Читать книгу Pleasure Underground - Nic Storm - Страница 4
1 Die Firma
ОглавлениеFerdinand Graf von Wartenberg war ein groß gebauter, schlanker Mann, Anfang fünfzig, mit dunkelblonden Haaren und einem gepflegten Bart. Seien blau grauen Augen blickten streng, aber freundlich. Er trug einen maßgeschneiderten schwarzen Designeranzug, Hemd, Krawatte, teure Schuhe und eine noch teureren Breitling Armbanduhr. Er strahlte eine wahnsinnige Autorität aus. Was Josephine zwar keine Angst, aber deutlich Respekt machte.
Sein Büro war groß und modern eingerichtet. Bodentiefe Fenster ließen viel Tageslicht herein und boten eine weite Sicht über die umliegenden Gebäude.
Auf dem Tisch, an dem sie saßen, standen Wasser, Kaffee und Plätzchen, während er Josie das wichtigste über die Firma und die nächsten sechs Monate ihres Praktikums erzählte. Ihr Praktikum ging über das gesamte Semester und teilte sich in zwei Blockphase und eine Teilzeitphase auf, da sie zwischendurch auch Tage hatte, wo sie zur Uni musste.
Josies anfängliche Bauchschmerzen wurden langsam besser. Herr von Wartenberg war wirklich sehr nett und bemüht, ihr die Angst und Anspannung zu nehmen. Er redete aber auch Klartext, was seine Erwartungen und Voraussetzungen betraf, wie Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit und Loyalität innerhalb der Firma.
Das hier war absolut nicht Josies Welt, eine große Firma, moderne Büros und Mitarbeiter in Anzügen. Sie war eher der sportlich, lockere Typ, unkompliziert und natürlich. Doch heute hatte sie sich auch extra schick gemacht mit einer schwarzen Stoffhose, schwarzen Ballerinas und einer hellblauen Bluse. Ihre Haare hatte sie hochgesteckt und ein wenig Makeup und Wimperntusche aufgetragen. Klar, sie wollte einen guten Eindruck hinterlassen und das sie hier nicht in Speakern und Shirt rumlaufen konnte, war ihr auch klar.
Ferdinand von Wartenberg erklärte ihr, dass es zwar einen gewissen Dresscode gibt, der aber in erster Linie die Mitarbeiter mit Kundenkontakt, im Außendienst und der Geschäftsführung betraf. Hier im Büro waren auch Hose und Bluse in Ordnung, gerade auch bei den Praktikanten. Jeans, Pulli und Turnschuhe durften es aber nicht sein, aber es gab ja noch andere Möglichkeiten, sich vernünftig zu kleiden. Es sollte eben ein gepflegtes Erscheinungsbild sein.
Die Sekretärin Frau Wilmers klopfte und betrat das Büro. „Ihr Sohn ist da. Soll ich ihn direkt rein schicken?“ fragte sie höflich.
Ferdinand von Wartenberg nickte. „Ja bitte, Frau Wilmers.“
Wenig später klopfte es wieder und er betrat den Raum. Schlagartig veränderte sich das Raumklima. Die recht angenehme und entspannte Atmosphäre lud sich schlagartig auf, spannte sich an und die Luft war massiv geladen.
Leonard von Wartenberg war groß, schlank, sportlich und fast schon muskulös. Seine Haare waren hellblond, deutlich heller als die seines Vaters, sein Gesicht war männlich aber auch mit sehr zarten Gesichtszügen, glatt rasiert und die kurzen Haare waren ordentlich gestylt.
Und dann traf sein Blick Josie und strahlend blaue Augen durchbohrten sie förmlich. Ein blau, was Josie so bisher nicht gesehen hatte. Klar, hell, wie türkiesblaues Wasser an einem schneeweißen Sandstrand. So schön und beeindruckend, was man gar nicht mehr wegsehen konnte.
Er lächelte mit einem umwerfenden schönen Lächeln und weißen gepflegten Zähnen. Etwas spitzbübisches steckte in seinem Lachen, fand Josie.
Sie merkte, wie er ihr den Atem raubte und ihr Herz anfing zu rasen. Diesem Mann lagen die Frauen mit Sicherheit reihenweise zu Füßen, soviel war schon mal klar. Er sah aus wie ein Parfum Model, so hübsch und nahezu perfekt in seinem Outfit und seinem Aussehen.
Josie merkte, wie auch Ferdinand von Wartenberg seinen Sohn musterte. Kritisch, sehr kritisch und ernst war sein Blick dabei.
In einem dunkelblauen Designeranzug, mit hellblauem Hemd und Krawatte kam er auf Josie zu und reichte ihr seine wunderbar warme Hand. Sein Blick war freundlich, aber kühl, doch er lächelte. Vermutlich so, wie man es ihm schon von klein auf beigebracht hatte, andere Menschen freundlich und höflich zu begrüßen.
„Leonard von Wartenberg“, stellte er sich mit einer angenehmen warmen, weichen aber doch männlichen Stimme vor.
„Das ist Josephine Wagner, sie ist die Tochter eines Geschäftspartners und wird ihr Betriebs Praktikum im Rahmen ihres Masterstudiums in unserer Firma machen“, erklärte Ferdinand mit strenger Stimme.
„Josephine Wagner“, sagte sie mit erstaunlich fester Stimme und erwiderte seinen durchaus kräftigen Händedruck.
Sofort stieg ihr sein After Shave in die Nase, männlich, markant, sportlich und sehr angenehm. Es passte perfekt zu ihm und machte sein äußeres Erscheinungsbild so noch attraktiver. Ein verdammt gutaussehender, gepflegter junger Mann, der auch noch atemberaubend roch. Josie stand total auf gut riechendes After Shave, was man immer wieder gerne schnuppern wollte, weil es so unglaublich gut roch.
Leonard ließ ihre Hand wieder los und sah seinen Vater an.
„Sie wird sich erst die verschiedenen Bereiche der Firma ansehen und später dann bei dir in der Projektentwicklung und Personalabteilung sein. Ich habe dir einen Plan gemacht…“, sagte Ferdinand zu seinem Sohn und reichte ihm eine Heftmappe. „… ich gehe davon aus, dass du dir das entsprechend einplanen wirst.“
Leonard hielt kurz inne, sah seinen Vater kühl an und nickte. „Ja. Natürlich.“
Man spürte es regelrecht brodeln. Der Ton der Ferdinand von Wartenberg seinem Sohn gegenüber hatte, war sehr bestimmend und streng. Er duldete keine Widerworte und war sehr dominant. Das zwischen Vater und Sohn eine enorme Anspannung herrschte, war nicht zu ignorieren.
Ferdinand sah Josie lächelnd an. „Würden Sie bitte schon mal draußen warten, Josephine? Leonard wird sie dann zu ihrer ersten Station begleiten“, bat er sie freundlich und begleitetet sie zur Tür.
Josie nickte und ging raus in den Flur, wo sie wieder in der Sitzecke Platz nahm.
Ferdinand hatte seine Bürotür nicht ganz geschlossen und so bekam Josie das Gespräch zwischen Vater und Sohn noch teilweise mit.
„…Ich erwarte von dir in diesem Fall oberste Disziplin und Höflichkeit. Du wirst dich anständig benehmen und Fräulein Wagner mit absoluter höflicher und freundlicher Wertschätzung begegnen“, sagte Ferdinand von Wartenberg in strengen Ton.
„Sicher. So wertschätzend wie du mit mir, oder wie du mit deinen anderen Mitarbeitern umgehst?“ sagte Leonard cool.
Kurze Stille.
„Leonard, Was soll das?“ fragte Ferdinand schroff.
„Ich habe lediglich eine einfache Frage gestellt. Du differenzierst ja gerne in Punkten wie Wertschätzung und Freundlichkeit, zwischen der Geschäftsführung und deinen Angestellten“, sagte Leonard mit ruhiger Stimme.
„Leonard, treib es nicht auf die Spitze… du bist hier Geschäftsführer. Und da erwarte ich von dir ein entsprechend kompetentes Auftreten…“, donnerte Ferdinand von Wartenberg los. „… und spar dir deine provokanten Bemerkungen. Ich erwarte absolut professionelles Auftreten von dir und nichts anderes. Du erledigst deine Pflichten und ansonsten wirst du dich von ihr fern halten. Und ich meine wirklich Fernhalten, so wie du dich im Allgemeinen von allen Mitarbeitern privat fernzuhalten hast. Treib es nicht schon wieder auf die Spitze...“
Josie zuckte erschrocken zusammen, als die Tür ins Schloss fiel und Leonard vor ihr stand. Strahlend blaue Augen sahen sie an und er lächelte. Doch man sah in seinem Blick, dass er vor Wut kochte. Leonard war wirklich sehr höflich und freundlich, aber auch sehr distanziert und kühl, während er Josie die Firma zeigte und die einzelnen Bereiche vorstellte. Man spürte die strenge Kontrolle seines Vaters und seine enorme Vorsicht, die er mit seinem sehr professionellen und vor allem kompetenten Auftreten gut überspielte.
In der Abteilung, wo Josie die ersten Tage bleiben sollte, stellte er ihr Daniel Ziemer als Bereichsleiter vor, der sie dort weiter begleiten würde. Leonard verabschiedete sich freundlich von ihr und Daniel zeigte und erklärte ihr den Bereich der Wald- und Holzverwaltung. Josie mochte Daniel auf Anhieb gerne, er war Anfang dreißig und sehr sympathisch. Dass auch Leonard und Daniel sich ganz gut verstanden, merkte man schon. Leonard war ihm gegenüber nicht ganz so kühl und distanziert, wie zu den anderen Mitarbeitern der Abteilung. Er war zwar immer freundlich und höflich, mit einem netten Lächeln und lockeren Spruch, aber auch sehr vorsichtig und darauf Bedacht, keine Fehler zu machen und nicht zu locker zu sein. Er musste eine gewisse Distanz wahren. Den ganzen Tag ging Josie Leonard von Wartenberg nicht mehr aus dem Kopf. Er hatte sich von ihrer ersten Begegnung an so in sie eingebrannt, dass sie selbst abends im Bett noch über ihn nachdachte und sein Aftershave riechen konnte.
In den nächsten Tagen sah Josie Leonard fast täglich, da er immer wieder bei ihr vorbei kam und nachfragte, ob alles in Ordnung war. Wieder nett und freundlich, aber sehr distanziert und auch irgendwie kühl. Er fragte nicht, weil es ihn interessierte, sondern weil es sein Job war zu fragen. Dazu siezte es Josie ganz professionell, was Josie etwas komisch fand, da sie vermutlich nur ein paar Jahre jünger war als er. Sie schätzte ihn auf etwa Mitte zwanzig.
Daniel bestätigte ihr dann, dass Leonard fünfundzwanzig Jahre alt war und als so junger Geschäftsführer der Firma bei einigen Mitarbeitern einen schweren Stand hatte. Viele hielten ihn für zu jung, zu unerfahren und zu unreif, eine Firma in der Größenordnung zu leiten.
Auch Ferdinand von Wartenberg kam regelmäßig vorbei und sah nach dem Rechten. Dabei fragte er auch immer, ob sie zufrieden war, es irgendwas zu besprechen gab und ob Leonard sich vernünftig um sie kümmerte. Manchmal bekam Josie das Gefühl, als ob er nur darauf wartete, das Josie etwas an Leonard zu bemängeln hatte. Er schien seinen Sohn sehr deutlich zu kontrollieren.
Insgesamt war das Arbeitsklima in der Firma ziemlich gut. Die Kollegen waren nett und freundlich zu ihr. Allerdings hatte Josie auch mit bekommen, dass es sich herum gesprochen hatte, dass sie die Tochter eines Geschäftspartners, der von Wartenbergs war und man da natürlich auch keinen Stress haben wollte. Die anderen waren daher freundlich aber auch etwas distanziert.
Als Chef der Wartenberg Holding schien Ferdinand von Wartenberg recht beliebt zu sein. Er war wohl streng aber auch sehr gerecht und empathisch gegenüber seinen Mitarbeitern. Er fuhr eine ganz klare Linie und war durchaus angesehen und geachtet.
Was Leonard von Wartenberg betraf, spalteten sich schnell die Lager. Die meisten männlichen Mitarbeiter waren zwar überwiegend positiv auf ihn zu sprechen. Allerdings fielen auch Aussagen wie …von sich selber maßlos überzeugt, egoistisch und arrogant,… verwöhnter reicher Schnösel, der sich für was Besseres hält, …setzt sich immer durch und mit dem Kopf durch die Wand, ...kühl, unnahbar und distanziert… Charaktereigenschaften, die nicht gerade positiv waren, zu mindestens nicht in dem Maße.
Dabei klang allerdings auch oft ein gewisser Neid durch. Da Leonard von Wartenberg eben recht erfolgreich war, Geld und scheinbar einen gewissen Lebensstandard hatte und in seiner Rolle als Geschäftsführer durchaus streng und klar sein musste.
Einige hielten ihn für sehr arrogant und überheblich, stur und dickköpfig. Er setzte durch, was er sich vorgenommen hatte und war groß darin, zu argumentieren, zu diskutieren und andere verbal vor die Wand zu reden. Wer sich mit ihm anlegte, musste schon gut gewappnet sein. Leonard von Wartenberg schien nie um Argumente verlegen zu sein, musste grundsätzlich immer das letzte Wort haben und war dabei noch durchaus überzeugend. Dabei strotze er vor Selbstsicherheit und Arroganz, was nicht alle Mitarbeiter positiv fanden. Auch den Mitarbeitern sagte er schon mal gerne, wie was zu laufen hatte und auch, wenn etwas gar nicht lief. Er wurde dabei nie persönlich oder unhöflich, aber sehr klar und gradlinig, sowie offen und ehrlich, was ihm auch viele wiederum positiv zugutekommen ließen. Diskussionen mit ihm waren allerdings meistens sinnlos und konnten sehr langatmig werden, im Endeffekt setzte er sich sowieso durch.
Er schien ziemliche Macht zu haben und Autorität auszustrahlen, ebenso wie sein Vater, nur viel Distanzierter und Unnahbarer.
Bei einigen Mitarbeitern war der Neid sehr deutlich zu spüren, wie dieser junge Mann mit Mitte Zwanzig schon Geschäftsführer so einer großen Firma sein konnte und so viel Macht und vor allem aber Geld hatte.
Bei den weiblichen Mitarbeiterinnen war Leonard wiederum durchaus beliebt. Sie fanden ihn immer sehr freundlich, zuvorkommend, höflich und gut erzogen. Man spürte das gute Elternhaus und die strenge Erziehung. Er war ein Gentleman und wusste, was sich gehörte. Einige der Damen schwärmten sogar regelrecht von ihm, vor allem natürlich, was sein optisches Erscheinungsbild betraf. Wenn er auftauchte, waren einige ganz aus dem Häuschen und flirteten auf Teufel komm raus mit ihm.
Dabei blieb Leonard immer höflich und freundlich, flirtete sogar etwas mit, aber er hielt immer eine professionelle Distanz zu den Mitarbeiterinnen ein. Scheinbar wusste er genau, wie er auf die Damen hier wirkte und was er sagen musste, dass sie vor ihm fast nieder knieten und er sie sehr leicht um den Finger wickeln konnte. Auch das wurde von den männlichen Kollegen eher missmutig beobachtet. Hier spielte wieder enorm viel Neid und Eifersucht eine Rolle.
Die Gerüchteküche war noch größer, was Leonard von Wartenbergs Privatleben betraf. Dabei schien niemand wirklich zu wissen, wer er eigentlich sonst so war und was er privat machte. Man vermutete eben viel. Die einen meinten, dass er völlig unterm Pantoffel seines Vaters steht und nicht viel machen durfte. Er war selten in der Öffentlichkeit zu sehen, ging nicht großartig raus oder traf sich mit Freunden. Er wäre eher ein Nerd, ein Workaholic, lebe nur für die Firma, fürs Geschäft und habe kein wirkliches Privatleben oder Hobbies oder gar Freunde.
Wieder andere sagten, das komplette Gegenteil. Er wäre ne Partysau und ging gerne ausgiebig feiern. Man traf ihn immer wieder mal in dubiosen Clubs und auf verschiedenen Events. Meistens war er dann mit anderen stinkreichen und merkwürdigen Typen unterwegs und meistens ziemlich betrunken und sehr exzessiv am Feiern. Auch von Drogen wurde dann gemunkelt und eben von sehr düsteren Lokalitäten und fragwürdigen Konzerten. Orte an denen sich Münchens High Society normal niemals aufhielt. In den angesagten Clubs der Stadt oder anderen Feiern der Schönen und Reichen traf man ihn bisher angeblich eher selten.
Wieder ein anderer traf Leonard scheinbar manchmal beim Fußball im Stadion und dort scheinbar auch sehr exzessiv im Partymodus. Auch das Leonard gerne und viel reiste, schnelle Autos, schöne Frauen und Sport mochte, kam aus der Gerüchteküche.
Was man davon nun alles glauben konnte oder nicht, war Josie nach den ersten Wochen ihres Praktikus echt schleierhaft. Irgendwie passte das alles nicht zusammen und ergab so kein schlüssiges Bild, wer Leonard von Wartenberg nun tatsächlich war.
Vermutlich steckte in all diesen Aussagen ein bisschen Wahrheit und jede Menge Fantasie.
Zu ihr war er jedenfalls sehr höflich aber zurückhaltend. Leonard redete nur das nötigste, was die Firma betraf. Auf Private Dinge ging er gar nicht erst ein. Allerdings traute Josie sich auch nicht, ihn irgendwas Privates zu fragen, was sie ja auch nichts anging.
Josie lernte wenige Wochen später, in der Projektabteilung einen der Projektleiter Dirk Beimer kennen, der auf Leonard, als seinen direkten Vorgesetzten gar nicht gut zu sprechen war. Dass hier Knatsch in der Luft lag, merkte man immer, wenn er und Leonard aufeinander trafen. Es machte den Eindruck, als träfen hier direkte Konkurrenten zusammen. Die Atmosphäre war angespannt und eine komische Stimmung lag dann im Raum. Ganz anders war da Julian Terges als Projektmanager. Der war wirklich nett und hatte scheinbar auch zu Leonard einen guten Draht. Beide duzten sich und schienen auf einer Wellenlänge zu liegen. Das Julian mehr über Leonard wusste als die anderen Mitarbeiter, war Josie schnell klar. Doch Julian hüllte sich in allen privaten Fragen zu Leonard in Schweigen und bewies somit völlige Loyalität. Das allerdings wurde von Dirk wieder missmutig verfolgt. Zwischen Julian und Dirk gab es daher auch leichte Spannungen und oft Unstimmigkeiten.
Die Projektabteilung war bisher der spannendste Bereich. Denn hier war auch Leonard mit am meisten involviert. Er leitete die Teambesprechungen, hatte die Leitung der Abteilung und so saß Josie bei jede Menge Meetings, wo es immer Getränke, Schnittchen und meistens recht interessante Projekte gab.
Und vor allem war Leonard immer mit dabei. Wenn er redete, konnte Josie ihm stundenlang zuhören. Er hatte Witz, Charme und war ein verdammt guter Redner, eigentlich war er wie ein Entertainer. Er konnte begeistern und andere Menschen in seinen Bann ziehen.
Dabei ließ er sich auch von Dirks ständigen Provokationen und Kritik nur selten aus der Ruhe bringen. Er blieb ruhig, gelassen und souverän. Und er konterte selbstbewusst und brachte Dirk so schnell an seine Grenzen, dass dieser automatisch aufhörte ihn zu provozieren. Dass Dirk aber versuchte Leonard das Leben bei jeder Gelegenheit schwer zu machen, war schon nach wenigen Tagen klar.
Meistens war Leonard immer ganz gut drauf, motiviert und gut gelaunt. Es gab dann aber auch Tage, wo er genau das Gegenteil davon schien. Josie merkte, dass er nur eine perfekte Rolle spielte, die ihm die meisten vermutlich auch so abnahmen. Sie spürte es sehr schnell, wenn jemand ihr nur etwas vormachte und nicht mehr authentisch war. Er war an solchen Tagen nicht gut drauf, schien müde, unkonzentriert und irgendwie nicht fit zu sein. Oft eine Mischung aus zu wenig Schlaf, einer langen Nacht und irgendwie verkatert. Dann half ihm oft nur literweise Kaffee beim Überstehen des Tages. Manchmal hatte Josie auch den Eindruck, er hatte einfach zu viel gefeiert. Auch wenn es mitten in der Woche war, merkwürdig war es. Und wie auf Knopfdruck wechselte seine Stimmung dann in den souveränen, professionellen und charmanten Geschäftsführer und Projektleiter.
In der sechsten Woche wechselte Josie dann in die Geschäftsführung und verbrachte einige Tage bei Frau Wilmers, die sie sehr freundlich und herzlich empfing. Sie war schon mehr als zwanzig Jahre die Assistentin von Ferdinand von Wartenberg und das Arbeitsklima war dort sehr angenehm. Margret Wilmers hielt immer die Stellung in der Firma, verwaltete die Termine und erledigte jede Menge Papierkram. Josie lernte dann auch Christoph Faber kennen, der Assistent der Geschäftsführung war Ferdinand von Wartenberg rechte Hand. Er war bei allen Terminen mit dabei und war ebenfalls super nett zu Josie. Christoph schien so etwas wie der Puffer zwischen Leonard und seinem Vater zu sein, denn er war oft in der Rolle zu vermitteln und zu beschwichtigen, wenn es zwischen den beiden Unstimmigkeiten gab. Das machte Christoph mit bewundernswerter Ruhe und Gelassenheit, dass er vermutlich der Grund war, warum das mit den beiden Geschäftsführern überhaupt irgendwie funktionierte.
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