Читать книгу Arena Zwei - Морган Райс, Morgan Rice - Страница 8
DREI
Оглавление“RUNTER MIT DER WAFFE!” schreit Rupert “SOFORT!”
Logan steht ein paar Meter weit weg, die Pistole erhoben, und er zielt genau über meinen Kopf. Er hält sie in Position und ich kann sehen wie er abwägt, ob er den Mann in den Kopf schießen soll. Ich sehe, dass er es gerne möchte, aber er ist besorgt, dass er mich treffen könnte.
Ich merke, dass es dumm es von mir war den Mann mitzunehmen. Logan hatte die ganze Zeit über Recht. Ich hätte auf ihn hören sollen. Rupert hat uns die ganze Zeit nur benutzt, weil er unser Boot, unser Essen und unsere Vorräte für sich allein haben wollte.
„Schieß!“ rufe ich Logan zu. „Mach es!“
Ich vertraue Logan – ich weiß, dass er ein guter Schütze ist. Aber Rupert hält mich fest, und ich sehe, dass Logan zögert, nicht sicher ist. In diesem Moment sehe ich in Logans Augen wie viel Angst er hat mich zu verlieren. Er sorgt sich also doch. Das tut er wirklich.
Langsam hält Logan die Pistole in der offenen Hand und legt sie sanft in den Schnee. Mein Herz sinkt.
„Lass sie gehen!“ schreit er.
„Erst das Essen!“ schreit Rupert zurück, sein heißer Atem an meinem Ohr. „Die Säcke, bring sie zu mir! Jetzt!“
Logan geht leise zur Rückseite des Lieferwagens, nimmt die vier schweren Säcke heraus und geht auf den Mann zu.
„Stelle sie auf den Boden!“ schreit Rupert „Langsam!“
Langsam stellt sie Logan auf den Boden.
In der Ferne höre ich den Motor der Sklaventreiber wimmern. Ich kann nicht glauben wie dumm ich war, alles geht schief, direkt vor meinen Augen.
Bree steigt aus dem Wagen.
„Lass meine Schwester gehen!“ schreit sie ihn an.
In diesem Moment habe ich Zukunft klar vor Augen. Ich weiß, was passieren wird. Rupert wird mir die Kehle aufschlitzen, dann wird er Logans Waffe nehmen und ihn und Bree töten. Danach Ben und Rose. Er wird unser Essen und unser Boot nehmen und einfach wegfahren.
Dass er mich tötet ist die eine Sache, aber Bree etwas zu tun ist eine andere. Das ist etwas, was ich nicht zulassen kann.
Plötzlich beiße ich zu. Bilder von meinem Vater gehen mir durch den Kopf, von seiner Zähigkeit, den Nahkampftechniken, in denen er mich ausgebildet hat. Druckpunkte, Schläge, Hebel. Wie man so ziemlich überall herauskommt. Wie man einen Mann mit einem einzigen Finger in die Knie zwingt. Und wie man seinen Hals von einem Messer befreit.
Ich wecke einen alten Reflex in mir und lasse meinen Körper übernehmen. Ich hebe meinen Ellenbogen ein paar Zentimeter nach oben und bringe ihn gerade zurück, genau auf seinen Solar Plexus.
Ich erziele eine eindeutige Wirkung, genau so, wo ich wollte. Sein Messer gräbt sich ein bisschen tiefer in meinen Hals ein, es ritzt die Haut auf und tut weh.
Aber gleichzeitig höre ich ihn nach Luft keuchen, und ich weiß, dass mein Schlag funktioniert hat.
Ich mache einen Schritt nach vorne, ziehe seinen Arm von meinem Hals, trete nach hinten und treffe ihn genau zwischen den Beinen. Er stolpert ein paar Schritte zurück und bricht im Schnee zusammen.
Ich hole tief Luft und keuche, mein Hals tut weh. Logan hechtet nach seiner Waffe.
Ich drehe mich um und sehe wie Rupert durchstartet und auf unser Boot zu rennt. Er macht drei große Schritte und springt genau in die Mitte des Bootes. Gleichzeitig schneidet er das Seil durch, mit dem das Boot am Ufer befestigt ist. Alles passiert schneller, als man blinzeln kann, ich kann kaum glauben, wie schnell er sich bewegt.
Ben steht da, benommen und verwirrt, weil er nicht weiß, wie er reagieren soll. Rupert dagegen zögert nicht: Er springt auf Ben zu und schlägt ihm fest mit der freien Hand ins Gesicht.
Ben kommt ins Stolpern und fällt. Noch bevor er aufstehen kann nimmt ihn Rupert in den Schwitzkasten und hält das Messer an seine Kehle.
Er dreht sich um und sieht zu uns herüber, dabei benutzt er Ben als menschliches Schutzschild. Im Boot kauert Rose und schreit, Penelope bellt wie verrückt.
„Wenn du auf mich schießt, tötest du ihn auch!“ schreit Rupert.
Logan hat seine Waffe wieder, er steht da und zielt auf ihn. Aber es ist kein einfacher Schuss. Das Boot treibt weiter vom Ufer weg, jetzt ist es gute fünfzehn Meter entfernt, und es bewegt sich stark auf und ab, auf den rauen Wellen. Logan hat einen Spielraum von etwa fünf Zentimetern um ihn zu treffen ohne Ben zu töten. Logan zögert und ich sehe, dass er das Risiko Ben zu töten nicht eingehen will, nicht mal für unser eigenes Überleben. Es ist eine Eigenschaft, die Vieles wieder gutmacht.
„Gib mir den Schlüssel!“ ruft Rupert Ben zu.
Ben, muss man zu seiner Ehre sagen, hat wenigstens eine Sache richtig gemacht, denn er muss den Schlüssel irgendwo versteckt haben, als er Rupert kommen sah. Ein kluger Zug.
In der Ferne tauchen plötzlich die Sklaventreiber auf, das Röhren ihrer Motoren wird lauter. Ich fühle eine tiefe Angst, Hilflosigkeit. Ich weiß nicht, was ich machen soll.
Unser Boot ist zu weit vom Ufer entfernt, um es jetzt zu erreichen. Und selbst wenn wir es könnten, würde Rupert wahrscheinlich Ben töten, noch während wir dabei sind. Penelope bellt und springt von Roses Arm, rennt über das Boot und schlägt ihre Zähne in Ruperts Wade. Er schreit und lässt Ben für einen Moment los. Ein Schuss knallt. Logan sah seine Chance und hat keine Zeit verschwendet.
Es ist ein sauberer Schuss, genau zwischen die Augen. Rupert starrt uns für einen Moment mit großen Augen an, als die Kugel in sein Gehirn dringt. Dann plumpst er nach hinten, zum Heck des Bootes, als wolle er sich hinsetzen, aber er kippt nach hinten über und landet mit einem Platsch im Wasser.
Es ist vorbei.
„Bring das Boot zurück zum Ufer!“ ruft Logan zu Ben „SOFORT!“
Ben, immer noch benommen, setzt sich in Bewegung. Er fischt den Schlüssel aus seiner Tasche, startete das Boot und steuert auf das Ufer zu. Ich nehme zwei der Säcke mit Lebensmitteln, Logan nimmt die anderen, und wir werfen sie auf das Boot, sobald es das Ufer erreicht hat. Ich schnappe mir Bree und hebe sie ins Boot, dann renne ich zurück zum Lieferwagen. Logan nimmt meine Säcke mit geretteten Vorräten, ich nehme Sascha. Dann erinnere ich mich, laufe zurück zum Wagen und nehme Ruperts Pfeil und Bogen. Ich bin die Letzte, die von Ufer ins Boot springt, als es schon beginnt wegzutreiben.
Logan übernimmt das Steuer, steigt aufs Gaspedal und zieht durch, um uns aus dem schmalen Kanal heraus zu steuern.
Wir rasen auf den Zufluss zum Hudson zu, er liegt ein paar hundert Meter vor uns. Am Horizont taucht das Boot der Sklaventreiber auf – schnittig, schwarz, gefährlich – und rast auf uns zu. Es ist vielleicht noch achthundert Meter entfernt. Das wird eng. Es sieht aus, als würden wir es kaum rechtzeitig aus dem Kanal schaffen, als hätten wir keine Chance zu entkommen. Sie werden direkt hinter uns sein.
Wir kommen genau in dem Moment auf den Hudson, als es dunkel wird. Und währenddessen kommen die Sklaventreiber voll in unser Sichtfeld. Sie befinden sich kaum ein paar Meter hinter uns, und sie holen schnell auf. Hinter ihnen, am Horizont, sehe ich das andere Boot, auch wenn es noch gut anderthalb Kilometer entfernt ist.
Ich bin sicher, dass Logan sagen würde das habe ich dir gesagt, wenn mehr Zeit wäre. Und er hätte Recht. Während mir diese Gedanken durch den Kopf gehen, fallen Schüsse. Kugeln pfeifen über uns, eine trifft das Boot an der Seite, das Holz zersplittert. Rose und Bree schreien auf.
„Runter mit euch!“ schreie ich.
Ich stürze mich auf Bree und Rose, schnappe sie und werfe sie zu Boden. Logan weicht nicht zurück, er fährt das Boot unbeirrt weiter. Er kurvt ein bisschen, aber er verliert die Kontrolle nicht. Er duckt sich, während er steuert und versucht den Kugeln auszuweichen. Außerdem versucht er den großen Eisbrocken auszuweichen, die sich zu formen beginnen.
Ich knie am Heck des Bootes, hebe den Kopf nur so hoch wie nötig und ziele mit meiner Pistole nach Soldatenart. Ich ziele auf den Fahrer und lasse ein paar Schüsse los.
Alle treffen daneben, aber wenigstens gelingt es mir, ihr Boot zum Schwanken zu bringen.
„Nimm du das Steuer!“ schreit Logan zu Ben.
Ben muss man zu Gute halten, dass er nicht zögert. Er eilt nach vorne und nimmt das Steuer, dabei gerät das Boot ins Schwanken.
Logan eilt zu mir und kniet sich neben mich.
Er schießt, seine Kugeln gehen knapp daneben oder streifen ihr Boot. Sie schießen zurück, und eine Kugel geht nur ein paar Zentimeter an meinem Kopf vorbei. Sie holen schnell auf. Durch eine weitere Kugel zersplittert ein großes Stück Holz hinten an unserem Boot.
„Sie zielen auf unseren Tank!“ schreit Logan „Schieß auf ihren!“
„Wo ist er denn“ schreie ich gegen das Röhren des Motors und die fliegenden Kugeln an.
„Hinten in ihrem Boot, auf der linken Seite!“ ruft er.
„Darauf kann ich nicht sauber zielen“ sage ich. „Nicht solange sie uns zugewandt sind“.
Dann habe ich eine Idee.
„Ben!“ rufe ich „Du musst sie zum Umdrehen bringen, wir brauchen einen sauberen Schuss auf ihren Benzintank!“
Ben zögert nicht. Ich habe kaum aufgehört zu sprechen, als er das Steuer hart herumreißt. Durch den Ruck falle ich seitwärts gegen das Boot.
Die Sklaventreiber drehen und versuchen uns zu folgen. Und dadurch liegt die Seite ihres Bootes direkt vor uns. Logan und ich knien uns hin und schießen einige Male. Zuerst geht unser Schusshagel vorbei.
Mach schon. Mach schon!
Ich denke an meinen Vater. Meine Hand wird ruhig, mein Atem tief, ich schieße ein weiteres Mal. Zu meiner Überraschung lande ich einen Volltreffer.
Plötzlich explodiert das Boot der Sklaventreiber. Ein halbes Dutzend Sklaventreiber gehen in Flammen auf und kreischen, als ihr Boot außer Kontrolle weiter rast. Ein paar Augenblicke später, zerschlägt es am Flussufer.
Es gibt eine weitere große Explosion. Dann sinkt ihr Boot schnell, und sollte jemand überlebt haben, wird er mit Sicherheit im Hudson ertrinken.
Ben dreht uns wieder flussaufwärts und steuert geradeaus. Langsam stehe ich auf und atme tief durch. Ich kann es kaum glauben. Wir haben sie getötet.
„Guter Schuss“ sagt Logan.
Aber wir haben keine Zeit, um uns auf unseren Lorbeeren auszuruhen. Am Horizont ist das zweite Boot und holt auf. Ich bezweifle, dass wir beim zweiten Mal auch so viel Glück haben werden.
„Ich habe keine Munition mehr“ sage ich.
„Ich habe fast keine Munition mehr“ sagt Logan.
„Wir können es mit dem nächsten Boot nicht aufnehmen“ sage ich „und wir sind nicht schnell genug ihnen zu entkommen“
„Was schlägst du vor?“ fragt er.
„Wir müssen uns verstecken.“
Ich wende mich an Ben
„Du musst einen Unterschlupf für uns finden, und zwar sofort. Wir müssen dieses Boot verstecken. JETZT!
Ben gibt Gas und ich renne nach vorne, stehe neben ihm und suche den Fluss nach möglichen Verstecken ab. Vielleicht, wenn wir Glück haben, werden sie einfach an uns vorbei rasen.
Vielleicht allerdings, auch nicht.