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Georg

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Dorli und Karl nahmen das Angebot der Eltern dankend an. Nach dem Abstillen übernahm Karin die Erziehungsaufgabe und Georg fühlte sich sichtlich wohl. Karin und Waldemar lebten nun in Leoben, weit weg von der Kartenrunde. Die Stadt ist umgeben von Hügeln und Bergen. So kam es auch, dass dort ein kluger Herzog im neunzehnten Jahrhundert eine Montanuniversität und viele Berg- und Hüttenbetriebe gründete. Auch Karins Wohnung, im ersten Stock eines Mietshauses, befand sich am Fuße eines Hügels, den Georg oft zum Spielen nützte. Sein Spielkamerad gleichen Alters wohnte nebenan. Karin war sehr katholisch zumindest was das Brauchtum betraf. Vor Weihnachten kam, wie jedes Jahr der Nachbar, als Nikolaus verkleidet, begleitet von einem finsteren Höllengesellen, dem Krampus. Er klopfte energisch an die Türe, begehrte Einlass. Nikolaus, der Georg aufforderte ein Gebet zu sprechen füllte den Raum mit der Mitra und dem Hirtenstab, sowie mit seiner Stimme. Georg ließ vor Schreck und Ehrfurcht den Löffel in die Suppe fallen, um sich mit einem Gebet, von der Bestrafung durch diesen zotteligen Kompagnon, freizukaufen. Monate später die Wiese erblühte, sie war voll von Pusteblumen, die in dieser Gegend Löwenzahn genannt werden. Georg genoss das Spiel mit seinem Kameraden. Doch eines Tages war da kein Kamerad und er suchte den Spielfreund im Haus gegenüber, vergebens. Als er nach ihm fragte, rannen der Mutter dicke Tränen über das Gesicht und sie kreischte nur noch. Eine zweite Frau stand daneben und bedeutete Georg, dass er gehen möge. Erst Karin klärte ihn auf. „Dein Freund ist in der Waschküche in den heißen Laugentrog gefallen und er kommt nie wieder.“ Georg kapierte die Situation nicht ganz und fragte: „Ist nie wieder, dann Morgen?“ Dann ging er noch tagelang zu den beiden Frauen und fragte nach seinem Spielkameraden. Doch er bekam keine Antwort mehr und ging unbeantwortet seiner Frage zu Karin, die ihm nochmals erklärte: „Dein Spielkamerad kommt nicht mehr.“ Waldemar war wie ausgewechselt, seit Georg in Leoben war. Er trank wie immer gern einen Schluck, aber nicht zu viel, doch er nahm Georg ins Gasthaus mit und bestellte ihm ein ‚Himbeerkracherl‘ und ein Glas Bier für sich, als sie ausgetrunken hatten, zahlte er und sie traten gemeinsam den Heimweg zum Hügel an. Georg war die Freude von Karin und Waldemar und der Nachbarn. Der ‚Nikolausnachbar‘ besaß einen Fotoapparat und posierte Georg auf dem leicht geneigten Abhang gegenüber der Wohnung. Er schnitzte Georg einen Wanderstab, den dieser zaghaft zwischen zwei Fingern hielt. Georg war steirisch gekleidet, Steirerhut mit Fasanenfeder und Steirerjanker durften nicht fehlen. Mit diesem Bild, auf Papier und in der Erinnerung, siedelte Georg zu Elisabeth nach Mattighofen, denn die Ersteinschreibung für die Schule begann.

Trink aus! Den bitteren Kelch

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