Читать книгу Pleasure Underground - Nic Storm - Страница 8
5 Der Captain
ОглавлениеWieder blinkte die Lampe und die Jungs schauten kurz auf den kleinen Monitor.
„Der Captain betritt das Schiff“, grinste Basti nur. Es war viertel nach neun und der schwarze Mercedes stand noch immer dort draußen am Tor.
„Oha…“, meinte Basti nur und sprang schlagartig vom Sofa auf. „… ich rede besser vorher mit ihm.“ Schon war er aus dem Zimmer verschwunden. Leider sah man nur den einen Monitor mit dem Mercedes und nicht die Person, die nun herein kam. Wer auch immer dieser Captain war? Es klang als wäre er der Chef der „Gang“.
Josie saß auf dem Sofa, mit dem Rücken zur Tür und hörte nur Stimmen auf dem Flur. Was gesagt wurde, verstand sie leider nicht.
Fabian sah Josie neugierig an „Was machst du sonst so? Wenn du nicht bei dem Wetter mit irgendwelchen Typen in unterirdischen Kellern rum sitzen musst?“
„Ich mache im Moment ein Betriebs Praktikum für mein Master Studium“, antwortete Josie und sah in Fabians graublaue Augen.
Er lächelte und nickte. „Klingt spannend. Wo machst du das denn?“
„In einer Firma hier in der Nähe. Und ich darf direkt bei dem ziemlich egoistischen, arroganten, spießig und oft schlecht gelaunten Geschäftsführer im Büro sitzen“, sagte Josie mit selbstbewusster Stimme.
„Da kann ich auch ein Lied von singen“, murmelte Julius mit vollem Mund.
Josie spürte, wie sich die Atmosphäre im Raum plötzlich veränderte. Eine extreme Anspannung lag in der Luft, woran es lag war nicht ganz klar. Aber es schien mit seinem Erscheinen zu tun zu haben. Seine Aura erfüllte sofort den ganzen Raum und es war plötzlich ganz still, bis auf den laufenden Fernseher. Da Josie mit dem Rücken zur Tür saß, konnte sie nichts sehen, aber dafür stieg ihr ein sehr bekannter Duft in die Nase. Ein After Shave das ihr inzwischen sehr vertraut war. Ihr Herz fing an zu pochen. Langsam, ganz langsam drehte sie sich auf dem Sofa sitzend herum und sah zur Tür.
Ihr Herz setzte für eine Sekunde aus, alles Blut sackte aus ihren Kopf und sie hielt die Luft an. Ihr wurde schlecht und schwindelig zusammen, sie wagte kaum zu atmen. Josie hatte mit vielem gerechnet, aber nicht damit…. definitiv nicht mit ihm…
Leonard von Wartenberg…
Er stand im Türrahmen und starrte sie mit offenem Mund an, ebenso überrascht, fassungslos und sichtlich geschockt.
„Ich habs gesagt“, murmelte Basti nur ratlos, als Dominik ihn hilfesuchend ansah.
Für einige Sekunden war es völlig Still. Die Luft war explosiv geladen und extrem angespannt. Leonard stand nur da, wortlos und regungslos. Sein Blick war vernichtend auf Josie gerichtet, so dass es ihr eiskalt den Rücken hinunterlief. Und sie, hielt die Luft an, in der Hoffnung, sich dann ganz schnell auch in Luft aufzulösen und zu verschwinden.
Erst als Leonard merkte, dass auch die anderen ziemlich neugierig Josie und ihn ansahen, erwachte er aus seiner Schockstarre. Er ging langsam auf sie zu, setzte plötzlich ein umwerfendes Lächeln auf und sah ihr direkt in die Augen.
„Hey, ich bin Leo“, meinte er langsam und hielt ihr die Hand hin. Sein Blick durchbohrte sie wie eine Stahlspitze.
Josie versuchte sich ebenfalls aus ihrer Schockstarre zu lösen und bemühte sich, irgendwie zurück zu lächeln. „Josie“, sagte sie leise und schüttelte seine wunderbar warme Hand. Sie wagte es nicht, seinen Blick zu erwidern. Nur kurz sah sie in diese stahlblauen Augen, die sie starr und kühl anstarrten. Sie wagte es kaum zu atmen, am liebsten wäre sie in einem schwarzen Loch im Erdboden verschwunden. Einfach nur weg hier, ganz schnell weg. Es war ihr so schrecklich peinlich und unangenehm. Er hatte genau gehört, was sie über ihn gesagt hatte.
Leonard ließ ihre Hand langsam wieder los und sein Lächeln erstarrte kurz. Sein Blick war so eisig, dass es Josie wieder eiskalt den Rücken hinunter lief und sie zitterte kurz. Doch sie konnte auch nicht wegsehen. Sein Blick hielt sie fest, eiskalt, wie erstarrt. Scharf zog er die Luft durch die Zähne ein und biss sich auf die Lippen. Er wollte etwas sagen, aber schluckte nur.
Seine Anwesenheit und sein Blick waren verdammt einschüchternd. Er strahlte eine unheimliche Präsenz aus. Dominant und fast schon bedrohlich. Josie spürte, wie er vor Wut kochte.
„Ich weiß“, sagte er cool.
Dann lächelte er wieder und es war, als würde wieder etwas Wärme in ihm hervor kommen. Ein kühles Kribbeln durchströmte Josies Körper, während sie von stahlblauen Augen gefangen war. Seine Augen sahen etwas müde und glasig aus. Ob er wohl betrunken war? überlegte sie kurz.
Er ging direkt wortlos an die Bar, schüttete sich ein Glas Whiskey ein, was er sofort auf Ex austrank und direkt wieder füllte und ebenfalls austrank. Er trug, wie so oft eine schwarze, maßgeschneiderte Anzughose und ein hellblaues Designerhemd, die Haare gestylte, so wie er auch immer im Büro aussah. Vermutlich kam er auch gerade aus dem Büro.
Alle anderen sahen ihn an und auch sie schienen nun irgendwie etwas irritiert zu sein. Die merkwürdige Stimmung schienen alle zu spüren und niemand traute sich, etwas zu sagen.
Josie bemerkte, wie Basti einen vielsagenden Blick mit Fabian austauschte. Leonard kochte, Josie wusste es inzwischen genau wenn er total angespannt war und vor Wut anfing zu kochen. Seine Hand umschloss das Glas so feste, dass seine Knöchel ganz weiß waren. Vermutlich fehlte nicht viel und er zerbrach es in seiner Hand.
Basti ging zu Leonard an die kleine Bar und sah ihn kritisch an „Geht’s dir gut?“
Leonard sah Basti kurz irritiert an und lächelte dann aufgesetzt. „Ich glaub ich bin gerade im völlig falschen Film. Was soll die Scheiße hier?“
Wütend schlug er laut mit der Faust auf die Holztheke. „Das darf echt nicht wahr sein“, murmelte er und trank das nächste Glas wieder in einem Zug leer.
Gerade wollte er es wieder auffüllen, als Basti ihm die Whiskeyflasche aus der Hand nahm und ernst ansah. „Leo, bleib mal ruhig und lass uns reden.“
„Lass es Basti“, fauchte er wütend.
Josie beobachtete die beiden. Man sah sofort, dass die beiden sich sehr nah und sehr vertraut waren. Sie hatte sich auch nicht ganz vorstellen können, dass Leonard ein Einzelgänger war und keine Freunde hatte. Basti schien jedenfalls ein sehr enger Freund zu sein.
„Leo, können wir mal kurz nach Nebenan gehen?“ fragte Basti sehr ernst und bestimmt.
Man spürte, die unruhige Atmosphäre im Raum, angespannt, neugierig und verwundert zugleich. Die anderen beobachteten Leonard genau.
„Juhu, Druckbetankung“, murmelte Julius leise.
„Großartig. Wird dann ja ein entspannter Abend“, meinte Fabian angespannt.
Leonard nahm Basti fast schon etwas bockig, die Whiskeyflasche wieder aus der Hand und schüttete sich das Glas wieder voll. Er schüttelte kurz den Kopf und trank einen großen Schluck, während er Josie immer wieder ungläubig ansah. Irgendwann dann lächelte und lässig einen großen Schluck Whiskey trank.
Auffordernd sah Basti Leonard an. Sein Ton wurde härter. „Leo… jetzt sofort. Kapiert?“
Leonard hielt im Trinken inne und sah Basti an. Etwas missbilligend folgte er ihm dann aber durch eine Tür.
Man konnte nicht genau hören was sie sagten, aber es war ein sehr lautes und hitziges Gespräch. Die Wände hier unten waren dicker als vermutet. Während Leonard sich durchaus wutentbrannt auszutoben schien, war Basti eher ruhig. Plötzlich zuckten aber zusammen, als scheinbar etwas gegen die Wand flog und mit einem Knall kaputt ging. Es hörte sich nach einem Glas an.
„Autsch…“, flüsterte Hannes. „….das klang nicht gut.“
Fabian schüttelte nur den Kopf. „Warum tickt der jetzt so aus? Er wusste doch Bescheid, dass wir Besuch haben. Vor zehn Minuten wars für ihn noch ok.“
Man merkte, wie die anderen immer noch angespannt waren und noch immer viele offene Fragen im Raum standen.
Dominik fuhr sich nervös mit den Händen durch die Haare. „Oh Shit. Ich wusste nicht, dass er so sauer wird.“
Fabian sah Dominik an. „Meinst du wegen Josie? Neee. Glaube ich nicht. Das er nicht total begeistert in nen Freudentanz ausbricht, war klar. Aber das hat jetzt nichts mit Josie zu tun.“
Josie atmete tief ein, wenn ihr nur wüsstet, dachte sie. Natürlich lag es an ihr. Es lag nur an ihr, an nichts anderem.
Julius lachte leise. „Krass, ich hab noch nie einen so sprachlosen Leo erlebt. Der war ja völlig irritiert.“
Hilflos sah sie Dominik an. „Ich sollte besser gehen. Ich will echt nicht, dass ihr hier Stress bekommt.“ Sie trank ihr Bier aus und stand auf. Noch nie hatte sie sich so unwohl gefühlt, wie jetzt gerade. Sie wollte weg, nur ganz schnell weg von hier.
„Du kannst eh nicht gehen, solange der Wagen draußen steht. Ein zweiter Wagen steht vorne an der Straße. Sie beobachten die Zugänge“, meinte Fabian.
Julius sah Josie nachdenklich an. „Ich denke auch Leos Ausfall gerade gilt nicht dir. Der ist gerade ziemlich am Limit. So Job mäßig und so.“
Auch Hannes nickte zustimmend. „Ich denke sein Alter reißt ihm im Moment echt den Arsch auf und setzt ihn gewaltig unter Druck. Da kannst du ja nichts für. Normal sind wir hier eine feste Crew. Besuch gibt es hier normal nicht. Frauen schon gar nicht. War vielleicht gerade alles etwas viel auf einmal.“
Josie stand unschlüssig vor dem Sofa und sah von einem zum anderen. „Trotzdem sollte ich besser gehen“, sagte sie leise.
Hannes fasste ihre Hand und signalisierte ihr, sich wieder zu setzen. „Das geht gerade echt nicht. Solange wir beobachtete werden darf niemand das Gebäude verlassen. Die wissen sonst sofort, wo die Eingänge sind oder sie erkennen dich von vorhin und fangen dich ab. Das ist nicht sicher, wenn du jetzt alleine draußen herum läufst.“
Man spürte, wie ratlos die Jungs gerade waren und vor allem irritiert über Leonards Reaktion auf Josie. Natürlich wussten sie nicht, dass Leonard und Josie sich kannten.
Die Tür öffnete sich nach fast dreißig Minuten wieder und Leonard trat nach Basti in den Türrahmen. Er fixierte Josie und verzog keine Miene. Allerdings war sein Blick nun ziemlich dunkel und glasig, die Augen deutlich schwerer als noch vorhin.
Wortlos holte er zwei Flaschen Bier und setzte sich zwischen Dominik und Josie aufs Sofa.
Basti setzte sich ebenfalls wieder dazu. Sein Blick in die Runde und ein leichtes Nicken signalisierte, dass alles soweit ok war.
„Alles ok?“ fragte Dominik Basti leise.
„Geht so“, meinte Basti nur wenig überzeugend.
Leonard reichte Josie schweigend eine Flasche, die sie etwas zögernd nahm. Sie wusste gerade absolut nicht, wie sie ihn einschätzen sollte. Nun saß er neben ihr und stieß mit ihr an. Sie roch wieder sein After Shave, dazu aber noch Whiskey und Zigarettenrauch.
Leonard trank einen Schluck Bier, lehnte den Kopf müde nach hinten und schloss die Augen.
„Wenn gleich die Tiefenentspannung einsetzt, geht’s auch wieder“, meinte Fabian grinsend.
„Naja, Vier Gläser Whiskey auf Ex in fünf Minuten plus das danach, werden sich gleich schon rächen“, bemerkte Dominik.
Julius stand auf und sah Fabian vielsagend an. Der nickte, stand auf und beide gingen ebenfalls in den anderen Raum.
„Wenn ihr jetzt auch rüber geht, können wir zocken heute ja vergessen, oder?“ meinte Hannes noch zu den beiden. Die zuckten nur mit den Schultern.
„Morgen oder so. Ich muss heute auch mal ruhiger machen“, sagte Julius nur und schloss hinter sich die Tür.
Hannes pfiff durch die Zähne. „Natürlich Juli. Du und ruhiger machen.“
Plötzlich sahen alle auf den Bildschirm.
Basti stieß Leonard etwas unsanft in die Seite. Der zuckte kurz zusammen und rappelte sich wieder auf. „Bist du noch ne Minute aufnahmefähig Captain?“
Leonard öffnete mühsam die Augen, sah benommen in die Runde und gähnte. „Ne, aber is doch echt egal. Is alles egal hier.“
Der schwarze Mercedes hatte das Licht angeschaltet und fuhr ganz langsam davon. Immer wieder wurde er wieder langsamer und hielt kurz an, setzte sich dann aber wieder in Bewegung. Basti schaltete verschiedene Monitore durch, bis der Wagen endgültig nicht mehr zu sehen war.
Leonard nickte zufrieden und trank einen Schluck Bier. „Ja. Schön… also nicht schön, dass er hier rum lungert… aber schön… dass er jetzt fährt...“, murmelte er benommen.
Josie fiel auf, dass sie ihn nun zum ersten Mal wirklich angetrunken erlebte. Sein Blick fiel auf Josies Pizzakarton, in dem noch etwas weniger als ein Viertel ihrer Pizza lag. Dann sah er sie an. Sein Blick war müde, glasig und irgendwie leer. „Isst du das noch?“
Josie erwiderte seinen Blick und lächelte. „Nein, darfst du gerne essen.“
Leonard lächelte müde und nahm den Karton um in die kalte Pizza zu beißen.
„Oha, der Fressflash?“ kommentierte Hannes amüsiert.
Dafür warf Leonard ihm einen sehr vernichtenden Blick zu. „Hunger, Hannes… einfach Hunger… war seit acht im Büro… von zwei bis sieben im Meeting… danach essen. Aber son Sterne Menu is ja auch nicht wirklich zum satt werden“, meinte Leonard kauend.
Hannes grinste nur. „Ah ja. Oder so.“
Josie musterte Leonard kritisch. Fressflash hing ja eigentlich mit kiffen zusammen. Ob er bekifft war? So ganz ausschließen würde sie es nicht, ein bischen sah er schon so aus. Oder ob die mindestens vier Gläser Whiskey, die er eben innerhalb von fünf Minuten runter geext hatte nun wirkten? So genau konnte Josie das trotz ihrer Berufserfahrung mit dem entsprechenden Klientel nicht einschätzen. Jedenfalls nicht bei Leonard.
Leonard aß zügig den Rest von ihrer Pizza und spülte reichlich Bier hinterher. Dann sah er sie an, wobei er doch Mühe hatte, die Augenlider länger offen zu halten. Er war vielleicht doch stoned, überlegte sie. Er schien schon irgendwie zugedröhnt, oder eben betrunken. Das wunderschöne strahlende blau seiner Iris war verschwunden und schien nun eher dunkelblau, aber auch eher durch die großen schwarzen Pupillen. Und die waren schon ziemlich groß und glasig.
„Die Firma dankt“, meinte Leonard cool und grinste, als er den leeren Pizza Karton auf den Tisch legte. Dann musste er aber selber lachen und fuhr sich mit den Händen durchs Gesicht. Er sah Josie direkt mit einem provokativen Grinsen an und sie wusste natürlich sofort, was er dachte. Sein glasiger Blick durchbohrte sie förmlich. Den konnte er aber nicht länger durchhalten, da ihm die Augen immer wieder zu fielen. Er sah schon ziemlich bekifft aus?
Leonard stand auf und schwankte. Er beugte sich zu Josie herunter. So nah, dass ihre Gesichter sich fast berührten. Sie spürte seine Wärme und roch sein After Shave. Josie hielt kurz den Atem an.
„Schöner Pulli übrigens, steht ihnen, Fräulein Wagner“, sagte er zu ihr und sah sie wieder direkt an, dass ihr ein kalter Schauer den Rücken hinab lief. Damit war ihr klar, wem der Pulli eigentlich gehörte.
Schwankend ging er zu Dominik. „Bring sie gut nach Hause, ok?“
Dominik nickte nur. „Sicher, mache ich.“
Leonard ging zu Basti, der neben dem Sofa stand und umarmte ihn von der Seite. „Alter Schwede, ich wäre ready for take off“, sagte er leise zu Basti und lehnte seinen Kopf gegen Bastis Kopf.
Basti tätschelte Leos Wange. „Reicht es, wenn ich gleich nach komme? Schaffst du es dich solange zu benehmen?“
„Aber immer doch?“ murmelte Leonard.
Basti nickte nur. „Natürlich. Lass mal langsam gehen, ok? Du hast nachher noch nen Termin.“
„Türlich…“, grinste Leonard nur. „… Nummer Eins hat die Brücke“, meinte er dann in die Runde, schlurfte schwankend zur Tür und sah Josie nochmal kurz an. „Man sieht sich, Josephine und viele Spaß weiterhin beim langweiligen Praktikum und Grüße an deinen spießigen, arroganten und schlecht gelaunten Chef“, lachte er benebelt und schloss die Tür hinter sich.
Zack, das hatte bei Josie gesessen und sie biss sich schuldbewusst auf die Lippen. Er hatte ihren Wortlaut genauso wiederholt. Wie sie ihm am Montag im Büro wieder unter die Augen treten sollte, war ihr leider völlig schleierhaft.
Hannes und Dominik sahen ihm nur kopfschüttelnd nach. „Für nicht mal zehn Uhr, hat ers ja schon gut geschafft heute“, bemerkte Hannes trocken.
„Ich fürchte, es geht erst jetzt richtig los“, überlegte Dominik leise.
Josie sah die beiden ratlos an und trank aus.
„Denk dir nichts dabei. Er ist manchmal so. Also eigentlich ist er total ok“, sagte Dominik dann.
Hannes sah Basti kritisch an. „Termin mal wieder mit den Russen?“
Basti nickte nur.
„Du bist aber dabei, oder? Bin ich eigentlich der Einzige, der diese Events mit den Russen etwas kritisch betrachtet?“ fragte Hannes Basti.
Ihre Blicke trafen sich. „Ich bin mit dabei. So dramatisch ist es nicht. Die sind etwas speziell aber soweit ok“, meinte Basti nur.
Da Hannes sowieso fahren wollte, bot er an, Josie nach Hause zu bringen. Was für sie auch ok war. Vorher tauschte sie mit Dominik noch ihre Handynummern aus und sie folgte dann Hannes in einen der endlosen Kellergänge.
Nach einigen Metern, Treppen und Türen kamen sie in eine Tiefgarage. Hier standen vier Autos, darunter ein blauer BMW, ein schwarzer BMW, ein grauer Golf und ein weißer Audi A7 auf den Hannes zu steuerte. Josie war sofort klar, dass der Wagen Schweine teuer war und sie fragte sich, wie so ein junger Mann wie Hannes sich so einen Wagen leisten konnte.
Sie stieg auf der Beifahrerseite ein und Hannes fuhr aus der Tiefgarage durch eine Art Tunnel und kam vor einem Tor raus. Das Tor öffnete sich automatisch und sie fuhren in eine Gasse und weiter auf die Straße. Da er Josies Fahrrad noch mitnehmen wollte, versuchte sie den Weg dorthin zu finden. Doch irgendwie sah hier alles gleich aus und sie mussten erst auf die Hauptstraße fahren damit Josie wieder die Orientierung hatte.
Als sie endlich das Fahrrad gefunden hatten klappte Hannes die Rückbank um und legte es in den Kofferraum. Josie überlegte kurz, ob er überhaupt noch fahren durfte und wie viel er vorhin schon getrunken hatte. Doch sie erinnerte sich, dass er sich relativ zurück gehalten hatte. Vielleicht waren es zwei, drei Bier gewesen? Er machte auch noch einen ganz nüchternen Eindruck. Sie fand ihn ganz sympathisch, denn er hatte eine ganz ruhige, freundliche und ausgeglichene Art.
An diesem Tag war Josie froh, abends eine heiße Dusche zu nehmen und sich einfach nur ins Bett zu kuscheln. Ihr Kopf spielte völlig verrückt, die ganzen Gedanken bekam sie gar nicht sortiert und so schlief sie erst sehr spät ein. Leonard von Wartenberg hatte sich energisch in ihrem Kopf festgesetzt. Und noch nie hatte sie eine so peinliche Situation erlebt. Wie sie das wieder gut machen sollte, war ihr ein Rätsel. Leonard hasste sie vermutlich nun noch mehr und würde sie das vermutlich auch deutlich spüren lassen. Sie hatte damit nun bestimmt komplett bei ihm verschissen.
Auf der anderen Seite hatte Josie an diesem einen Abend so viel Einblick in sein Privatleben bekommen, wie noch nie vorher. Allerdings war sie dabei auch extrem in seine Privatsphäre eingedrungen, was ihm natürlich überhaupt nicht passte. Wo er doch so sehr darauf bedacht war, sein Privatleben in der Firma gut unter Verschluss zu halten. Doch vielleicht auch aus gutem Grund. Immerhin war diese ganze Geschichte doch etwas merkwürdig.
Das zufällige Treffen von Dominik, diese merkwürdigen Autos, die sie beobachteten und eine alte Fabrik, die im Inneren eine komplette Wohnung verbarg, scheinbar ganz geheim war und abgesichert wie ein Hochsicherheitsgefängnis. Das alles war doch sehr merkwürdig.
Auch welche Rolle Leonard bei den Jungs spielte, war ihr noch nicht klar. Er schien ja schon sowas wie der Chef zu sein. Der Captain?
-----------------------------------------------------------------------------------------------