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Kapitel 1

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Besser hätte der Tag gar nicht beginnen können: Ich war mit einem zärtlichen Kuss geweckt worden, hatte eine Tasse Kaffee ans Bett gebracht bekommen und war, nachdem ich mich in aller Ruhe geduscht und zurechtgemacht hatte, gut gelaunt in mein Auto gestiegen. Nichts, aber auch wirklich gar nichts, deutete darauf hin, welches Unheil sich bereits wie eine dunkle Gewitterwolke über meinem Kopf zusammengebraut hatte.

Wenn wenigstens eine schwarze Katze meinen Weg gekreuzt hätte, mein Wagen nicht angesprungen wäre, oder wenn es wie aus Kübeln gegossen hätte! Dann wäre ich möglicherweise vorgewarnt gewesen. Doch so wog ich mich in trügerischer Sicherheit. Die Sonne lachte vom strahlend blauen Himmel. Kein Wölkchen war zu sehen. Hach, was für ein prachtvoller Sommermorgen!

Mein Unterbewusstsein, auf das sonst immer Verlass war, gab nicht einen einzigen Mucks von sich. Entweder es wollte mir eins auswischen, oder es träumte nach einem herrlichen Wochenende noch selig vor sich hin. O. K., da war dieses leichte Magengrummeln. Aber das hielt ich für Hunger, und so machte ich auf dem Weg zur Arbeit noch einen kurzen Pitstop an der Bäckerei.

Meine Brötchen und das, was ich sonst noch so zum Leben brauchte, verdiente ich dort, wo andere Leute ihren Urlaub verbringen: in einem Hotel im sonnigen Süden. Nun ist Bayern nicht gerade Spanien oder die Malediven, aber doch zumindest der südlichste Teil Deutschlands. Eingebettet zwischen saftig grünen Wiesen und schattigen Wäldern lag das Wallemrath Hotel an einem kleinen, malerischen Badesee, etwa eine Autostunde von München entfernt.

Ich liebte dieses Fleckchen Erde! Besonders zu so früher Stunde, wenn die Luft noch frisch und das Wasser glatt wie ein Spiegel war. Durch das halb geöffnete Autofenster hörte ich das ungeduldige Schnattern der Enten, die unten am Ufer darauf warteten, dass die Hotelgäste endlich zum Strand kamen und mit ihnen die Reste ihres Frühstücks teilten.

Nur widerstrebend riss ich mich von dieser morgendlichen Idylle los, steuerte mein Auto auf den Personalparkplatz und betrat das Hotel. Nach einem kurzen Abstecher in mein Büro marschierte ich kurz vor halb neun pünktlich in den Konferenzraum. Während alle Anwesenden meinen fröhlichen Guten-Morgen-Gruß mehr oder weniger enthusiastisch erwiderten, hob Ilka Wallemrath, die Juniorchefin des Hotels, lediglich kurz den Kopf, nickte mir wortlos zu und vertiefte sich dann wieder in ihre Unterlagen. Ilkas schroffe Art war nun wirklich kein Anlass zur Besorgnis. Im Gegenteil: Alles war wie immer. Zumindest noch...

Verena, die Leiterin des Empfangs, hatte mir einen Platz neben sich frei gehalten. »So wie du strahlst, brauche ich dich gar nicht zu fragen, ob du ein schönes Wochenende hattest«, stellte sie mit leicht neidischem Unterton fest.

Ich setzte mich und goss mir eine Tasse Kaffee ein. »Ich kann nicht klagen. Und wie war dein Wochenende?«

Bevor Verena antworten konnte, funkte Ilka uns in ihrer gewohnt charmanten Art dazwischen. »Ich unterbreche Ihr kleines Kaffeekränzchen ja nur ungern«, ihr Blick ruhte auf mir wie kalte, nasse Umschläge, »aber sicher macht es Ihnen nichts aus, die Tür zu schließen, die Sie nach dem Betreten des Konferenzraums offen gelassen haben.«

Ich ballte die Faust in der Tasche und schluckte eine bissige Erwiderung, die mir bereits auf der Zunge lag, herunter. Es hatte sowieso keinen Zweck, sich über Ilkas Verhalten aufzuregen oder sich mit ihr anzulegen.

»Na, die ist ja heute wieder in Topform«, flüsterte Verena mir zu, nachdem ich Ilkas Wunsch – oder sollte ich besser Befehl sagen? – nachgekommen war.

»Tja, so kennen wir sie«, antwortete ich lapidar. So leicht würde ich mir von dieser Giftspritze nicht die Laune verderben lassen. Da musste sie schon schwerere Geschütze auffahren. »Aber jetzt erzähl schon«, forderte ich Verena auf. »Was hast du am Wochenende getrieben?«

»Meinen Kindern den Kopf über die Kloschüssel gehalten und Zwiebäcke verteilt.« Verena zog eine Grimasse. »Offenbar grassiert wieder so ein blöder Magen-Darm-Virus. Ich hoffe nur, dass wenigstens ich davon verschont bleibe.«

Das hoffte ich natürlich auch, rückte aber sicherheitshalber mit meinem Stuhl ein paar Zentimeter näher an Werner heran. Der trällerte wie üblich ein Liedchen vor sich hin. Eins musste man unserem singenden Küchenchef lassen: Er war wirklich überaus talentiert! Niemand konnte so knusprige Schweinshaxen zubereiten wie er, doch auf der Tonleiter verunglückte der Arme jedes Mal kläglich.

Während Werner bereits beim Refrain seines Liedes angelangt war, legte Ilka laut raschelnd ihre Unterlagen beiseite und ließ ihren Blick über die anwesenden Mitarbeiter gleiten. »Wie ich sehe, sind wir fast vollzählig. Respekt. Ich bin schwer beeindruckt.« Die Ironie in ihrer Stimme war kaum zu überhören. »Es ist Montag, wir haben schönes Wetter – und trotzdem hat sich niemand krankgemeldet. Vielleicht geht es mit der Arbeitsmoral in diesem Haus ja bergauf. Zu wünschen wäre es. Na, wie dem auch sei: Wir warten noch fünf Minuten, dann fangen wir an.«

Der Einzige, der jetzt noch fehlte, war Ilkas Vater. Der Häuptling. Doch der ließ seine Untertanen noch ein wenig zappeln.

Isabell, unsere Hausdame, vertrieb sich die Wartezeit damit, das Milchkännchen und den Zuckerstreuer in der Mitte des Konferenztisches zu arrangieren. Da diese Aufgabe für einen Profi wie sie schnell erledigt war, machte sie sich anschließend daran, die Stifte ihres Nebenmanns zu sortieren. Der schien davon allerdings überhaupt nichts mitzubekommen. Claus-Dieter pflegte seine Montagmorgen-Depression. Mit sehnsuchtsvollem Blick starrte er aus dem Fenster. Was immer es auch dort zu sehen gab – es war offenbar nicht dazu angetan, seine traurige Buchhalterseele aufzumuntern.

Ich nahm an dieser Elefantenrunde nur vertretungsweise teil. Norbert, der Boss der Marketingabteilung, war ein paar Wochen zuvor auf dem Tennisplatz zusammengebrochen. Bedauerlicherweise hatten ihn nicht die Vorhandgranaten seines Gegners, sondern ein Herzinfarkt zu Boden gestreckt. Nun befand er sich in der Rehaklinik.

»Hast du eigentlich noch mal was von Norbert gehört?«

Als Verena gerade zu einer Antwort ansetzte, schwang die Tür auf und Conrad Wallemrath betrat mit federnden Schritten den Raum. Die Gespräche am Tisch verstummten, und sogar Werner vergaß für einen Moment, vor sich hin zu trällern. Es war wirklich beeindruckend, über was für eine Ausstrahlung unser Boss verfügte. Mit seinem Erscheinen war der Konferenzraum schlagartig auf die Größe einer Besenkammer geschrumpft. Obwohl er weder besonders groß noch besonders stämmig war, schien Conrad jeden Winkel des Zimmers auszufüllen. Wahnsinn, dachte ich wie schon so oft, der Mann hat Energie für zehn! Selbst wenn er nur über das Wetter redete, sprühten seine graublauen Augen Funken. Ich hätte stundenlang einfach nur dasitzen und ihn anschauen können. Als hätte er meine Gedanken gelesen, zwinkerte Conrad mir in diesem Moment verschmitzt zu. Unversehens begannen meine Wangen zu glühen.

Wer nicht wusste, dass Conrad Wallemrath bereits Ende vier zig war, schätzte ihn locker zehn Jahre jünger. Seine leicht ergrauten Schläfen ließen ihn weder besonders seriös noch lebenserfahren, dafür aber wahnsinnig interessant und sexy aussehen. George Clooney hätte ohne Weiteres sein Bruder sein können. Auch die kleinen Lachfältchen rings um seine Augen brachten Conrad jede Menge Sympathiepunkte ein.

Zusätzlich zu seiner attraktiven Verpackung verfügte unser Boss über eine ganz spezielle Gabe: Wie kaum ein anderer verstand er es, seine Mitmenschen in seinen Bann zu ziehen und für seine Sache zu begeistern. Er war das geborene Alpha-Tier! Wir, sein Rudel, vertrauten ihm blind. Sollte Conrad sich vornehmen, den Mount Everest zu besteigen, würden alle seine Angestellten wie die Lemminge ohne zu zögern hinterhertrippeln – mit Ausnahme seiner Tochter Ilka vielleicht...

Nachdem Conrad gut gelaunt in die Runde gegrüßt hatte, drückte er seiner Tochter einen Kuss auf die Wange. »Morgen, Schätzchen.«

Ilka war diese vertrauliche Geste sichtlich unangenehm. »Du bist unpünktlich«, wies sie ihren Vater schnippisch zurecht.

»Das tut mir leid.« Conrad spielte den Zerknirschten. »Die S-Bahn hatte Verspätung.«

Nur mit Mühe konnte ich mir ein Grinsen verkneifen. Jeder im Raum wusste, dass Conrad noch nie mit öffentlichen Verkehrsmitteln zur Arbeit gekommen war. Wahrscheinlich benutzte er eine Ausrede, mit der Ilka sich in ihrer Sturm-und Drang-Zeit des Öfteren aus der Affäre gezogen hatte.

Leider war es uns nicht vergönnt, das Vater-Tochter-Geplänkel noch ein wenig auszukosten, denn Ilka kam sofort zur Sache: »Da wir ja nun vollzählig sind, können wir jetzt endlich beginnen. Das Wichtigste gleich vorweg. Norbert Rische wird nächste Woche aus der Rehaklinik entlassen. Zum Glück ist er gesundheitlich fast vollständig wiederhergestellt, trotzdem hat er sich dafür entschieden, nicht an seinen Arbeitsplatz zurückzukehren. Zum nächsten Ersten wird er unser Hotel verlassen und in den Vorruhestand gehen. Natürlich respektieren wir diese Entscheidung – auch wenn wir ihn menschlich und fachlich vermissen werden.«

All das hatte Ilka völlig monoton und emotionslos heruntergebetet. Meine Güte, im Vergleich zu ihrer kurzen Ansprache war selbst die telefonische Zeitansage ein echtes Rührstück. »Wie Sie ja alle wissen, leidet die Marketingabteilung, seit Charlotte Sommer ihren Erziehungsurlaub angetreten hat, ohnehin unter einem personellen Engpass. Da alle Werbe- und PR-Maßnahmen unseres Unternehmens, die Häuser in Salzburg und in Hamburg eingeschlossen, weiterhin zentral von hier aus gesteuert werden sollen und das hundertjährige Bestehen des Hotels, das mit erheblicher Mehrarbeit für die Marketingcrew verbunden ist, immer näher rückt, besteht akuter Handlungsbedarf. Um einen reibungslosen Ablauf sicherzustellen, möchten wir aus diesem Grund den Posten des Abteilungsleiters schnellstmöglich neu besetzen.« Bei den letzten Worten blieben ihre Augen auf mir ruhen.

Halt, Moment mal! Das ging mir jetzt ein kleines bisschen zu schnell! In meinem Körper breitete sich ein nervöses Kribbeln aus, und die Gedanken in meinem Kopf purzelten wild durcheinander. Ich rutschte voller Unbehagen auf meinem Stuhl herum. Bei aller Freude – auf einen solchen Karrieresprung war ich nicht vorbereitet. Weder hatte ich eine Flasche Sekt kalt gestellt, noch hatte ich mich besonders in Schale geschmissen. Außerdem hätte ich gerne ein bisschen Zeit gehabt, mir ein paar warme Dankesworte zurechtzulegen.

»Da Sie Norbert ja bereits seit einigen Wochen erfolgreich vertreten, habe ich bei der Neubesetzung seines Postens natürlich sofort an Sie gedacht, Melina.« Ilka machte eine kleine Pause und fuhr dann fort: »Aber der erste Gedanke muss nicht zwangsläufig der beste sein.«

Wie bitte? Wie zum Kuckuck sollte ich das denn nun verstehen? Irgendwie hatte ich plötzlich so ein Gefühl, dass ich weder den warmen Sekt noch die warmen Dankesworte brauchen würde.

»Wie lange sind Sie schon bei uns?«

Während ich mich räusperte, rechnete ich im Stillen nach. Um auf Nummer sicher zu gehen, dass mir im Eifer des Gefechts kein Fehler unterlief, nahm ich unter dem Tisch meine Finger zu Hilfe. »Im Herbst werden es fünf Jahre.«

Ilka nickte mit sorgenvoller Miene. Offenbar hatte ich gerade ihre schlimmsten Befürchtungen bestätigt. »Fünf Jahre sind eine verdammt lange Zeit. Das spricht einerseits für Sie, weil Sie mit unserem Hotel und den Abläufen bestens vertraut sind. Andererseits wird man mit den Jahren bekanntlich ein wenig betriebsblind. Und seien wir doch mal ehrlich: Ein bisschen frischer Wind kann dem alten Kasten hier sicher nicht schaden.« Beifall heischend schaute sie in die Runde. »Ich habe mich deshalb entschieden, einen neuen Mitarbeiter ins Team zu holen, der vorerst gleichberechtigt mit Melina arbeiten wird. Wie heißt es doch so schön: Konkurrenz belebt das Geschäft.«

Konkurrenz belebt das Geschäft? Ja klar, und den Letzten beißen die Hunde. Heiße Tränen des Zorns und der Enttäuschung schossen mir in die Augen. Schämte die blöde Kuh sich eigentlich gar nicht, mir erst eine Beförderung in Aussicht zu stellen und mich dann mit so einer hohlen Floskel abzuspeisen?!

»In jedem Fall können Sie alle sich von Ihrem neuen Kollegen bestimmt einiges abschauen, denn er ist ein echter Marketingprofi.«

In meinem Inneren brodelte es wie in einem Vulkan. Wenn der Neue von Ilka als Profi bezeichnet wurde, was war ich dann in ihren Augen? Ein Anfänger? Ein Amateur? Eine Niete?

»In ein paar Wochen werden wir dann entscheiden, wer von Ihnen als Marketingleiter das Kommando übernimmt.«

Ich versuchte vergeblich, mit Conrad Blickkontakt aufzunehmen. Ob er von der Entscheidung seiner Tochter gewusst hatte?

Ilka drückte den Knopf der Gegensprechanlage, die vor ihr auf dem Konferenztisch installiert war. »Marianne, schicken Sie doch bitte unseren neuen Kollegen herein.«

»Mensch, das kann die doch nicht machen«, flüsterte Verena neben mir schockiert.

»Du siehst doch, dass sie das kann«, krächzte ich heiser.

Ich versuchte, den schalen Geschmack in meinem Mund mit einem großen Schluck Kaffee hinunterzuspülen. Erfolglos. Denn bevor das schwarze Gebräu die Reise in meinen Magen antreten konnte, betrat der angekündigte Marketingprofi auch schon den Raum. Beim Anblick des neuen Kollegen gefror mir das Blut in den Adern. Und meine Stimmung sank unter den Gefrierpunkt.

Heiliger Strohsack! Ausgerechnet der!!!

Vor Schreck verschluckte ich mich und spuckte meinen Kaffee wie eine der geschmacklosen Teichfiguren, die sich im Garten meiner Eltern tummelten, in einer großen Fontäne quer über den Konferenztisch. Volltreffer! Nicht nur Ilkas Unterlagen, sondern auch ihr weißer Hosenanzug hatte ein paar unappetitliche Spritzer abbekommen.

»Tut mir furchtbar leid«, murmelte ich halbherzig. Was war schon ein ruinierter Hosenanzug im Vergleich zu einem ruinierten Leben?! Während ich hastig aufstand und so tat, als wollte ich mir den Schaden aus der Nähe begutachten, versuchte ich mit zittrigen Knien, hinter Ilka in Deckung zu gehen. »Ich übernehme natürlich die Kosten für die Reinigung.«

Anstelle einer Antwort funkelte Ilka mich nur wütend an. Die graublauen Augen hatte sie von ihrem Vater geerbt, nur dass diese bei Conrad niemals so stechend und eiskalt wirkten wie bei Ilka. Wenn Blicke töten könnten, hätte das Rennen um die Stelle des Marketingleiters bereits jetzt ein abruptes Ende gefunden. Schluss, aus, finito. Aber llka wäre nicht Ilka gewesen, wenn sie sich nicht sofort wieder gefangen hätte. Als sie sich umdrehte, um ihr neues Pferd im Stall zu begrüßen, war sie wieder ganz die Liebenswürdigkeit in Person.

»Herzlich willkommen.« Und an uns gewandt: »Ich freue mich, Ihnen Kai Hoffmann vorstellen zu dürfen.«

»Hallo zusammen.« Wie ein Star, der die Bühne betritt, winkte Kai in die Menge. Was sollte das werden? Deutschland sucht das Superarschloch?

»Wie schön, dass Sie mein Angebot angenommen haben, Kai. Sie sehen ja, was für Begeisterungsstürme Ihr Erscheinen hier auslöst.« Lachend wies Ilka auf die Kaffeepfütze. »Ich kann Sie allerdings beruhigen: So feucht-fröhlich geht es bei uns nicht immer zu.«

Ilkas launige Bemerkung wurde mit allgemeinem Gelächter belohnt. Seit wann hatte die Fürstin der Finsternis, wie Ilka hinter vorgehaltener Hand genannt wurde, denn Sinn für Humor? Das war ja was ganz Neues. Nichts gegen ein paar menschliche Züge, jeder Holzklotz hatte mehr davon als Ilka, aber musste sie ihre Späße unbedingt auf meine Kosten machen?!

Während Verena, Claus-Dieter und der Rest der Truppe den Neuzugang mit unverhohlener Neugier beäugten, starrte ich mit gesenktem Kopf auf die Tischplatte und die Sauerei, die ich dort angerichtet hatte. Mit einem Stapel Servietten bewaffnet, begann ich, die Feuchtgebiete trockenzulegen. Dabei versuchte ich, mir nicht anmerken zu lassen, wie aufgewühlt ich war. Zum Glück waren alle so mit dem neuen Kollegen beschäftigt, dass bestimmt niemand das leichte Zittern meiner Hände bemerken würde.

Was für ein Albtraum! Noch dazu einer von der besonders schlimmen Sorte. Bitte, lieber Gott, mach, dass das alles nicht wahr ist, betete ich voller Inbrunst. Gleich würde ich in meinem Bett aufwachen, mir den Schlaf aus den Augen reiben und die Schatten der Vergangenheit zum Teufel schicken.

Ich rieb und rieb und rieb, aber außer einer ziemlichen Schmiererei – der größte Teil meiner Wimperntusche klebte nun an meinen Zeigefingern – brachte das gar nichts. Verflixt, wenn das wirklich nur ein böser Traum war, dann hatte er Überlänge!

»Willkommen an Bord.« Conrad stand auf und schüttelte dem neuen Mitarbeiter herzlich die Hand. »Ich freue mich, Sie kennenzulernen. Meine Tochter hat Sie schon in den höchsten Tönen gelobt.«

»Oh, bitte keine Vorschusslorbeeren.« Kai Hoffmann machte eine abwehrende Geste. »Ich freue mich darauf, in Ihrem Hotel zu arbeiten, Herr Wallemrath«, schleimte er weiter.

Conrad winkte ab. »Conrad, nicht Herr Wallemrath. Obwohl sich alle im Hotel siezen, ist es bei uns üblich, sich mit dem Vornamen anzureden. Das hat Ilka hier eingeführt.« Schicksalsergeben zuckte er die Schultern. »Das hat man davon, wenn man seine Tochter in den Staaten studieren lässt.«

Kai drehte artig eine Begrüßungsrunde. Ein bisschen Smalltalk hier, ein kleines Späßchen dort, so arbeitete er sich von einem Mitarbeiter zum nächsten vor.

Mit klopfendem Herzen wartete ich darauf, dass er bei mir angelangt war. Meine Finger fühlten sich klamm an, und das lag nur zum Teil an der Kaffeepfütze, in der ich herumgepanscht hatte. Verstohlen rieb ich meine Hände mit der letzten trockenen Serviette ab.

Kai kam näher und näher. Mist, langsam wurde es eng. Gerade machte er sich mit Verena bekannt. Hoffentlich gab sie ihm außer einem warmen Händedruck ein paar Magen-Darm-Viren als kleines Willkommensgeschenk mit auf den Weg.

Dann stand Kai mir plötzlich gegenüber.

»Melina Müller«, knurrte ich, weil mir nichts Besseres einfiel, was ich sonst hätte sagen können.

Na bitte, ging doch. Meine Stimme hatte weder piepsig noch zitterig geklungen. Dass meine Knie die Konsistenz von Wackelpudding angenommen hatten, brauchte ich ja niemandem zu verraten. Nur widerwillig nahm ich die Hand, die Kai mir entgegenstreckte, und drückte sie fester, als notwendig gewesen wäre. Dabei zwang ich mich, ihm in die Augen zu schauen.

»Ach, Sie sind die Dame, mit der ich mich duellieren muss.« Kai tat, als würde er blitzschnell eine Pistole ziehen, pustete in Cowboymanier kurz in den Lauf und steckte die Waffe schließlich fröhlich grinsend in das imaginäre Halfter zurück. »Freut mich, Sie kennenzulernen.«

Wie, das war’s schon?!? Mit allem hatte ich gerechnet, aber ganz bestimmt nicht damit, dass er mich wie eine Fremde behandeln würde.

»Freuen Sie sich mal lieber nicht zu früh«, erwiderte ich kühl.

In Kais Gesicht suchte ich nach einem Zeichen des Erkennens. Doch Fehlanzeige! Kein Blick und keine Regung deuteten daraufhin, dass wir uns schon mal über den Weg gelaufen waren. Von weitaus persönlicheren Dingen ganz zu schweigen ...

Einerseits war ich unglaublich erleichtert, dass Kai sich nicht an mich zu erinnern schien. Gleichzeitig machte es mich aber auch wütend. Das sah diesem ignoranten Mistkerl ähnlich! In Kais Welt gab es nur Platz für drei Personen: Kai, Kai und nochmals Kai. Ich hingegen hätte Kai selbst aus einem Kilometer Entfernung wiedererkannt. Er hatte sich in den vergangenen dreizehn Jahren kaum verändert. Die dunklen Haare trug er ein wenig kürzer als früher. Auch der Dreitagebart war der Karriere und dem Rasierapparat zum Opfer gefallen. Obwohl sein Gesicht zumindest von Weitem so weich und glatt wie ein Babypopo aussah, wirkte er männlicher, als ich ihn in Erinnerung hatte. Daran konnte auch sein spitzbubenhaftes Grinsen nichts ändern, das er wie eine Taschenlampe auf Knopfdruck an- und ausknipste. Gerade bedachte er damit Isabell, die sich sogleich revanchierte, indem sie ihm freundlich lächelnd einen Stuhl anbot.

Bevor Kai sich setzte, drehte er sich noch einmal zu mir: »Ich kann mir nicht helfen, aber ich könnte schwören, dass wir uns schon mal irgendwo begegnet sind.«

»Und ich könnte schwören, diesen Spruch schon mal irgendwo gehört zu haben. Von einem Marketingprofi wie Ihnen hätte ich eigentlich etwas Originelleres erwartet.«

Ups, das war mir einfach so herausgerutscht. Gar nicht mal schlecht – ein Jammer, dass uns niemand zuhörte. Ich gratulierte mir innerlich zu dieser schlagfertigen Erwiderung, denn eigentlich hatte ich befürchtet, dass meine Zunge in Totenstarre verfallen würde, sobald ich Kai gegenüberstand.

»Um Gottes willen, das sollte keine plumpe Anmache sein. Ich meine es ernst. Sie kommen mir irgendwie bekannt vor.«

Ich tat, als würde ich angestrengt überlegen. »Waren Sie vielleicht der Kerl, der mir vor ein paar Tagen bei Aldi die letzte Tüte Milch vor der Nase weggeschnappt hat? Nein? Dann muss ich leider passen.«

»Kai wird offiziell erst morgen seine Arbeit hier im Hotel aufnehmen«, verschaffte Ilka sich in das allgemeine Geschnatter hinein wieder Gehör. »Damit Sie ihn vorher schon mal ein wenig kennenlernen und sich gegenseitig beschnuppern können, hat er sich netterweise bereit erklärt, heute an diesem Meeting teilzunehmen.«

Welch noble Geste! Wirklich überaus selbstlos, seine kostbare Freizeit zu opfern! Wo er doch sicher so viel Besseres zu tun hatte – ein paar leichtgläubige Frauen verarschen zum Beispiel. Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte er ruhig daheimbleiben können oder besser noch: da, wo der Pfeffer wächst! Ich verspürte nicht das geringste Bedürfnis, mich mit Kai Hoffmann zu befassen. Und schon gar nicht, ihn zu beschnuppern! Ich wusste auch so, dass ich den Kerl nicht riechen konnte. Allein der Duft seines penetranten Rasierwassers hatte bei mir akuten Brechreiz ausgelöst. Oder waren das womöglich die ersten Anzeichen einer Magen-Darm-Grippe?

Ilka ließ mir keine Zeit, mich weiter mit meinem Gesundheitszustand zu befassen. Stattdessen holte sie bereits zum nächsten Tiefschlag in meine Richtung aus: »Bis auf Weiteres teilen Sie sich ein Büro. Melina, seien Sie bitte so nett und nehmen Sie Kai unter Ihre Fittiche.«

Was, ich?? Ausgerechnet ich? Das wurde ja immer besser! Schlimm genug, dass Ilka mir diesen Kotzbrocken einfach so vor die Nase gesetzt hatte, jetzt wurde er sogar noch in meinem Büro einquartiert. Sollte ich ihm womöglich noch ein paar Semmeln schmieren oder die Rotznase putzen?

Keine Ahnung, was im weiteren Verlauf des Meetings besprochen wurde. Möglicherweise wurde über das Pro und Contra von Männerparkplätzen diskutiert oder die Einstellung von nackt putzenden Zimmermädchen beschlossen. Vielleicht wurde aber auch nur der übliche langweilige Kram besprochen. Was mich betraf, hätte der Rest der Sitzung ebenso gut auf Kroatisch oder Arabisch abgehalten werden können – ich bekam eh nichts davon mit. Ich war viel zu sehr damit beschäftigt, die aufsteigende Erinnerung zu verdrängen. Gar nicht so leicht, wenn die Geister der Vergangenheit sich nicht mehr damit begnügen, des Nachts im Kopf herumzuspuken, sondern neben einem quietschfidel den Plätzchenteller leer mampfen.

Ich musterte Kai möglichst unauffällig aus einem Augenwinkel. Gerade schenkte Isabell ihm eine Tasse Kaffee ein, in die er nacheinander drei Stücke Zucker plumpsen ließ. Widerwillig musste ich zugeben, dass Kai immer noch ziemlich gut aussah. Braune, fast schwarze Augen, der gleiche Farbton wie Zartbitterschokolade. Möglicherweise hatte er um die Hüften herum ein bisschen zugelegt. Kein Wunder, bei dem Zuckerkonsum! Mein Blick wanderte weiter über seine muskulösen Arme bis zu seinen Händen. Kein Ring. Aber das musste nichts heißen. Ich kannte viele Männer, die dieses symbolträchtige Schmuckstück daheim warm und trocken in der Schublade liegen hatten. Entweder aus Vergesslichkeit oder weil der Ring sie angeblich störte. Wobei er störte, blieb der Fantasie der Ehefrauen überlassen ...

»So, das war’s dann für heute«, schloss Conrad die Sitzung. »Ich wünsche Ihnen allen, und mir natürlich auch, einen schönen Tag und eine erfolgreiche Woche.«

Nichts wie raus! So schnell mich meine Beine trugen, floh ich aus dem Konferenzraum. Abgesehen von dem Bedürfnis, Kai den Hals umzudrehen, hatte ich nur einen Wunsch: meiner besten Freundin mein Herz auszuschütten. Und so nutzte ich die erste Rückzugsmöglichkeit, die sich mir bot: die Damentoilette.

Ich fühlte mich so erschöpft, als hätte ich einen mehrstündigen Marathonlauf hinter mir. Ermattet lehnte ich mich mit dem Rücken gegen die kalten Fliesen des Vorraums und schaute in den Spiegel, wo mir ein Paar große blaue Augen fassungslos entgegenstarrten. Warum?! Warum zum Kuckuck trifft man sich im Leben immer zwei Mal? Im Fall von Kai Hoffmann war ein Mal schon mehr als genug! Vielleicht wollte der liebe Gott mich für irgendwas bestrafen. In der Bibel war von sieben Plagen die Rede – demnach musste Kai die achte sein.

Ich lockerte den Griff, mit dem ich mein Handy wie einen Rettungsring umklammert hielt. Dann wählte ich Charlottes Nummer. Geh ran, geh ran, betete ich. Doch meine Freundin war weder zu Hause noch auf ihrem Handy zu erreichen. Wahrscheinlich auch besser so. Denn erstens ließen sich so prekäre Dinge viel besser persönlich besprechen, und zweitens wurde mir plötzlich bewusst, dass ich nicht allein war. Zwar befand sich außer mir niemand im Vorraum, doch in den Toilettenkabinen wurde hinter verschlossenen Türen heftig debattiert.

Das war keine Seltenheit, denn nirgendwo sonst wird die Bezeichnung »stilles Örtchen« so ad absurdum geführt wie auf einer Damentoilette. Was das betraf, war unser Hotel keine Ausnahme. Meist pilgerten die Kolleginnen in organisierten Kleingruppen zum Pipimachen. Hinter der weißen Tür mit der Doppelnull befand sich der Hauptumschlagplatz für Informationen, hier wurde aus dem Nähkästchen geplaudert, der neuste Klatsch und Tratsch ausgetauscht oder einfach nur ein bisschen über das neue Outfit einer Kollegin gelästert.

»Was für ein Wochenstart. Ich habe mir ja fast schon gedacht, dass Norbert nicht mehr ins Hotel zurückkommen wird«, tönte es in diesem Moment aus der Kabine schräg gegenüber vom Waschbecken. Durch den offenen Spalt unter der Toilettentür sah ich ein Paar schwarze Stiefel und gleich nebenan zwei mokkafarbene Sneakers.

»Man kann von Ilka ja halten, was man will, aber für eine Überraschung ist die Fürstin der Finsternis immer gut«, antworteten die Sneakers, untermalt von leisen Plätschergeräuschen. An der Stimme erriet ich, dass die mokkafarbenen Schuhe Marianne, unserer Chefsekretärin, gehörten.

Die schwarzen Stiefel hatte ich auf Anhieb erkannt, es waren Yvonnes Lieblingsschuhe. Yvonne arbeitete als Assistentin in der gleichen Abteilung wie ich. »Was glaubst du? Wer wird das Rennen machen?«

Mariannes Antwort kam für meinen Geschmack eine Spur zu schnell. »Ich tippe auf den Neuen.«

Der Lauscher an der Wand ... Eigentlich hätte ich nun allen Grund, beleidigt zu sein.

»Hmm. Wenn du dich da mal nicht täuschst. Mel hat die älteren Rechte. Sie arbeitet schon seit Ewigkeiten hier im Hotel, sie kennt sich aus, und außerdem hält Conrad große Stücke auf sie«, gab Yvonne zu bedenken.

»Du hast recht, Mel ist zäh, so leicht wird sie sich die Butter nicht vom Brot nehmen lassen«, stimmte Marianne, die sich ihrer Sache nun doch nicht mehr ganz sicher zu sein schien, ihrer Kollegin zu. »Außerdem hätte sie die Beförderung auch wirklich verdient.«

Am liebsten wäre ich zu den beiden in die Toilettenkabine gestürmt und hätte sie aus lauter Dankbarkeit geherzt und geküsst. Auf meine Mädels war eben Verlass! Verlass, dass sie mich abschreiben würden, sobald ein halbwegs gut aussehendes Exemplar der männlichen Spezies auf der Bildfläche erschien.

»Ich bleib trotzdem dabei«, verkündete Marianne nämlich nun. Der winzige Moment der Unsicherheit war verflogen. »Kai wird den Job bekommen. Er ist ein echter Siegertyp. Glaub mir, wenn du ihn morgen siehst, wirst du verstehen, was ich meine. Ich setze jedenfalls meine neue Handtasche auf Kai«, schloss sie schließlich.

»Die mit dem roten Innenfutter?«, fragte Yvonne ungläubig.

»Genau die.«

Yvonne stieß einen leisen Pfiff aus. »Wow, du scheinst dir deiner Sache aber wirklich sehr sicher zu sein.«

Unglaublich! Die Neuigkeit, dass Kai und ich um den Posten des Marketingleiters konkurrieren mussten, war gerade mal ein paar Minuten alt, und schon wurden Wetten darüber abgeschlossen, wer von uns die Stelle bekommen würde.

Ich hatte genug gehört. Auf Zehenspitzen verließ ich den Waschraum. Draußen auf dem Gang wäre ich um ein Haar in Conrad hineingelaufen. Mann, tat das gut, ihn zu sehen! Am liebsten hätte ich mich auf der Stelle in seine Arme geworfen und hemmungslos geheult. Aber ich wollte Marianne und Yvonne nicht überfordern. Fürs Erste hatten die beiden genug damit zu tun, das plötzliche Auftauchen des neuen Mitarbeiters verbal zu verarbeiten. Mich in Tränen aufgelöst in den Armen ihres Chefs vorzufinden hätte todsicher eine weitere mehrstündige Toilettensitzung zur Folge gehabt.

Conrad schien zu ahnen, wie mir zumute war. »Hey, nicht den Kopf hängen lassen.« Nachdem er sich mit einem raschen Blick nach rechts und nach links vergewissert hatte, dass wir allein auf dem Gang waren, strich er mir zärtlich eine Haarsträhne aus dem Gesicht.

Natürlich konnte Conrad nicht wissen, warum ich so von der Rolle war. Sicher dachte er, dass ich schmollte, weil Ilka mir einen Konkurrenten vor die Nase gesetzt hatte. Das stimmte auch – zumindest zum Teil. Selbstverständlich fand ich die Aussicht, mich die nächsten Wochen mit einem Rivalen messen zu müssen, alles andere als verlockend. Aber das hätte ich vermutlich mit Fassung getragen, wenn mein Gegenspieler nicht ausgerechnet Kai Hoffmann gewesen wäre. Der Kai, der mir das Leben schon einmal zur Hölle gemacht hatte und für den Fairness ein absolutes Fremdwort war.

»Hast du davon gewusst?«, fragte ich Conrad.

»Nein. Ilka hat mich mit diesem Schachzug genauso überrumpelt wie dich. Aber das ist ihr gutes Recht. Schließlich habe ich ihr die Verantwortung für Personalentscheidungen übertragen, damit sie ihren Daddy nicht jedes Mal um Erlaubnis bitten muss.«

Ich fand es durchaus wünschenswert, dass die lieben Kleinen heutzutage früh zur Selbstständigkeit erzogen wurden. Toll, wenn sie sich beizeiten allein die Schuhe zubinden oder ohne fremde Hilfe auf Toilette gehen konnten. Aber Leute einzustellen und zu feuern war ja wohl ein ganz anderes Kaliber. In Ilkas Fall hatte Conrad meiner Meinung nach ein wenig vorschnell die Zügel aus der Hand gegeben.

»Zeig diesem Kai, was du draufhast. Du machst einen verdammt guten Job, vergiss das nicht. Verstanden?!« Conrad schob seine Hand unter mein Kinn und zwang mich, ihm in die Augen zu schauen. »Qualität setzt sich durch. Ilka wird gar keine andere Wahl haben, als dich zur Marketingleiterin zu machen.«

»Wenn du meinst«, antwortete ich immer noch nicht restlos überzeugt.

»Davon mal abgesehen, wirkt der Neue doch eigentlich ganz sympathisch, findest du nicht?«

»Der erste Eindruck kann leicht täuschen«, antwortete ich vage. »Aber ich habe ihn mir noch gar nicht so genau angeschaut.«

»Braves Mädchen. So ist’s recht. Schön, dass du nur Augen für mich hast«, frotzelte Conrad. »Apropos: Sehen wir uns heute Abend?«

»Nein, heute ist Montag. Da ist Ben an der Reihe. Das weißt du doch.«

»Ach ja, richtig. Schade, ich dachte, wir könnten bei dem schönen Wetter ein paar Steaks auf den Grill schmeißen. Gibt es denn nichts, womit du dich umstimmen lässt?« Conrad nahm seine Lesebrille ab und streifte dabei wie zufällig mit seinem Ellenbogen meinen Busen.

Ein Schauer huschte meinen Rücken rauf und anschließend wieder runter. Doch ich widerstand sowohl der Aussicht auf ein saftiges Steak als auch allen anderen fleischlichen Gelüsten. »Nein, nichts zu machen.«

»Es fällt mir eben schwer, dich zu teilen.« Zärtlich streichelte Conrad meine Hand, ließ sie aber sogleich wieder los, als sich am anderen Ende des Flurs eine Tür öffnete. Claus-Dieter trat mit hängendem Kopf auf den Gang hinaus. Obwohl er den Blick starr auf den Boden gerichtet hatte, wichen Conrad und ich unwillkürlich ein paar Schritte auseinander.

Conrad blinzelte mir verschwörerisch zu. »Gut, Melina, wir machen das dann wie besprochen«, trompetete er so laut, dass Claus-Dieter am anderen Ende des Flurs vor Schreck zusammenzuckte. »Legen Sie die Unterlagen einfach auf meinen Schreibtisch.«

Aszendent Blödmann

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