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Kapitel Vier

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Vicky öffnete blinzelnd ihre Augen. Die ersten Sonnenstrahlen fielen unerbittlich in ihr Hotelzimmer. Vicky blickte auf ihre Uhr. Schon zehn Uhr. So lange hatte sie geschlafen? Sie reckte sich behaglich und kuschelte sich noch einmal in ihre Decke. Dann nahm sie ihr Handy und sah sich die gewählten Rufnummern an. Ja, sie hatte vorige Nacht mit Rebecca telefoniert. Also war es doch kein Traum gewesen. Chris hatte sie geküsst.

Vicky schloss wieder die Augen. Sie fühlte sich nicht so richtig wohl. Obwohl sie ungebunden war, hatte sie ein schlechtes Gewissen. Sie schlug ihre Augen wieder auf. Nun gut, jetzt war es nun einmal passiert und daran ließ sich nichts mehr ändern. Außerdem hatte sie keinen wilden Sex gehabt. Das wäre ja noch schöner, dachte sie bei sich, als sich Vicky langsam aus ihrem Bett erhob. Sie zog die Vorhänge zurück und ließ nun das volle Sonnenlicht herein. Die Sonne strahlte so hell am Himmel, an dem kein Wölkchen zu sehen war, dass Vicky augenblicklich wieder guter Laune und voller Tatendrang war. Schnell ging sie Richtung Bad, um sich für den Tag bereit zu machen. Unter der Dusche überlegte sie, was sie am besten heute unternehmen sollte. Auf gar keinen Fall würde sie nach Palma fahren und dort vielleicht Chris über den Weg laufen. ›Nein, das wäre überhaupt keine gute Idee. Also‹, beschloss sie, ›fahre ich logischerweise ans andere Ende der Insel. Richtung Port de PollenVa‹. Dort würde sie hoffentlich nicht Gefahr laufen, Chris oder Teresa zu treffen.

Nach einem kurzen Frühstück setzte sich Vicky in ihren Wagen und fuhr an Palma vorbei auf der Autobahn Richtung Norden. Sie fuhr weiter nach Alcúdia und machte dort einen kurzen Stopp, um sich die Beine ein wenig zu vertreten. Vicky kaufte sich ein Sandwich und etwas zu trinken und suchte sich ein sonniges Plätzchen. Als sie sich gerade setzen wollte, klingelte ihr Handy. Es war Lara.

»Hallo, Lara. Das ist ja schön, dass du mich anrufst«, begrüßte Vicky ihre Freundin.

»Ich habe ja schon die tollsten Geschichten von dir gehört«, sagte Lara lachend.

»Oh, nein«, gab Vicky kleinlaut zurück. »Du hast schon mit Becky gesprochen. Dieses alte Klatschweib kann auch nichts für sich behalten«, regte sie sich künstlich auf. »Du weißt, wie ich das meine, nicht wahr, Lara?«

»Ja, natürlich, aber erzähl’ mal. Wie ist er denn so?«

»Oh, nein, jetzt hör auf, Lara. Du machst mir ein ganz schlechtes Gewissen. Und da war auch gar nicht viel. Außer einem Kuss.«

»Aber das ist doch schon mal etwas. Kaum lässt man dich drei Tage von zu Hause weg, schon brennst du mit einem Spanier durch.« Lara lachte lauthals.

»Lara, ruf du bitte die Mädels an und erzähl ihnen die Geschichte, denn ich möchte jetzt nicht mit allen darüber reden. Ich weiß irgendwie gar nicht, wie ich damit umgehen soll. Eigentlich bin ich ja alt genug, aber ich weiß gar nicht mehr, was ich will oder wollte.« Vicky seufzte laut.

»Vicky, du musst dir nicht so einen Kopf machen. Du bist ungebunden und musst keinem Rechenschaft darüber ablegen, was du tust. Du hast auch keine Kinder, an die du bei irgendeiner Entscheidung denken musst. Es ist dein Leben! Ich könnte das niemals tun, auch wenn ich es wollte, aber ich habe z.B. zwei süße kleine Kinder, die ihre Eltern brauchen und nicht eine flippige Mama, die meint, irgendwelchen Männern hinterher zu stellen.«

»Klagst du mich jetzt an?«, fragte Vicky verunsichert.

»Nein, auf gar keinen Fall. Aber ich könnte nicht so handeln wie du.«

»Jetzt sag bloß, dass deine Ehe nicht in Ordnung ist.« Vicky horchte auf. Was waren denn das für Töne von ihrer Freundin? So hatte Lara noch nie gesprochen.

»Ach Vicky, was soll ich dir sagen? Momentan läuft es einfach nicht so gut. Martin ist viel unterwegs und kann sich kaum noch um die Kinder kümmern. Und ich sitze hier mit meinem Halbtagsjob, den Kindern und dem Haus und weiß kaum, wie ich alles unter einen Hut kriegen soll, geschweige denn, dass ich einmal ein paar Stunden für mich habe. Ich habe das Gefühl, gar nicht mehr ich selbst zu sein. Ich mache alles nur noch für die anderen und für mich bleibt nichts übrig.«

Lara hörte sich auf einmal sehr bedrückt an. Vicky fühlte sich etwas schuldig, weil sie in der letzten Zeit nur mit ihrem Liebesleben beschäftigt gewesen war und alle mit ihrem Fotografen verrückt gemacht hatte.

»Lara, willst du mich nicht für ein paar Tage besuchen kommen? Könntest du die Kinder nicht zu deiner Mutter bringen?«

Lara grübelte. »Ja, mal sehen, ob sich das einrichten lässt. Ein paar Tage Auszeit wären sicherlich nicht schlecht. Vicky, es tut mir leid, dass ich dich damit vollgequatscht habe.«

»Lara, jetzt hör aber bitte auf. Wer hat denn die letzten Monate immer nur geredet? Das war doch wohl ich. Da ist es doch selbstverständlich, dass ich jetzt für dich da bin. Ruf mich an, sobald du weißt, ob du kommen kannst.«

»Ja, das mache ich. Ich werde mich gleich heute Abend darum kümmern. Danke dir.«

Lara legte auf. Vicky blieb noch eine Zeitlang auf der Bank sitzen. Wie selbstsüchtig sie in den letzten Monaten gewirkt haben musste. Aber Lara hatte auch nie den Anschein erweckt, unglücklich zu sein. Sie war ein sehr lebensfroher Mensch, der immer alles möglich machte. Vielleicht war das ihr Fehler. Vielleicht sollte sie einfach öfter ›Nein‹ sagen.

Vicky blickte auf ihre Uhr. Es war bereits ein Uhr. Die Mittagssonne brannte auf ihrer Haut. Vicky stand auf und suchte unter den Bäumen etwas Schatten. Laras Anruf ging ihr nicht aus dem Kopf. Lara war ihre beste und längste Freundin und sie hatte sich ihr vorher nicht anvertraut. War sie so eine schlechte Freundin, dass man sich nicht vertraulich mit ihr unterhalten konnte? Vicky ging langsam zu ihrem Wagen zurück. Mittlerweile stand er in der prallen Sonne.

Als Vicky die Tür öffnete, schlug ihr die Hitze entgegen. Sie stieg ein und öffnete sofort das Verdeck. Die Sonne brannte zwar weiter, dafür war der Fahrtwind sehr angenehm. Vicky fuhr an der Bucht von Alcúdia vorbei nach Port de PollenVa. Sie parkte ihren Wagen am Hafen und ging an der Promenade entlang. Vicky schaute sich einige Boutiquen an und fand sogar etwas zum Anziehen für sich. Dann ging sie am Hafen vorbei weiter den Pinewalk entlang. Hier kamen ihr nicht mehr so viele Leute entgegen. Vicky genoss das herrliche Wetter und blickte auf die Bucht. In der Ferne konnte sie einige Surfer erkennen, die in der Bucht bekanntlich die besten Bedingungen für ihren Sport fanden. Vicky suchte sich einen schönen Platz und setzte sich hin. Dann nahm sie ihren Fotoapparat aus der Tasche. Sie hatte sich vor ihrem Urlaub eine digitale Spiegelreflexkamera gekauft. Es wurde so langsam Zeit, diese auch auszuprobieren.

Sie blickte durch den Sucher und schwenkte die Kamera Richtung Hafen. Beim Anblick der Boote musste sie unwillkürlich an ihren letzten Urlaub mit Paul denken. Paul hatte Schiffen noch nie etwas abgewinnen können und hatte Vicky auch nie verstanden, warum sie immer zum Hafen wollte. Aber der Anblick von Meer und Schiffen gaben Vicky ein Gefühl innerer Ruhe. Sie wusste selbst nicht, woher das kam. Vielleicht lag es auch daran, dass sich Vicky in Deutschland eingeschränkt fühlte. Überall gab es einen gewaltigen Bürokratismus, alles war bis ins kleinste Detail geregelt. Das Meer dagegen war unberechenbar: man war auf das Wetter angewiesen und konnte nicht im Vorfeld bestimmen, wie etwas ablaufen würde. Vicky war einfach nur froh, hier zu sein.

Auf ihrem Rückweg zum Hafen ging Vicky durch die Seitenstraßen zum Marktplatz und setzte sich dort in ein Café. Sie bestellte sich Mandelkuchen mit Vanilleeis. Genüsslich ließ sich Vicky Zeit beim Essen und betrachtete die Fotos, die sie vorhin in der Bucht gemacht hatte. Während sie auf den Display ihrer Kamera schaute, hatte Vicky das Gefühl, das sich ihr jemand näherte. Sie blickte aus den Augenwinkeln nach oben und spürte, wie sich ihr Herz leicht zusammenzog. Es war Joaquín, der auf sie zukam.

»Hallo!« Vicky blickte ihn an.

»Sie fotografieren auch?« Sein Interesse klang nicht sehr überzeugend.

»Ja, was man halt so fotografieren nennt«, gab Vicky zurück. Nur nicht einschüchtern lassen, sagte sie zu sich.

»Und Sie?« Joaquín blickte sie verständnislos an. »Na, fotografieren Sie auch?«, wollte Vicky wissen.

»Ja, doch. Aber nicht mit so einer Kamera.« Vicky verdrehte innerlich die Augen. ›Natürlich nicht mit so einem HighTech-Schnickschnack‹, dachte sie sich.

»Was haben Sie für eine Kamera?«, bohrte sie weiter. ›Na, wenn er nicht reden will, frag ich ihn halt. Vielleicht ärgert ihn das‹.

»Ich zeige sie Ihnen mal«, antwortete Joaquín. Wow, sehr präzise Auskunft. Letzter Versuch.

»Wollen Sie sich vielleicht setzen? Ich wollte mir gerade noch etwas zu trinken bestellen.« Joaquín blickte sich um, als würde er mit jemand anderem verabredet sein. Vicky merkte, wie sie sich langsam von diesem Kerl genervt fühlte. Konnte der denn seinen Mund gar nicht aufkriegen? Statt einer Antwort rückte besagter Kerl einen Stuhl zur Seite und nahm direkt neben Vicky Platz.

»Zeigen Sie mir Ihre Bilder?« Vicky drückte ihm wortlos ihre Kamera in die Hand. Während sich Joaquín die Bilder anschaute, schaute sich Vicky Joaquín an. Er hatte ein sehr markantes Gesicht mit einem sehr ausgeprägten Kinn. Die dunkelblonden, etwas längeren Haare fielen ihm ins Gesicht. Er strich sich ein Strähne hinters Ohr. Vicky fühlte sich seltsam berührt. Irgendetwas strahlte dieser Mann aus, aber sie wurde einfach nicht schlau aus ihm. Glücklicherweise kam in diesem Moment der Kellner.

Joaquín drehte sich zu Vicky um. »Was möchten Sie trinken?«

Vicky überlegte. »Ich nehme einen Cappuccino.«

Joaquín drehte sich zu dem Kellner um und bestellte zwei. Dann blickte er wieder auf Vickys Kamera. Sie hatte doch nur fünfzehn Bilder gemacht. Was konnte man sich denn da so lange ansehen? Endlich blickte er wieder auf.

»Die Bilder sind sehr gut geworden. Sie haben einen guten Blick.«

»Oh, danke, das freut mich«, sagte Vicky erstaunt. Das hätte sie jetzt nicht erwartet.

»Sie könnten noch versuchen, etwas mit der Belichtung und der Brennweite zu variieren, damit nicht immer alles scharf wird. Das gibt dem Bild einen gewissen Reiz.« Joaquín gab ihr die Kamera zurück.

»Ich habe mir die Kamera erst gerade gekauft und muss erst einmal sehen, wie sie funktioniert.«

»Ich wollte Sie nicht kritisieren. Die Bilder sind gut.« Wenn es vorher den Anschein hatte, dass Joaquín langsam ihr gegenüber auftaute, so hatte sie es wieder geschafft, seine Mauer zu errichten. Oh, Mann, bist du blöd, schalt Vicky sich.

»Ich bin übrigens Vicky«, sagte sie.

»Ich weiß.«

»Ich wollte damit nur sagen, dass wir uns duzen sollten, falls Ihnen das recht ist.«

»Ja, klar.«

Vicky nahm ein Tütchen Zucker und schüttete es in ihren Cappuccino, der mittlerweile gekommen war. Hallo, jemand zu Hause? Wie konnte jemand nur so verbohrt sein? Was kann ich nur als nächstes sagen, ohne dass er gleich wieder eingeschnappt ist? Vicky überlegte und überlegte und merkte nicht, dass sie ihren Cappuccino schon seit einiger Zeit umrührte. Joaquín blickte sie an. Schnell legte Vicky den Löffel auf die Untertasse. Sag doch irgendetwas, appellierte sie an sich. Aber ihr fiel beileibe nichts ein.

»Warst du den ganzen Tag hier?«

Endlich! Er hatte das Schweigen gebrochen. Dankbar sah Vicky Joaquín an.

»Nein, ich war erst in Alcúdia und bin dann hierhin gefahren. Ich habe mir vorgenommen, mir ein paar verschiedene Ecken der Insel anzusehen. Hier in dieser Gegend bin ich besonders gern.«

Joaquín blickte sie interessiert an. »Warum gerade hier?«

»Na, das kannst du dir doch denken. Hier ist es nicht so überlaufen. Und es gibt auch nicht diese Fressmeilen und diese anderen Lokale. Das ist nicht so mein Ding.«

»Was ist denn dein Ding?«

»Ich mag es lieber ruhiger, nicht so überlaufen und halt spanischer.«

Joaquín lachte kurz auf. »Kannst du denn spanisch?«, fragte er.

Vicky schüttelte den Kopf. »Nein, leider nicht. Aber ich würde es gern lernen. Nur fehlte mir bis jetzt die Zeit dazu.« Vicky freute sich darüber, dass Joaquín langsam wieder auftaute.

»Und wo hast du so gut Englisch gelernt?« wollte sie wissen.

»Ich habe in den Staaten studiert.«

»Ach ja und was?«

»Kunst und Literatur.«

»Warst du lange dort?«

»Sechs Jahre.«

Da war sie wieder, diese Mauer. Vicky war sich keiner Schuld bewusst, Joaquín absichtlich verletzt zu haben.

»Habe ich etwas Falsches gesagt?«, fragte sie.

»Nein, ich rede nur nicht gern über diese Zeit«, gab Joaquín zurück.

»Entschuldige, das konnte ich doch nicht wissen.« Vicky wollte sich nicht wieder so schnell ins Bockshorn jagen lassen. »Bist du mit dem Wagen hier?«, fragte sie.

»Ja, bin ich«, gab Joaquín kurz zurück.

»Okay. Sollen wir dann zahlen?«, fragte Vicky. Joaquín nickte. Vicky winkte den Kellner zu sich heran.

»Ich möchte gern zahlen, zusammen«, sagte sie. Sie gab dem Kellner das Geld und stand auf. Joaquín erhob sich ebenfalls.

»Was bekommst du für den Cappuccino?«, wollte er wissen.

»Gar nichts.« Vicky lachte ihn an. »Oder darf ich dich nicht einladen?« Und jetzt passierte etwas, was Vicky nie für möglich gehalten hatte. Ein Lächeln huschte über Joaquíns Gesicht.

»Du solltest öfter lachen«, sagte sie. »Das steht dir gut.« Vicky nahm ihre Kamera und ihre Tasche und schob ihren Stuhl zurück an den Tisch. Langsam gingen sie Richtung Hafen.

»Wo hast du geparkt?« Sie drehte sich zu Joaquín um. Er stand gefährlich nahe hinter ihr, so dass sie fast zusammen gestoßen wären. Vicky ging einen Schritt zurück.

»Mein Wagen steht hier gleich in der Seitenstrasse«, antwortete Joaquín. Er blickte zu Boden.

»Okay«, sagte Vicky. »Ich muss zum Hafen. Mein Wagen steht dort auf dem großen Parkplatz. War schön, dass wir uns hier getroffen haben.« Vicky hielt ihm ihre Hand hin.

»Bis bald.«

Joaquín blickte Vicky an. »Wenn du willst, zeig ich dir ein paar schöne Flecken auf der Insel, wo man herrliche Fotos machen kann. Ich glaube, das würde dir gefallen.« Joaquín nahm eine Karte aus seiner Hosentasche. »Hier steht meine Telefonnummer drauf. Ruf mich morgen an, dann können wir etwas für übermorgen ausmachen.«

»Und das macht dir nichts aus?«, fragte Vicky ungläubig.

»Nein, ich muss sowieso noch einige Sachen erledigen. Du kannst mich dann begleiten.«

»Okay, dann ruf ich dich morgen an.«

»Okay.« Damit drehte sich Joaquín um und ging in die nächste Seitenstraße.

Vicky blieb verblüfft stehen. Sollte dieser Bruder doch nicht so unfreundlich sein, wie es auf den ersten Blick geschienen hatte? Und auf was ließ sie sich nun schon wieder ein? Mit dem einen Bruder hatte sie sich geküsst und mit dem anderen Bruder fuhr sie jetzt zu irgendwelchen, vermutlich versteckten Plätzen. Vicky, schalt sie sich selbst, du hast zu viele Bücher gelesen. Wir sind hier nicht im Orient, wo du vielleicht an der nächsten Straßenecke verschleppt werden könntest. Du machst dir zu viele Gedanken.

Vicky beschloss, darüber nicht weiter nachzudenken. Stattdessen fand sie auf dem Rückweg noch eine nette Boutique, wo sie sich Schuhe kaufte. Auch in dieser Hinsicht war sie heute sehr erfolgreich gewesen. Da es mittlerweile schon recht spät geworden war, beschloss Vicky, den gleichen Weg, den sie heute Vormittag genommen hatte, zurückzufahren. So würde sie eine knappe Stunde zum Hotel brauchen.

Bevor sie losfuhr, schrieb sie noch schnell eine SMS an Lara: »Hoffe, es geht dir gut. Bin gerade auf dem Rückweg zum Hotel. Melde mich später bei dir. Vicky.«

Kurz darauf meldete ihr Handy den Eingang einer Nachricht.

»Kann am Freitag fürs WE kommen. Freue mich, Lara.«

Das war doch noch eine super Nachricht. Vicky stellte ihr Radio an und fing an, lauthals mitzusingen. Sie fühlte sich gut. Der warme Sommerwind blies ihr durchs Haar, der Himmel strahlte blau und hier und da waren ein paar Wolken zu sehen. Die Straße war kaum befahren, so dass Vicky gut vorankam. Erst auf der Autobahn hinter Inca wurde es etwas befahrener. Vor Palma beschloss Vicky noch schnell ins Einkaufszentrum zu fahren. Heute wollte sie auf ihrem Zimmer bleiben und sich dort auf den Balkon setzen. Dazu fehlten ihr allerdings noch eine Flasche Wein, Wasser und ein paar Snacks. Nachdem sie alles eingekauft hatte, ging es weiter Richtung Hotel.

Dort angekommen, nahm Vicky eine ausgiebige Dusche. Anschließend schaltete sie den Fernseher ein und schaute Nachrichten. Dann fiel ihr ein, dass sie ja noch mit Lara telefonieren wollte. Sie öffnete die Flasche Rotwein und brachte diese und ihr Essen auf den Balkon. Gemütlich ließ sie sich in einem Stuhl nieder und wählte die Nummer ihrer Freundin.

»Hallo, Lara, ich bin’s, Vicky«, begrüßte sie ihre Freundin. »Ich habe deine Nachricht schon erhalten. Super, dass du kommen kannst. Was machst du mit den Kindern?«

»Die kommen zu meiner Mutter. Martin ist am Wochenende zu einer Tagung weg. Er kann sich also nicht kümmern. Aber meine Mutter hat Zeit. Ist es dir auch wirklich recht, dass ich komme?«, fragte Lara vorsichtig.

»Aber natürlich. Ich habe ein Zimmer mit Doppelbett. Du kannst also hier schlafen. Das wird bestimmt super.« Vicky freute sich, auf ein paar Tage mit ihrer Freundin. »Wann kommst du?«

»Ich komme am Freitag um halb neun morgens an. Ich habe noch einen frühen Flug bekommen«, antwortete Lara.

»Super, dann hole ich dich am Flughafen ab und danach gehen wir so richtig schön in Palma frühstücken. Was hältst du davon?«

»Das hört sich super an.« Lara klang um einiges entspannter als noch heute Vormittag. »Aber was gibt es bei dir Neues? Was hast du heute noch gemacht?«, wollte sie wissen.

»Das darf ich dir gar nicht erzählen. Ich habe mit seinem Bruder Kaffee getrunken. Und er will mir die Insel zeigen.«

»Welcher Bruder? Von dem hast du ja noch gar nichts erzählt. Der Fotograf hat einen Bruder?« Lara klang verdutzt.

»Ja, und eigentlich ist der so komisch. Ich weiß auch nicht. Aber heute Nachmittag war er echt nett.«

»Und da dachtest du dir, mit dem kannst du ja auch Spaß haben?« Lara fing an zu lachen.

«Lara, erzähl nicht so einen Blödsinn«, murrte Vicky zurück. »Ich weiß auch nicht, wie das passiert ist.«

»Ich hoffe, ich störe nicht, wenn ich am Wochenende komme.«

»Ach Quatsch«, winkte Vicky ab. »Ich bin am Donnerstag mit ihm verabredet.«

»Gut, dass ich nur bis Sonntag bleibe. Sonst würdest du ja gar keine Zeit mehr für deine Verabredungen haben.« Lara lachte hörbar.

»Warte mal ab, bis du hier bist«, konterte Vicky. »Wetten, du lernst hier auch einen super Spanier kennen? Ich werde mich darum kümmern.« Nun war es Vicky, die lachen musste.

»Wenn dass mein Martin wüsste, der würde mich gar nicht fahren lassen«, scherzte Lara.

»Wenn er das wüsste, würde er dir hinterher fliegen und um dich kämpfen.« Vicky war richtig in Fahrt.

»Ja, das wäre manchmal gar nicht so schlecht«, gab Lara zu. »Ich freue mich schon sehr auf Freitag. Also, genieß deinen Ausflug mit dem Bruder.«

»Ja, das mach’ ich«, sagte Vicky. »Gute Nacht.«

»Gute Nacht und bis Freitag.«

Herz über Kopf nach Mallorca

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