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Vom Lügenlernen

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Zum Lügen brauchen wir laut der Psychologin Kristina Suchotzki genau zweierlei: die Fähigkeit, uns in andere hineinzuversetzen, auch Theory of Mind genannt, und eine sogenannte Reaktionshemmung, also das Vermögen, eine automatische Reaktion oder eine, die unserem Vorhaben im Wege steht, zu unterdrücken.

Konkret heißt das: Um lügen zu können, müssen wir erstens zwischen richtig und falsch unterscheiden können. Und wir müssen wissen, dass die andere Person nicht weiß, was wir wissen. Wenn sie nämlich über den gleichen Wissensstand verfügt wie wir selbst, dürfen wir nicht lügen. Wenn Ihr Kind zum ersten Mal bewusst lügt, dann sollten Sie sich freuen, denn das ist ein Meilenstein in der kognitiven Entwicklung. Das Kind spricht etwas aus, von dem es weiß, dass es nicht wahr ist.

Kleinen Kindern kann man normalerweise getrost glauben. Erst später lernen sie, die Balken zu biegen …

Zweitens müssen wir, um zu lügen, die Wahrheit zurückhalten können. Bis zum 3. oder 4. Lebensjahr können Kinder das noch nicht, weil die entsprechenden Fähigkeiten noch nicht ausgebildet sind. Und im Alter nehmen diese Fähigkeiten interessanterweise wieder ab. Auch Hochbetagten kann man daher also getrost Glauben schenken. Wer Kleinkinder beim Lügen beobachtet, bemerkt, wie schwierig es ist, ein Lügenkonstrukt zu erstellen. Schon der Philosoph Ludwig Wittgenstein sagte sinngemäß: »Die Lüge ist ein Sprachkonstrukt, das gelernt sein will wie jedes andere.« Je mehr im sozialen Umfeld von Kindern gelogen wird, desto schneller erlernen sie diese Kommunikationsform und desto mehr lügen sie. Besonders Kinder mit älteren Geschwistern sind geschickte Lügner.

Ungefähr zwischen dem 10. und 12. Lebensjahr haben Kinder das Lügen perfektioniert. Sie konstruieren logische Lügengeschichten und sind in der Lage, Körpersignale zu kontrollieren, die bei den Eltern Verdacht erregen könnten. Kinder, die lügen, haben eine entscheidende soziale Kompetenz erworben, denn Lügen ist viel aufwendiger, als die Wahrheit zu sagen. Es erfordert Geistesarbeit, logisches Denken, körperliche Kontrolle und sprachliches Talent. Und doch lernen Kinder: »Du sollst nicht lügen.« Wichtig ist daher für Kinder und Teenager zu begreifen, wo die moralische Grenze verläuft. Sie müssen ein Gefühl dafür entwickeln, wo Lügen okay, gerade noch tolerierbar oder aber absolut unakzeptabel sind. Diese Fähigkeit gehört zum Erwachsenwerden dazu und Eltern können dazu beitragen, den Kindern diese Unterschiede beizubringen, statt die Lüge insgesamt zu verteufeln.

Die Körpersprache der Lügner

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