Читать книгу Mit Herz und Recht - Natalie Weckwarth - Страница 8

§ 4

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„Meinst du nicht, du siehst das alles ein bisschen zu eng?“, fragt Luna mich begleitet von einem herzhaften Gähnen, als ich am darauffolgenden Sonntag mit ihr telefoniere. „Immerhin hat er dir angeboten, dich bei deiner Arbeit zu unterstützen. Das hast du mir selbst erzählt.“

„Ja, weil er mich in falscher Sicherheit wiegen wollte. Wie alle anderen auch. In Wahrheit will er mich Schritt für Schritt ausschalten!“

Sie seufzt. „Er ist doch kein Killer.“

„Deswegen ist er nicht weniger gefährlich.“

„Was willst du denn dagegen unternehmen?“ Ehrlich gesagt, klingt sie etwas gelangweilt. Natürlich, sie hat ihn ja auch nicht in Aktion erlebt und kann sich kein Bild von der Ernsthaftigkeit der Lage machen. Vermutlich kann sie sich auch nur schwerlich in meine Situation versetzen. Als Grundschullehrerin hat sie ausnahmslos weibliche Kollegen, ist zudem verbeamtet und muss sich keine Sorgen um ihre Stelle machen. Außerdem ist sie ohnehin zurzeit im Mutterschaftsurlaub und hat vermutlich andere Dinge im Kopf als meine Büroquerelen.

„Irgendwie muss ich es schaffen, den anderen klarzumachen, was er vorhat. Du solltest mal sehen, wie Yildiz herumläuft, seit er da ist. Früher hat sie sich fast nie geschminkt. Jetzt legt sie ständig diese Kriegsbemalung auf und badet anscheinend morgens in ihrem Parfüm. Beate dreht vollkommen durch, weil er wahrscheinlich der einzige Mann in ihrem Leben ist, der ihr Beachtung schenkt. Von Tina fange ich gar nicht erst an. Deren Röcke werden jeden Tag kürzer, habe ich das Gefühl!“

„Du weißt doch wie Frauen sind, wenn ein schöner Mann in der Nähe ist“, sagt sie und gähnt erneut.

„Das ist ja das Schlimme!“ Schon immer habe ich die Frauen verabscheut, die ihr Gehirn ausschalten, wenn sie einem attraktiven Vertreter des anderen Geschlechts über den Weg laufen. Wozu haben wir denn jahrhundertelang um Gleichberechtigung gekämpft? Damit beim Anblick eines besonders anziehenden männlichen Wesens auf einen Schlag alles vergessen ist? Ich bin gegen solche äußerlichen Reize jedenfalls resistent. „Sie haben sich von seinem Aussehen komplett den Verstand vernebeln lassen. Deswegen muss ich ihnen ja die Augen öffnen. Natürlich nicht nur den Mädels, sondern vor allem Herrn Richter.“

„Und wie?“, murmelt sie.

„Tja, ich … bin mir nicht sicher. Vielleicht sollte ich ein bisschen in seiner Vergangenheit schnüffeln. Womöglich hat er irgendwelche Leichen im Keller, von denen nicht mal sein Onkel weiß und mit denen ich ihn zu Fall bringen kann.“

„Hm“, macht sie schläfrig.

„Oder ich verbreite fiese Gerüchte über ihn“, denke ich weiter laut. „Obwohl, wenn herauskommt, dass sie nicht stimmen, bin ich am Ende diejenige, die blöd dasteht. Davon abgesehen ist es stillos. Wenn ich schon kämpfe, dann auch mit fairen Mitteln. Oder was denkst du?“

Keine Antwort.

„Luna?“

Beharrliches Schweigen dringt mit entgegen.

„Soll ich das als Ablehnung deuten?“

In der Leitung ist nichts zu hören, bis auf ein leises Atemgeräusch

„Luna!!“

„Hm, was?“

„Bist du etwa gerade eingeschlafen?!“

„Sorry, ich bin total fertig. Finn hat wieder die ganze Nacht durch geschrien. Ich habe höchstens eine Stunde Schlaf bekommen.“

Mich überkommen Schuldgefühle. Meine Schwester muss sich jeden Tag der Herausforderung des Mutterdaseins stellen, und ich habe nichts Besseres zu tun, als sie mit Geschichten von meinem nervigen Kollegen zuzutexten.

„Das wusste ich nicht. Kannst du dich nicht jetzt ein bisschen hinlegen?“

„Wie denn? Ich kann ihn ja schlecht unbeaufsichtigt lassen.“

„Wo ist denn Matthias?“

„In der Redaktion. Wo sonst?“ Sie klingt verärgert. Dabei müsste sie es nach drei Jahren Ehe gewohnt sein, ihren Mann auch am Sonntag wegen seiner dienstlichen Verpflichtungen entbehren zu müssen.

„Er macht nur seinen Job“, wende ich ein.

„Ein bisschen zu engagiert, für meinen Geschmack!“ Das hört sich nicht nach allgemeiner Frustration über die familienfeindlichen Arbeitszeiten ihres Mannes an.

„Habt ihr euch gestritten?“, erkundige ich mich vorsichtig.

„Nein. Mich nervt es nur, dass er nicht mal am Wochenende zur Verfügung steht.“

„Weißt du was? Ich komme vorbei“, entscheide ich spontan. „Dann kannst du dich ausruhen und ich etwas Zeit mit meinem Neffen verbringen.“

„Das musst du nicht“, leistet sie schwachen Widerstand.

„Ich möchte aber. Und du kannst mir nicht erzählen, dass du etwas dagegen hast.“

Sie lacht leise und ergibt sich. „Na schön. Wie schnell kannst du hier sein?“

*

Eine halbe Stunde später öffnet mir eine völlig übernächtigte Luna die Tür. Ihre Haut ist blass, untere ihren sonst so strahlenden Augen zeichnen sich dunkle Schatten ab, und ihre Haare könnten dringend eine Wäsche gebrauchen.

„Ich weiß, ich sehe schrecklich aus“, sagt sie und schaut entschuldigen an ihrem Jogginganzug herab, der ein paar undefinierbare Flecken aufweist. „Ich komme einfach nicht mehr dazu, mich anständig anzuziehen. Oder mich auch nur zu waschen. Komm mir besser nicht zu nah. Könnte sein, dass ich nach Babykotze müffele.“

„Es gibt Schlimmeres“, lache ich und nehme sie entgegen ihres Ratschlags in den Arm.

„Echt lieb von dir, dass du gekommen bist.“

„Ich habe doch gesagt, ich stehe jederzeit als Babysitterin zur Verfügung“, erinnere ich sie, während wir ins Wohnzimmer gehen. Dort liegt Finn auf einer Wolldecke und nuckelt an einem Stoffhasen. Als er mich erblickt, lässt er von dem Spielzeug ab und gibt ein paar entzückende Babylaute von sich. Ich deute sie als Ausdruck der Freude.

„Ja, hallo, mein kleiner Fratz!“, begrüße ich ihn.

„Babababa!“, kreischt er.

Luna schaut auf uns herab. „So engelhaft wie er da liegt, würde man nie auf die Idee kommen, dass er noch vor zehn Minuten geschrien hat, als wäre er vom Teufel besessen, was?“, fragt sie sarkastisch und schlägt sich gleich darauf erschrocken die Hand vor den Mund. „Oh Gott, ich klinge so undankbar, oder?“

„Nein. Nur wie eine ganz normale Mutter“, beruhige ich sie lächelnd. Mir ist jedenfalls noch keine Frau mit Kindern begegnet, die ihren Nachwuchs nicht ab und zu gerne einmal auf den Mond schießen würde.

„Ich weiß nicht.“ Erschöpft lässt sie sich aufs Sofa sinken. „Die Mütter, die ich bis jetzt kenne, würden nie schlecht über ihre Babys reden. Die behandeln sie, als wären sie die neuen Einsteins oder Mozarts oder da Vincis.“

„Aber sicher nicht mehr, wenn sie von ihnen um vier Uhr morgens aus dem Schlaf gerissen werden.“

Sie deutet ein Lächeln an.

„Mach dir nicht so viele Gedanken, hörst du? Und jetzt gönn dir mal eine Pause. Ich kümmere mich um ihn.“

„Du bist die Beste“, seufzt sie voller Dankbarkeit und macht sich auf den Weg zum Badezimmer, um die wahrscheinlich langersehnte Dusche zu nehmen. Ich will meinen Neffen gerade von seiner Decke heben, da klingelt es an der Tür.

„Hast du noch jemanden herbestellt?“, rufe ich Luna zu.

„Ganz bestimmt nicht“, erschallt es zurück. „Verdammt, wer ist das denn jetzt?“ Genervt macht sie kehrt und betätigt den Türöffner.

„Hallo!“, höre ich kurz darauf eine wohlvertraute Stimme flöten.

„Mama! Was machst du denn hier?“

„Darf ich etwa nicht meine reizende Tochter und meinen Enkel besuchen?“

„Ein Anruf vorher wäre nett gewesen“, grummelt meine Schwester. „Ich stehe nicht mehr so auf Überraschungsbesuche, seitdem ich bis nachmittags im Schlafanzug herumlaufe.“

Meine Mutter lacht. „So ist das eben mit einem Baby im Haus.“

Behutsam hebe ich Finn hoch und gehe zu den beiden in den Flur. „Hallo, Mama!“

„Stella!“ Erfreut strahlt sie mich an. „Das ist ja ein schöner Zufall. Von dir hört und sieht man ja auch nichts mehr.“

Auch wenn sie es scherzhaft sagt, schwingt ein leiser Vorwurf mit. Prompt bekomme ich ein schlechtes Gewissen. Seit Weihnachten hat sich mein Kontakt zu ihr auf ein paar kurze, nichtssagende Telefonate beschränkt. Nachdem ich ihr eher widerwillig von der geplatzten Beförderung und meinem unliebsamen neuen Kollegen erzählt hatte, habe ich unsere Gespräche auf ein Minimum reduziert. Ihr Mitleid hätte sonst alles nur noch schlimmer gemacht.

„Ich hatte viel zu tun“, sage ich ausweichend.

„Du arbeitest zu viel“, meint sie und schaut mich leicht besorgt an. Vermutlich sieht sie mich bereits in einer Klinik für Burn-out-Patienten.

„Sagt die Richtige“, entgegne ich spöttisch.

Früher arbeitete meine Mutter als Lehrerin für Deutsch und Philosophie an einem Gymnasium. Richtig wohl fühlte sie sich dort jedoch nicht. Sie hatte sich immer mehr an der Universität zu Hause gefühlt. Über Kontakte zu früheren Dozenten erhielt sie schließlich einen Lehrauftrag in Köln. Dort schrieb sie ihre Doktorarbeit und ist heute Professorin für Neuere Literatur. Und wer jedes Semester Vorlesungen oder Seminare für Hunderte von Studenten vorbereiten und nebenbei unzählige Hausarbeiten korrigieren muss, sollte wirklich keine Bedenken über mein Arbeitspensum äußern.

„Ich gehe in ein paar Jahren in Rente. Du hast noch dein halbes Arbeitsleben vor dir. Da solltest du dich nicht jetzt schon völlig verausgaben“, meint sie nun.

„Das sag ich auch immer, aber auf mich hört sie ja nicht“, bemerkt Luna, ehe sie von einem erneuten Gähnanfall überwältigt wird.

„Wolltest du nicht ins Bad?“, nutze ich die Gelegenheit, um das Thema zu wechseln. Solche Unterhaltungen enden meiner Erfahrung nach nämlich damit, dass Luna mich dazu anhält, mir endlich einen Mann zu suchen, anstatt mein Leben an die Arbeit zu verschwenden. Ich bin es leid geworden, mich ständig dafür rechtfertigen zu müssen, warum ich lieber alleine bleibe. Deshalb bin ich dazu übergegangen, Diskussionen dieser Art im Keim zu ersticken.

„Ja, stimmt“, entsinnt sie sich.

„Ich wollte mich um Finn kümmern, damit Luna sich etwas erholen kann“, erkläre ich unserer Mutter. „Sie hat letzte Nacht kaum geschlafen.“

„Ach so. Schade, ich dachte, wir könnten zusammen einen Kaffee trinken.“

„Lass deiner reizenden Tochter mal ihren Schönheitsschlaf“, schmunzele ich.

„Das wäre wirklich zu gütig von dir“, stimmt Luna ein.

„Na gut. Zum Glück habe ich ja zwei reizende Töchter“, lacht Mama. „Dann kümmere ich mich eben mit dir zusammen um den Kleinen.“

„Wunderbar“, seufzt Luna zufrieden. „Wenn mich wer sucht, ich bin unter der Dusche und dann im Bett. Aber bitte: Weckt mich nur im Notfall, ja? Und unter Notfall verstehe ich einen abgetrennten Arm oder etwas in der Größenordnung.“

Meine Mutter und ich kichern.

„Keine Sorge, mein Schatz“, sagt Mama. „Das kriegen wir hin.“

*

Da draußen eine strahlende Wintersonne scheint und wir fürchten, Finns Schreien, das sich bereits mit einem leisen Wimmern ankündigt, könnte Luna beim Schlummern stören, beschließen wir, einen Spaziergang zu machen. Von Lunas Wohnung aus schlagen wir den Weg in den nahegelegenen Wald ein, der an einem kleinen Tierpark vorbeiführt. Auf den Baumwipfeln und am Wegesrand liegt noch immer ein wenig Schnee, der heute im Sonnenschein herrlich glitzert. Ich genieße die klare, frische Luft und bin froh, einmal nicht über den Stress in der Kanzlei nachdenken zu müssen. Bedauerlicherweise ist meine Freude darüber nur von kurzer Dauer. Meine Mutter erzählt mir gerade eine nette Anekdote vom Referat einer Studentin, dessen Inhalt offensichtlich aus einem Online-Lexikon entnommen wurde, als wir von einem rauen Bellen unterbrochen werden. Einen Augenblick später kommt von der nächsten Biegung aus ein graues, haariges Ungetüm auf uns zugeschossen und macht erst vor unserem Kinderwagen halt. Um uns herum tänzelt schwanzwedelnd und hechelnd der wohl hässlichste Hund, den ich je gesehen habe. Sein struppiges Fell weist einige kahle Stellen auf, neben seinem Auge ist eine vernarbte Bisswunde zu erkennen, und sein rechtes Ohr fehlt fast vollständig.

„Lucky! Hierher!“, ertönt der strenge Ruf seines Herrchens, wofür sich die Bestie allerdings nicht im Mindesten interessiert. Frech kläfft sie uns an und versucht, den Kopf in das Innere des Kinderwagens zu stecken. Entsetzt ziehe ich ihn zurück. Wer weiß, was diese Kreatur alles für Krankheiten auf den schutzlosen Finn übertragen könnte. Ganz zu schweigen von den lebensbedrohlichen Bissen.

„Weg da!“, zische ich dem Untier zu. Dass es immer noch Leute gibt, die die Dreistigkeit besitzen, ihre Viecher frei herumlaufen zu lassen, obwohl kleine Kinder in der Nähe sein könnten. Gemeingefährlich, so was! Schützend beuge ich mich über meinen Neffen und decke ihn etwas besser zu, damit er nicht in Kontakt mit umherwirbelnden Hundehaaren gerät. Aus den Augenwinkeln sehe ich, wie ein schwarzes Paar Treckingschuhe vor uns stehenbleibt.

„Können Sie Ihren Köter nicht anleinen?“, pampe ich in Richtung des Hundebesitzers, während ich das Verdeck des Kinderwagens nach unten klappe, damit Finn gänzlich abgeschirmt ist.

„Entschuldigen Sie, ich habe Sie zu spät gesehen“, erwidert er mit einer Stimme, die mich erstarren lässt. Langsam richte ich mich auf und schaue geradewegs in das Gesicht von Felix Süßkind.

„Ach! Hallo, Frau Herz“, sagt er und lächelt, als könne er kein Wässerchen trüben.

„Hallo“, brumme ich genervt. Hat man denn nirgendwo seine Ruhe vor ihm? Nicht mal sonntags im Wald? Da wird man ja paranoid! Von der Seite spüre ich den fragenden Blick meiner Mutter auf mir. Na schön, ich will ja nicht unhöflich sein. Ich räuspere mich und gebe mir einen Ruck. „Herr Süßkind, das ist meine Mutter. Mama, Herr Süßkind. Er ist der neue Partner unserer Kanzlei.“

„Freut mich.“ Er streckt ihr die Hand entgegen und schenkt ihr ein strahlendes Lächeln.

„Ebenso“, erwidert sie, obwohl ich bemerke, wie misstrauisch sie ihn begutachtet. Auch ich mustere ihn unauffällig. Er trägt eine Daunenjacke, die das Logo eines bekannten Unternehmens für Outdoor-Bekleidung ziert, darunter eine teuer wirkende Jeans. Ich habe ja nichts gegen gut angezogene Menschen, aber muss man sein Markenbewusstsein so übertrieben zur Schau stellen?

„Ich wusste gar nicht, dass Sie …“, reißt er mich von der Betrachtung seiner Klamotten los. Unsicher, wie er den Satz vollenden soll, hält er inne und deutet auf den Kinderwagen.

„Das ist nicht meins!“, erkläre ich hastig. Immerhin will ich ihm keine Gelegenheit geben, Fehlinformationen über mich zu sammeln, die er dann gegen mich verwenden kann. Zum Beispiel, ich hätte eine Schwangerschaft vertuscht und heimlich ein Kind zur Welt gebracht, weshalb ich nun unmöglich weiter in der Kanzlei beschäftigt werden kann. „Es ist bloß mein Neffe.“

„Verstehe.“

Ich nicke in Richtung seiner Töle. „Wären Sie dann so freundlich?“

„Na, komm her, Lucky“, sagt er und schnalzt mit der Zunge. Endlich trottet der Hund zu ihm und lässt sich gehorsam an die Leine legen. „Ich weiß, er sieht nicht so aus, aber er tut nichts.“

Angewidert betrachte ich das zerrupfte Tier. „Was haben Sie mit ihm angestellt?“

„Gar nichts“, lacht er. „Ich habe ihn vor ein paar Jahren aus Rumänien mitgebracht. Er war ein Straßenhund. Die anderen in seinem Rudel müssen ihn so zugerichtet haben. Das Ohr hat er wahrscheinlich im Kampf verloren.“

Was hatten Sie denn in Rumänien zu suchen?, platze ich beinahe heraus, kann mich jedoch rechtzeitig bremsen. Interessiert mich eigentlich auch gar nicht.

„Und Sie haben ihn gerettet?“

„Könnte man so sagen“, nickt er. Ich kann förmlich sehen, wie seine Brust vor Stolz anschwillt.

„Sie scheinen ja eine sehr soziale Ader zu haben“, stelle ich ironisch fest.

„Das wurde mir schon nachgesagt, ja. Aber falls Sie sich Sorgen um seine soziale Isolation machen – seine Hundefreunde habe ich alle dort gelassen. Es gibt also niemanden, der ihn ausgrenzen könnte.“ Wieder einmal kräuseln sich seine Lippen spöttisch.

Sehr witzig!

„Freut mich für Ihren Kö... Hund“, sage ich. So schnell lasse ich mich von seiner provozierenden Anspielung nicht aus der Ruhe bringen.

„Wohnen Sie hier in der Gegend?“, wechselt er unvermittelt das Thema.

„Nein“, antworte ich knapp.

„Wie schade. Sonst hätten wir mal zusammen spazieren gehen können. Mit dem Hund und Ihrem Neffen.“

Eher würde ich mir die Füße abhacken!

„Ja, wirklich. Zu schade.“

Mein Sarkasmus prallt an ihm ab wie Regen an seinen Gore-Tex-Schuhen. Das Grinsen will ihm einfach nicht von den Lippen weichen. „Sei's drum, wir sehen uns ja morgen.“

Leider.

„Genau. Wir müssen dann auch weiter. Bis morgen.“ Schon schiebe ich den Kinderwagen wieder an. Meine Mutter nickt ihm zu.

„Schönen Sonntag noch.“

„Danke“, erwidere ich und verzichte absichtlich auf ein „Gleichfalls.“ Es dauert eine Weile, bis das Klimpern von Luckys Hundemarke an seinem Halsband so leise geworden ist, dass wir uns außer Hörweite wähnen können. Mama wirft einen Blick über ihre Schulter.

„Das war er also.“

„Ja, das war er“, grummele ich. „Und? Was meinst du?“

„Hm. Er wirkte ein bisschen arrogant, oder nicht?“

„Oh, danke!“, rufe ich erleichtert aus. „Endlich jemand, der das genauso sieht!“ Allmählich hatte ich wirklich schon Angst, ich würde an einer schizoiden Störung oder etwas in der Art leiden.

„Was hatte denn das Gerede über soziale Isolation zu bedeuten?“, fragt sie stirnrunzelnd.

„Das hat er nur gesagt, weil ich es gewagt habe, Kritik an Patenschaften zu äußern“, erkläre ich und erzähle ihr von unserem kleinen Disput wegen Nabila. „Weißt du, erst prahlt er mit seinem Hybridauto, dann lässt er jeden wissen, wie sehr er sich für Hunger leidende Kinder einsetzt, und jetzt kommt er mit einem Hund um die Ecke, den er von den gefährlichen Straßen Rumäniens geholt hat. Demnächst hängt er noch ein Rettet-die-Wale-Plakat in der Kanzlei auf oder verteilt Rezepte für veganes Essen. Der Mann tut so, als wäre er ein verdammter Heiliger!“, schimpfe ich.

„Irgendwie verdächtig, nicht?“

„Wie meinst du das?“

Meine Mutter hebt die Schultern. „Ich finde es seltsam, wenn Menschen übertrieben einen auf gut machen. Es wirkt, als hätten sie etwas zu verbergen.“ Sie lacht. „Aber vielleicht sehe ich das falsch. Womöglich ist er wirklich einfach ein guter Mensch. Soll es ja geben.“

„Glaube ich nicht. Niemand ist perfekt. Er muss irgendeinen Makel haben.“

„Dann finde heraus, welchen.“

„Das werde ich“, erwidere ich mit Bestimmtheit. Denn wenn ich erst seine Achillesferse kenne, wird der Rest ein Kinderspiel werden.

*

Mit meiner Recherche beginne ich gleich am nächsten Tag in der Mittagspause. Wäre doch gelacht, wenn sich nicht etwas finden ließe, das meinen Widersacher wenigstens in ein schlechtes Licht rückt. Am Ende stellt sich heraus, dass er vorbestraft ist, mit unlauteren Mitteln an seine Zulassung gekommen ist oder in seiner Freizeit gerne Frauenkleider trägt. In mich hineinkichernd lehne ich mich in meinem Bürostuhl zurück und tippe seinen Namen in das Feld der Suchmaschine. In null Komma vier Sekunden erhalte ich zweihunderttausend Treffer. Wer sagt es denn! Das ist etwas, womit ich arbeiten kann. Dazu muss ich die Ergebnisse natürlich erst filtern, denn Felix Süßkind ist kein Name, der einzigartig ist, und es verweisen bei Weitem nicht alle Einträge auf den Gesuchten. Doch schon der dritte Link führt mich geradewegs auf die Homepage unserer Kanzlei. Nun erwarte ich nicht ernsthaft, dort Hinweise auf eine dunkle Vergangenheit zu finden, neugierig bin ich dennoch. Bis dato hatte ich keine Ahnung, dass unser Internetauftritt bereits aktualisiert ist. Dabei hätte ich es mir denken könne – so schnell, wie sein Name auf dem Firmenschild verewigt war. Tatsächlich ist der gleiche Schriftzug nun auf der Hauptseite zu lesen. Lediglich unser Motto haben die Herren Richter und Süßkind beibehalten: Mit Herz und Recht auf Ihrer Seite. Ironie des Schicksals, dass sich mein Chef lange vor meiner Zeit ausgerechnet für diesen Leitspruch entschieden hat und sich trotzdem nicht dazu durchringen konnte, seine Angestellte mit Namen Herz zur Partnerin zu machen. Es hätte so schön gepasst … Ich schüttele den Gedanken ab, klicke mich zur Seite, auf der die Mitarbeiter vorgestellt werden, und schon sehe ich ihn. Sein Foto prangt ganz oben, gleich neben dem seines Onkels, von dem aus er dem Betrachter mit einem seriösen Lächeln entgegenschaut. Auf unvoreingenommene Mandanten könnte er durchaus sympathisch wirken, muss ich mir eingestehen. Kompetenz strahlt er jedenfalls aus, das muss man ihm lassen. Ich löse mich von seinem Bild und scrolle herunter zum Lebenslauf.

Zuerst fällt mein Blick auf sein Geburtsdatum, das mich wenig überrascht. Ganz wie ich vermutet hatte, ist er nicht viel älter als ich. In ein paar Wochen wird er sechsunddreißig. Trotzdem hat Richter allen Ernstes behauptet, ich sei zu unerfahren für die Stelle. Meine These zur Vetternwirtschaft dürfte hiermit eindeutig bewiesen sein. Kopfschüttelnd lese ich weiter. Studiert hat er zwar bloß in Köln, nicht etwa in Heidelberg oder an einer anderen Eliteuni, danach folgten allerdings Auslandsaufenthalte in Spanien, Südamerika und zuletzt Rumänien (daher sein hässlicher Hund), wo er sich zum Teil pro bono (!) für die Rechte sozial Schwacher eingesetzt hat, bevor er zurück nach Deutschland kehrte und sich auf Familien- und Eherecht spezialisierte. Himmelherrgott, der Mann scheint wirklich ein Heiliger zu sein! Ich bin fassungslos. Es muss doch irgendeinen Fleck in seiner Vorzeigevita geben. Zurück in der Trefferliste der Suchmaschine stöbere ich weiter nach Hinweisen auf kriminelle Energien, anrüchige Vorlieben oder zumindest eine klitzekleine Jugendsünde. Aber ich finde – nichts. Bis auf einen Artikel, den er vor einem Jahr in einer juristischen Fachzeitschrift zum Thema Ehegattensplitting veröffentlicht hat, führen alle anderen Links bloß zu zufälligen Namensvettern und offenbaren keinerlei Geheimnisse. Frustriert beende ich meine Suche. Vielleicht hat meine Mutter sich doch geirrt und er ist nichts weiter als ein Mensch, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, Gutes in der Welt zu vollbringen. Oder er ist bloß gut darin, alles andere zu vertuschen. Gerade will ich den Internetbrowser schließen und mich mit dem Gedanken vertraut machen, dass ich die Dinge vielleicht auf sich beruhen lassen sollte, als mir eine Idee kommt. Mit neuer Zuversicht wechsele ich auf die Seite von Friendsbook und logge mich in meinen Account ein. Im Grunde halte ich nicht viel von sozialen Netzwerken und bin nur selten auf der Website aktiv. Dementsprechend jämmerlich ist die Anzahl meiner Kontakte, und selbst von denen kenne ich höchstens die Hälfte näher. Aber es gibt Leute, die mehr Zeit mit ihren Freunden im Netz verbringen als mit realen und sich nicht davor scheuen, die Öffentlichkeit an jedem Augenblick ihres Privatlebens teilhaben zu lassen. Es würde mich nicht wundern, wenn Felix Süßkind ebenfalls zu ihnen gehört. Gespannt gebe ich erneut seinen Namen in die Suchmaske ein. Ohne Ergebnis. Verflixt! Ich hätte schwören können … Halt! Mir fällt ein, dass auch ich nicht mit meinem vollständigen Namen angemeldet bin. Ich verkürze seinen Nachnamen bis auf den Anfangsbuchstaben, und siehe da: Volltreffer! Gleich das erste Ergebnis verweist auf sein Profil. Mit einem zufriedenen Grinsen, in Erwartung, jede Sekunde Urlaubs- und Partybilder der peinlichsten Sorte zu erblicken, klicke ich es an. Doch wieder werde ich enttäuscht. Außer einem Foto, auf dem er kaum zu erkennen ist, ist nichts zu sehen.

Felix S. hat seine Seite nicht öffentlich gemacht. Schicke ihm einen Freundschaftsantrag, um sie dir ansehen zu können!

Pfff, ich werde mich hüten! Missmutig starre ich auf das beinahe leere Profil und ärgere mich über die magere Ausbeute meiner Recherche. Gedankenverloren wandern meine Augen zu der Liste seiner Kontakte, die immerhin auch für mich sichtbar ist. Wenn er all die zweihunderteinundvierzig Leute persönlich kennt, hat er ein ausgefülltes Privatleben. Wenig erstaunt stelle ich fest, dass es sich bei der Mehrzahl seiner sogenannten Freunde um Frauen handelt, eine hübscher als die andere. Unwillkürlich frage ich mich, mit wie vielen von denen er wohl schon im Bett gewesen ist. Dann verdränge ich den Gedanken schnell. Über das Intimleben meines Mitarbeiters möchte ich nun wirklich nicht sinnieren. Als ich fast am Ende der Liste angekommen bin, erregt sowieso etwas ganz anderes meine Aufmerksamkeit.

„Das gibt's doch nicht!“, entfährt es mir. Unter der Rubrik Kürzlich geschlossene Freundschaften leuchten mir zwei wohlbekannte Namen entgegen: Yildiz Özcan und Tina Weidemann.

*

„Du bist mit ihm bei Friendsbook befreundet?!“, blaffe ich Yildiz an, sobald ich sie in der Küche gefunden habe, wo sie wieder einmal die Kaffeebohnen auffüllt. Dabei hat sie sich noch gar kein Getränk zubereitet. Was nur bedeuten kann, dass ihr Vorgänger die Bohnen bereits aufgebraucht und unkollegialerweise auf das Nachfüllen verzichtet hat.

„Mit wem?“ Unschuldig sieht sie mich an.

„Mit wem wohl??“

„Oh, ach so, ja.“ Sie kichert wie ein kleines Mädchen. „Wieso?“

„Das frage ich dich! Ging das von ihm aus oder von dir?“

„Schon von mir. Ich war so neugierig auf seine Profilseite, da dachte ich mir, probiere ich es einfach mal, und er hat meinen Freundschaftsantrag angenommen. Cool, oder?“

Ich kann sie nur entgeistert anstieren. „Sag mal, bist du von allen guten Geistern verlassen? Dass Tina so was bringt, wundert mich ja nicht, aber ich hatte angenommen, du wärst erwachsen und vernünftig genug, um dich mit dem Schutz deiner Privatsphäre auszukennen.“

Yildiz lacht. „Ich habe nichts zu verbergen.“

„Dann findest du es also vollkommen okay, wenn dein Kollege jederzeit in deinem Profil herumstöbern kann, sieht, wann du online bist, und was du mit 'Finde ich gut' angeklickt hast?“

„So oft bin ich gar nicht auf Friendsbook. Und selbst wenn, dann sieht er es eben. Ich meine, umgekehrt gilt es doch genauso. Was ist schon dabei?“

„Ich glaube es einfach nicht“, schnaube ich und fasse mir an den Kopf. „Merkst du es wirklich nicht?“

„Was denn?“

„Wie er versucht, sich bei allen beliebt zu machen, damit er hier bald schalten und walten kann, wie es ihm passt, ohne dass jemand protestiert?“

„Du bist verrückt“, entgegnet sie gleichzeitig belustigt und genervt. „Ich weiß echt nicht, was du gegen ihn hast. Ich finde ihn total nett. Und er ist echt engagiert. Nicht nur in der Kanzlei. Hast du gewusst, dass er ein Patenkind in Afrika hat?“

So. Das reicht. Ich kann diese Lobhudeleien auf Mr. Perfect nicht mehr hören. „Und wenn er tausend Patenkinder in Afrika hätte! Das macht ihn nicht zu einem besseren Menschen!“, keife ich und stürme aus der Küche.

„Warum denkst du denn, er ist ein schlechter Mensch?“, ruft sie mir noch hinterher, doch ich antworte ihr nicht mehr. Wenn meine Freundin keine Einsicht zeigt, muss ich die Quelle allen Übels eben selbst zu Rede stellen.

*

Nachdem ich mich mit einem Blick durch die Tür kurz abgesichert habe, dass er nicht gerade ein Mandantengespräch führt, klopfe ich der Form halber an und betrete dann, ohne eine Antwort abzuwarten, Süßkinds Büro. Breitbeinig sitzt er an seinem Schreibtisch, lässig in seinen Sessel gelehnt, und klickt auf der Computermaus herum. Nach besonders harter Arbeit sieht das nicht gerade aus. Wahrscheinlich surft er im Internet auf irgendwelchen Umwelt-, Tier- oder Kinderschutzseiten. Oder auf Friendsbook. Durch mein Hereinkommen aufgeschreckt setzt er sich aufrecht hin und mimt den vielbeschäftigten Kanzleipartner, indem er hastig irgendwelche Unterlagen vor sich hin- und herschiebt.

„Frau Herz“, räuspert er sich. „Was kann ich für Sie tun?“

„Sagen Sie mal, finden Sie es eigentlich angebracht, sich mit Ihren Mitarbeitern auf Friendsbook zu befreunden?“, frage ich ohne Umschweife. Wie nicht anders erwartet ist seine erste Reaktion eine nach oben schießende Augenbraue. Ich warte auf das geringschätzige Lächeln, aber diesmal hat er sich in der Gewalt und schafft es, eine ernste Miene beizubehalten.

„Aber unbedingt“, sagt er. „Anhand ihrer Statusmeldungen kann ich immer sehen, wenn sie während der Arbeitszeit das Internet zu Privatzwecken nutzen, und sobald ich die Kanzlei erst einmal übernommen habe, habe ich einen Kündigungsgrund gegen sie in der Hand.“

Mir klappt die Kinnlade herunter. Seine Augen wandern gen Himmel.

„Das sollte ein Witz sein!“, stöhnt er.

Verächtlich verschränke ich die Arme vor der Brust. „Lustig.“

„Sind Sie gekommen, um mir wieder überflüssige Fragen zu stellen, oder warum platzen Sie unaufgefordert in mein Büro?“

„Das war eine durchaus berechtigte Frage“, rechtfertige ich mich. „Ich kann mir jedenfalls nicht vorstellen, dass Ihr Onkel das gutheißt.“

„Meinem Onkel ist das herzlichen egal. Er unterstützt alles, was einem guten Betriebsklima förderlich ist.“

Weshalb fängt er bloß dauernd mit diesem dämlichen Betriebsklima an? Das ist ja schon zwanghaft!

„Und das gedenken Sie zu erreichen, indem Sie im Privatleben Ihrer Kollegen herumschnüffeln?“

„Ja. Genauso wie meine Kollegen in meinem herumschnüffeln können.“ Er rümpft die Nase, um das Geräusch eines in die Luft schnuppernden Hundes zu imitieren.

„Sie haben einen Heidenspaß daran, was?“

„Woran?“

„Sich über mich lustig zu machen.“

„So wie Sie offenbar einen Heidenspaß daran haben, sich mir gegenüber im Tonfall zu vergreifen“, erwidert er mit plötzlichem Ernst in der Stimme, der mich eine Sekunde verunsichert.

„Ich habe mich nicht …“, setze ich reflexartig zu meiner Verteidigung an.

„Doch, haben Sie. Und zwar schon mehrfach.“

„Ich bin nur ehrlich!“

„Das ist nicht ehrlich, sondern respektlos“, behauptet er und steht auf. Instinktiv weiche ich zurück, doch er plant offenbar nicht, auf mich loszugehen. Mit dem Rücken lehnt er sich gegen die Vorderseite des Schreibtischs und stützt die Hände rechts und links neben sich auf der Kante ab. „Ich sage es Ihnen jetzt noch einmal im Guten. Ich habe nicht vor, mit Ihnen zu konkurrieren oder Sie von Ihrem Platz zu verdrängen. Bildlich gesprochen. Ich rede nicht von Ihrem Parkplatz, der Ihnen ja anscheinend heilig ist. Und deshalb gibt es nicht den geringsten Grund, Ihre Wut darüber, dass Sie nicht Partnerin geworden sind, an mir auszulassen. Mir gefällt es nicht, wie Sie mit mir reden. Bis jetzt habe ich nichts dazu gesagt, weil ich Sie in gewisser Weise sogar verstehen konnte, aber allmählich bin ich es leid. Ich erwarte von Ihnen, dass Sie Kommentare zu Dingen, die Sie nichts angehen, zum Beispiel zu meinem Patenkind oder mit wem ich in sozialen Netzwerken verkehre, in Zukunft unterlassen.“ Er macht eine Pause und sieht mich eindringlich an. „Ist das bei Ihnen angekommen?“

Nur mit Mühe kann ich den flammenden Zorn in mir unterdrücken. „Sie waren ja deutlich genug“, gelingt es mir schließlich hervorzubringen.

„Schön“, sagt er und besitzt die Frechheit, mich anzulächeln. Mit einem Ruck stößt er sich vom Schreibtisch ab und lässt sich wieder in seinen Sessel sinken. „Wenn Sie mich dann in Ruhe weiterarbeiten lassen würden?“

Ist das zu glauben? Mir hält er eine Standpauke wegen angeblicher Respektlosigkeit, dabei ist er derjenige, der mich von früh bis spät mit Herablassung behandelt. Und so jemandem will etwas an einem gutem Betriebsklima liegen? Selten so gelacht! Weil selbst mir bei so viel himmelschreiender Ungerechtigkeit die Worte fehlen, bleibt mir nichts anderes übrig, als seiner Anweisung zu folgen und sein Büro zu verlassen.

„Ach, und wegen dieser Friendsbook-Sache“, sagt er hinter mir, als ich schon fast hinaus bin.

„Ja?“

„Falls Sie sich da irgendwie benachteiligt fühlen … Ich kann Ihnen gerne auch einen Freundschaftsantrag schicken.“

„Das wird nicht nötig sein“, zische ich. „Ich habe genug Freunde. Und zwar echte!“

„Freut mich für Sie“, ist das Letzte, was ich von ihm höre, bevor ich die Tür auf möglicherweise nicht ganz so respektvolle Art scheppernd hinter mir zuschlage.

Mit Herz und Recht

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