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Personenstatus: spurlos verschwunden

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Personenstatus: spurlos verschwunden

Ein Kriminalroman aus dem Friaul-Julisch Venezien von

Monica B. Armstrong

Geschrieben vom 1. bis 19. Mai 2019

Die Vermisstenanzeige des Liceo erreichte das Carabinerikommando von Gemona del Friuli am Montagnachmittag.

Sieben Schüler wären seit dem vergangenen Wochenende vermisst und sind trotz intensiver Suche und Befragung sämtlicher Mitschüler, egal ob sie mit den Vermissten befreundet wären oder nicht, negativ verlaufen.

Der General las die kurze Meldung des Stabsgefreiten noch einmal: Sieben Schüler wären seit dem vergangenen Wochenende vermisst und sind trotz intensiver Suche und Befragung sämtlicher Mitschüler, egal ob sie mit den Vermissten befreundet wären oder nicht, negativ verlaufen.

„Und?“

Der Stabsgefreite hob die Achseln.

„Möchten Sie noch etwas wissen, Herr General?“

„Und sonst nichts?“ fragte der General der Carabinieri, der nach der erfolgreichen Aktion im Herbst noch immer auf seine längst überfällige Versetzung an seinen, ihm zustehenden Posten in Genua, wartete.

Gut, er war bereits vollständig rehabilitiert, aber die endgültige Genugtuung wäre für ihn erst dann erfüllt, wenn er wieder in seinem Büro im Carabinieri Hauptquartier von Ligurien sitzen und täglich auf den Golf von Genau hinaussehen würde.

„Ja, das ist alles, außer, dass die Direktion des Liceo um Unterstützung bei der Suche nach den Vermissten bittet“, sagte der Stabsgefreite.

Der General schnaubte unüberhörbar. Was sonst? Was würden sonst Leute wohl von den Carabinieri wollen, außer Unterstützung, wenn sieben Gören durchgebrannt waren. Aber warum gleich sieben auf einen Streich?

Auf so essenzielle Fragen war der Stabsgefreite natürlich nicht gekommen, dafür gab er weiter Dummheiten zum Besten.

„Wir sollten so schnell wie Möglich die Angelegenheit an die Kriminalabteilung übergeben, die ist für so etwas zuständig“ sagte Cillo.

„Und wieso machst du das nicht selbst?“ fragte der General.

„Darf ich Sie daran erinnern, Herr General, dass wir hier hoffnungslos unterbesetzt sind? Zwei sind im Urlaub, einer hat frei, wir haben einfach keine Kapazitäten für so eine Ermittlung, das weiß jeder, deshalb ist auch die Verkehrsüberwachung lückenhaft und jeder in unserem Revier fährt wie der Verrückte, weil die Carabinieri machtlos sind“, maulte Cillo.

Mist. Der General war von elenden Bürokraten wie diesem Cillo umgeben.

„Gut, worauf wartest du noch? Hol die Kriminalabteilung her, wenn du meinst, dass sie nach den Vermissten suchen soll“, sagte der General.

„Die Malverde fährt gerade Steife auf der Autobahn“, sagte Cillo.

„Na und, dann löst du sie eben ab.“

„Und wer soll dann den ganzen Schreibkram hier erledigen? Wir sind sowieso schon hoffnungslos im Rückstand.“

„Die Malverde muss sowieso einen Bericht über die Vermissten schreiben, dann kann sie den anderen Kram gleich auch erledigen.“

„Das wird sie nicht freuen.“

„Uninteressant. Die Carabinieri sind kein Wunschkonzert. Sonst noch was, worauf wir achten müssen, damit das Flintenweib bei Laune bleibt?“

„Die Malverde ist sicher die Richtige für die Flaschen im Gymnasium. Sie ist von hier und hat auch dort abgesessen. Die kennt den Saftladen in- und auswendig und wird sicher schnell Erfolge, sprich Verhaftungen, abliefern“, sagte Cillo.

„Was für Verhaftungen?“

„Im Liceo gibt es genug Missetäter.“

„Was für Missetaten können in einem italienischen Gymnasium schon begangen werden?“

„Steuerhinterziehung zum Beispiel.“

„Steuerhinterziehung?“

„Ja, das Personal dort verdient noch weniger als die Carabinieri, aber im Liceo gibt es jede Menge Nachhilfestunden und die versteuert von den Halsabschneidern natürlich keiner. So machen die über die Jahre einen ziemlich guten Schnitt. Geld, das im Staatshaushalt natürlich hinten und vorne abgeht“, sagte Cillo.

„Deiner Meinung nach wäre das also eher ein Fall für die Guardia di finanza?“

„Die brauchen wir sowieso. Wenn es wirklich eine Entführung ist, wird Lösegeld erpresst, das natürlich unversteuert ist“, sagte Cillo.

„Sonst noch was, bevor ich die Errichtung eines eigenen Gefangenenhauses für den Bezirk Gemona del Friuli beantrage?“ schnaubte der General.

„Das Außenministerium will einen Rückruf von ihnen?“

„Das Außenministerium?“

„Ja. Die Bürohengste dort sind schon ziemlich ungehalten, weil es, was die abgängigen Schüler betrifft, noch immer keine Ergebnisse gibt“, sagte Cillo.

„Wieso in aller Welt interessiert sich das italienische Außenministerium für ein paar verschwundene Teenager im verschlafenen Friaul?“

„Die mexikanische Botschaft sitzt ihnen im Nacken.“

„Die mexikanische Botschaft?“

„Ja.“

„Wieso? Was haben die damit zu tun?“

„Keine Ahnung.“

„Sind mexikanische Staatsbürger unter den Vermissten? Und wenn ja, wieso gehen sie Gemona ins Liceo?“

„Das soll besser das Flintenweib herausfinden. Ich weiß jedenfalls nichts in dieser Angelegenheit“, sagte Cillo.

„Hol sie sofort her und gib mir die Liste der Vermissten“, sagte der General.

„Finden Sie alles im Carabinieri eigenen Netz, Herr General“, sagte Cillo.

„Du bringst mir einen Ausdruck! Kapiert?“

„Schon gut, Herr General, kommt sofort.“

Cillo verließ schleunigst das Büro des Generals.

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