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Kapitel 1 - Gemeiner Gruß aus der Küche
Оглавление„Ich will nicht mehr leben!“
Luisa lag, den Kopf in einem Kissen vergraben, auf dem Bett ihrer Freundin Adriana und weinte bitterlich. „Ich kann nicht, ich will nicht!“
Adriana saß hilflos auf der Bettkannte und streichelte Luisas Rücken.
„Ach Luisa-Schätzchen, ich weiß, dass Enno Mist gebaut hat, und es war bestimmt furchtbar, ihn mit dieser, dieser Sophie ….“
„Es war Mia! Es war diese Schlampe Mia, dieses hinterhältige, gemeine Biest!“, schrie Luisa.
„Gut, mit Mia, ihn so mit Mia…“
„… dieser hinterhältigen Schlampe …“
„… ihn mit Mia, dieser hinterhältigen Schlampe zu sehen. Aber meinst du nicht, dass du wenigstens mal mit ihm sprechen solltest? Er hat schon gefühlte einhundert Mal auf meinen Anrufbeantworter gesprochen.“
Luisa sah verständnislos zu ihrer Freundin hoch.
„Mit ihm sprechen? Warum denn? Damit er mir sagen kann, dass es nicht das war, wonach es aussah oder was? Dass Mia über eine Kiste gestolpert ist, ihr dabei der Rock hochgerutscht und sie dann auf ihn gefallen ist?“ Zornig schmiss Luisa das Kissen an die Wand. „Ich will diesen Scheißkerl nie, nie, nie mehr wieder sehen!“
„Das kann ich ja verstehen“, beschwichtigte Adriana sie, „aber ich denke, dass man auch mal einen Fehler machen darf, und du könntest doch versuchen, es so nach dem Motto einmal ist keinmal oder so ähnlich zu sehen.“
Luisa schnaubte. „Dass ich nicht lache, einmal ist keinmal - weißt du nicht mehr, er ist gleich am Anfang unserer Beziehung noch einmal mit seiner Ex ins Bett gehüpft, erinnerst du dich nicht?“
Adriana verdrehte die Augen. „Meine Güte Luisa, dass ihr Deutschen immer alles so genau nehmen müsst, das ist drei Jahre her, und ihr kanntet euch gerade mal eine Woche. Da ist man doch quasi noch Single.“
„Ach, so siehst du das also?“ Wütend funkelte Luisa ihre beste Freundin an. Sie liebe die heißblütige, brasilianische Ader ihrer Freundin, aber würde nie verstehen können, dass sie manche Dinge so locker nahm. „Ich war bis über beide Ohren verliebt, es war Liebe auf den ersten Blick, zumindest für mich, und dann das! Das hat höllisch wehgetan damals, das kann ich dir aber sagen.“ Luisa richtete sich auf und tippte ihrer Freundin hart mit dem Zeigefinger gegen die Brust. „Und wie kommt es eigentlich, dass du diesen Scheißkerl so verteidigst? Du magst ihn doch nicht einmal besonders!“
Adriana zuckte mit den Schultern. „Ist doch egal, wie ich ihn finde. Du bist doch mit ihm zusammen, und wenn er dich glücklich macht – Entschuldigung, machte - ist es doch gleichgültig, ob ich ihn besonders sympathisch finde.“ Sie seufzte auf. „Gut, er sieht aus wie ein englischer Großgrundbesitzer, mit seinen beigen Cordhosen und diesen albernen Tweedjacken. Und dass er immer so tut, als ob er sich alles ganz allein erarbeitet hat, dabei hat er doch stets Geld von Papi bekommen. Der hätte mal in einer Favela in Brasilien groß werden sollen, da läuft der Hase aber anders.“ Adriana war jetzt richtig in Fahrt. „Und habe ich dir schon gesagt, dass ich finde, dass er in letzter Zeit ganz schön zugelegt hat?“
„Ja doch, das hast du mir mindestens schon zehnmal gesagt!“, rief Luisa ungeduldig. „Siehst du, du findest ihn blöd, aber trotzdem machst du dich für ihn stark.“
Adriana nahm Luisas Hände und drückte sie.
„Schätzchen, weil er dich bis jetzt immer glücklich gemacht hat. Ich bin mir auch sicher, dass er dich liebt. Ich glaube bloß generell nicht an Treue bei Männern, das weißt du doch, deshalb überrascht mich das jetzt auch alles nicht so sehr.“
Luisa zog ihre Hände weg. „Er macht mich aber nicht mehr glücklich!“, rief sie und ließ sich wieder zurück auf das Bett fallen. „Er macht mich so furchtbar, furchtbar unglücklich“, fügte sie nach einer kurzen Pause leise hinzu und fing wieder an zu weinen. „Adriana, hör mal, es tut mir leid, dass du jetzt meine ganze Wut abbekommst, meinen ganzen Frust, ich weiß nur einfach gar nicht mehr, wo oben und wo unten ist und….“ Der Rest des Satzes ging in einem lauten Schluchzer unter.
„Ich weiß, meine Liebe, mach‘ dir deswegen keine Sorgen, das halte ich aus, du kennst mich doch, mich erschüttert nichts so schnell.“
Luisa musste wider Willen lächeln.
„Trotzdem ist es ungerecht, eigentlich müsste ich das alles Enno an den Kopf werfen, ich könnte es im Augenblick nur einfach nicht ertragen, ich zu sehen.“
„Na klar, das verstehe ich doch“, sagte Adriana.
Eine Weile schwiegen sie, dann sagte Adriana zögernd: „Weißt du, vielleicht hat Enno einfach auch sowas wie Torschlusspanik wegen Eurer Hochzeit und wollte es sich noch einmal beweisen, wissen, ob er es noch drauf hat, das könnte doch sein.“
Luisa wollte schon wieder in die Luft gehen, besann sich jedoch noch rechtzeitig eines Besseren. Ihre Freundin konnte nun wirklich nichts für diesen ganzen Schlamassel und versuchte nur, nach Erklärungen zu suchen. Luisa bemühte sich daher, ihrer Stimme einen halbwegs ruhigen Klang zu verleihen, als sie ihr antwortete.
„Das könnte sicher ein Grund sein, aber das ist ja trotz allem keine Rechtfertigung für so ein Verhalten. Und wenn er Panik vor der Hochzeit hatte, hätte er doch ruhig mal mit mir reden können - mein Gott, die Hochzeit! Was wird denn nun aus der Hochzeit?“ Sie schlug die Hände vors Gesicht.
„Ach, ihr habt doch noch nicht einmal Einladungen rausgeschickt“, wollte Adriana sie beruhigen. Luisa sah sie zwischen den Fingern hindurch an.
„Aber eine schicke Save-the-Date Karte“, jammerte sie.
„Gut, eine schicke Save-the-Date Karte, aber ansonsten entstehen euch doch gar keine Kosten für irgendwelche Absagen von….“ Weiter kam sie nicht.
„Kosten? Wer redet denn hier von Kosten? Ich bin fast dreiunddreißig Jahre alt und werde jetzt wahrscheinlich nie heiraten, das ist der Punkt!“ Luisa schnappte sich das Kissen vom Boden und vergrub wieder ihr Gesicht darin.
„Also noch ein Grund, dich mit Enno zu versöhnen!“ Adriana klatschte aufmunternd in die Hände. „Komm, ich hole dir das Telefon.“ Sie warf ihre schwarzen Locken in den Nacken und machte sich auf den Weg ins Wohnzimmer.
„Nein, Adriana, es tut mir leid, ich kann jetzt nicht mit Enno sprechen. Ich sehe die beiden die ganze Zeit vor mir, wie sie da im Lieferwagen….“ Sie schüttelte den Kopf, um das Bild schnell wieder aus ihrem Kopf zu bekommen. „Vielleicht schaffe ich es ja morgen, ihn zurückzurufen. Oder übermorgen.“
„Ist okay, Schätzchen, lass dir noch ein bisschen Zeit, ich will dich auch gar nicht drängen, mir würde es wahrscheinlich ähnlich gehen, wenn ich so darüber nachdenke.“
Luisa bezweifelte das zwar, weil Adriana stets das Oberwasser in jeder Beziehung behielt und sowieso gern ging, bevor es allzu ernst werden konnte, aber sie sagte nichts.
„Soll ich Ben anrufen und ihn bitten, nach dir zu sehen? Ich muss jetzt zurück ins Büro.“
„Oh, das ist eine tolle Idee“, sagte Luisa erleichtert. Sie konnte gerade mit ihren Gedanken nicht gut allein sein, da tat Gesellschaft gut. „Danke, dass du Deine Mittagspause für mich Heulsuse geopfert hast!“
„Ach, die Alternative wäre ein Lunch mit dem lüsternen Senior-Chef gewesen, da fiel mir die Wahl recht leicht!“
„Na warte!“, rief Luisa lachend und schmiss ein Kissen nach ihrer Freundin, die jedoch geschickt auswich und sich hinter der halboffenen Tür verschanzte.
„Da, Luisa, ich habe eben ein Lachen gesehen, ein echtes Lachen, gib es ruhig zu!“
„Los, du verrückte Nudel, ab zu deinem lüsternen Senior-Chef, wir sehen uns heute Abend. Und - Adriana?“
„Ja?“ Adrian steckte noch einmal den Kopf ins Zimmer hinein.
„Danke. Für alles.“
Adriana lächelte und warf ihr eine Kusshand zu.
„Dafür nicht, Süße, jederzeit und immer wieder gern. Versuche doch, noch ein bisschen zu schlafen. Bis heute Abend.“
Und damit schloss sie die Tür hinter sich.