Читать книгу Gott sagte: Willst du mit mir leben? Und ich so: Klar. - Nathanael Draht - Страница 11

Meine Bekehrung

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Einige Tage später hatten mich meine Gedanken immer noch nicht losgelassen. Ich schrieb die Gemeinde wegen des Missionsfests an und hoffte irgendwie darauf, dass mich so kurzfristig niemand würde mitnehmen können. Das Fest sollte am Vatertag stattfinden und ich wollte eigentlich mit meinen Freunden wandern gehen. Samt Druckbetankung und fest eingeplantem Exitus mit Filmriss. Dummerweise antwortete mir aber der Jugendpastor Josef. Zufälligerweise war noch Platz in seinem Auto. Also fuhr ich mit.

Es war eine alte evangelische Kirche, gefühlte 300 Jahre alt. Wir saßen oben auf der Empore in der ersten Reihe. Die Kirche war voll, ganz unterschiedliche Menschen waren gekommen: dicke und dünne, geschminkte Frauen und ungeschminkte, dunkelhäutige und hellhäutige, Männer in teuren Mänteln und Anzügen, Jugendliche, Pfadfinder und was die menschliche Vielfalt sonst noch zu bieten hatte.

Eine amateurhafte Band spielte, sie trafen nicht jeden Ton und legten auch noch eine mäßige tänzerische Performance hin. Aber sie hatten Spaß. Mit meiner ersten Gemeindeerfahrung hatte das wenig zu tun und auch sonst wurden meine Vorstellungen von Kirche einmal mehr gesprengt. Warum fahren über 1 000 Leute aus ganz Deutschland Hunderte von Kilometern hierher, um dann einen Stehplatz in dieser Kirche zu ergattern, anstatt entspannt auszuschlafen und im Bett zu frühstücken? Warum bin ich nicht im Bett geblieben? Und wo waren die Weinerts?

Statt des Missionarsehepaares betrat der durch seine Massenbekehrungen in Afrika bekannte Prediger Reinhard Bonnke die Kanzel. Ein junger, dynamischer Mann um die 70 Jahre. Erstaunlich, wie frisch er noch aussah. Als er anfing zu predigen, war dieses Gefühl wieder da. Dieses unbeschreibliche Gefühl, als ob mein Herz zerrisse. Ich spürte instinktiv, dass sich etwas Übernatürliches anbahnte.

Während Bonnkes Predigt stellte ich Gott einige Fragen und bekam innerhalb kürzester Zeit extrem komplexe und vollständige Antworten. Diese mischten sich irgendwie mit Reinhard Bonnkes Worten. Kaum etwas davon kann ich heute nachvollziehen, wenn ich mir die Predigtaufnahmen von damals anhöre.

Es fällt mir schwer, das, was da passierte, in Worte zu fassen. Entführ mal einen schlafenden nepalesischen Mönch, der sein Kloster noch nie verlassen hat, der weder Elektrizität noch Sonnencreme kennt, gib ihm etwas Koks und ein bisschen LSA, und dann setz ihn in Avatar 3D. Kurz bevor sein Gehirn implodiert, holst du ihn raus, setzt ihn mit Äther außer Gefecht und bringst ihn zurück in sein Kloster. Wenn er dann aufwacht, dann lass ihn mal erzählen, was er die Nacht so erlebt hat. So ähnlich ist das auch bei mir. Ich weiß nur: Was damals passiert ist, hat mein Leben komplett umgekrempelt.

Im Laufe dieses Buches werde ich immer wieder auf diesen Moment zurückkommen und von meinen Fragen und Gottes Antworten berichten.


Es war inzwischen später Nachmittag, Gott hatte mir in zwei Gottesdiensten einige Fragen beantwortet, aber längst nicht alle. Josef, seine Verlobte und ich gingen essen und redeten über den bisherigen Tag. Ich wollte noch so viel wissen:

• Wie kann man mit Jesus eine Beziehung führen?

• Wie soll es funktionieren, von ihm zu lernen, ihm zuzuhören, ihn zu spüren, mit ihm Freude und Leid zu teilen? Jesus war doch tot, meinetwegen auferstanden, aber selbst dann doch im Himmel?

• Was kommt wirklich nach dem Tod? Können wir Jesus umarmen, mit ihm über unser Leben, unsere Abenteuer und Entdeckungen quatschen?

• Wie war es damals, als die Apostel nach Pfingsten erfüllt vom Heiligen Geist loszogen? Und kann so etwas heute noch passieren? Wenn ja: Was genau passiert dann überhaupt?

Es gab noch einen dritten Gottesdienst an diesem Tag und nach allem, was bisher passiert war, hatte ich große Erwartungen. Ich spürte die Anwesenheit Gottes immer intensiver, je näher die Predigt von Bonnke rückte. Ich wurde richtig nervös, mein Herz schlug unfassbar schnell, es war wie ein ständiges Explodieren in mir.

Josef stand neben mir und ich sagte zu ihm: »Du, ich glaube, Gott hat heute zu mir gesprochen und mir zwei Dinge gesagt: Erstens möchte er mich gebrauchen und zweitens soll ich mich heute hier bekehren.«

Ich weiß nicht mehr, wie er reagierte, aber bei mir kehrte schlagartig Ruhe ein. Ich war irritiert: Wo war dieses krasse Gefühl hin? Warum war es weg? Und wie kommt es wieder?

Die Predigt ging an mir vorüber, keines der Worte sprach mich an. Ich ahnte, dass nun andere dran waren. Ich war entzückt und schwer beeindruckt, dass Gott ganze zwei Predigten verwendet hatte, um in voller Länge mit mir zu reden. Mit mir, einem Menschen, der gefangen war in einem System aus Lebenslügen, materiellen Annehmlichkeiten und innerer Leere.

Am Ende der Predigt kam der Aufruf, auf den ich die letzte Stunde gewartet hatte: »Wer heute sein Leben Jesus Christus geben möchte, der hebe die Hand.«

Ich reagierte sofort und meldete mich.

»Ich möchte nun die, aber wirklich nur die, die jetzt gerade ihre Hand gehoben haben, bitten, hier nach vorne zu mir auf die Bühne zu kommen.«

Ich ging nach vorne. Im Vorbeigehen gratulierten mir wildfremde Menschen, alle schienen glücklich darüber zu sein, dass ich nach vorne lief. Die Bühne füllte sich innerhalb weniger Minuten. Gottes Gegenwart war dort sehr stark. Ich ließ meine Tränen einfach laufen, über meine Wangen, an den Lippen vorbei und dann sonst wohin. Es war mir egal, was die Leute dachten. Wir beteten zusammen ein Übergabegebet.

Als wir fertig waren, sah ich ein Loch in der Decke der Kirche, durch das Gott einen Lichtstrahl schickte. Der Strahl war etwa einen Meter breit und traf direkt auf meinen Oberkörper. Ich konnte direkt in die Herrlichkeit Gottes schauen. In diesem Moment wusste ich, dass Gott mir alle meine Sünden und Fehltritte vergeben hatte. Jesus Christus hatte durch seinen Tod am Kreuz das Böse besiegt, er war als fleckenloser Sohn Gottes in den Tod gegangen und trug meine persönliche Sünde ins Grab.

Was für eine fantastische Gewissheit, vor Gott gerecht zu sein. Es stand nichts mehr zwischen ihm und mir, ich konnte ihm direkt begegnen, seine Liebe spüren, seine Allmacht erkennen und seine Liebe empfangen. Während ich all dies wahrnahm, floss das Licht, das Gott durch die Decke der Kirche schickte, durch mich hindurch, es durchflutete meinen gesamten Körper, es floss in meine Arme und Beine und aus mir hinaus wie ein Fächer aus Licht. Mein Herz wurde frei. Schwere Lasten bröckelten von mir ab. Alles, was ich an Groll, an Wut, an nachtragenden Gedanken in mir getragen hatte, vaporisierte sich.

Ich war frei und hatte absoluten Frieden.

Gott sagte: Willst du mit mir leben? Und ich so: Klar.

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