Читать книгу 30 Minuten Gewaltfreie Kommunikation - Nayoma Viktoria de Hean - Страница 22
Vier Komponenten der Verständigung
ОглавлениеUm sich im Konfliktfall einem anderen Menschen verständlich zu machen und zu erfahren, worum es ihm geht, hat es sich bewährt, die Aufmerksamkeit auf vier Komponenten zu richten: Beobachtung (Sachebene), Gefühle und Bedürfnisse (Beziehungsebene) sowie Bitte (handlungsbezogene Sach- und Beziehungsebene).
Diese Komponenten vermitteln alle grundlegenden Inhalte, die wir brauchen, um uns zu orientieren, um zu verstehen, eine zwischenmenschliche Verbindung herzustellen und zu einer konkreten, weiterführenden Handlung zu finden.
Wie ausführlich die einzelnen Komponenten zum Einsatz kommen, ist situationsabhängig.
Beispiel: Anke erklärt ihrer Tochter Julia, wann und wo sie sich am Mittag mit ihr treffen möchte. Julia tippt währenddessen in ihr Handy. Als Anke fragt: „Meinst du, du findest das?“, antwortet Julia: „Was hast du gerade gesagt?“ Anke atmet erst einmal tief durch. Ihr ist bewusst, dass niemandem damit geholfen ist, wenn sie Julia anfährt, deshalb verzichtet sie auf die Antwort, die ihr auf der Zunge liegt. Sie merkt, dass es ihr unter ihrer Genervtheit gerade v. a. um Klarheit und effiziente Verständigung geht. Als ihr das klar wird, fühlt sie sich ruhiger. Sie macht sich bewusst, dass Julia sich nicht so verhält, weil sie sie ärgern will, sondern weil unter ihren Freundinnen gerade ein lustiger Austausch stattfindet. Das kann Anke verstehen. Jetzt kann sie sich Julia ruhig und klar mitteilen:
1. Beobachtung: Der Bezugspunkt, der Auslöser
In Abgrenzung von Bewertungen („Wie unhöflich!“) und Verallgemeinerungen („Du hörst nie zu.“) beginnt sie mit dem faktischen Geschehen, damit Julia weiß, worauf sich ihre Reaktion bezieht: „Wenn ich höre, dass du nicht mitgekriegt hast, was ich gesagt habe ...“
2. Gefühle: Die emotionale Reaktion
„... werde ich unruhig und ungeduldig ...“ Sie versucht, in die Benennung ihrer Gefühle keine Interpretationen wie „Ich bin dir wohl egal“ zu mischen, da diese bei Julia leicht als Schuldzuweisung ankommen.
3. Bedürfnisse: Das eigentliche Anliegen
„... weil ich Klarheit darüber brauche, wie wir uns treffen wollen, und weil mir wichtig ist, gehört zu werden.“ Der Kern der Mitteilung sind die Bedürfnisse. Indem Anke sagt, worum es ihr eigentlich geht (z. B. Klarheit und Verständigung), kann sie sich mitteilen, ohne ihr Gegenüber anzugreifen oder infrage zu stellen.
4. Bitte: Was könnte jetzt konkret helfen, zu bekommen, was ich brauche?
Sie bittet Julia um eine konkrete, jetzt durchführbare Handlung, deren Zweck Julia nachvollziehen kann. Zum Beispiel: „Könntest du das Handy bitte beiseitelegen, bis wir geklärt haben, wo wir uns treffen?“