nach Schrenck-Notzings Tod sollte sie jedoch nie wieder über ihre diesbezüglichen Erfahrungen sprechen.

Elisabeth Petznek

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