Читать книгу Personenstatus: spurlos verschwunden - Monica Armstrong - Страница 6
4. Ein Sauhaufen
ОглавлениеDie Malverde rapportierte dem General, dass sich nach ihrem Besuch im Liceo eher die Schulschwänzertheorie erhärte und nirgends die Spur eines Verbrechens festzustellen war. Der General hielt die merkwürdige Angelegenheit ebenfalls für eine eher dünne Geschichte, aber immerhin konnte er dem Außenministerium melden, dass, nach umsichtiger Recherche es keine Anzeichen für ein Verbrechen gab und die Sache eher in den privaten Bereich der Beteiligten fallen würde.
Sauer stieß ihm dagegen auf, dass ein Jugendlicher wegen eines Drogendelikts der Schule verwiesen wurde, seine Behörde aber nichts davon wusste und genaugenommen der Beschuldigte ebenfalls seit seinem unrühmlichen Abgang verschwunden war, da, der Lump, nach Aussage des Schuldirektors, sich angeblich in den Touristenzonen am Strand herumtrieb um dort Drogen zu verkaufen, was bisher auch noch nicht amtsbekannt war.
Der General ließ die Personalien von Luca Mosca ausheben und seine Eltern fielen aus allen Wolken, wieso ihr Luca vom Gymnasium geflogen wäre, was sie angeblich noch nicht wussten, er hätte einfach aus Faulheit und Dummheit das Liceo geschmissen, das übrigens ein echter ‚Sauhaufen’ wäre, den man mal gründlich ausmisten sollte. Außerdem hätte Luca seinen Sommerjob als Animateur in einem Club in Bibione zur Zufriedenheit aller gemacht und würde jetzt das Abendgymnasium in Udine drücken, dort gebe es bisher keine Probleme, aber das Schuljahr war ja noch kurz.
Der General spielte mit der Versuchung eine Razzia im örtlichen Liceo abzuhalten, außer Beschuldigungen über die Missstände im Gymnasium waren bisher keine Verfehlungen gleich welcher Art der Behörde gemeldet worden.
Wo war hier eigentlich die Schulaufsicht?
Wussten die überhaupt, dass hier im beschaulichen Gemona del Friuli im Liceo einiges aus dem Ruder lief?
Der General war Genueser Verhältnisse gewohnt, aber gröbere Probleme mit den dortigen Schulen hatte es seines Wissen nicht gegeben und wenn, waren es Delikte aus dem Bereich der Kleinkriminalität und des Drogenmissbrauchs, aber hier drehte sich alles um ein Gymnasium, das weit und breit nur als ‚Baumschule’ der übelsten Art in aller Munde war.
Vielleicht lag es einfach an der ruhigen, beschaulichen Lebensweise im Friaul, dass eine schlechte Schule mangels gröberer Ereignisse für Diskussionsstoff sorgte, was so gesehen eher positiv zu werten wäre?
Der General schloss die Akte.
Cillo schickte die postwendende Antwort des Außenministeriums auf das Mail des Carabinieri Kommandos von Gemona del Friuli an den General weiter.
Was sind Sie für ein Ignorant? Das glauben Sie wohl selber nicht, dass es sich um eine rein private Angelegenheit handelt? Gezeichnet von irgendeinem Oberoffizial im Außenministerium.
Der General schäumte und antwortete mit einem einfach: Si!
Sollten ihn doch diese Bürohengste in Rom den Buckel hinauf und hinunter rutschen, hier lag eindeutig kein Verbrechen vor. Punktum! Basta!
Der General hakte den Arbeitstag als reine Zeitverschwendung ab und fuhr nach Hause. Um seinen Ärger runterzuspülen ging er mit seiner Frau zum Abendessen in die Osteria der Malverdes in Osoppo. Angenehmer Weise servierte heute Abend die Tochter des Hauses, wie immer in knappen Röcken, was noch mehr Leute als üblich an die Tische brachte. Der frische Fisch aus dem Tagliamento schmeckte ausgezeichnet, dazu noch die Aussicht auf die langen Beine der feschen Clara, immerhin ein versöhnlicher Ausgang für einen sinnlos verplemperten Tag, wie der General wohlwollend meinte.