Читать книгу Meine Psychotherapie Wie aus Vertrauen und Nähe Gefühle für meinen Therapeuten wurden - Mona Prinz - Страница 13
Körperliche Erkrankungen und seelischer Verfall
ОглавлениеIch ging monatelang durch die Hölle. Viel zu wenig Nahrung, zu viel Alkohol, zu viele schlaflose Nächte, Alpträume und viel zu viele Tränen und quälende Gedanken schwächten mein Immunsystem und hinterließen Spuren an meinem Körper. Zehn Kilogramm hatte ich mittlerweile abgenommen und zum ersten Mal im Leben wurde ich ernsthafter krank. Doch ich kämpfte. Nicht für mich, sondern für die Menschen, die mich lieben, denn ich wollte ihnen nicht das gleiche Leid zufügen, einen geliebten Menschen vermissen zu müssen und so plagte ich mich, so gut es ging, mit körperlichen und seelischen Gebrechen durch diese schwere Zeit. Nach einigen Monaten war ich wieder gesund. Zumindest körperlich, psychisch hatte ich mich längst nicht erholt. Ich war nicht mehr in der Lage, so weiterzuleben, als sei nichts geschehen. Viel zu verwundet war noch immer mein Herz. Es heißt immer, dass die Zeit alle Wunden heilt. Heute weiß ich, dass dies nicht stimmt. Man lernt nur, mit dem Schmerz zu leben. Dem Einen gelingt dies besser, dem Anderen weniger. Ich wollte es versuchen, mit dem Schmerz einigermaßen erträglich zu leben, doch in das Leben zurückzufinden, ist mir nicht mehr gelungen. Noch immer beherrschten mich die Trauer und der Schmerz, der auf meiner Seele lag viel zu sehr. Ich konnte mich am Leben nicht mehr erfreuen. Ich lebte, doch ich tat es nur noch teilnahmslos am Rande des Lebens. Ich hasste dieses Leben und hätte es am liebsten „weggeworfen“. Ich wollte die Wunden in meinem Herzen nicht mehr fühlen. Ich wollte nicht mehr so schmerzlich vermissen, denn die Sehnsucht quälte mich noch immer jeden Tag. Und so lebte ich weiter, doch leben konnte man es eigentlich nicht wirklich noch nennen. Teilnahmslos dahin vegetieren trifft es wohl besser. Einige Monate später wurde ich wieder krank. Mein Magen reagierte auf den seelischen Schmerz, den ich nicht verarbeiten konnte, mit Geschwüren. Dies gab mir zu denken, denn ich hatte von Magengeschwüren oft in Verbindung mit dauerhaftem (psychischen) Stress gehört. Ich begann zum ersten Mal, ernsthaft über mein Leben nachzudenken. Waren die Magengeschwüre ein Warnschuss?! Und ich begriff langsam, dass meine Seele und mein Körper beginnen, Alarm zu schlagen. Und wieder denke ich an die Menschen, die mich lieben und brauchen. Und ich überlegte, wie ich den seelischen Schmerz überwinden kann. Ich hatte eigentlich alles, was ein Mensch braucht, um glücklich zu sein, doch wirklich glücklich zu sein, hatte ich verlernt. Es gelang mir nicht, die Wunden im Herzen heilen zu lassen und ins Leben zurück fand ich auch nicht mehr. Ich konnte das Leben nicht mehr genießen, so sehr ich es mir tief im Inneren auch wünschte. Viel zu tief saß der Schmerz mittlerweile in meinem Herzen. Zu vieles in mir war zerbrochen.