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Hektische Betriebsamkeit

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Als die Herren die Reichskanzlei verlassen, geht ein Raunen durch die wartende Menge. In kürzester Zeit verbreitet sich die Nachricht: „Hitler ist Reichskanzler!“ Beifall brandet auf. Bereitstehende Motorradkuriere der SA brummen auf ihren Fahrzeugen los, um die Nachricht schnellstmöglich in alle Parteigliederungen zu tragen. Gleichzeitig geht die amtliche Meldung an alle Nachrichtenagenturen des Reiches und der Welt hinaus. Bald rufen Zeitungsverkäufer Extraausgaben ihrer Blätter aus. „Reichskanzler Hitler!“, titelt Der Angriff, die nationalsozialistische Zeitung in Berlin, euphorisch. Der Kämpfer, die kommunistische Zeitung im Ruhrgebiet, dagegen hat als Schlagzeile: „Massenstreik! Massendemonstrationen! Verhindert die Papen-Hitler-Diktatur!“

Manchen scheint es, heute sei eine neue Zeit angebrochen, andere nehmen den Regierungswechsel nur als eine von vielen Nachrichten wahr. Zu oft haben die Regierungen in den vergangenen Jahren gewechselt.

Gleich am Nachmittag stürzen sich die neuen Minister in die Arbeit. Während Göring im Ältestenrat gegen die Stimmen der SPD und der KPD die für den folgenden Tag geplante Reichstagssitzung um eine Woche verschieben lässt, geben sich bei Hitler Journalisten und Politiker die Klinke in die Hand. In einem ersten Aufruf gibt sich Hitler betont konservativ und vermittelt den Eindruck eines geordneten Regierungswechsels: Er betont den „gemeinsamen Kampf“ der nationalen Verbände und Parteien für „Deutschlands Wiederauferstehung“. Er beschwört die Zuhörer: „Gebt mir euer Vertrauen, dann wird uns auch der Allmächtige seinen Segen zur Wiederaufrichtung eines Deutschen Reiches der Ehre, der Freiheit und des sozialen Friedens nicht versagen.“


Menschenansammlung vor dem Hotel Kaiserhof in Berlin, in dem sich Hitler nach seiner Ernennung zum Reichskanzler aufhält.

Um 17.00 Uhr leitet Hitler bereits die erste Kabinettssitzung, in der es zunächst hauptsächlich um Personalien geht. Alle sind sich einig, dass die Regierung ein Ermächtigungsgesetz vom Reichstag braucht, und alle wollen hierfür die Auflösung des Reichstags und Neuwahlen, weil sie glauben, dass die Regierung so eine Mehrheit bekommen kann. Hugenberg versucht erneut, dies zu verhindern, doch wieder kann er sich nicht durchsetzen.

Auch die Oppositionsparteien treffen sich, um über ihre Linie zu beraten. Die SPD kommt zu dem Schluss, dass man angesichts der legalen Kanzlerschaft Hitlers nicht heftig reagieren könne. Sie mahnt ihre Mitglieder stattdessen zur Ruhe und Disziplin. Die Meinung herrscht vor, dass auch diese Regierung angesichts der wirtschaftlichen Lage bald abtreten werde. Nur die KPD fordert einen Generalstreik gegen die neue Regierung! Doch ihre Flugblätter bleiben ohne Widerhall. Sie bieten stattdessen den willkommenen Anlass, noch in der Nacht die kommunistische Parteizeitung Rote Fahne zu verbieten.


Berufung Hitlers zum Reichskanzler, 30. Januar 1933. Das „Kabinett der Nationalen Konzentration“, (v. l. n. r.): Seldte, Gereke, Schwerin v. Krosigk, Frick, v. Blomberg, Hugenberg; sitzend: Göring, Hitler und v. Papen.

30. Januar 1933

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