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5.
Was sich neckt, das …

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O, Angela, wie weit sollte doch jetzt dein ansonsten so brillantes Köpfchen hier an den Realitäten vorbei gedacht haben. Ihr Verstand funktionierte hier schon längst nicht mehr. Dass ihr die gesamte Gefühlswelt in Wirklichkeit einen ziemlichen Streich gespielt hatte und immer noch heftig spielte, war ihr in diesem Moment noch nicht bewusst. Ihre Gefühle und ihr Körper hatten die erneuten Blitze und Donner herbei gesehnt und ganz einfach die Gelegenheit der neuen Blitze genutzt, um sich wieder dorthin zu begeben, wo beides hinwollte. Ganz behutsam legte er seine Hand auf ihren Arm, der vor ihrem Körper lag, und streichelte sie ganz leicht über ihren eingezogenen Kopf. Leise sagte er „Bitte seien sie mir doch nicht böse! Ich reagiere nur, wie eben ein erwachsener Mann auf eine Frau wie sie, die er so spürt und sieht, eben reagiert, wenn er eben – wie ich - halbwegs normal ist. Ich tu ihnen ganz bestimmt nichts … Bitte, sie brauch bestimmt vor mir keine Angst zu haben, nicht geringste!“

Angela lief ein Schauer nach dem anderen den Rücken herunter. Ihre Beklemmung im ganzen Magen und Brustbereich schnürte ihr fast etwas den Atem ab. Eine unglaubliche Aufregung herrschte in jeder Körperzelle. Alles war in Aufruhr, alles fibrierte richtiggehend in ihr.

„Ja, ja, das kenn ich schon!“ flüsterte sie laut, und er konnte in der Dunkelheit ihr schelmisches Lächeln förmlich sehen, „Ich tue euch nichts, bestimmt nicht. Ich möchte nur nachsehen wie es bei euch da drinnen im Stall so aussieht'. Ja, genau so sprach der Fuchs zu den Hühnern, wie er in den Hühnerstall wollte, um sie dort alle aufzufressen. Halbwegs normal …? Na so was … Ich glaube Ihnen kein Wort … Eben, sie sind auch nur ein Mann. Konnte man ja eindrucksvoll bemerken. Wissen sie was sie sind? Ein Heuchler sind sie, ein ganz großer Heuchler sogar und ein Scheinheiliger sind sie auch! Ich hab es doch ganz genau gespürt … !“ Nach ein paar Sekunden Pause fügte sie noch an „Leider vielleicht auch ein nicht ganz unsympathischer. Ein schlechter Mensch sind sie ja vermutlich nicht. Sonst hätte mich der Senner bestimmt nicht zu ihnen ins Bett gelotst! Aber ein Mann sind sie und ich bin eine Frau …!“ Am liebsten hätte sie noch angefügt „Ein hübscher und sehr sympathischer Bengel …!“ Das ging ja nun ganz schlecht.

So foppten sie sich noch etliche Sekunden gegenseitig, und zwischen den Zeilen bewegte sich bei beider Wortspiele jeweils alles zielstrebig auf einen Punkt zu: ‚Mann mag Frau, und versucht ihr das verschlüsselt zu sagen, und Frau mag Mann, und versucht das ebenfalls verschlüsselt rüber zu bringen. Der andere sollte es merken, dass man … aber es sollte immer schön eine zweite Möglichkeit, eine zweite Türe, offen bleiben. Auf den Mund gefallen waren sie beide nicht. Das Gewitter war dabei völlig in den Hintergrund getreten.

Schließlich lachte Klaus bei einer ihrer Bemerkungen laut auf. Sein Herz hüpfte vor Freude über ihre Reaktionen. Ihres hüpfte auch und lief auch auf Höchsttouren. Sie bebte vor Erregung, ihr Herz raste und das Atmen fiel ihr sonderbarerweise immer schwerer, obwohl ihre Gedanken und Gefühle mittlerweile nicht mehr vom Gewitter vorrangig beeinflusst wurden. So zweideutig und doch eindeutig hatte sie sich noch nie mit einem Menschen unterhalten. Es war etwas völlig Neues für sie und es gefiel ihr unheimlich bei diesem Mann. Alles in ihr wollte es und mit nichts dachte sie mehr daran, dass sie ja eine Nonne war und solches Reden und Gedanken deshalb ja völlig unvorstellbar waren.

„Das mit der Sympathie beruht übrigens auf Gegenseitigkeit, wie Sie vielleicht schon ein klein wenig bemerkt haben, Frau Bettnachbarin, wenn ich es einmal ganz vorsichtig und unverdächtig ausdrücken darf? Heuchler und auch noch ein Scheinheiliger, iiiich? Das bin ich ganz bestimmt nicht. Ich tue keiner Fliege etwas zu leide, geschweige denn einem kleinen, schwachen Mädchen wie sie. Mein Gott, da müsste ich mich ja wohl der Sünden fürchten …!“ Mit einem Lachen sah sie ihn über die Schulter an. Bisher hatte sie es ständig vermieden, endlich einmal zu erwähnen, dass sie ja Klosterschwester war. Eigentlich hätte sie das schon längst tun müssen. Irgendetwas in ihr hatte sie davon abgehalten. Es war vermutlich die Befürchtung, dass dann dieses so faszinierende Spiel, das ihr bisher unbekannt geblieben war, abrupt zu Ende sein konnte. „Trotzdem“, dachte sie, „Ich muss es irgendwo mit einflechten. Das geht so einfach nicht weiter. Das darf ich nicht verschweigen .“ Sie wollte jetzt das Gespräch darauf hinlenken und es gelang ihr schlau. Lachend sagte sie: „Den lassen Sie mal schön aus dem Spiel. Sie, und der Sünden fürchten? Das glaube ich niemals. Sie sind bestimmt gegenüber Frauen ein ganz ein Schlimmer, und zwar ein ganz ein großer Schlimmer, ein kleiner Schlawiner, bei dem die Frauen gut aufpassen müssen. Irgendwie spüre ich das, und mein vorzüglicher Instinkt für männliche Wesen sagt mir das auch eindeutig. Wissen sie, auch in einem Kloster liest man Zeitungen, kennt die Medien und hat natürlich tagtäglich auch mit Männern zusammen zu arbeiten. Ganz weltfremd sind wir also bestimmt nicht, auch wenn nab das draußen vielleicht oft so meint, und wir im Kloster in Demut, Gehorsam, Armut und in absoluter Keuschheit leben …!“

„Keuschheit, wieso Kloster, wohnen sie dort? Niemand muss in Keuschheit leben, warum auch? Das ist doch weltfremd, wenn man gegen die menschliche Natur lebt. Tiefstes Mittelalter ist das. Ohne die Sexualität gäbe es keine Menschheit mehr. Die ist doch nichts Schlechtes, abgesehen von den perversen und verbrecherischen Praktiken. Außerdem macht sie unheimlich Spaß, ist was Schönes, zumindest für die Männer. Frauen sehen das bestimmt oft ganz anders. Ich war noch nie keusch und werde es hoffentlich auch nie sein, höchstens wenn man mir das Werkzeug dafür wegnehmen würde.“ Sie hörte es richtig, dass er dabei ganz unverschämt grinsen musste.

„Dann passen Sie mal schön auf. Ganz einfach, ich bin eine Klosterschwester …!“

„Was sind sie? Nein, das glaube ich nicht, eine Nonne, so ein richtiger schwarz gekleideter Vogel, so ein Pinguin? Sie leben in einem Kloster“ entfuhr es ihm lachend ganz impulsiv. „Entschuldigung! Ich wollte sie nicht verletzen. Das kann ich mir nicht vorstellen, niemals! Dafür sind sie viel zu hübsch, zu reizend, zu liebenswert, zu attraktiv … Mir fehlen einfach dafür die Worte, so entsetzt bin ich. Warum hat man sie denn da eingesperrt, in dem Kloster?“

„Papperlapapp … mein Lieber … ich dürfte solchen Reden gar nicht zuhören! Außerdem konnten sie mich ja noch gar nicht richtig sehen …!“

„Sehr schade, sehr, sehr schade, wäre sicher ganz schön, na ja … Einem Mann reichen da aber auch minimalste Eindrücke … und da gab es ja schon etliche, die einem den Blutdruck etwas steigern konnten, wie sie wissen …!“ grinste er.

„’Minimalste Eindrücke’, das kann ich mir denken. Euch Männern reicht es doch schon, wenn ihr wisst, dass neben euch eine Frau liegt. Und wenn dann noch die richtige Oberweite, und so weiter und so weiter dazu kommt, dann wandert das ganze Gehirn bei jedem Mann zwischen die Beine!“ Sie lachte dabei und freute sich über ihre eigene Schlagfertigkeit. „Tja, mein Lieber, ich bin eine Nonne, und lebe seit fast zwanzig Jahren in einem Kloster, seit meinem achtzehnten Lebensjahr ganz genau. Und ich bin es sehr gerne, ich bin dort glücklich und zufrieden, trotz Demut, Keuschheit, Armut, Gehorsam und viel, viel Beten …!“

„Zwanzig Jahre, nur hinter Klostermauern, so hübsch, so schön und aufregend wie sie sind? Das glaube ich einfach nicht. Das darf doch nicht wahr sein. Da müssen sie aber viel angestellt haben, dass man sie so hart bestraft und eingesperrt hat. Keusch müssen sie auch sein? Das ist ja furchtbar. Also ich könnte das niemals. Das mit dem Beten könnte ich ja gerade noch, wenn es nicht zu viel wird. Aber den Gehorsam, da hätte ich so meine liebe Not. So, so, Keuschheit, und wieso dürfen sie dann so alleine auf den Bergen hier herumlatschen, nachts sich zu fremden Männern ins Bett legen, und ihnen Verstand und die gesamte Gefühlswelt ziemlich heftig durcheinander bringen? Oder gilt die Keuschheit nur hinter den Klostermauern, wo sowieso keine Männer sind?“ meinte er lachend im scherzhaften Tonfall. Es entstand für etliche Sekunden eine Pause.

Angela musste nachdenken und durchschnaufen. Es fehlte ihr die Luft. Ihre Gedanken überschlugen sich förmlich. Ihre Gefühle liefen sowieso schon auf Maximal. Sie wusste nicht mehr so recht, was sie denken sollte „Das klingt mir alles schon wieder viel zu gefährlich, das ist viel zu gefährlich, viel zu nahe, viel zu persönlich, viel zu … Ich spiele doch hier mit Streichhölzern, hab längst ein Feuer in Gang gesetzt. Ich muss es stoppen, sofort austreten, sonst …!“ Überdeutlich fühlte sie, dass sie solchen Gesprächen, diesem komischen Knistern in der ganzen Atmosphäre, hier jetzt wirklich nicht mehr gewachsen war. Sie fühlte sich der Situation und diesem Menschen da total hilflos ausgeliefert und dachte „Wir rasen da auf etwas zu, was ich nicht kenne, mit dem ich nichts, rein gar nichts, anfangen kann …!“ Und sie spürte, dass sie schon wieder, oder besser noch mehr, die Kontrolle über sich selbst und die ganze Situation sowieso verloren hatte. Dieser nette Kerl da hatte längst ihren Kopf und die Reaktionen ihres Körpers total zu beherrschen begonnen. „Das Ganze gefällt mir aber doch auch sehr, sehr … macht richtig Spaß … ist schön und aufregend … Es ist nur leider sehr viel mehr, als ich darf und gut für mich ist“ dachte sie aber auch für ein paar Sekunden.

Sie durfte seine Bemerkung nicht scherzhaft verstehen und entgegnete ihm schroffer, als sie es wollte. Es sollte nur eine Spur beleidigt klingen. Er fand es nur süß, als sie sagte „Wenn sie meinen, ich kann ja auch im Stall übernachten. Dann können sie ungestört schlafen und brauchen nicht zu fürchten, dass jemand Ihre unanständigen Gedanken und unbeherrschten Gefühle fördert. Das wollte ich bitte auch nicht …!“

Er machte auf der gleichen Welle unbeirrt weiter und ging gar nicht darauf ein. Er flüsternd jetzt ganz nah an ihrem Ohr und sagte „Und wer soll dich denn dort vor dem Unwetter beschützen? Es ist aber schön, unanständige Gedanken und unbeherrschte Gefühle zu haben, vor allem, wenn es eine solche Ursache ist, wie du es bist. Es war ein Scherz, Schwesterlein. Das bist du doch? Muss ich doch zu dir sagen, oder? Bitte nimm es auch so auf und sei jetzt nicht beleidigt. Ich mein es wirklich nur ganz lieb und sag nur die Wahrheit. Ich kann doch dir gegenüber nicht einfach lügen. Eine Klosterschwester belügen, ja niemals könnte ich das. Außerdem lass ich dich ganz einfach nicht mehr aus. Ich kann dich doch nicht schutzlos dem Gewitter aussetzen …!“

Sie wollte seine Zwischentöne gar nicht hören und bemühte sich möglichst nüchtern zu klingen, wenngleich für ihn ihre unglaubliche Aufregung, die Aufruhr in ihrem ganzen Körper, unüberhör- und fühlbar war. Ihre Stimme zitterte förmlich, als sie laut flüsternd im bestimmenden Ton ihm zu antworten versuchte „Ja, mein Lieber, das bin ich, eine Klosterschwester. Hat der kleine Junge das jetzt endlich kapiert, oder muss ich Dir noch näher erklären, was Keuschheit, Armut, Demut, Gehorsam und Gebet bedeuten? Ich bin daran gebunden, und zwar für mein ganzes Leben, verstehst du? Da gibt es keine Ausnahmen. Außerdem bin ich bestimmt etliche Jährchen älter als du, mein Junge. Ich habe nämlich schon vor fünfzehn Jahren meine ewigen Gelübde abgelegt. Und ich gedenke sie auch nicht zu brechen, nur weil du zufällig in einer besonderen Situation an meinem Rücken liegst und zufällig auch noch ein Mann bist …!“ Nach ein paar Sekunden Pause fuhr sie fort „Wenn auch scheinbar ein, na ja … aber, lassen wir das besser …!“ Die letzten Worte klangen schon fast schmollend, sehr leise und sehr versöhnlich. Sie lächelte dabei.

Es war ein ganzes Gebirge, das ihm jetzt vom Herzen fiel. Er dachte „Sie mag mich also scheinbar auch und ist nicht mehr verärgert!“ Sein Herz jubelte „Und sie hat es doch tatsächlich nicht einmal bemerkt, dass sie auf mein absichtliches ‚Du’ sofort eingegangen ist …!“

Er täuschte sich. Sie hatte es sehr wohl bemerkt. Sie konnte nicht mehr anders. Sie wollte es jetzt auch, das Spiel mit dem Feuer. Ihre Hemmschwelle war bereits sehr weit unten. Sie tat es aus der totalen Emotionalität der Situation heraus und nicht bewusst. Es passierte ihr einfach so. Unbewusst hatte die Frau, die Angela in ihr die Schwester Margareta vollkommen ausgesperrt und komplett die Regie über ihre Gedanken und Gefühle übernommen.

„Und als Schwesterlein heißt du dann wohl ‚Margareta’. Der Name gefällt mir, klingt aber etwas nüchtern! ‚Angela’ passt viel besser zu dir …!“

„Findest du wirklich …?“

„Ja, finde ich … Weißt du, da kann man so schöne zärtliche Varianten daraus machen, ich meine jetzt natürlich nur gedanklich, meine ich …!“

„Aha, natürlich, nur gedanklich … meinst du. Versteh ich ja … Aber wieso zärtlich … die kenne ich ja gar nicht …? Was sind denn das für welche …?“ fragte sie spitzbübisch leise lachend fast schon zärtlich.

„Na ja, also ich würde dich ja, natürlich nur als Beispiele und rein theoretisch gemeint, wie gesagt, bitte, es soll wirklich nur ein Beispiel sein. Also ich, ich würde dich ja nur ‚mein Engelchen’, mein Engel, oder ‚Gelilein’, oder ‚Gelimaus’, oder auch „meine kleine Angelique“, meine „süße, kleine, reizende, liebenswerte, wunderbare, geliebte Angela nennen. Stopp, Pardon, das letzte Attribut ist mir jetzt so rausgerutscht, einfach so aus dem Herzen heraus und dann über die Lippen gesprungen … das ist mir aber jetzt schon etwas peinlich …!“ Sie lächelte dabei irgendwie sehr glücklich. Klaus fuhr nach ein paar Sekunden fort „Das klingt doch wunderschön, findest du nicht …? Mir gefällt es auf jeden Fall prima. Alle Namen und Attribute … vor allem auch das letzte Attribut … das ist für mich ja das schönste und treffendste, passt genau zu meinen Empfindungen …!“

Angela wusste natürlich sehr genau, was er damit meinte, fragte aber lächelnd leise nach „Das hab ich überhört, was war das denn noch mal …?“

„Ach ja, das ‚geliebte’ war das. Gefällt mir wirklich bei dir am besten. Wie das klingt ‚meine geliebte, kleine Angela’, oder ‚mein über alles geliebter, wunderbarer Engel’, oder mein ‚geliebtes, süßes Engelchen’ und so … Ich glaube, du bist auch ziemlich hübsch, ein sehr attraktives Mädchen, richtig aufregend bist du, um mal ein dafür gängiges Wort nicht auszusprechen, wenn ich das in aller gebotenen Sachlichkeit einfach so sagen darf?“

„Was du so alles weißt? Klingt ja nicht schlecht. Na ja, mein Lieber, und das weiß der Junge wirklich alles in wenigen Minuten, obwohl du mich gar nicht kennst? Was ist denn das für ein komisches Wort, das du vermeiden wolltest, aber angeblich so unheimlich treffend sein soll, kannst doch sagen, oder ist es was ganz Ordinäres …?“ Sie wusste natürlich ganz genau, was er da nicht sagen wollte. Er meinte bestimmt ‚geil’. Sie empfand eine diebische Freude, dieses Spiel mit den Worten in die pikante Richtung weiter zu treiben. Jetzt musste er ja Farbe bekennen, dieser freche, liebe Kerl.

Klaus sagte es ihr „Wenn du meinst. Sei mir aber hinterher bitte, bitte nicht böse, wenn ich dir jetzt ganz unverblümt meine Gedanken offenbare.“ Angela sagte leise „Bin ich nicht“ und Klaus fuhr leise fort „Du bist die geilste und schönste Frau, die mir jemals in meinem Leben begegnet ist, Angela. Alles an dir ist faszinierend, alles, wirklich alles … dein Körper, dein Gesicht, deine Augen, dein Mund, deine Haare, dein Lächeln, deine Stimme, dein Lachen, deine Hände, selbst dein Weinen und Aufjuchen, alles, einfach nur alles …!“

Für Sekunden blieb ihr die Luft weg und es war Stille. Man hörte nur das Brausen des Sturmes. Er dachte, dass er jetzt zu viel gesagt hatte. Dem war nicht so. Angelas Herz machte seltsamerweise sogar riesige, freudige Luftsprünge. Leise flüsterte sie hörbar unter Atemnot „Du hast mich doch noch gar nicht gesehen. Ich bin nämlich furchtbar hässlich, sehe aus wie eine Hexe. Ganz hässlich bin ich. Und sehr böse bin ich auch, zänkisch, hinterhältig und gemein. Außerdem, du scheinst das ja bestens zu können, du Schlimmer, kleinen unbedarften Mädchen dick den Honig auf das Brot zu schmieren. Du hast ja ziemlich schnell gleich den richtigen Schmus für mich aus dem Hut gezaubert, wirklich gekonnt, mein Lieber. Das machst du doch wohl bestimmt nicht zum ersten Mal? Hört sich aber schön an. Das hat noch nie jemand so zu mir gesagt. Und seltsamerweise glaube ich dir das auch noch alles …!“ meinte sie in einem fast schon zärtlichen Tonfall und lächelte ihn an.

„Ich meine schon, was ich sage … mein lieber, kleiner, so unvorstellbar bezaubernder Engel …!“ Er hob etwas die Stimme, als er nach einer Sekunde hinzufügte „...mein geliebtes, kleines Engelchen … Ich hab so was bisher außer dir noch zu keiner Frau gesagt, zu keiner einzigen. Von Liebe war da noch nie die Rede. Es gab noch nie die Frau, zu der ich sowas hätte sagen wollen, im Gegensatz zu dir …!“ Er ließ seine Worte ein paar Sekunden so im Raum stehen, wusste vor Aufregung selbst nicht mehr, wie es jetzt weiter gehen konnte. Hörbar aufgeregt redete er weiter „Das klingt nicht nur gut … mein liebes Engelchen, es stimmt und passt auch wunderbar, ganz exakt … wenn du das bitte, bitte erlaubst, dass ich das so sage …!“ Er wollte jetzt bei dieser wunderbaren Frau alles oder nichts. Dieses Spiel mit dem schon heftig glühenden Feuer gefiel auch ihm unglaublich. So was hatte er noch nie erlebt, eine solche Spannung, ein solches Knistern und so ein verdammt flaues Gefühl im Bauch. Leise setzte er hinzu „Wenn ich ganz ehrlich bin, fehlen mir ein wenig die Worte, weil es für dich keine angemessene Beschreibung gibt. Eine solch wunderbares Wesen, ein solcher Engel, ist mir nämlich bisher leider noch nie begegnet …!“

Sie sagte leise „Na so was, das hätte ich dir ganz bestimmt nicht zugetraut … Aber, ich erlaube es dir, dass du es so sagst, seltsamerweise sogar sehr gerne …!“

„Doch, es ist wirklich so. Ich dachte immer, dass es eine solch vollkommene Frau, wie du es bist, die ich mir immer ganz genau so erträumt habe, gar nicht geben kann. Ich bin jetzt auch viel zu aufgeregt und zu schüchtern für das, was ich Dir alles sagen möchte.“

Ihr stockte der Atem und eine Sekunde dachte sie „O Gott, wir haben den Punkt, an dem es kein Zurück mehr gibt, längst überschritten. Wenn ich jetzt weiter gehe, ist es vorbei, dann …!“ Sie wusste nicht, was dann kam. Woher sollte sie es auch wissen. Die Margareta in ihr hatte schon seit geraumer Zeit jeglichen Einfluss über sie verloren. Die war überhaupt nicht mehr existent. Die Angela, die Frau in ihr, die diesem Mann und seinen Worten völlig hilflos ausgeliefert war, überschritt ihn nach ein paar Sekunden. Sie flüsterte „Wieso mir sagen, sag es mir doch einfach …!“

Sehnsucht einer Nonne

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