Читать книгу Fürst Natas - Muna Germann - Страница 3
Prolog
Оглавление„Diff-Urcht“, murmelte der Fürst im Fieberwahn und warf stöhnend den schwarzen Lockenkopf zur Seite. „Diff-Urcht! Mächte der Hölle, schützt mich!“
Der Junge, der zufällig in dieser Nacht bei ihm lag, erwachte und tupfte hilflos mit einem Zipfel des schwarzen Seidenlakens den Schweiß von der Stirn seines Herrn. Eine Fliege sirrte im Dunkel des fensterlosen Raums, der stickig war wie ein Grab. Was sollte er tun? Besser, niemand sah den mächtigen Herrn in diesem Zustand. Außer Maagi, der Fürstin, der treuen Verbündeten ihres Gemahls. Gabriel schlüpfte aus dem Bett und tappte auf nackten Füßen zu der Geheimtür hinter dem Wandteppich, durch die er so oft verschwand. Nicht weil des Fürsten sexuelle Vorlieben geheim wären. Doch die tödlichen Aufträge waren es, mit denen er den blonden Todesengel zwischen Spiel und Spiel davon schickte.
Gabriel fand Fürstin Maagi wach vor, an ihrem Fenster stehend. Im Licht des Vollmonds sah sie bleicher aus als sonst und ihr braunes gelocktes Haar schimmerte kalt und metallisch. Sie war allein, ohne ihre Zofe Erika. „Herrin“, flüsterte Gabriel. Sie wandte sich nicht nach ihm um, doch sie antwortete auf seine unausgesprochene Frage: „Ihn hat es also auch erwischt? Die Fliegen Diff-Urchts sind an ihren Brutort zurückgekehrt. Die Krankheit, die wir in die Welt gesetzt haben, hat uns selbst befallen. Erika schläft. Ich gab ihr Tee gegen das Fieber.“ Sie schüttelte den Kopf und lachte leise. „Selbst ich, die Mutter der Fliegen, wurde gestochen. Manchmal ist die Welt gerecht!“
„Dieser Tee…“, fragte Gabriel, sie vorsichtig unterbrechend. Nur wenig wusste er von Diff-Urchts Fliegen, nicht mehr als Gerüchte.
Sie winkte ab. „Simple Kräuter, die jede Art von Fieber so weit mildern, dass man es überlebt. Gegen die Schwäche und Furcht, die uns für den Rest unseres Lebens befallen hat, bin ich machtlos. Nimm von dem Grünzeug so viel du willst.“ Sie deutete auf einige Stoffsäckchen, die auf dem Schachtisch lagen. Müde fügte sie hinzu: „Diff-Urchts Krankheit verlässt keinen mehr, den sie befiel. Sie nistet sich in dein Blut, dein Herz, dein Gehirn. Und niemand ist dagegen gefeit.“ Sie wandte sich nach ihm um und betrachtete ihn. „Du siehst gesund aus, Kleiner. Kehre nicht ins Krankenzimmer zurück, sondern verbirg dich irgendwo.“
Seine Kinderhand griff ohne zu zögern eines der Säckchen und er wich ihrem Blick nicht aus. „Herrin, ich bin ein Dieb, ein Mörder und ein Hurenbock. Aber niemand könnte mich feige oder untreu nennen. Niemals.“
Sie lächelte sacht. Dann wandte sie sich wieder dem Fenster zu.
„Herrin“, fragte er vorsichtig, wohl wissend, dass man die Fürstin nicht ungefragt ansprechen darf.
„Was kann ich für dich tun, kleiner Held?“
„Darf ich fragen, wer Diff-Urcht ist?“
„Ein Geheimnis, das nun auch wir kennen. Des Fürsten Bosheit und meine Magie erschufen eine neue Göttin, Diff-Urcht, uns zu dienen. Eine schwarze Statuette aus Stein gehauen, bewohnt von einer Dämonin. Der Fürst opfert ihr von seinem Blut und das unschuldiger Kinder. Diese Flüssigkeit gerinnt in ihrer Schürze und gebiert schwarze Fliegen und diese übertragen das Fieber und die Krankheit Diff-Urchts. Sie töten nicht den Körper, aber einen Teil der Seele. Furcht nistet sich ein in das Herz. Und davon wird man nie mehr geheilt. Nur Neugeborene sind rein bis zu ihrem ersten Stich.“
Als Maagi zu weinen begann, schlich Gabriel eilig zurück, um seinem Herrn einen nutzlosen Tee aufzubrühen und seine eigene Gesundheit der Treue zu opfern.