Читать книгу Perry Rhodan Neo 222: Welt der Mehandor - Michelle Stern - Страница 10
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Anliegen
Perry Rhodan wunderte sich nicht, dass Theta sich prompt meldete, sobald sie vom Kontakt zum Planeten Archetz erfuhr. Sie kam persönlich in die Zentrale der CREST II, begleitet von Askhan Kuur, ihrem Celista, einem Agenten des imperialen Geheimdienstes, den sie mit Guckys Hilfe im Gespinst über Aarakh Ranton eingesammelt hatten. Von Kuur wusste Rhodan, wer die drei Altimperatoren waren und dass einer von ihnen Atlans Vater war, Mascudar da Gonozal. Ebenso wussten er dank Kuur, wo Archetz lag.
Theta rauschte in ihrem silbernen Cape zu einem freien Platz im Besucherbereich, setzte sich aber nicht. Offensichtlich hielt sie es für dramatischer, zu stehen. Sie verschränkte die Hände vor der Brust. An ihren Fingern prangten mehrere juwelenbesetzte Ringe. »Ich habe erfahren, dass wir Erfolg hatten und ein Kontakt zustande kam. Es wird eine Expedition nach Archetz geben.«
»Eine Delegation«, korrigierte Rhodan. »Und noch steht nicht fest, wer dorthin mitkommt.«
Seine Söhne hatten auch schon bei ihm angefragt. Sie waren ganz heiß darauf, den geheimen Planeten zu erkunden, und hatten darauf gepocht, wie wichtig eine solche Erkundung für die Terranische Union sei. Rhodan dagegen war froh, wenn nicht die komplette Familie nach Archetz flog. Seit er wieder einmal im Kristallpalast um sein Leben hatte rennen müssen, war er wenig scharf darauf, Thora und seine Kinder in Gefahr zu wissen. Auf Archetz konnte alles Mögliche passieren, bis hin zur Variante, dass die Einladung eine Falle war, gestellt von den Imperatoren.
»Expedition, Delegation ...« Die Imperatrice machte eine wegwerfende Handbewegung, bei der die zahlreichen Ringe aufblitzten. »Es geht nach Archetz, und ich will, dass Askhan Kuur dabei ist!«
Rhodan war überrascht, dass Theta nicht selbst an die vorderste Front wollte. Sie musste diesem Mann wahrhaftig vertrauen. Oder fürchtete auch sie eine Falle? Wollte sie nicht das eigene Leben riskieren und zog es vor, einen Stellvertreter zu schicken? »Wir sind als Menschen eingeladen. Ich will daher nicht mehr Arkoniden mitnehmen als notwendig. Thora ist bekannt und noch dazu meine Frau, doch Kuur könnte Verdacht erregen.«
»Das ist mir egal!«, erwiderte Theta aufgebracht. »Ich will jemanden dabeihaben, der die Mutanten unterstützt und sich mit Ihnen beraten kann. Sie planen doch gewiss, die Produktion der Transformkanonen durch Ihre Mutanten zu unterbinden und die Konstruktionspläne entweder an sich zu bringen oder zu vernichten.«
»Zunächst einmal«, sagte Rhodan, so ruhig er konnte, »plane ich, Kontakt aufzunehmen und die Lage zu erkunden. Von einem Sabotageakt oder einem terroristischen Anschlag kann noch keine Rede sein.«
»Ich bitte Sie!« Theta lachte auf. »Sie wissen, wie groß die Gefahr ist! Wollen Sie Terra in die Hände einer Horde von Altimperatoren fallen lassen?«
Da war es wieder, das Bild, das Rhodan derzeit von Theta hatte: eine angeschlagene, verletzte Löwin, die sich einem Rudel hungriger Hyänen gegenübersah. Theta – Emthon V. – war gestürzt worden, und sie musste handeln, wenn sie das Ruder herumreißen wollte. Doch Rhodan hatte nicht vor, sich von ihr zur Marionette machen zu lassen. »Ja, die Gefahr ist gewaltig. Für Arkon und für meine Heimat. Es droht ein Bürgerkrieg, in den leicht auch die Erde und die terranischen Kolonien geraten können, wenn die Feuer sich ausbreiten. Und ja, ich weiß, welche Gefahr durch eine Massenproduktion von Transformkanonen entstehen kann. Aber ich weiß auch, dass es viel Leid und Elend bringen kann, Dinge zu überstürzen. Es gibt eine Zeit zum Handeln, doch diese Zeit ist nicht jetzt. Jetzt geht es darum, Informationen zu sammeln, Verbündete zu gewinnen und vielleicht gemeinsam gegen die Altimperatoren vorzugehen.«
»Gemeinsam ...« Theta spie das Wort aus. »Die Sippe dieser Mharl hat mich verraten! Sie haben hinter meinem Rücken Kontakt mit meinen Feinden aufgenommen, haben gegen mich intrigiert und ihre ganze Rüstungsmaschinerie in Form von Archetz meinen Gegnern zur Verfügung gestellt! Sicher wussten sie, dass ich getötet werden sollte, doch gewarnt hat mich keiner von ihnen. Mit solchen Leuten verhandele ich nicht!«
»Natürlich nicht«, sagte Rhodan kühl. »Genau deswegen ist es besser, wenn Sie an Bord bleiben. Und Ihr Celista ebenfalls. Wir brauchen eine Delegation, deren Horizont etwas weniger begrenzt ist.«
Theta presste die Lippen zusammen, bis sie zu zwei weißen, schmalen Strichen wurden. Sie schien Rhodan am liebsten ins Gesicht springen zu wollen. »Es steht Ihnen nicht zu, über meinen Horizont zu urteilen.«
»Und Ihnen steht es nicht zu, einzufordern, wer nach Archetz geht. Sie sind zu Gast auf diesem Schiff und keine Kommandantin.«
»Ist das Ihr letztes Wort?«
»Das ist es. Askhan Kuur bleibt bei Ihnen.«
Theta richtete sich an das Holo, in dem Torgen Shenn der Unterhaltung zuhörte, während Thora tat, als wäre sie extrem beschäftigt, und Gucky sich auf einem Sitz fläzte, als würde er schlafen. »Expeditionsleiter! Was sagen Sie dazu?«
Shenn verzog die Lippen. »Es freut mich, dass Sie sich an mich und meinen Posten erinnern können, Zhdopanthi. Da Sie es üblicherweise vorziehen, mit dem ehemaligen Protektor zu reden, sage ich dazu, dass Sie sich weiter mit ihm auseinandersetzen dürfen und nicht mit mir. Als mein Berater hat er mir gewisse Aufgaben abzunehmen.«
Rhodan atmete tief ein. Das war eine gewagte Provokation, und sie schien Theta tatsächlich zu überraschen.
»Sie halten sich aus dieser Sache heraus?«, fragte sie.
»Ganz genau«, bejahte Shenn.
Die Imperatrice strafte ihn mit einem verachtenden Blick. »Wenigstens sehen Sie ein, dass Sie noch nicht reif genug für Ihr Amt sind und es deswegen besser ist, wenn andere den Ton angeben.«
»Das reicht!« Rhodan sagte es laut und bestimmt, mit einem Nachdruck, der Theta sichtlich irritierte. »Hören Sie auf, den Sonderbevollmächtigten Torgen Shenn anzugehen, und respektieren Sie meine Entscheidung! Vielleicht wird es später möglich oder nötig sein, auf die von Ihnen vorgeschlagene Weise einzugreifen. Aber noch ist es nicht so weit! Wir machen das auf meine Art. Auf die menschliche Art.«
»Nehmen Sie Kuur trotzdem mit! Er kann einen wertvollen Beitrag leisten, indem er die Mehandor ausspioniert.«
»Nein!« Rhodan wusste, was er wollte, und dieses Mal würde er keinen einzigen Schritt zurückweichen. Theta hatte sich seit ihrer Rettung aus dem Kristallpalast immer wieder Dinge herausgenommen und seine Geduld strapaziert. Er vertraute ihr bedingt, wusste sehr wohl, dass sie nicht mit der Theta identisch war, die auf Torran-Gar gewesen war. Aber noch mehr wusste er, wo er ihr nicht vertrauen konnte. Wenn er Kuur mitnahm, würde der versuchen, den Mehandor zu schaden – und das wollte Rhodan nicht. Nicht ehe sie überprüft hatten, ob es einen anderen, besseren Weg gab. Sie suchten nach Verhandlungsmöglichkeiten, nicht nach Krieg. Es galt, die ohnehin auflodernden Flammen der aktuellen Situation zu löschen, statt Öl ins Feuer zu kippen.
»Das werde ich nicht dulden!«, begehrte Theta auf. »Sie sind ignorant und selbstgefällig! Sie haben alle Informationen von Kuur! Ohne ihn ...« Sie verstummte, weil der Celista eine Geste mit dem Kopf machte, die Theta offensichtlich beschwichtigte. Statt weiter auf Rhodan zu schimpfen, wandte sie sich ihrem Begleiter zu. »Ja?«
Askhan Kuur lächelte dünn. Die roten Augen erschienen Rhodan noch schattiger als zuvor, als stünden sie alle in einem dunklen Wald und nicht im hellen Licht der Zentrale. »Lassen Sie es gut sein, Zhdopanthi. Der Braas'cooi hat seine Stellung bezogen. Hier gibt es nichts für uns zu gewinnen.«
Braas'cooi – Fremdweltler. Rhodan mochte den Ausdruck nicht sonderlich, doch er wusste, dass es keine Beleidigung war, lediglich eine Abgrenzung.
Theta wandte Rhodan den Rücken zu, ebenso wie Torgen Shenn. »Sie haben sich gegen mich verschworen! Ich werde mir das merken!« Sie stürmte aus der Zentrale, als müsste sie einen neuen Hochgeschwindigkeitsrekord von der Konsole zum Schott aufstellen.
»Dramatischer Abgang: zehn Punkte«. Gucky zwinkerte. »Da macht Ihrer Glorifizienz niemand was vor.«
»Nein«, stimmte Perry Rhodan zu. Er dachte an die Gespräche, die nun vor ihm lagen. Theta war nicht die Einzige, die unbedingt jemanden nach ihrem Geschmack auf diesem geheimnisvollen Planeten haben wollte. Archetz zog sie alle an, wie das Licht die Motten.