Читать книгу Freifahrtschein - Mila Roth - Страница 6

Оглавление

1

Bonn-Beuel

Pützchens Markt

Mittwoch, 7. September, 15:30 Uhr

Die beiden grauhaarigen Männer saßen einander an einem runden Campingtisch gegenüber und spielten Karten. Einer von ihnen, etwas älter und stämmiger als der andere, mit Halbglatze, paffte eine stinkende Zigarre. »Der Kontakt steht?«, fragte er, ohne die Zigarre aus dem Mund zu nehmen. Mit gerunzelter Stirn warf er eine Karte auf den Tisch.

Der andere nickte und legte seinerseits eine Spielkarte. »Ist schon alles geklärt. Der Boss kümmert sich nach dem Desaster in Hamburg selbst um die Sache. Ein bisschen Hilfe kriegen wir zwar noch, ich weiß aber nicht, wen er uns schickt.«

»Ist doch egal. Hauptsache, die Leute taugen was«, brummelte der Ältere. Er griff neben sich in eine Bierkiste und entnahm ihr zwei Flaschen. Die eine reichte er seinem Spielpartner. »Wird ein hübsches Feuerwerk. Frage mich, ob das die Versicherung übernimmt.«

Der jüngere Mann kicherte. »Darauf würd’ ich nicht wetten. Obwohl, wenn die Aktion glatt läuft, kann dir keiner was anhängen wegen Mittäterschaft. Der Boss hat sich einen klasse Plan ausgedacht. Muss man erst mal drauf kommen.«

»Mhm.« Der Ältere warf eine weitere Karte auf den Tisch. »Ist aber auch gleich, ob sie zahlen oder nicht. Meine Schäfchen habe ich im Trockenen. Wenn uns hier alles um die Ohren fliegt – sei’s drum. Da hänge ich nicht dran. Ich will, dass die Menschen endlich aufwachen, sie sollen kapieren, dass dieser ganze religiöse Mist abgeschafft gehört. Christen, Moslems, Juden und was nicht noch alles – die Leute müssen begreifen, dass die Religionen nichts weiter sind als Ausreden, sich nicht selbst ums eigene Leben zu kümmern. Und natürlich, um Kriege anzuzetteln. Idiotie, so was! Aber nehmen sie uns ernst? Kein Stück. Na ja, wir werden ihnen die Augen schon noch öffnen. Geht aber wohl nur mit ordentlich Druck.«

»Und ein paar Leichen.« Der andere lächelte erheitert. »Ein paar Hundert Leichen, um genau zu sein.«

»Falls alles klappt«, bestätigte der Ältere und legte seine letzte Spielkarte. »Gewonnen«, sagte er grinsend und öffnete die Bierflasche mit seinem Feuerzeug. Er leerte sie in einem Zug bis zur Hälfte und stellte sie geräuschvoll auf den Tisch.

»Einige unserer Leute werden auch dran glauben müssen, wenn das Ding hochgeht«, gab der Jüngere zu bedenken. Er sammelte die Karten ein und häufte sie zu einem akkuraten Stapel.

»Das ist nicht zu ändern.« Der Ältere zuckte mit den Achseln. »Ich muss nur sehen, dass meine Frau und die Kinder außer Reichweite sind. Wahrscheinlich schicke ich sie einfach zu meinem Bruder.«

»Gute Idee«, stimmte der andere zu. »Wir sind ja schließlich keine irren Selbstmordattentäter oder so was. Ich werde auch sehen, dass ich möglichst weit vom Schuss bin, wenn die Sache steigt. Der Boss lässt übrigens fragen, wann er die Installation machen soll. Gleich morgen oder erst am Stichtag. Er meint, du wüsstest am besten, wie das in den Zeitplan passt.«

»So spät wie möglich«, bestimmte der Ältere. »Garantiert wimmelt es bald von Zivilbullen, die ihre Vorwitznasen überall reinstecken. Ich will nicht, dass wir frühzeitig auffliegen.«

»Okay, sag ich ihm.« Der andere öffnete ebenfalls seine Bierflasche und nahm einen großen Schluck. »Du gibst.«

Freifahrtschein

Подняться наверх