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EINS

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An einigen Tagen ist die Welt einfach nur perfekt. An diesen Tagen liegt eine gewisse Stille über der Welt, eine ruhige Decke, die dich so komplett umhüllt, dass du das Gefühl hast, du könntest einfach verschwinden. Dann fühlt man Frieden, ist vor allen Sorgen der Welt geschützt. Geschützt von Angst. Vor morgen. Ich kann diese Momente an einer Hand abzählen.

Einer von ihnen ist genau jetzt.

Ich bin 13 Jahre alt, Bree ist sechs, und wir stehen auf einem Strand mit feinem, weichen Sand. Mein Vater hält meine Hand, und meine Mutter hält Brees, und wir vier gehen über den heißen Sand zum Meer. Die kühle Gischt der Wellen fühlt sich gut an auf meinem Gesicht an, sie lässt die Hitze des Augusttages langsam verschwinden. Wellen brechen um uns herum, mein Vater und meine Mutter lachen unbeschwert.

Ich habe sie noch nie so entspannt gesehen. Ich ertappe sie dabei, wie sie einander liebevoll anschauen, und ich pflanze das Bild fest in meinen Kopf ein. Es ist eines der wenigen Male, dass ich sie so glücklich miteinander sehe, und ich möchte es nicht vergessen.

Bree schreit vor Freude, begeistert über die brechenden Wellen, die ihr bis zur Brust gehen, über den ziehenden Sog, der ihr bis an die Oberschenkel reicht. Meine Mutter hält Bree fest, und mein Vater drückt meine Hand, um uns vor der Strömung des Meeres zu schützen.

„EINS! ZWEI! DREI!“ ruft mein Vater.

Ich werde hoch in die Luft gehoben, als mein Vater an meiner Hand zieht und meine Mutter an Brees. Ich gehe hoch, über eine Welle, und schreie, als ich sie durchstoße und sie hinter mir bricht.

Ich staune, dass mein Vater einfach so da stehen kann, wie ein Fels in der Brandung, scheinbar ohne die Gewalt der Natur überhaupt zu spüren.

Wenn eine neue Welle kommt, bekomme ich Angst. Ich fühle das kalte Wasser an meiner Brust. Ich drücke die Hand meines Vaters fester, als der Sog wieder kommt, und wieder hält er mich fest. Ich fühle in diesem Moment, dass er mich vor allem beschützen wird, für immer. Welle um Welle bricht, und zum ersten Mal seit ich mich erinnern kann, sind meine Mutter und mein Vater nicht in Eile. Sie heben uns immer wieder hoch, Bree schreit vor Freude. Ich weiß nicht, wie viel Zeit vergeht, an diesem herrlichen Sommertag, an diesem friedlichen Strand, unter dem wolkenlosen Himmel, die Gischt in meinem Gesicht.

Ich will, dass die Sonne nie untergeht, dass sich niemals irgendetwas ändert. Ich will hier sein, genau so, für immer. Und in diesem Moment fühle ich, wie ich sein könnte.


Ich öffne langsam meine Augen, irritiert durch das, was ich vor mir sehe. Ich bin nicht am Meer, sondern sitze auf dem Beifahrersitz eines Motorbootes, das flussaufwärts rast. Es ist nicht Sommer, sondern Winter, und die Ufer sind von Schnee bedeckt. Ab und zu schwimmen Eisbrocken an uns vorbei. Mein Gesicht wird zwar von Wasser bespritzt, aber das ist nicht der kühle Sprühregen der Wellen im Sommer, sondern die kalte Gischt des eisigen Hudson im Winter. Ich blinzelte einige Male, bis ich merke, dass es sich nicht um einen wolkenlosen Sommermorgen, sondern um einen trüben Winternachmittag handelt. Ich versuche herauszufinden, was passiert ist, wie sich alles verändert hat.

Ich setze mich mit einem Frösteln auf und schaue mich um, bin gleich auf der Hut. Ich bin nicht mehr bei Tageslicht eingeschlafen, solange ich mich erinnern kann, und es überrascht mich. Schnell gehe ich in Position und schaue zu Logan, der stoisch hinter dem Steuer steht. Er fixiert den Fluss und steuert den Hudson entlang.

Ich drehe mich und sehe Ben, wie er, den Kopf auf seine Hände gestützt, auf den Fluss hinaus starrt, ganz in seiner eigenen Welt.

Auf der anderen Seite des Bootes sitzt Bree, die Augen geschlossen, zurückgelehnt auf ihrem Stuhl. Ihre neue Freundin Rose hat sich an sie gekuschelt und ist an ihrer Schulter eingeschlafen. Auf ihrem Schoß schläft unser neues Haustier, ein einäugiger Chihuahua.

Ich bin erstaunt, dass ich es zulassen habe einfach einzuschlafen. Aber als ich eine halb leere Flasche Champagner in meiner Hand sehe, habe ich eine Erklärung. Mich hat wohl der Alkohol, den ich seit Jahren nicht angerührt habe, außer Gefecht gesetzt – in Verbindung mit vielen schlaflosen Nächten und vielen Tagen im Adrenalinrausch. Mein Körper ist so zerschlagen, voller Schmerzen und blauen Flecken, so dass er wohl wie von selbst eingeschlafen sein muss. Ich fühle mich schuldig: Ich habe Bree nie zuvor aus den Augen gelassen.

Aber wie ich zu Logan herüber schaue und seine starke Gegenwart wahrnehme, denke ich, dass ich mich bei ihm wohl sicher genug gefühlt haben muss, um einschlafen zu können. In gewisser Weise ist es, als wäre mein Vater wieder zurück. Habe ich deshalb von ihm geträumt?

„Schön, dass du wieder da bist“ tönt die tiefe Stimme von Logan. Er schaut zu mir herüber, ein kleines Lächeln umspielt seine Mundwinkel. Ich lehne mich nach vorne und schaue auf den Fluss vor uns, den wir wie Butter durchschneiden. Das Röhren des Motors ist ohrenbetäubend, und das Boot fährt mit der Strömung, bewegt sich auf und ab in seltsamen Bewegungen und schaukelt dabei ein kleines bisschen. Die kalte Gischt spritzt mir direkt ins Gesicht. Ich schaue an mir herunter und sehe, dass ich immer noch die gleichen Kleider anhabe, die ich seit Tagen trage. Meine Kleider kleben praktisch an meiner Haut, durchtränkt von Schweiß, Blut und Dreck, jetzt auch noch feucht durch die Gischt. Ich bin nass und hungrig, außerdem ist mir kalt. Ich würde alles tun für eine heiße Dusche, eine heiße Schokolade, ein prasselndes Feuer, frische Kleidung. Ich suche den Horizont ab: Der Hudson liegt vor uns wie ein großes, weites Meer.

Wir halten uns in der Mitte, weit weg von beiden Ufern, Logan hält uns klugerweise fern von möglichen Feinden. Als ich mich erinnere, drehe ich mich sofort um, um nach den Sklaventreibern Ausschau zu halten. Ich sehe keine. Ich drehe mich um und suche den Horizont vor uns nach Booten ab. Nichts. Ich scanne die Ufer nach Anzeichen für Bewegung ab. Nichts. Es ist, als gehöre die Welt nur uns. Es ist tröstlich und trostlos zugleich.

Langsam gehe ich aus meiner Hab-Acht-Stellung. Ich fühle mich als hätte ich ewig geschlafen, aber an der Position der Sonne am Himmel sehe ich, dass es erst Nachmittag ist. Ich kann nicht länger als eine Stunde geschlafen haben, wenn überhaupt. Ich schaue mich nach irgendeinem Orientierungspunkt um. Schließlich sind wir fast wieder in der Nähe meines Zuhauses. Aber ich sehe keinen.

„Wie lange habe ich geschlafen?“ frage ich Logan.

Er zuckt mit den Achseln „Vielleicht eine Stunde."

Eine Stunde, denke ich. Es fühlt sich an wie eine Ewigkeit.

Ich prüfe den Benzinstand, er ist halb leer. Das sieht nicht gut aus.

„Gibt es irgendwo Benzin?“, frage ich.

In dem Moment, in dem ich frage, merke ich, dass es eine dumme Frage ist.

Logan sieht zu mir herüber, als wolle er wirklich? sagen. Natürlich, wenn er eine Tankstation gesehen hätte, hätte er sie angefahren.

„Wo sind wir?“ frage ich.

„Das ist dein Bereich,“ sagt er. „Ich wollte dich das gleiche fragen.“ Ich suche den Fluss wieder ab, aber kann immer noch nichts wieder erkennen. So ist das mit dem Hudson – er ist so breit und zieht sich ewig lang hin, man kann schnell die Orientierung verlieren.

„Warum hast du mich nicht geweckt?" frage ich.

„Warum sollte ich? Du hast den Schlaf gebraucht."

Ich weiß nicht recht, was ich sonst noch zu ihm sagen soll. Das ist die Sache mit Logan: Ich mag ihn, ich spüre, dass er mich mag, aber ich weiß nicht, ob wir uns viel zu sagen haben. Es hilft nicht, dass er vorsichtig sein muss und ich auch. Wir fahren fort in der Stille, das wilde Wasser schäumt unter uns, und ich frage mich, wie viel weiter wir gehen können. Was machen wir, wenn uns der Treibstoff ausgeht?

In der Ferne sehe ich etwas am Horizont. Es sieht aus wie eine Art Gebäude im Wasser. Zunächst frage ich mich, ob ich vielleicht anfange Dinge zu sehen, aber dann reckt Logan aufmerksam den Hals, und ich merke, dass er es auch sehen muss.

„Ich denke, es ist eine Brücke,“ sagt er. „Eine herunter gestürzte Brücke."

Er hat Recht. Während wir immer näher kommen, sehen wir ein Stück gedrehtes Metall hoch aus dem Wasser ragen, wie eine Art Höllendenkmal. Ich erinnere mich an diese Brücke: wie sie einst den Fluss überspannt hat. Schön sah das aus. Nun ist sie ein riesiger Haufen Schrott, dessen ausgezackte Stahlwinkel ins Wasser stürzen. Logan verlangsamt das Boot. Der Motor wird leiser, als wir näher kommen. Unsere Geschwindigkeit nimmt ab, und das Boot schaukelt wild. Von allen Seiten ragen Metallzacken aus dem Wasser, und Logan steuert, lenkt das Boot nach links und rechts, und schafft so seinen eigenen kleinen Weg.

Ich schaue hoch als die Überreste der Brücke über uns aufragen. Es sieht aus, als würden sie mehr als hundert Meter aufragen, zum Gedenken an die Fähigkeiten der Menschheit, bevor wir begannen, uns gegenseitig zu töten.

„Die Tappan Zee Brücke,“ stelle ich fest. „Wir sind etwa eine Stunde nördlich der Stadt. Wir haben einen guten Sprung, wenn sie überhaupt noch hinter uns her sind."

„Sie sind hinter uns her", sagte er. „Darauf kannst du wetten."

Ich schaue ihn an. „Wie kannst du so sicher sein?"

„Ich kenne sie. Sie vergessen nie. "

Als wir am letzten Metallschrott vorbei sind, nimmt Logan an Fahrt auf, und ich lehne mich zurück, als wir beschleunigen.

„Was meinst du, wie weit sind sie hinter uns?“ frage ich.

Er schaut stoisch auf den Horizont. Schließlich zuckt er mit den Schultern.

„Schwer zu sagen. Hängt davon ab, wie lange es gedauert hat, die Truppen zu sammeln. Der Schnee ist schwer, und das ist gut für uns. Vielleicht drei Stunden? Vielleicht sechs, wenn wir Glück haben? Unser Glück ist, dass dieses Baby schnell ist. Ich denke, dass wir ihnen entkommen können, solange wir Benzin haben.“ „Aber wir haben kein Benzin", sage ich und weise auf das Offensichtliche hin. „Wir sind mit einem vollen Tank losgefahren, jetzt ist er halb leer. In ein paar Stunden wird er leer sein. Kanada ist noch weit entfernt. Was schlägst du vor um an Benzin zu kommen?“ Logan starrt auf das Wasser und denkt nach.

„Wir haben keine Wahl", sagt er. „Wir müssen irgendwo Benzin finden. Es gibt keine Alternative. Wir können nicht einfach anhalten."

„Wir müssen uns irgendwann ausruhen“, sage ich. „Wir werden Essen brauchen und eine Art Unterkunft. Wir können nicht Tag und Nacht bei diesen Temperaturen draußen bleiben.“

„Lieber hungern und frieren, als von den Sklaventreibern gefangen werden“, sagt er. Ich denke an mein Elternhaus, weiter flussaufwärts. Wir werden direkt daran vorbeikommen. Ich erinnere mich, dass ich meinem alten Hund Sascha geschworen habe, sie zu begraben.

Ich denke an all die Lebensmittel dort oben in dem Steinhaus – wir könnten uns retten, und es würde uns tagelang versorgen. Ich denke an all die Werkzeuge in der Garage meines Vaters, alle die Dinge, die wir gebrauchen können. Nicht zu vergessen die zusätzliche Kleidung, Decken und Streichhölzer.

„Ich will anhalten."

Logan dreht sich um und schaut mich an, als ob ich verrückt wäre. Ich kann sehen, dass ihm die Idee nicht gefällt.

„Was redest du da?"

„Mein Elternhaus, in Catskill. Etwa eine Stunde nördlich von hier. Ich will dort anhalten. Es gibt eine Menge Dinge, die wir mitnehmen können. Dinge, die wir brauchen. Wie zum Beispiel Essen. Und, “ ich mache eine Pause" ich will meinen Hund begraben."

„Deinen Hund begraben?“ fragt er, und seine Stimme wird lauter. „Spinnst du? Willst du, dass wir alle deswegen umgebracht werden?"

„Ich habe es ihr versprochen“, sage ich.

„Versprochen?" schreit er zurück. „Deinem Hund? Deinem toten Hund? Das kann nicht dein Ernst sein.“ Ich starre ihn an, und er merkt ziemlich schnell, dass es mein Ernst ist.

„Wenn ich etwas verspreche, halte ich das auch. Ich würde dich auch begraben, wenn ich es versprochen hätte."

Er schüttelt den Kopf.

„Hör zu“, sage ich bestimmt „du wolltest nach Kanada. Wir könnten überall hingegangen sein. Das war dein Traum. Nicht meiner. Wer weiß, ob diese Stadt überhaupt existiert? Ich folge dir aus einer Laune heraus. Und das Boot gehört nicht nur dir. Alles, was ich will ist bei meinem Elternhaus anzuhalten. Ein paar Sachen holen, die wir brauchen können und meinen Hund begraben. Das dauert nicht lange. Wir sind den Sklaventreibern einen großen Schritt voraus. Nicht zu vergessen, wir haben einen kleinen Kanister Benzin dort oben. Es ist nicht viel, aber es wird uns weiterhelfen. "

Logan schüttelt langsam den Kopf. „Ich würde lieber auf das Benzin verzichten und das Risiko nicht eingehen. Du redest von den Bergen, du sprichst von etwa zwanzig Meilen landeinwärts, oder? Wie schlägst du vor, sollen wir dorthin kommen, sobald wir angelegt haben? Wandern?“

„Ich weiß, wo ein alter Lieferwagen steht, ein Pickup. Das Blech ist verrostet, aber er läuft. Und er hat gerade genug Benzin, um uns zu meinem Elternhaus zu bringen und wieder zurück. Es liegt versteckt, durch den Flusslauf. Der Fluss wird uns direkt dorthin bringen, dann bringt uns der Lieferwagen nach oben und zurück. Das geht schnell. Und dann können wir unsere lange Reise nach Kanada fortsetzen. Und wir sind besser vorbereitet.“

Für lange Zeit starrt Logan schweigend ins Wasser, die Fäuste fest um das Steuer geballt.

Schließlich sagt er „Wie auch immer. Es ist dein Leben, das du riskierst. Aber ich bleibe im Boot. Du hast zwei Stunden, wenn du nicht pünktlich zurück bist, fahre ich ohne dich weiter.“ Ich wende mich von ihm ab und schaue auf das Wasser, stinksauer. Ich wollte, dass er mitkommt. Ich habe das Gefühl, dass er nur an sich denkt, und das enttäuscht mich. Ich hatte mehr von ihm erwartet. Ich dachte, er war besser als die.

„Du kümmerst dich also nur um dich selbst, ist es das?", frage ich.

Es beunruhigt mich auch, dass er mich nicht zu meinem Elternhaus begleiten will; daran hatte ich nicht gedacht. Ich weiß, dass Ben nicht mitkommen wird, und ich hätte gerne etwas Unterstützung. Wie auch immer, noch bin ich entschlossen. Ich habe ein Versprechen gegeben, und ich werde es halten. Mit oder ohne ihn.

Er antwortet nicht, und ich kann sehen, dass er sich ärgert.

Ich schaue auf das Wasser, denn ich will ihn nicht sehen.

Während der Motor heult und das Wasser aufschäumt merke ich, dass ich nicht nur sauer auf ihn bin, weil ich enttäuscht bin, sondern weil ich tatsächlich angefangen hatte ihn zu mögen und mit ihm zu rechnen. Es ist lange her, seitdem ich von jemandem abhängig war, und ich fühle mich betrogen.

„Brooke?“ Mein Herz hebt sich beim Klang der vertrauten Stimme. Ich drehe mich um und sehe wie meine kleine Schwester aufwacht. Rose wacht auch auf. Die beiden gleichen sich schon wie ein Ei dem anderen, als wären sie Glieder ein und derselben Person. Ich kann immer noch kaum glauben, dass Bree wieder hier ist, zurück bei mir. Es ist wie ein Traum.

Als sie genommen wurde, war ein Teil in mir sicher, dass ich sie nie mehr lebendig wieder sehen würde. In jedem Moment, den ich mit ihr verbringe, fühle ich mich als hätte ich eine zweite Chance bekommen. Und ich bin mehr entschlossen denn je auf sie aufzupassen.

„Ich bin hungrig", sagt Bree und reibt sich die Augen mit den Handrücken.

Penelope setzt sich auch auf, in Brees Schoß. Sie hört nicht auf zu zittern, und sie hebt ihr gutes Auge und schaut mich an, als ob auch sie Hunger hätte.

„Ich erfriere", sagt Rose und reibt ihre Schultern. Sie trägt nur ein dünnes T-Shirt, und ich fühle mich schrecklich für sie. Ich verstehe sie. Auch ich habe Hunger und mir ist kalt. Meine Nase ist rot, und ich kann sie kaum noch fühlen. Die leckeren Sachen, die wir im Boot gefunden haben, waren unglaublich, aber nicht gerade sättigend, besonders auf leeren Magen. Und das ist schon stundenlang her. Ich denke wieder an die Lebensmittelkiste, wie wenig wir noch übrig haben, und frage mich, wie lange es noch dauert, bis wir nichts mehr haben. Ich weiß, dass ich das Essen rationieren sollte. Andererseits sind wir alle schon halb verhungert, und ich kann es nicht ertragen, Bree wie jetzt leiden zu sehen.


„Es ist nicht viel Essen übrig, “ sage ich zu ihr, "aber ich kann euch jetzt ein Bisschen was geben. Wir haben ein paar Kekse und ein paar Cracker. "

„Kekse!“ schreien sie beide auf einmal. Penelope bellt.

„Ich würde das nicht tun“, tönt Logins Stimme neben mir.

Ich schaue auf, und er schaut missbilligend zurück.

„Wir müssen die Lebensmittel rationieren."

„Bitte!" ruft Bree „Ich brauche etwas. Ich bin am verhungern.“

„Ich muss ihnen etwas geben", sage ich fest entschlossen zu Logan. Ich verstehe, was er meint, aber mich ärgert sein mangelndes Mitgefühl. „Ich verteile jetzt an jeden einen Keks. An jeden von uns."

„Was ist mit Penelope?" fragt Rose.

„Der Hund bekommt nichts von unseren Lebensmitteln", zischt Logan. „Sie ist auf sich selbst gestellt."

Ich fühle einen weiteren Anflug von Verstimmung gegenüber Logan, obwohl ich weiß, dass er einfach nur rational ist. Trotzdem, als ich den niedergeschlagenen Ausdruck auf den Gesichtern von Rose und Bree sehe, und als ich Penelope wieder bellen höre, kann ich den Gedanken nicht ertragen, sie hungern zu lassen. Ich werde ihr heimlich etwas von meinen Essensrationen geben. Ich öffne die Vorratskiste und betrachte noch einmal unsere Lebensmittel. Ich sehe zwei Schachteln Kekse, drei Kisten Cracker, mehrere Tüten Gummibärchen, und ein halbes Dutzend Schokoladenriegel. Ich wünschte, wir hätten nahrhafteres Essen, und ich weiß nicht, wie es für drei Mahlzeiten am Tag für fünf Personen reichen soll. Ich ziehe die Kekse heraus und gebe jedem von uns einen.

Beim Anblick des Essens greift Ben schließlich zu und nimmt einen Keks. Er hat schwarze Ringe unter den Augen und sieht aus, als hätte er nicht geschlafen. Es tut weh seinen Gesichtsausdruck zu sehen. Er ist durch den Verlust seines Bruders am Boden zerstört, und ich schaue weg, als ich ihm seinen Keks gebe.

Ich gehe zur Vorderseite des Bootes und gebe Logan seinen Keks. Er nimmt ihn und steckt ihn leise in seine Tasche, natürlich um ihn für später aufzuheben. Ich weiß nicht woher er immer diese Kraft nimmt. Ich dagegen werde schon schwach beim Geruch eines Schokoladenkekses. Ich weiß, dass auch ich sparen sollte, aber ich bin hilflos. Ich nehme einen kleinen Bissen und beschließe den Keks dann wegzustecken, aber er schmeckt so gut, dass ich mich nicht beherrschen kann. Ich verschlinge das ganze Ding und hebe nur den letzten Bissen auf – für Penelope. Das Essen fühlt sich gut an. Ich merke den Zucker gleich Kopf, dann in meinem ganzen Körper, und ich wünschte, ich hätte noch ein Dutzend Kekse. Ich nehme einen tiefen Atemzug, fülle meinen knurrenden Magen mit Luft und versuche mich zu beherrschen.

Der Fluss wird enger, die Ufer kommen immer näher zueinander, als er sich windet und dreht. Wir sind nah am Land, und ich bin in höchster Alarmbereitschaft. Ich suche die Ufer ab nach irgendwelchen Anzeichen von Gefahr. Als wir eine Biegung nehmen sehe ich zu meiner Linken, hoch oben auf einer Klippe, die Ruinen einer alten Festung, die jetzt ausgebombt ist.

Ich bin schockiert, als ich erkenne, was es einmal war.

„West Point", sagt Logan. Er muss es genau zur der gleichen Zeit wie ich erkannt haben.

Es ist erschreckend zu sehen, was von dieser Bastion amerikanischer Stärke übrig geblieben ist. Jetzt ist sie noch ein Trümmerhaufen, ihre umgebogene Fahnenstange hängt schlaff über dem Hudson. Kaum etwas ist, wie es war.

"Was ist das?" fragt Bree mit klappernden Zähnen. Sie und Rose sind auf die Vorderseite des Bootes geklettert, neben mich, und sie folgt meinem Blick. Ich will es ihr nicht sagen.

"Es ist nichts, meine Süße, “ sage ich.“Nur eine Ruine.“

Ich lege meinen Arm um sie und drücke sie fest an mich, den anderen Arm lege ich um Rose und drücke auch sie. Ich versuche die beiden aufzuwärmen und reibe ihre Schultern so gut ich kann.

„Wann gehen wir nach Hause?“ fragt Rose.

Logan und ich wechseln einen Blick. Ich weiß keine Antwort.

„Wir gehen nicht nach Hause“ sage ich zu Rose, so vorsichtig wie ich kann „aber wir werden ein neuen Zuhause finden“.

„Kommen wir an unserem alten Haus vorbei?” fragt Bree.

Ich zögere. „Ja,” sage ich.

„Aber wir gehen nicht dorthin zurück, richtig?” fragt sie.

„Richtig“, sage ich. „Es ist zu gefährlich, dort jetzt zu leben."

„Ich will nie wieder dort zu leben“, sagt sie. "Ich hasste diesen Ort. Aber wir können Sascha nicht einfach zurücklassen. Können wir halten und sie begraben? Du hast versprochen."

Ich denke an meinen Streit mit Logan.

„Du hast Recht“, sage ich leise. „Ich habe es versprechen. Und ja, wir werden anhalten. "

Logan dreht sich weg, sichtlich verärgert.

„Und was dann?" fragt Rose. „Wohin gehen wir dann?"

„Wir fahren weiter flussaufwärts“, erkläre ich. „Soweit wir kommen."

„Und wie wird es enden?" fragt sie.

Es ist eine gute Frage, und ich nehme es als eine viel tiefere Frage. Wo wird das alles ein Ende nehmen? Mit unserem Tod? Mit unserem Überleben? Wird es überhaupt enden? Ist ein Ende in Sicht?

Ich habe keine Antwort.

Ich drehe mich zu ihr, knie mich hin und schaue ihr in die Augen. Ich muss ihr Hoffnung geben. Etwas, für das man leben kann.

„Wir werden an einem schönen Ort enden“ sage ich „Dort, wo wir hingehen, ist alles wieder gut. Die Straßen sind so sauber, dass sie glänzen, und alles ist perfekt und sicher. Dort wird es Menschen geben, freundliche Leute, und sie werden uns aufnehmen und uns beschützen. Außerdem gibt es dort Essen, richtiges Essen, soviel du haben willst, und zwar immer. Es wird der schönste Ort, den Du je gesehen hast“.

Rose schaut mich mit großen Augen an

„Ist das wahr?“ fragt sie.

Ich nicke. Langsam beginnt sie ein breites Lächeln.

„Wie lange dauert es noch, bis wir da sind?“

Ich lächle „Das weiß ich nicht, Liebes“.

Bree dagegen ist kritischer als Rose.

„Ist das wirklich wahr?“ fragt sie leise. „Gibt es diesen Ort wirklich?“

„Ja,“ sage ich zu ihr und versuche überzeugend zu klingen „Stimmt doch Logan, oder?“

Logan schaut zu uns, nickt kurz und schaut wieder weg. Immerhin ist er derjenige, der glaubt Kanada sei das gelobte Land. Wie kann er jetzt widersprechen?


Der Hudson dreht und windet sich, wird immer enger, dann wieder weiter. Schließlich kommen wir in vertrautes Terrain. Wir fahren an Orten vorbei, die ich erkenne, während wir immer näher und näher an mein Elternhaus herankommen. Wir drehen um einen Damm herum, und ich sehe eine kleine, unbewohnte Insel, eigentlich ist es nur ein Felsvorsprung. Auf ihm befinden sich die Überreste eines Leuchtturms, seine Lampe ist zerbrochen, das Gebäude kaum mehr als eine Fassade. Wir nehmen eine weitere Biegung des Flusses, und in der Ferne sehe ich die Brücke, auf der ich vor wenigen Tagen gewesen bin, bei der Jagd vor den Sklaventreibern. Die Mitte der Brücke ist wie weggeblasen, ein riesiges Loch, als ob eine Abrissbirne durch die Mitte gefallen wäre.

Ich erinnere mich daran wie Ben und ich mit dem Motorrad über sie gerast sind und fast abgerutscht wären.

Ich kann es kaum glauben. Wir sind fast da.

Das lässt mich an Ben denken, wie er mir an diesem Tag das Leben gerettet hat. Ich drehe mich um und schaue ihn an. Er starrt verdrießlich ins Wasser.

„Ben?” frage ich.

Er dreht sich um und schaut mich an.

„Erinnerst du dich an die Brücke?”

Er dreht sich um und schaut, und ich sehe Angst in seinen Augen. Er erinnert sich.

Bree stößt mich mit dem Ellbogen an „Ist es in Ordnung, wenn ich Penelope ein Stück von meinem Keks gebe?“ fragt sie.

„Und ich auch?” echot Rose.

„Klar ist es das,” sage ich so laut, dass Logan es hören kann. Er ist nicht der einzige, der hier etwas zu sagen hat, und wir können mit unserem Essen machen, was wir wollen.

Der Hund sitzt auf Roses Schoß und spitzt die Ohren, als würde sie jedes Wort verstehen. Es ist unglaublich. Ich habe noch nie ein so kluges Tier gesehen.

Brie lehnt sich vor um dem Hund ein Stück von ihrem Keks zu geben, aber ich stoppe ihre Hand.

„Warte mal,” sage ich. “Wenn du sie fütterst, sollte sie wenigstens einen Namen haben, findet ihr nicht?“

„Aber sie hat kein Halsband,” sagt Rose „ihr Name könnte praktisch alles sein“.

„Jetzt ist sie dein Hund,” sage ich. „Gib ihr einen neuen Namen”

Rose und Bree wechseln einen aufgeregten Blick.

„Wie sollen wir sie nennen?” fragt Bree.

„Wie wäre Penelope?” sagt Rose.

„Penelope!” schreit Bree “Mir gefällt das.”

„Mir auch,” sage ich.

„Penelope!” ruft Rose nach dem Hund.

Erstaunlicherweise dreht sich der Hund tatsächlich zu ihr um, als sie ihn ruft. Es sieht aus, als ob das schon immer ihr Name gewesen wäre.

Bree lächelt, streckt ihren Arm aus und füttert Penelope mit einem Stück Keks.

Penelope schnappt es ihr aus der Hand und verschlingt es in einem Bissen. Bree und Rose kichern hysterisch, und Rose füttert sie mit dem Rest ihres Kekses. Sie schnappt sich auch den, und dann füttere ich sie mit dem letzten Bissen von meinem Keks. Penelope schaut uns drei aufgeregt an, zittert und bellt dreimal.

Wir lachen alle. Für einen Moment hätte ich fast unsere Probleme vergessen.

Aber dann sehe ich etwas in der Ferne, über Brees Schulter hinweg.

„Da,“ sage ich zu Logan, gehe auf ihn zu und zeige nach links. „Dorthin müssen wir. Dreh hier!“

Ich entdecke die Halbinsel, auf der Ben und ich mit dem Motorrad losgefahren sind, über das Eis auf dem Hudson. Schon bei dem Gedanken zucke ich zusammen, was war das für eine verrückte Jagd! Es ist ein Wunder, dass ich noch lebe.

Logan prüft mit einem Blick über die Schulter, ob uns jemand folgt; dann geht er widerwillig vom Gas und dreht zur Seite, um uns zu der Bucht zu bringen. Ich schaue mich vorsichtig am Ufer um, als wir die Mündung der Halbinsel erreichen. Wir gleiten an ihr vorbei, während sie sich krümmt und ins Landesinnere übergeht. Wir sind jetzt sehr nah am Land und fahren an einem verfallenen Wasserturm vorbei.

Wir fahren weiter und gleiten bald an den Ruinen einer Stadt vorbei, bis zum Herzen der Stadt. Catskill. Überall ausgebrannte Gebäude, es sieht aus, als habe eine Bombe eingeschlagen. Wir stehen vorne im Boot, als wir langsam in die Bucht hineinfahren, immer weiter ins Landesinnere. Die Bucht wird schmaler, und das Ufer ist jetzt nur wenige Meter von uns entfernt. Jetzt sind wir jedem Hinterhalt ausgesetzt, und ich stelle fest wie ich unbewusst die Hand sinken lasse und auf meine Hüfte lege, auf mein Messer. Ich merke, dass Logan das gleiche macht.

Ich drehe mich über meine Schulter zu Ben um; aber er ist immer noch in einem nahezu katatonischen Zustand.

„Wo ist der Lieferwagen?" fragt Logan, mit scharfer Stimme. „Ich gehe nicht weit ins Landesinnere, das sage ich dir gleich. Wenn etwas passiert, müssen wir  zurück auf den Hudson und zwar schnell. Das hier ist eine tödliche Falle,“ sagt er und beäugt argwöhnisch das Ufer. Ich schaue auch, aber das Ufer ist leer, öde, eingefroren. Es ist kein Mensch in Sicht, soweit das Auge reicht. „Schau mal,“ sage ich und deute mit dem Finger. „Der verrostete Schuppen? Da drinnen steht er“.

Logan fährt uns weitere dreißig Meter oder so, dann dreht er auf der Höhe des Schuppens. Dort gibt es ein altes, bröckelndes Dock. Logan schafft es unser Boot soweit an Land zu bringen, bis es nur noch ein paar Fuß vom Ufer entfernt ist. Er würgt den Motor ab, packt den Anker und wirft ihn über Bord. Dann nimmt er ein Seil aus dem Boot, macht einen lockeren Knoten an einem Ende, und wirft es um einen der verrosteten Metallpfosten. Er trifft und zieht uns die ganze Strecke bis ans Dock, bis der Abstand so klein ist, dass wir auf das Dock steigen können.

„Steigen wir aus?" fragt Bree.

„Ich steige aus,“ sage ich. „Warte hier auf mich, im Boot. Es ist zu gefährlich für dich mitzukommen. Ich werde bald zurück sein, und ich werde Sascha begraben. Das verspreche ich. "

„Nein!" schreit sie. „Du hast mir versprochen, dass wir nie wieder getrennt sein werden. Du hast es versprochen! Du kannst mich hier nicht allein lassen! Das KANNST du nicht machen!"

„Ich lasse dich nicht allein,“ antworte ich, und es bricht mir das Herz. „Du bist hier mit Logan, Ben und Rose. Du bist vollkommen sicher, das verspreche ich.“

Aber Bree steht auf. Zu meiner Überraschung nimmt sie Anlauf und springt vom Bug auf das sandige Ufer. Dort landet sie mitten im Schnee.

Sie steht an Land, die Hände auf den Hüften, und starrt mich trotzig an.

„Wenn du gehst, gehe ich auch,“ sagt sie.

Ich atme tief ein und sehe, dass es ihr egal ist. Ich kenne sie, wenn sie so ist, dann meint sie es auch.

Sie wird zwar eine Belastung für mich sein, aber ich muss zugeben, ein Teil von mir ist froh, sie immer in Sichtweite zu haben. Und wenn ich versuche, sie davon abzubringen, verschwende ich nur noch mehr Zeit.

„Gut,“ sage ich. „Bleib einfach ganz nah bei mir, die ganze Zeit. Versprochen?“

Sie nickt. „Ich verspreche es."

„Ich habe Angst", sagt Rose und sieht Bree mit weit aufgerissenen Augen an. „Ich möchte das Boot nicht verlassen. Ich möchte hier bleiben, mit Penelope. Ist das okay? "

„Ich will, dass du genau das machst,“ sage ich zu ihr und weigere mich im Stillen sie auch noch mitzunehmen.

Dann wende ich mich an Ben, er dreht sich um, und meine Augen streifen seinen traurigen Blick. Bei seinem Gesichtsausdruck will ich schnell wegschauen, aber ich zwinge mich es nicht zu tun.

„Kommst  du?“ frage ich. Ich hoffe, er sagt ja. Ich bin verärgert über Logan, weil er hier bleibt, weil er mich im Stich lässt, und ich könnte wirklich Unterstützung gebrauchen.

Aber Ben, immer noch deutlich unter Schock, starrt nur zurück. Er schaut mich an, als würde er nicht verstehen.

Ich frage mich, ob er alles, was um ihn herum geschieht, überhaupt wahrnimmt.

Kommst du?" frage ich mit mehr Nachdruck. Ich habe keine Geduld für so was.

Langsam schüttelt er den Kopf, während er sich zurückzieht. Er steht wirklich neben sich, und ich versuche, ihm zu verzeihen – aber es ist schwer.

Ich drehe mich um, um von Board zu gehen und ans Ufer zu springen. Es fühlt sich gut an wieder festen Boden unter den Füßen zu haben.

„Warte!" Ich drehe mich um und sehe Logan vom Fahrersitz aufstehen.

„Ich wusste, dass so ein Mist wie das hier passieren würde", sagt er.

Er geht über das Boot und sammelt seine Sachen.

„Was machst du da?", frage ich.

„Was denkst denn du?“ fragt er „Ich lasse euch zwei nicht allein gehen“.

Mein Herz hüpft vor Erleichterung. Wenn es nur um mich ginge, würde ich mir nicht so viele Sorgen machen – aber ich bin begeistert, dass jetzt ein weiteres Augenpaar auf Bree aufpasst.

Er springt aus dem Boot und ans Ufer.

„Ich sage dir jetzt noch mal, was für eine dumme Idee das ist,“ sagt er, als er neben mir landet. "Wir sollten weiterfahren. Es wird bald Nacht. Der Hudson kann zufrieren. Wir könnten hier stecken bleiben. Ganz abgesehen von den Sklaventreibern. Du hast 90 Minuten, verstanden? 30 Minuten hin, 30 Minuten vor Ort und 30 Minuten zurück. Keine Ausnahmen, aus irgendwelchen Gründen. Ansonsten gehe ich ohne dich.“

Ich schaue ihn an, beeindruckt und dankbar.

„Abgemacht", sage ich.

Ich denke an das Opfer, das er gerade gemacht hat, und beginne anders über ihn zu denken. Hinter all seinem Gehabe merke ich, dass Logan mich wirklich mag. Und er ist nicht so egoistisch, wie ich dachte.

Als wir uns umdrehen um zu gehen, kommt ein weiterer Einwand vom Boot aus.

„Wartet!“ schreit Ben.

Ich drehe mich um und schaue.

„Ihr könnt mich hier doch nicht einfach allein lassen mit Rose. Was ist, wenn jemand kommt? Was soll ich dann tun?“

„Pass auf das Boot auf,“ sagt Logan und dreht sich wieder um um zugehen.

„Aber ich weiß überhaupt nicht, wie man das Boot fährt!" schreit Ben. „Und ich habe keine Waffen!"

Logan dreht sich wieder um, greift genervt nach unten, nimmt eine der Waffen aus dem Gurt an seinem Oberschenkel, und wirft sie zu Ben. Sie trifft ihn mit voller Kraft an der Brust, und er betastet sie ungeschickt.

„Vielleicht lernst du ja noch, wie man sie benutzt", spottet Logan, während er sich wieder abwendet.

Ich bekomme einen guten Blick auf Ben, der da steht und dabei so hilflos und ängstlich aussieht, wie er die Waffe hält, von der er kaum weiß, wie man sie bedient.

Er wirkt vollkommen überfordert.

Ich will ihn trösten. Ich würde ihm gerne sagen, dass bald alles wieder in Ordnung ist, dass wir bald zurück sind. Aber wie ich mich abwende und auf die große Bergkette vor uns schaue, bin ich mir zum ersten Mal nicht so sicher, ob wir das wirklich sein werden.

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