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ОглавлениеKapitel 1
Die geheimnisvolle Uhr
Eines Nachts fielen viele Schneeflocken vom Himmel auf die Erde. Die kleinen Kristalle landeten auf dem Boden der Großstädte. Ein Mäusepaar tanzte glücklich unter einer Brücke im Park. Die Mäuse fiepsten, kicherten, bewegten sich über den gefrorenen See, als sie in der Ferne eine goldene Taschenuhr sahen, die wie eine Sternschnuppe, durch den Himmel schoss. Der Wind wehte die Uhr durch die Luft, sie sauste hinab und landete tickend vor den winzigen Füßen der Mäuse. Neugierig schlichen die Mäuse näher. Sie schnupperten an dem kalten Gehäuse, zuckten zurück.
Das tickende Geräusch im Inneren wurde lauter. Plötzlich sprang der Deckel auf. Ein mächtiger Lichtstrahl strömte aus dem alten Uhrwerk. Die Eiszapfen, die am oberen Rand der Brücke hingen, schepperten herunter. Die Mäuse sprangen zur Seite und flitzten über das Eis. Die Zeiger der Uhr drehten sich und die Jahreszeiten auf der Erde veränderten sich in Windeseile. Der Schnee löste sich auf und das Eis taute. Die Uhr zappelte, als ein gewaltiger Wirbelsturm aus dem alten Uhrwerk schoss und über den See jagte. Stocksteif blieben die Mäuse stehen, als das Eis unter ihnen knackte. Dann sprangen sie in den kräftigen Wirbelsturm hinein. Der Wind wirbelte ans Ufer und schließlich mit den Mäusen fort. Die leuchtende goldene Taschenuhr versank zwischen Algen in der Tiefe des Sees. Die Zeiger der Uhr blieben ruckartig stehen. Es wurde in wenigen Sekunden Frühling, Sommer, Herbst und wieder Winter. Dann klappte der Deckel zu. Das magische Licht verschwand. Grasgrüne Algen legten sich wie ein Teppich über die magische Taschenuhr. Das Wasser des Sees erstarrte erneut zu Eis.
Vom Himmel rieselte neuer Schnee auf die kalte Eisfläche und neue Eiszapfen hingen an der Brücke. Die kalten Schneekristalle bedeckten langsam wieder die Straßen, Wiesen und Häuser der Großstädte. Sie verteilten sich und fegten über den grauen Asphalt. Der Wirbelsturm raste mit den Mäusen weiter durch die Städte und Dörfer. Doch wie durch ein Wunder riss er nur die Handys der Menschen mit sich. Sie flogen von Nachttischen, Matratzen, Schreibtischen oder Schränken. Sie schwebten durch die Zimmer der schlafenden Kinder und suchten sich ihre Wege durch offene Fenster oder Briefschlitze der Türen. Dann verschwanden sie allesamt im magischen Wirbel. Kreuz und quer sausten sie umher, bis schließlich kraftvolle Magie explodierte. Es donnerte und blitzte gewaltig am Himmel. Die Handys segelten zurück auf die Erde. Der Wirbelsturm verschwand.
Nur das Handy eines kleinen Mädchens sauste in der Finsternis in eine andere Richtung. Es bahnte sich seinen Weg in eine magische Welt voller Fabelwesen und landete im Schloss der Zahnfeen. Mit Schwung schoss es durch die alten Dachziegel eines Turms und blieb auf dem verstaubten Boden liegen. Das Handy klingelte einmal, dann ging es aus.