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2.

Verfolgungsjagd

In der Zentrale der CREST II war alles in Aufruhr wegen der MAGELLAN, als Gucky etwas spürte, das nicht an diesen Ort gehörte. Es war ein einzelner Gedankenimpuls, nur der Fetzen eines Anflugs von Panik. Aber er reichte, um Guckys Aufmerksamkeit zu erregen.

... versteckt bleiben bis zum Sternenriff ... lauteten die Worte, die der Ilt eher zufällig geespert hatte. Sie machten ihn stutzig – denn sie waren nichtmenschlichen Ursprungs.

In seinem Leben hatte Gucky bereits zahllose verschiedenartigste Mentalimpulse telepathisch wahrgenommen, und er konnte die Urheber meist problemlos als Menschen, Arkoniden, Oproner oder Angehörige anderer bekannter Völker identifizieren. Bei den verschiedenen menschlichen Siedlern hatte er noch Unterscheidungsschwierigkeiten, das musste er zugeben. Die Bewohner von Olymp, Siga, Imart, Cybora und wie die terranischen Kolonien alle hießen, waren den Menschen zu ähnlich, um charakteristisch abweichende Impulssignaturen zu entwickeln. Vielleicht würde sich das mit der Zeit ändern.

Diese fremden Impulse hingegen konnte er eindeutig zuordnen – keiner Person, aber diese Mischung aus Gier, Rücksichtslosigkeit und Neugier war typisch. Und sie hatte auf der CREST II rein gar nichts zu suchen.

Eine gezielte Teleportation brachte Gucky näher an den Ursprung der Impulse: auf eine der Galerien des unteren Großhangars. Während im oberen Haupthangar der CREST II die Beibootflottille aus Korvetten und Space-Disks untergebracht war, wurde die riesige Halle des unteren Hangars vor allem zu Lagerzwecken genutzt. Vierzig Galerien boten dort Platz für verschiedenste Güter, Wohncontainer, Bodenfahrzeuge und etliches mehr.

Der Ort, von dem Guckys Einschätzung nach die Gedankenimpulse stammten, lag etwa in mittlerer Höhe. Diese Galerie beherbergte derzeit Großbehälter mit Nahrungsmittelvorräten. Die hellblauen Container, die etwa die Größe einer Mannschaftskabine hatten, reihten sich wie Perlen an einer Schnur um das Rund der Hangarhalle.

Gucky schob sich langsam auf eine offen stehende Frachtbehältertür zu, aus der er Rascheln und Knistern hörte. In dem Container war es dunkel. Der Geruch nach Paprika und Salz stieg Gucky in die Nase. Wer auch immer dort zu Gange war, er dezimierte offensichtlich gerade den Bordbestand an Gewürzen oder Kartoffelchips. Ein dunkler Schatten huschte zwischen den Regalen hin und her.

»He!«, rief Gucky. »Das wird Rufus Darnell aber gar nicht gefallen – unser Chefingenieur braucht zum Feierabend seine Portion Kohlenhydrate! Mit dem Alter ist er etwas schrullig geworden.« Er rümpfte die Nase. »Außerdem wird er den Geruch nach ranzigem Öl an seinen Chips nicht mögen.«

Der Schatten erstarrte mitten in der Bewegung. Für ein paar Sekunden glaubte Gucky, der Fremde würde einfach stehen bleiben und abwarten, was weiter geschah. Dann wirbelte der Schatten herum und rannte den Ilt einfach über den Haufen.

Gucky war so verblüfft, dass er völlig vergaß, zu teleportieren. Es fiel ihm gerade noch rechtzeitig wieder ein, ehe er mit dem Kopf auf den Boden knallen konnte. Er rematerialisierte senkrecht ein paar Schritte vor dem Flüchtenden. »Wohin denn so eilig?«

Der Fremde stieß ein erschrockenes Quieken aus und änderte ungebremst die Fluchtrichtung: Er hüpfte über die Brüstung der Galerie. Gucky verdrehte die Augen und teleportierte hinterher. Eine Etage tiefer rannte der Unbekannte zwischen zwei Reihen Explorationsrobotern davon. Gucky war das Spielchen langsam leid. Er griff telekinetisch nach einer der Maschinen und rollte sie vor den Fremden, um ihm den Weg abzuschneiden. Abrupt blieb der Flüchtende stehen. Der Roboter rollte weiter vorwärts, sodass der blinde Passagier – denn nichts anderes war Guckys Kontrahent – rückwärts gehen musste.

Gucky ließ die Maschine schneller rollen und grinste. »Leg dich nie mit einem Ilt an, wenn es um Verfolgungsjagden geht.« Er stieß ein Schnauben aus. »Was willst du hier? Es gibt an Bord der CREST II kein Besun für dich.«

Der Fantan taumelte völlig außer Puste vor Gucky aus dem Gang zwischen den Explorationsrobotern hervor. »Es gibt viel Besun«, widersprach das zylinderförmige Fremdwesen. Der Fantan wippte mit vier seiner dünnen Extremitäten, als wolle er um sich zeigen. »Aber nicht das, was ich brauche.«

Gucky legte den Kopf schief. »Lawwassatt, nicht wahr? Du bist es doch? Entschuldige, auch wenn ich eine Weile unter deinesgleichen gelebt habe, seht ihr in meinen Augen ziemlich gleich aus. Du bist der Fantan, den ich neulich aus dem All gefischt habe, oder?«

Der Fantan zirpte leise. »Das bin ich. Ich bin dir noch immer sehr dankbar.«

»Und du zeigst deine Dankbarkeit, indem du dich heimlich auf unser Schiff schleichst?« Ironie war ein menschliches Konzept, das Gucky stetig zu verfeinern versuchte.

»Ich hatte keine Wahl. Als ich im Gespinst von Aarakh Ranton erfahren habe, dass die Menschen dorthin fliegen, wo die Mehandor das Besun produzieren, musste ich einfach mitkommen.«

Gucky kombinierte: Lawwassatt war dabei gewesen, als sich Perry Rhodan und Thora mit Theta sowie deren Vertrauten Askhan Kuur getroffen hatten. Da Gucky das Wesen der Fantan kannte, konnte er Lawwassatts Gedankengänge durchaus nachvollziehen. Der Fantan hatte mitbekommen, dass sich ihm ein Taxi zu seinem heiß begehrten Besun bot: der Transformkanone. Kein Wunder, dass er die Mehandorkarawane Fannon verlassen hatte, um sich stattdessen bei den Menschen einzuschleichen.

»Du hättest einfach fragen können.«

Lawwassatt wackelte mit einer der oberen Extremitäten. Gucky war nicht sicher, ob der Fantan damit ein humanoides Abwinken imitieren wollte oder ob es etwas vollkommen anderes zu bedeuten hatte. »Ich war besorgt, dass Kommandantin Thora Rhodan da Zoltral meine Bitte ablehnen könnte. Ich wollte kein Risiko eingehen.«

Na ja, wenn ich ehrlich bin: Thora hätte ihn wohl wirklich nicht mitgenommen. Aber das werde ich ihm nicht auf die Nase binden.

»Schön, und wie soll es weitergehen?«

»Sind wir bereits am Sternenriff angelangt?«

»Oh ja. Wir sind schon mittendrin.«

Der Fantan zuckte, was einerseits seltsam aussah, andererseits Erstaunen vermittelte. Gucky spürte bei ihm einen Anflug von ... Panik?

»Mitten im Sternenriff, ohne Navigationshilfe? Das ist Selbstmord!«

Gucky ließ sich nach hinten sinken und stützte sich auf seinem Biberschwanz ab. »Na, das haben wir inzwischen auch gemerkt. Wir sind beinahe in so einer Gravitationsstrudelschnelle gelandet – ging gerade noch mal gut.«

Gucky registrierte telepatisch Zufriedenheit und Erleichterung.

»Das ist sehr gut«, sagte der Fantan. »Es war wirklich sehr leichtsinnig.«

»Stimmt – wenn dieses Mehandorschiff nicht gekommen wäre und uns herausgezogen hätte ...«

Da war sie wieder, die Panik von Lawwassatt. »Ein Mehandorschiff? Nein, das geht nicht.« Der Fantan wedelte hektisch mit allen vier oberen Gliedmaßen. »Ich biete euch ein Geschäft an. Es ist ein gutes Geschäft, ihr werdet es nicht ablehnen.«

Gucky legte irritiert die Ohren an. Dieser plötzliche Sinneswandel und vor allem die Hast, die der Fantan an den Tag legte, beunruhigten ihn. »Was denn für ein Geschäft?«

»Es ist ein gutes Geschäft«, wiederholte Lawwassatt. »Ein Angebot, das ihr mit Sicherheit reizvoll findet, absolut erstrebenswert. Aber ich will mit der Kommandantin darüber reden. Jetzt gleich. Schnell.«

Bevor die Mehandor mit ihr reden, esperte Gucky.

Der Mausbiber wiegte den Kopf. Da er ahnte, worum es dem Fantan ging, wollte er ihn noch ein bisschen zappeln lassen – und vielleicht konnte er noch etwas aus ihm herauskitzeln. »Ich weiß nicht. Ich glaube, Thora hat bereits Gespräche mit den Mehandor aufgenommen. Ob sie ...«

»Ich will sofort mit Thora Rhodan da Zoltral reden!«, beharrte Lawwassatt heftig. »Bring mich unverzüglich zu der Kommandantin, oder das Geschäft ist hinfällig.«

Perry Rhodan Neo 222: Welt der Mehandor

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