Читать книгу Gott sagte: Willst du mit mir leben? Und ich so: Klar. - Nathanael Draht - Страница 21

Noch ein Chapter bitte

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Ein wichtiger Teil meiner Aufgabe, anderen Menschen vom Wirken Gottes in meinem Leben zu erzählen, war mein Sprecherdienst bei einer Gruppe, in der sich christliche Unternehmer zusammengeschlossen haben. »Christen im Beruf« nennen. In vielen Städten oder Regionen gibt es Untergruppen, die wir Chapter nennen. Meine Aufgabe bei »Christen im Beruf« war es, einige dieser Chapter in Deutschland und Österreich zu besuchen und auf den Treffen zu sprechen. Die Chapter-Treffen in Paderborn zum Beispiel waren regelmäßige Frühstücksrunden oder gemeinsame Abendessen in einem Hotel, bei denen Menschen wie ich aus ihrem Leben mit Gott berichteten, also ein Zeugnis gaben. Bei einem dieser Treffen lernte ich Andreas Bergeslow kennen, der nach einem Autounfall für tot erklärt worden war und es fünf Stunden lang auch blieb. Bis Gott ihn wieder zum Leben erweckte. Ich traf aber auch den Arzt Arne Elsen, der als Schulmediziner an Wunderheilung glaubt und sie selbst auch erlebt hat sowie viele andere beeindruckende und spannende Menschen.

Bei einem der Treffen sprach Baptist Deubner. Er erzählte sehr packend und rief am Ende dazu auf, Jesus als seinen Retter anzunehmen. Nun ja, es waren eigentlich nur Christen anwesend, aber wie der Zufall es wollte, waren in dem Chor, der den Abend musikalisch begleitet hatte, einige Menschen, die zwar in die Kirche gingen, aber ihr Leben noch nicht Jesus gegeben hatten. Und so wurde ich Zeuge eines sehr fröhlichen Ereignisses.

Diese Chapter schienen eine sehr gute Sache zu sein und das Konzept passte sehr gut zu mir: Unfromm, unkompliziert, natürlich, locker. Umso mehr freute es mich, als ich eine Einladung bekam, auch einmal als Gastsprecher bei einem Chapter-Treffen dabei zu sein. Ich erzählte meine Geschichte und Gott wirkte. Es war ein großartiges Erlebnis und ich war die ganze Rückfahrt wie elektrisiert. Ich war ekstatisch, fröhlich, dankbar und ich wollte unbedingt wieder ein Chapter besuchen und dort Zeugnis geben. Aber leider wurde ich nicht eingeladen und was sollte ich auch tun? Chapter abtelefonieren und von meinem grandiosen Auftritt erzählen, mich selbst als Sprecher anpreisen? Nein, danke. Ich musste also geduldig bleiben. Etwas traurig war ich aber schon darüber, nicht wieder so eine Chance zu bekommen. Ich bat Gott, mir bis Ende des Jahres eine Tür zu einem weiteren Chapter zu öffnen. Tatsächlich hatte ich innerhalb weniger Tage die Einladung zu zwei weiteren Chapter-Treffen im Posteingang. Die eigentlichen Sprecher hatten abgesagt, aber ich war ihnen als Ersatz empfohlen worden. Mann, was war ich dankbar. Ich hüpfte vor Freude durch das Haus. Was für eine Ehre, was für eine Antwort von Gott.

In den folgenden Jahren hatte ich zahlreiche Einsätze als Sprecher bei vielen verschiedenen örtlichen Chaptern. Ich wuchs als Sprecher und machte viele wichtige Erfahrungen. Ich lernte, dass Jesus immer derselbe ist und sich an seiner Botschaft nichts Bedeutendes ändert. Es gibt allerdings drei Variablen: Den Sprecher, den Zuhörer und die Art und Weise wie sich Gottes Gegenwart manifestiert. Obwohl meine Geschichte immer dieselbe war, erzählte ich sie jedes Mal ein bisschen anders. Eine Zeit lang war ich sehr frustriert über die Religiosität im Land und sprach sehr emotional darüber. Später war ich frustriert über unser politisches System und die Ungerechtigkeit in diesem Land und ließ entsprechende Erfahrungen in meine Vorträge einfließen. Die Zuhörer sind ein Faktor, welcher stets aufs Neue überrascht. Es gibt nichts Frustrierenderes, als voller Enthusiasmus von Jesus zu erzählen, vor 600 Zuhörern zur Umkehr aufzurufen – und dann festzustellen, dass alle bereits Christen sind. Manchmal verließen Menschen meine Vorträge vorzeitig und mit schüttelndem Kopf. Andere waren dankbar für jedes Wort, das ich zu ihnen sprach. Ja, man kann hier ein gutes Publikum haben und dort gegen eine Wand reden. So ist das aber immer, wenn man Menschen von Jesus erzählt, egal wie viele zuhören.


Ich war spät dran. Ich hatte die Strecke zum Möhnesee total unterschätzt. Ich fuhr mit meinem Audi A1 und gab alles: 220 Stundenkilometer, wo immer es möglich war. Da sich der Wagen bei dieser Geschwindigkeit nicht mehr wirklich sicher anfühlte, betete ich während der ganzen Fahrt. Ich kam gerade noch pünktlich zum Teamtreffen eine Stunde vor Beginn der Veranstaltung. Wir gingen in einen Nebenraum, um uns abzustimmen und um gemeinsam zu beten. Wir standen im Kreis, ich schloss meine Augen und jemand fing an zu beten. Es fühlt sich großartig an, wenn Gottes Gegenwart spürbar wird und ich genieße es jedes Mal. Aber dieses Mal war es besonders heftig. Ein älterer bärtiger Mann betete und der Raum wurde komplett von Gott erfüllt. Es war der Wahnsinn! Mein Herz pochte und ich jubelte innerlich. Hätte ich nicht Vollgas gegeben, so hätte ich diesen Moment verpasst.

Wie benebelt vom Geist Gottes ging ich mit den anderen in den Vortragsraum. Das Treffen begann mit einem Frühstück und etwas später war ich dran. Es war wieder einer dieser Momente, in denen ich mir selbst beim Reden zuhören konnte. Ich haute Sachen raus, die ich vorher noch nie so gesagt hatte. Großartiges Zeug, das nicht auf meinem eigenen Mist gewachsen war, sondern direkt von Gott durch mich hindurch gejagt wurde. Nicht nur ich war begeistert, auch meine Zuhörer waren es. Es war, als ob der Himmel über diesem Ort weit geöffnet wäre und ein Stückchen von Gottes Herrlichkeit für uns greifbar sei.

»Es ist Gottes Wille, dass jeder hier heute gesund den Raum verlässt.«

Meine Güte, hatte ich das wirklich gesagt? Praktisch jeder stellte sich für das Heilungsgebet an und die Party startete so richtig, als eine Person nach der anderen Gottes Heilungsströme erleben durfte. Menschen sackten unter Gottes Gegenwart zusammen, Dämonen gingen – das waren Zustände wie in Indien. Eine Person wollte Jesus als ihren Erlöser annehmen, also betete ich ihr vor und sie betete mir nach. Ich befand mich zu diesem Zeitpunkt immer noch im Ich-höre-mir-selbst-beim-Sprechen-zu-Modus und so überraschte es mich auch nicht, dass ich Aussagen in das Gebet einbaute, die ich so nie in einem Übergabegebet formulieren würde.

Ich sprach ihm vor: »Ich trenne mich von der Marienanbetung.«

Der Mann betete: »Ich bete für die Ökumene in Deutschland.«

Ich dachte, ich höre nicht richtig. »Das habe ich dir aber gerade nicht so vorgesprochen«, erwiderte ich stutzig.

Da redete er sich um Kopf und Kragen, erzählte, dass er Katholik sei und dass ihm Ökumene wichtig sei und er war überhaupt nicht mehr der Mann, der noch wenige Minuten vorher Heilung erlebt hatte und Jesus annehmen wollte. Ich versuchte ihm klarzumachen, dass er nicht gleichzeitig Maria und Jesus anbeten und verehren könne.

Wir machten einen zweiten Anlauf, doch er konnte diesen Satz einfach nicht über die Lippen bringen und die Marienanbetung loslassen. Vermutlich mit einem sehr sparsamen Gesichtsausdruck und totaler Ratlosigkeit verabschiedeten wir uns schließlich. Das war der stärkste Moment, den ich jemals in Deutschland erlebt hatte. Gottes Gegenwart war so krass spürbar, es passierte so viel Heilung und Befreiung. Ich habe keine Ahnung, wie sich jemand in diesem Umfeld noch dem Besten, was ihm jemals passieren kann, nicht voll und ganz aussetzen konnte. Aber ich sagte es ja bereits: Die Entscheidung für Jesus ist oftmals sehr umkämpft und manch einem ist der Preis für dieses neue Leben zu hoch.


Ein paar Jahre später wurde ich erneut zum gleichen Chapter eingeladen. Ich war sehr gespannt auf diesen Termin und erwartete, dass etwas Ähnliches passieren würde. Meine Frau, die bei dem ersten Treffen am Möhnesee leider nicht anwesend sein konnte, war dieses Mal mit dabei. Wir fuhren dieses Mal rechtzeitig los, um ohne Stress anzukommen. Der Ort war der gleiche, das Leitungsteam war auch noch das Gleiche, aber das göttliche Momentum fehlte. Natürlich war Gott anwesend, natürlich wirkte er. Es war ein guter Termin mit Heilung und Bekehrung. Aber das, was ich beim letzten Mal erlebt hatte, wiederholte sich nicht. Schade, oder?

Ich war ehrlich gesagt etwas verwirrt und enttäuscht. Nach dem Treffen saßen wir mit einem Ehepaar aus dem Leitungsteam noch bei einem Mittagessen zusammen und redeten über den Vormittag und was wohl im Vergleich zum letzten Mal anders gewesen war. Ich versuchte lange zu verstehen, wie das Wirken Gottes, seine spürbare Gegenwart, ob Heilung passiert oder nicht, ob ein Mensch zu Jesus findet oder nicht, mit dem zusammenhängt, was wir Menschen tun. Hätten wir etwas anders machen müssen? Lag es am Gebet? Hat das Leitungsteam irgendwelche Fehler gemacht und dadurch ein kraftvolleres Wirken Gottes behindert?

Am Ende jedoch blieb bei mir eine Erkenntnis: Gott ist kein Computerprogramm, das auf Abruf immer die gleichen Ergebnisse ausspuckt. Gott ist eine Persönlichkeit, der mit mir als Persönlichkeit andere Persönlichkeiten erreichen möchte. Er handelt souverän und alle anderen Beteiligten haben auch ihren freien Willen. All dies bringt eine Menge Variablen ins Spiel, sodass ich mir eine Vorhersage über den Verlauf oder Ausgang eines Events auch sparen kann.

Mein Dienst als Sprecher bei den verschiedenen Chaptern war in erster Linie zeugnishaft. Die meisten Zuhörer waren bereits Christen. Aber immer wieder war eben auch jemand dabei, der sein Leben ganz neu oder zum ersten Mal Jesus anvertraute. Das ist natürlich eine tolle Sache, und im Endeffekt spielt es ja auch keine Rolle, ob ein Event evangelistisch ist oder nicht. Wenn wir mit Gott unterwegs sind, uns von ihm gebrauchen lassen und die Dinge, die wir erleben, erzählen, wird das für Menschen, die Jesus nicht kennen, ansteckend sein.

Eigentlich immer, wenn ich Menschen von Jesus erzähle, spielt die Wunderheilung eine große Rolle. Egal, ob ich auf der Straße unterwegs bin oder vor vielen Menschen mein Zeugnis erzähle. Klar, das ist ein Türöffner. Wunderheilungen passieren ja nicht alle Tage. Zumindest nicht, wenn man nicht mit Gott unterwegs ist.

Gott sagte: Willst du mit mir leben? Und ich so: Klar.

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