Читать книгу Talamadre - Mila Brenner - Страница 5

1.

Оглавление

Holly „I never believed in monsters. But I should have.“

Ägyptische Wüste, 15.09.2016

So früh am Morgen vertrug Holly die holprige Fahrt zum Arbeitsplatz der letzten sechs Wochen nie. Der kleine Bus brachte ihre Kollegen und sie zu der Ausgrabungsstätte, die erst im vorigen Jahr eröffnet worden war. Sie lag eine halbe Busstunde von Abydos entfernt in der ägyptischen Wüste. Holly sah aus dem Fenster und hoffte, sich auf diese Weise von der nagenden Übelkeit abzulenken. Sie musste versuchen, ihr Frühstück bei sich zu behalten. Das Mittagessen bestand nur aus Obst und Wasser und erst heute Abend konnte sie wieder auf eine richtige Mahlzeit hoffen. Ganz zu schweigen davon, dass sie sich bis auf die Knochen blamierte, wenn sie sich in der Gegenwart der anderen Forscher in diesem stickig engen Bus übergab.

„Alles okay?“, fragte Kate, die neben ihr saß.

„Geht schon.“

Kate war seit etwas mehr als fünf Jahren ihre beste Freundin. In Cambridge hatten sie sich im Studentenwohnheim ein Zimmer geteilt und waren schnell zu Freundinnen geworden.

„Soll ich dich ein bisschen ablenken?“, bot Kate fröhlich an.

„Ja, erzähl mir was. Irgendwas.“

Kate redete gern. Am liebsten den ganzen Tag. Holly ließ sie meistens reden, denn auch wenn sie der Tratsch über die anderen Kollegen nicht sonderlich interessierte, mochte sie Kates Stimme. Ihre Fröhlichkeit war ansteckend.

Während sie Kate zuhörte, warf sie einen Blick über die Schulter. Die anderen Kollegen, die von den Universitäten aus Miami und Pittsburgh stammten, waren still. Einige schliefen. Ihr Ausgrabungsleiter, Professor Hill, unterhielt sich mit seinem Assistenten, Doktor Jones, dessen Namen sie für einen Archäologen passend fand. Sie waren ihre Vorgesetzten und teilten die Teams in die Ausgrabungssektoren ein. Holly und Kate arbeiteten seit zwei Wochen an der Dokumentation der Wandfresken und Bemalung in einem der Nordtunnel. Während Kate lieber Artefakte in einem Sektor an der Oberfläche geborgen hätte, gefiel Holly die Arbeit in dem engen Tunnel. Sie hatte schon immer gern gezeichnet und das Abzeichnen der zuvor sorgsam konservierten Wandbilder hatte sie seit dem ersten Tag dieser Arbeit fasziniert. Da ließ sich sogar das Gefühl eingesperrt zu sein, ertragen.

Hollys Abende bestanden darin die Aufzeichnungen aus ihrem Journal zu entschlüsseln. Ihr Spezialgebiet in der Ägyptologie waren Hieroglyphen. Aus ihrer Familie hatte sie damit niemanden für sich gewinnen können. Nicht einmal ihren Vater, der als Geschichtsprofessor lehrte. Ihr fünf Jahre älterer Bruder Michael wurde nicht müde, sie damit aufzuziehen, wie sehr ihre in der Familie liegende Schönheit verschwendet war, weil sie nur mit toten Dingen zu tun hatte. Aber für Holly waren sie nicht tot. Für sie wurde Geschichte erst lebendig, wenn sie durch die Überreste lange vergangener Kulturen zu ihrer Arbeitsstätte ging. Das Gefühl tiefer Ehrfurcht mischte sich mit Neugier und dem Drang, Altes neu zu entdecken.

Nachdem sie ihre Ausrüstung abgeholt hatte und in den Gang kletterte, überkam sie ein wohliges Gefühl. So als sei sie verliebt … verliebt in ihre Arbeit. Es war Hollys erste, große Ausgrabung, an der sie beteiligt war. Und ja, sie war ein wenig besessen davon hier im Staub zu hocken und bei Kunstlicht Hieroglyphe für Hieroglyphe sauber und ordentlich zu katalogisieren. Ihre Arbeit würde Aufschluss über Einzelheiten zu diesem Grabfund geben. Aber das allein war es nicht, was sie motivierte. Holly redete mit niemandem darüber. Aber wenn sie lange genug an die Wände starrte, begannen sich die Götterbilder zu bewegen. Wahrscheinlich war es das Wüstenklima oder die fehlende Frischluft.

„Siehst du das hier. Das verstehe ich einfach nicht. Es ergibt keinen Sinn.“ Hollys Bleistiftspitze deutete auf ein kleines Symbol neben der aufwendig herausgearbeiteten Abbildung des Sonnengottes Ra. Sie wartete, bis Kate zu ihr kam und einen Blick darauf warf.

„Bedeutet bestimmt nichts.“ Kate schüttelte den Kopf. „Ich weiß nicht, weshalb ich studiert habe. Wir sitzen hier unten fest, während Hill und die anderen da oben die bedeutenden Funde einheimsen. Wir dagegen zeichnen, säubern und“, sie seufzte. „Die Kammer am Ende des Ganges ist leer. Das ist doch Arbeit für Studenten.“ Kate brachte Holly damit zum Lachen.

„Das sagst du nur, weil du hier unten deine Sonnenbräune verlierst.“

„Na und. Das ist doch mein gutes Recht. Was glaubst du, was Kenny davon halten wird?“ Kate lachte heiter.

„Kenny liebt dich, wie du bist. Ob nun sonnengebräunt oder blass wie ein Schneehuhn.“

„Hoffentlich vergisst er das nicht, solange ich hier bin.“ Kate schob ihre Hornbrille zurück und grinste sie frech an.

Holly hatte Kate nur bei ihrer Hochzeit mit Kenny vor etwas mehr als einem Jahr mit offenen Haaren und Kontaktlinsen gesehen. Sie war eine bildhübsche Braut gewesen. Aber das waren Bräute an ihren Hochzeitstagen immer. Für Kate war es der schönste Tag in ihrem Leben gewesen. Doch Holly hatte damals festgestellt, dass sie Hochzeit und Kinder nicht in ihrer Zukunft sah. Das hier war ihre Zukunft.

Die Stirn gerunzelt, lenkte Holly wieder auf die Arbeit. „Was sagst du nun ernsthaft dazu?“

Kate hockte sich neben sie und Holly wartete auf ihr Urteil.

„Das ist schon seltsam. Siehst du die Ränder des Zeichens. Sie sind ganz glatt.“ Kate fuhr mit dem Finger darüber. Holly leuchtete mit der Taschenlampe das etwa vier Zentimeter große Zeichen an. Wenn sie es abstrahierte, sah es aus wie eine auf dem Kopf stehende Schlange.

„Es ist eingraviert, Kate. Die Wandbilder an diesem Teil des Ganges sind aber aufgetragen.“ Sie starrte auf die Schlange.

Kate stand auf und wendete sich kopfschüttelnd ab. „Du bist ein hoffnungsloser Fall. Weißt du, im ersten Semester habe ich ja noch versucht, dir ein paar süße Jungs vorzustellen. Aber jetzt wundert es mich nicht mehr, dass du immer noch Single bist.“

Ihre Freundin meinte es nicht böse. Holly wusste das und hörte nicht mehr genau hin, als Kate ihr predigte, wie übertrieben es sei, hinter jeder Auffälligkeit etwas Besonderes zu wittern. Immer noch faszinierte Holly die kleine Abbildung, die da nicht hingehörte. Das war ihr Archäologen-Bauchgefühl. Sie tippte mit dem Radiergummi an ihrem Stift auf die Schwanzspitze der Schlange. Nichts passierte. Was sollte auch passieren? Das waren nur Jahrtausende alte Steine, nicht mehr.

‚Mach dich nicht verrückt, Holly, indem du dem Ganzen zu viel Bedeutung zuschreibst’, ermahnte sie sich innerlich. Aber während sie Ras Kopfschmuck untersuchte und sich Notizen zu den Skizzen machte, fanden ihre Gedanken immer wieder die Schlange. Als ob sie von der Schlange magisch angezogen wurde. Eine Stimme in ihrem Kopf rief sie aus der Ferne. Bewegte Wandbilder waren ja eine Sache, aber Stimmen in ihrem Kopf, das würde ihr jeder bestätigen, waren ganz klar was Anderes. Vielleicht war es besser, wenn sie für einen Moment Pause machte und an die frische Luft ging. Holly wollte Kate gerade fragen, ob sie mitkommen wollte, als sie plötzlich Schreie hörte. Erschrocken zuckte sie zusammen. Es hörte sich an, als näherten sich viele Menschen. Holly konnte laut und deutlich Schritte vernehmen. Beinah klang es als seien die Leute auf der Flucht. Ein Schauer kroch ihren Rücken hinunter. Sie drehte sich um und sah zu Kate, die eine Schrifttafel abpauste. „Hörst du das auch, Kate?“ „Was?“ „Die Schritte. Da kommen Leute.“ „Wir kriegen Besuch?“ Kate stand auf und lauschte. „Ich höre gar nichts.“ „Wirklich?“ Holly kniff die Augen zusammen und starrte in die Dunkelheit. „Nein. Hier ist nichts. Geht es dir gut?“ „Aber da waren doch Schritte.“ Holly wich Kates Blick aus. Sie lauschte angestrengt, aber was immer sie zuvor gehört hatte, suchte sie vergeblich. Es war still. Totenstill. „Du solltest wirklich mehr trinken. Hier“, Kate warf ihr eine Flasche mit stillem Wasser zu. „Und wenn du willst, kannst du auch eine Pause machen. Ich warn dich aber, es ist bald mittags. Da oben wird es brütend heiß sein.“ „Danke.“ Holly nahm ein paar Schlucke. „Es geht schon wieder.“ „Bist du sicher?“ „Ja, klar“, versprach sie leichthin. Doch innerlich war sie aufgewühlt. Die Schreie hatten so echt geklungen. Wenn sie schon in so jungen Jahren begann, durchzudrehen, wie sollte sie den Job bis zu ihrer Pensionierung durchhalten? Sie wandte sich zurück an ihre Arbeit und sofort fiel ihr Blick wieder auf die Schlange. Sie klemmte den Stift zwischen die Seiten des Notizbuchs und legte es weg. Vor dem Bild des Tiers, das schwarzgolden im Licht der künstlichen Lampe schimmerte, ging Holly in die Hocke. „Was willst du hier nur?“, murmelte sie leise. Mit der Hand berührte sie den Stein und fuhr die Wellen der Außenkanten entlang bis zum Kopf der Schlange. Autsch! Holly war an einer scharfen Kante hängen geblieben und zog die Hand zu sich. Blut quoll aus ihrem Zeigefinger. „Verdammt!“, fluchte sie wütend. „Holly!“ Kate war aufgesprungen. „Was ist passiert? Bist du okay?“ „Ja, keine Sorge. Nichts passiert. Ich habe mich nur geschnitten.“ „Zeig mal her.“ Kate kam zu ihr und begutachtete den Schnitt. „Das sieht tief aus. Ich hole besser etwas zum Desinfizieren und Verbinden. Damit solltest du nicht spaßen, sonst entzündet sich noch was.“ „Danke, Kate.“ „Gern geschehen. Ich will sowieso mal an die Luft. Es ist ziemlich stickig hier drin. Ich bring uns bei der Gelegenheit gleich ein paar von diesen … wie heißen diese leckeren Früchte gleich wieder?“ „Feigen“, antwortete Holly lachend. „Ja genau, sag ich ja. Feigen. Davon bringe ich uns ein paar mit. Sonst sind sie nachher alle aufgegessen, bis wir hier fertig sind. Du rührst dich solang nicht von der Stelle.“ „Versprochen.“ Sie sah Kate hinterher und seufzte. Der Tag fing ja nicht besonders gut an. Für einen so kleinen Schnitt blutete die Wunde doch stark. Ein kalter Schauer stieg ihr in den Nacken und lief ihr den Rücken hinunter. Es fühlte sich an, als habe jemand die Temperatur unter den Gefrierpunkt gedreht. Sie hatte überall eine Gänsehaut. Geriet sie in einen Schock, nur wegen der kleinen Wunde? Sie war doch sonst nicht so empfindlich. „Die Schlange …, Holly, die Schlange.“Als führte sie jemand, kniete sie sich in den Staub und drückte ihren blutenden Zeigefinger in die Vertiefung, die den Schlangenkopf darstellte. Sobald sie den Finger wegnahm, fühlte sie sich wie befreit. Im nächsten Augenblick begann die Erde zu vibrieren. Intuitiv sprang Holly auf und ging zwei Schritte zurück. Für einen Moment glaubte sie, der Tunnel stürze ein und das seien ihre letzten Sekunden. Sie bildete sich ein, einen Mechanismus von Seilzügen hinter den Wänden zu hören. Aus der Richtung der leeren Kammer kam ein kratzendes Geräusch, das ein Stein macht, wenn er über einen anderen Stein schabt. Das Beben wurde schwächer. Holly ging getrieben von ihrer Neugier in Richtung des Geräuschs. Als sie das schwarze Loch in der Wand sah, stockte ihr der Atem. Die Öffnung war vorher nicht da gewesen. Sie wollte gar nicht darüber nachdenken, wie es dazu gekommen war. In ihr kroch ein Gefühl der Übelkeit herauf. Das kam nicht von der Aufregung. Sie hatte ein schlechtes Gefühl, wenn sie daran dachte, hineinzugehen. Dann lösten die Stimmen der Anderen Hollys Starre auf. Plötzlich war sie umringt von Kollegen, selbst Professor Hill und Doktor Jones waren hier. Kate legte ihr die Hand auf die Schultern. „Was hast du gemacht? Hey, du siehst ganz schön blass aus. Willst du dich kurz setzen?“ Holly schüttelte den Kopf. Sie konnte es nicht erklären. Auch auf die Nachfragen der Kollegen fand sie keine passenden Worte und stammelte nur etwas von einem durch sie ausgelösten Mechanismus. Ihre Kollegen untersuchten die Öffnung, während die beiden Ausgrabungsleiter sich besprachen. Schnell einigten sie sich darauf, den Gang zu erforschen. Professor Hill bot ihr an, mit ihm voranzugehen. Und so vielleicht in die Geschichtsbücher einzugehen. Das war sein Wortlaut, als er die herangebrachten Taschenlampen verteilte. Aber Holly schlug das Angebot aus. Etwas in ihr warnte sie davor. So stark, dass sie am liebsten Kates Ärmel festgehalten hätte, als diese der ersten Gruppe folgte. Erschöpft lehnte sich Holly gegen die kalte Steinwand. Sie war unentschlossen, ob sie an die frische Luft gehen oder hier warten sollte. Der Schnitt hatte aufgehört zu bluten. Dafür hämmerte nun ein stechender Schmerz hinter ihren Schläfen. Die Wissenschaftler, die wie sie zur zweiten Gruppe gehörten, unterhielten sich aufgeregt. Aber sie verstand kein Wort von dem, was sie sagten. Die Kopfschmerzen überlagerten alle Umgebungsgeräusche. Holly schloss die Augen, atmete ein, zählte bis zehn. Die Technik hatte sie von ihrem Vater gelernt. Sie atmete langsam aus. Zwei Mal wiederholte sie die Übung. Als sie fertig war und die Augen öffnete, brach die zweite Gruppe gerade auf und betrat den Gang. Wieder krampfte sich etwas in ihr zusammen. Aber sie schob es auf die Kopfschmerzen. Dabei wischte sie alle Bauchgefühle weg und ging zu dem Rucksack mit der Ausrüstung. Sie befestigte die Stirnlampe an ihrem Kopf und fühlte sich wie ein Höhlenforscher, sobald sie in den Schatten trat, den die Halogenstrahler nicht ausleuchteten. Anstatt den Kollegen zu folgen, blieb Holly mit offenem Mund stehen. Sie fragte sich, ob ihre Kollegen diese Wände ignoriert hatten. „Wow …“, staunte sie voller Ehrfurcht. Der Lichtkegel ihrer Lampe glitt über die Wände links und rechts von ihr. Auf den ersten Blick erkannte sie die farbig intensiven Wandzeichnungen zu ihrer Linken. Sie waren so gut erhalten, als seien sie erst gestern gefertigt worden. Obwohl Holly wusste, das sie es mit einem historischen Schatz zu tun hatte, der mehrere tausend Jahre alt war. Sie trat näher an die Wand, um die Bilder besser sehen zu können. Das Licht war miserabel. Aber sie konnte Ra erkennen. Er saß mit seinem Falkenkopf und der Sonnenscheibe als Schmuck in aller Herrlichkeit auf seinem Thron. Neben ihm reihten sich Hieroglyphen aneinander. Sie nahm ihr Notizbuch, klappte es auf und skizziert Ra grob. Ihr fiel auf, wie ungewöhnlich die Symbolschrift war. Holly konnte sie nicht entziffern. Sie sah Monate der Arbeit vor sich. Sie steckte ihr Notizbuch weg und ging langsam den Gang weiter. Er fiel nun leicht ab. Ihr Herz begann erneut, aufgeregt zu klopfen. Da waren die Kinder des Ra, Shu und Tefnut. Sie erkannte Isis und lächelte über den gut erhaltenen Zustand der aufgetragenen Schicht weißer Pigmente, aus der ihr Gewand war. Beidseitig reihten sich Schriften und Gottheiten des alten Ägyptens auf. Der ungewöhnliche Reigen deutete offensichtlich den Tunnel entlang. Holly folgte Apophis, der Götterschlange, deren Schuppen im Schein der Lampe prunkvoll glänzten. Sie trat näher und betrachtete die edlen Schuppen. Sie bestanden tatsächlich aus Gold und die Darstellung der Schlange erinnerte sie an die kleinere Ausgabe draußen im Gang, die sie untersucht hatte. Sie dachte an den Schnitt und stellte fest, dass ihr Finger nicht mehr länger weh tat. Erleichtert richtete sie den Blick wieder nach vorn in den Gang. Und in dem Augenblick fiel es Holly auf. Die Stille. Es war so still, dass sie ihren eigenen Atem hörte. Und das war undenkbar. Denn in ihrer Nähe hielten sich mehr als eine Handvoll Archäologen in einem neu entdeckten Teil der Grabkammer auf. Die Ruhe war unmöglich. Wenn die Kammer nur halb so viel historischen Wert wie diese Malereien bot, dann war das eine Sensation. Und so eine Sensation würde ausgiebig besprochen werden. Wieder fühlte es sich an, als stünde sie im ewigen Eis der Arktis. Sie war noch nie dort gewesen, wusste im selben Atemzug aber, dass es so sein musste. Zögerlich folgte sie dem riesigen Schlangenkörper bis zum Kopf. Als der Tunnel eine Biegung machte, nahm Holly die Lichter der Taschenlampen wahr. Sie bewegten sich nicht in dem dahinter liegenden Raum. Sie beschleunigte ihre Schritte und stolperte in die Kammer, ohne sich daran zu stören, wie verwundert sie alle ansehen würden. Denn, was ihre Kehle herauf kroch, war ein Kloß aus Angst und Panik, den sie nicht länger herunterschlucken und ignorieren konnte. Die Kammer in der Holly stand war größer, als sie gedacht hatte. Ihre Blicke aber lagen nicht bewundernd auf den Wänden. Sie war mit dem Fuß an etwas Weiches gestoßen. Der Scheinwerferkegel ihrer Stirnlampe kreuzte den Strahl einer Taschenlampe. Sie senkte den Kopf und blickte in Dr. Jones’ aufgerissene Augen. Der Expeditionsleiter, der gerade noch an ihr vorbei gegangen war, lag auf dem Rücken, das Gesicht zu einem Schrei verzerrt. Sie ertastete an seinem Hals keinen Puls und konnte die Todesursache nicht ausmachen. Sie war keine Ärztin. Holly zitterte am ganzen Körper. Überall im Raum verteilt, wo immer sie hinsah, lagen ihre Kollegen. Sie sah das Blut als schwarzrote Schatten im Zwielicht. Ihr stockte der Atem. Sie fühlte ihre Beine nachgeben. Da lag Jimmy. Kate hatte versucht ihr Jimmy vorzustellen, aber er war nicht Hollys Typ gewesen. Jetzt sah sie in seine stumpfen Augen. Sie schüttelte den Kopf, sobald sie dort hinsah, wo seine Brust sein sollte. Ein Loch klaffte zwischen den zusammengesunkenen Schultern. „Oh Gott ...“ stotterte Holly. Sie presste eine Hand auf den Mund und kämpfte gegen das Würgen an. Sie stolperte vorwärts. „Kate?“ Suchend blickte sie sich um und wich den am Boden liegenden Menschen aus. Ein Blick reichte aus, um zu sehen, dass sie nicht mehr lebten. Ihre Körper zeigten grässliche Entstellungen. „Kate!“ Vor Panik überschlug sich Hollys Stimme. Heiße Tränen liefen über ihre Wangen. Unruhig glitt das Licht über den Boden, bis Holly erstarrt innehielt. „Kate …“ Ihre Stimme stockte. Alle Hektik fiel von Holly ab und sie näherte sich Kate wie in Trance. Sie hockte sich vor den verdrehten Körper ihrer Freundin. Kates Augen waren geschlossen. Kein Puls. Ganz langsam und vorsichtig drehte sie Kate auf den Rücken. Hollys Unterlippe bebte und ihr Atem wurde immer wieder von Schluchzern unterbrochen. Sie tat unbewusst, was sie vor Jahren in einem Erst-Hilfe Kurs gelernt hatte. Beatmen, Herzmassage, Beatmen. Beatmen, Herzmassage, Beatmen. Aber es war zu spät. Kate war nicht mehr bei ihr. Verzweifelt schluchzte Holly auf. Der Schmerz fraß sie auf, überlagerte jede Logik, obwohl eine Stimme ganz tief in ihrem Unterbewusstsein sie dazu aufforderte, sich in Sicherheit zu bringen. Plötzlich knackte es an der Stirnseite der Kammer. Holly sah auf. Ihr Lichtkegel fiel auf eine gebeugte Gestalt. Erleichterung überrollte sie. Jemand hatte überlebt. „Helfen Sie mir! Bitte, ich habe hier Kate! Wir müssen sie hier raus schaffen.“ Ein gurgelndes Geräusch war die einzige Antwort, die sie erhielt. Holly erstarrte. Mit einmal war ihr eiskalt. Was war, wenn sie nicht mit einem Opfer hier in dieser Kammer war, sondern mit dem Täter? Eine Gänsehaut breitete sich über ihren Körper aus. Instinktiv ließ sie Kates leblosen Körper los und rutschte langsam in Richtung Ausgang. Die Gestalt war verstummt, bewegte sich jetzt aber auf sie zu. Es handelte sich um einen Mann. Holly erkannte seine gerade Körperlinie im Schein ihrer Lampe. Das Licht glitt über seinen nackten Oberkörper. Wie in einem Geschicklichkeitsspiel versuchte sie, ihre Aufregung zu überwinden und den Lichtstrahl ruhig zum Gesicht zu führen. Sie streifte die Schulter oder was die Schulter sein sollte. Sie war irgendwie verschoben. So als sei er verkrüppelt. Seine Beine standen in unnatürlichem Winkel zueinander. Sie konnte sein Aussehen nicht logisch zusammensetzen. An seinem kahlen Kopf hingen zerzauste Strähnen dunklen Haares. Geschockt hielt Holly inne. Die Haut in seinem Gesicht war aufgerissen, wie die Erde eines ausgetrockneten Flussbettes. Statt der Nase klafften dort zwei dunkle Löcher. Anstelle der Lippen sah sie verwitterte Zähne. An ihnen klebte rotes, frisches Blut. Seine Augen waren schwarz wie die Nacht und glühten plötzlich golden auf. Mit einem Schrei, der in ihrer Kehle stecken blieb, sprang Holly auf die Füße und rannte los. Sie stolperte dabei über die Leichen und fing sich mit den Händen ab. In ihrem Kopf hörte sie eine Stimme. Immer wieder rief sie ihren Namen wie ein Echo. Sie wagte es nicht, sich umzudrehen und rannte an den Göttern vorbei, die sie zuvor bestaunt hatte. Er saß ihr im Nacken. Doch sie wollte nicht mit allen anderen dort unten liegen und zwang ihren Körper, schneller zu rennen. Sobald sie die große Kammer erreicht hatte, war er direkt hinter ihr. Das war unmöglich. Erschrocken schrie sie auf. Was war er? Wer war er? Ihre Beine wollten nachgeben und der Weg an die Oberfläche kam ihr endlos lang vor. Als sie den Ausgang sah, geriet sie ins Stolpern und fiel über ihre eigenen Füße. Holly stürzte nach vorn und riss die Arme zum Schutz vor den Körper. Beim Aufschlag spürte sie stechende Schmerzen, die ihren Unterarm durchzuckten. Gequält stöhnte sie auf und setzte dazu an, um Hilfe zu rufen, doch kein Ton kam über ihre Lippen. Sie war stumm. Entsetzen machte sich in ihr breit. Da war es wieder, das gurgelnde Geräusch. Noch bevor sie reagieren konnte, packten sie starke Hände und rissen sie herum. Sie sah Sterne vor ihren Augen aufblitzen. Durch den Schleier sah sie sein Gesicht. Seine Augen glühten nicht mehr. Sie waren pechschwarz und so leer, wie die Hoffnungslosigkeit, die Holly in dem Moment begrub. Jede Gegenwehr erschlaffte und sie wusste, dass es jetzt vorbei war. Angst nahm ihr die Luft zum Atmen und sie betete, es möge schnell gehen. Als er sich zu ihr herunterbeugte, roch sie das Blut der Toten. Weder an Monster noch an Gruselmärchen hatte Holly je geglaubt, aber jetzt war sie Gefangene eines Albtraums, aus dem sie gerne aufgewacht wäre. Die Schmerzen, dort wo seine Finger sich in ihre Haut bohrten, zeigten ihr jedoch, dass sie nicht träumte. „Verbannt in die ewigen Stunden; aus Dunkelheit erwacht. Erstrahlen soll Chaos, Schmerz und Tod zu neuer Macht. Unser Schicksal; so sei es; auf ein Neues miteinander verbunden.“ Sie wusste nicht, was er damit meinte. Seine Worte gaben keinen Sinn. „Geh nun, mein unwissendes Kind des Lichts.“ Er lockerte seinen Griff und sobald Holly spürte, wie sie sich bewegen konnte, rutschte sie unter ihm weg und versuchte dabei die Bilder seines grotesken Gesichts zu verdrängen. Mühsam und am Ende ihrer Kräfte humpelte sie ins Licht. Ihr Blick fiel auf die Arbeiter in den Sektoren vor dem Eingang. Dann plötzlich riss die Druckwelle der Explosion in ihrem Rücken sie zu Boden. Es regnete Geröll. Die Welt zersplitterte in einen unerträglichen Pfeifton und Schmerz riss sie ins Schwarz der Bewusstlosigkeit.

~*~

Als Holly die Augen öffnete, fühlte sich ihr Kopf an, als schlug jemand mit einem Hammer darauf. Ihr Blick war verschwommen und sie tat sich schwer, ihre Umgebung zu erkennen. Es dauerte einen Moment bis sie verstand, dass sie in einem Krankenhauszimmer erwacht war.

Das Zimmer war sehr einfach eingerichtet, aber es handelte sich um ein Einzelbettzimmer und Holly war dankbar dafür. Mit ihrem Blick für Details fiel ihr der Inventuraufkleber an der Seite ihres Nachttisches auf. Sie war im Farshout Central Hospital. Das Krankenhaus war nicht weit von Abydos entfernt. Also befand sie sich noch in Ägypten. Sie wollte sich drehen, doch Schmerz raste durch ihren Arm und hüllte für Sekunden alles in grelles Weiß. Erst als es Holly gelang wieder die Augen unter Blinzeln zu öffnen, sah sie auf ihren Arm. Der war vom Handgelenk bis zum Ellebogen eingegipst. Holly schluckte. Je länger sie den Arm anstarrte … Alles kam wieder. Der Sturz holte sie ein, der eisig kalte Griff um ihr Herz. Sein Blick. Das unendliche, leere Schwarz seiner Augen. Das albtraumhafte Glühen und sein gurgelndes Geräusch. Das Blut an seinen verwesten Zähnen. Panik ergriff sie, raste durch ihren Körper, erfüllte sie mit Adrenalin. Der Fluchtgedanke war übermächtig. Gerade als er Holly dazu brachte, sich trotz der Schmerzen aufzurichten, öffnete sich die Tür. Sie sah auf und in ein vertrautes Gesicht. „Michael?“, fragte sie zweifelnd und gleichsam erleichtert. Tränen liefen über ihre Wangen. Erst ein Mal hatte Holly eine ähnlich intensive Erleichterung erlebt. Mit 15 Jahren war sie von zu Hause weggelaufen und den weiten Weg von Nordengland bis in die Hauptstadt getrampt. Nach zwei Tagen und Nächten auf der Straße hatte Michael sie in London aufgesammelt, nachdem sie ihn angerufen hatte. Es war das Dümmste, was Holly in jugendlicher Auflehnung gegen ihre Eltern je getan hatte. Aber Michael war da gewesen. Und auch heute war er da. In seiner Umarmung, seiner Nähe, fand sie Trost und es dauerte, bis sie ihre Beherrschung wiederfand. In dem Moment kam ein weiterer Mann herein. Er hatte zwei Becher Kaffee in der Hand, als er bemerkte, das Holly wach war, lächelte er freundlich. „Holly, das ist Aaron. Er ist Dolmetscher.“ Michael sah sie an. „Du wirst nicht glauben, wie schwierig es war, auf die Schnelle jemanden Vernünftiges aufzutreiben, der mir helfen konnte, mich zurechtzufinden.“ Holly beobachtete ihren Bruder dabei, wie er all das so natürlich und vertraut erzählte. Ein Schmerz bohrte sich in ihre Brust und ein dunkler Schatten hing in ihren Augenwinkeln. „Aaron wird uns helfen, zu verstehen, was die Ärzte noch mit dir anstellen wollen.“ „Wie schlimm ist es denn?“, fragte sie und fürchtete sich vor der Antwort. „Es hat Sie schlimm erwischt. Zahlreiche Prellungen und Schürfwunden, zwei angeknackste Rippen, der Knöchel ist verstaucht und der Arm gebrochen. Aber nicht all zu kompliziert versichern die Ärzte. Am meisten Sorgen hat ihnen die Schädelprellung gemacht. Aber das Sie nun wach sind, ist schon mal ein gutes Zeichen.“ „Seit wann bist du eigentlich wach?“, fragte Michael dazwischen. „Hast du schon einer Schwester bescheid gegeben?“ „Nein. Ich bin gerade eben erst aufgewacht. Daran habe ich noch gar nicht gedacht.“ „Ich mache das schon“, bot sich Aaron an und gab Holly und Michael die Möglichkeit, einen Moment unter sich zu sein. „Wie fühlst du dich?“ „Mein Mund ist so trocken, kann ich vielleicht etwas zu trinken bekommen?“ „Natürlich. Warte.“ Michael stand auf und brachte ihr ein Glas Wasser. Nachdem Holly hastig ein paar Schlucke getrunken hatte, sah sie die vielen Fragen im Gesicht ihres Bruders. Sie schüttelte den Kopf und zuckte bei dem Schmerz in ihren Schläfen zusammen. Ihr fielen selbst genügend Fragen ein. „Michael, was genau ist passiert? Wie kommst du hierher Und was ist mit den anderen? Geht es Kate gut?“ Die kindische Hoffnung, sie hatte nur einen schlechten Traum gehabt, breitete sich wie ein Lauffeuer in ihr aus. Aber es verglomm als Strohfeuer, sobald sie in Michaels Augen sah. „Holly, ich kann dir nicht sagen, was passiert ist. Das wollte ich von dir erfahren. Ich erhielt vorgestern einen Anruf, du lägest im Krankenhaus. Ich hab sofort einen Flug nach Kairo gebucht und bin hergekommen. Im Fernsehen und in den Zeitungen haben sie davon berichtet.“ Er wich ihrem Blick aus. „Sie sind wohl alle tot. Es gibt 14 Vermisste, die zum Zeitpunkt der Explosion mit dir dort gearbeitet haben. Aber es wird immer unwahrscheinlicher, sie zu finden.“ „Eine Explosion?“ Sie spürte das Unwohlsein in ihrem Magen. „Ja, die Polizei geht davon aus, dass ein Leck an einer Gasleitung zu der Explosion geführt hat.“ „Aber … aber es gab keine Gasexplosion! Das Grab ist eingestürzt, nachdem …“ Sie musste, schlucken bei dem Gedanken an ihn. Sie schüttelte den Kopf. Ihre Blicke begegneten sich. „Es war schrecklich, Michael. Er ist dafür verantwortlich. Er war da.“ „Wer Holly? Wovon redest du?“ „Dieser Mann. Er hat sie alle umgebracht. Und dann bin ich gerannt. Er hat mich verfolgt und ...“ Ihre Stimme brach. Sie schob die Hände vors Gesicht, denn die Bilder von ihren Kollegen erschienen wieder. Tränen stiegen in ihr auf, die sie versuchte, zurückzudrängen. „Holly, hey …“ Sie spürte wie Michael über ihr Haar streichelte. „Ist doch schon gut. Alles ist gut.“ Aber trotz seiner tröstenden Worte, konnte sie die Tränen nicht länger aufhalten. Holly schniefte, schluchzte und zitterte. Dann spürte sie die Schläfrigkeit. Durch den Tränenschleier sah sie den Arztkittel neben ihrem Bett und wie Hände etwas in den Zugang an ihrer Hand spritzten. Bevor sie noch etwas sagen konnte, schlief sie wieder ein. Und als sie aufwachte begann der Albtraum erst, von dem sie gedacht hatte, er wäre mit dem Einsturz des Grabes beendet. Die Polizei steckte in den Ermittlungen fest und befragte sie. Aaron übersetzte sowohl ihnen als auch den Journalisten jedes Mal von Neuem ihre Aussage. Dabei blieb Holly bei der Wahrheit. Ihrer Wahrheit.Nach einer Woche reiste Michael wieder ab. Seine Frau Lara erwartete im Dezember das erste gemeinsame Kind. Sie würden einen Jungen bekommen. Obwohl Michael ihr davon erzählt hatte, wie aufgeregt er war und wie sehr er sich freute, hatten seine Worte sie nicht berührt. Nichts schien durch den Panzer der Angst und der schrecklichen Bilder, die sie verfolgten, zu dringen. Die Bilder waren so echt, das es unmöglich war, das Monster sei eine Einbildung. Nur ein traumatisches Abfallprodukt. Holly spürte, dass sich da alle irrten. Denn sie sah die Bilder, sobald sie die Augen schloss, egal ob am Tag oder in der Nacht. Als habe sich dieses Wesen in ihre Träume geschlichen. Bald auch in ihre Wirklichkeit. Sobald Holly die Erlaubnis der Ärzte erhielt, Ägypten verlassen zu können, atmete sie erleichtert durch und brach unverzüglich auf. Das öffentliche Interesse an dem Unglück war verebbt. Ihre Kollegen waren für Tod erklärt worden. Die offizielle Ursache war eine Gasexplosion. Ausgelöst durch die unsachgemäße Lagerung von Gasflaschen. Holly ertrug diese Lüge mit bitterem Beigeschmack. In der Ausgrabungsstätte hatten sie Solarenergie genutzt, selbst um den starken arabischen Schwarztee zu kochen, den es gegen die Hitze zu trinken gab. Aber sie war es leid, zu erzählen, was wirklich passiert war, wenn ihr ohnehin niemand glauben wollte. Kein Wunder, dass sie sich erleichtert fühlte, als die Maschine abhob und sie Ägypten verließ. Holly flog nicht nach London oder Newcastle, sondern nach Miami. Sie musste nach Hause, nicht zu ihren Eltern oder ihrem Bruder und dessen Familie. Er sollte nicht wissen, dass ihr ihre Familie alles bedeutete. Während die Lichter Kairos unter ihr immer kleiner wurden, sah Holly aus dem Fenster in den schwarzen Nachthimmel. Alles kam ihr vor wie ein Traum, aus dem sie nicht aufwachte. Noch immer fühlten sich ihre Erinnerungen an die Begegnung mit diesem Wesen zäh und klebrig an. Sie bekam Herzrasen und Schweißausbrüche, wenn sie daran dachte. Die Wahnvorstellungen folgten ihr. Und das Frösteln, das sie zum ersten Mal in dem Gang vor der kleinen Schlange hockend gespürt hatte, suchte sie immer wieder heim. Sie blinzelte, als wache sie aus einem Tagtraum auf. Dann sah sie auf den Block in ihrer Hand. Sie hatte ihn unbewusst aus ihrer Tasche genommen. Mit dem Bleistift hatte sie gekritzelt. Und als sie sah, was sie mehrfach gezeichnet hatte, stockte ihr der Atem. Zwei geschlängelte Linien nebeneinander. Am oberen Ende trafen sie sich spitz. Unten dagegen abgerundet. Ein Punkt war ihr Auge. Die gespaltene Zunge nur ein Strich. Holly sah auf die Schlangen und erschrak. Sie wollte den Block zuklappen. Aber sie sah sich nur um. Ihr Sitznachbar schlief seelenruhig. Ihre Augen fanden die Schlangen, es wimmelte nur so von ihnen. Wie in einer Schlangengrube. Und da wusste sie es. Die Linien verschwammen vor ihren Augen, in die Tränen schossen. Eine festgeschriebene Wahrheit breitete sich in ihr aus. Mit Ägypten hatte sie nur das Land hinter sich gelassen. Denn, das alles, was sie erlebt hatte … es war erst der Anfang. Und sie war ganz allein. Die Einsamkeit schnürte ihr die Kehle zu, saß wie ein schwarzes Loch an der Stelle ihres Herzens, breitete sich aus und Holly wartete darauf, dass es sie verschlang. Wenn er sie nicht vorher fand.

Talamadre

Подняться наверх