Читать книгу Tin Men - Mike Knowles - Страница 12
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Оглавление»Was machst du da in der Ecke, Woody?« Dennis stellte die Frage auf Zehenspitzen. Er hatte versucht, einen Spalt im Türrahmen zu finden, der nicht von Os’ massiger Gestalt verstopft war, und einsehen müssen, dass eine Aussicht nur möglich war, wenn er sich auf die Zehen stellte. Dabei bemühte er sich, über Os’ Schulter hinwegzusehen, ohne mit ihr in Berührung zu kommen. Dennis Hamlet maß keine eins siebzig und war eher dick als rundlich. Nicht so wie Jerry, aber auf dem Weg dahin. Es sah aus, als würde er unter seinem Anzug noch eine Schicht Kleidung tragen. Wenn man Dennis wie eine von diesen russischen Puppen auseinandernehmen würde, müsste man Hülle um Hülle von Fett abziehen, um endlich das innere Arschloch im Kern zu finden. Sein Lieblingsthema war er selber, er konnte tagelang mit seinen Ermittlungserfolgen angeben, ebenso wie mit den unzähligen Frauen, die er angeblich gevögelt hatte. Wer ihm zuhörte, konnte den Eindruck gewinnen, kein anderer hätte je irgendeinen Verbrecher gefasst. Man ließ ihm seine Storys, was hieß, niemand sagte ihm je, dass er die Schnauze halten solle. Woody kaufte ihm keine einzige ab. Er bezweifelte nicht, dass Dennis seine Fälle löste, war aber sicher, dass es nie so ablief, wie Dennis behauptete. Jede von Dennis’ Geschichten triefte vor Eigenlob und ging wenig ins Detail. Cops stehen auf Details. Nichts ist ihnen lieber als ein Verdächtiger, der sein Leben so weit im Griff hat, dass er sagen kann, was er wann wo getan hat. Sobald ein Detail ausgelassen wird, merkt der Cop das und wird sauer. Er wird sauer, weil es für ihn eine Beleidigung ist. Wenn man mit etwas durchkommen will, indem man etwas auslässt, hält man den Cop für dämlich. Kluge Cops wissen genug, um sauer zu werden. Die dämlichen, die nie etwas schnallen, rollen so lange im Streifenwagen durch die Gegend, bis ihre Pension reicht, um die Rechnungen zu bezahlen. Dennis’ Geschichten ließen in Woodys Kopf die Alarmglocken klingeln; jede einzelne war wie ein »Fuck you« mit endlosen Windungen.
Woody sah, dass Os die Augen verdrehte und nach vorne trat, um Dennis abzuschütteln. Er wusste, was Os von dem drallen Cop hielt.
»Hey, Dennis, was geht?«
»Ich würde sagen, eine Menge, mit der kleinen blonden Fotze da draußen. Wenn nicht sonst jemand seinen Finger drauf hat?«
Os und Woody ließen die Bemerkung kommentarlos verpuffen. Woody wusste nichts zu sagen, die Leiche im Schlafzimmer tauchte bei jedem Blinzeln vor seinen Augen auf.
Dennis hielt das Schweigen für Ermutigung. »Dann steche ich da später mal meine Fahne rein –«
Os drehte sich um. Dennis trat eilig einen Schritt zurück und schaffte es gerade noch, Os auszuweichen, bevor der an ihm vorbeimarschierte.
Dennis sah Woody an und fragte: »Was ist los?«
Woody zuckte die Achseln, gab die Hoffnung auf eine baldige Wirkung des Adderall auf und folgte Os. »Im Schlafzimmer geht’s ab, Dennis. Also los.«
Dennis folgte ihm so dicht auf den Fersen, dass er seinen schnellen Atem hörte.
»Was ist denn passiert? Raub? Ehekrach? Was?«
Woody sagte nichts. Er sah Os mit gesenktem Kopf ins Schlafzimmer gehen. Er bewegte sich immer noch so schwerfällig, als würde er auf das tiefe Ende eines Schwimmbeckens zuwaten. Woody holte tief Luft und betrat das Schlafzimmer. Er sah das Bett und sah Natasha darin liegen. Seine Frau trug noch den Krankenhauskittel, der rechte Arm war von der Bettkante gerutscht. Das Patientenarmband hing lose an ihrem schmalen Handgelenk.
Woody schüttelte den Kopf und ging in die Ecke des Raums. Er blinzelte zweimal und rieb sich die Augen. Das Bild verschwand, Julie war wieder da, tot und entblößt. Er sah Dennis an, der erstarrt in der Tür stand – ein weiteres Opfer der ermordeten Medusa auf dem Bett.
»Was … was zum Henker ist hier passiert?«
Niemand antwortete.
»Im Ernst. Woody, Os – was zum Teufel ist passiert?«
Dennis machte einen Schritt auf das Bett zu. Woody beobachtete ihn, froh, seine Aufmerksamkeit kurz auf etwas anderes als die Leiche richten zu können. Während er Dennis’ Reaktion abschätzte, merkte er, dass sein Fuß sich selbstständig gemacht hatte und klopfte – das Adderall sagte Hallo.