Читать книгу Schwester. - Nicolas Bjausch - Страница 6
Kaufhaus.
ОглавлениеEs war Esther gelungen, unbemerkt aus dem Schulgebäude zu fliehen. Sie hatte sich beim Fahrradkeller versteckt. Ihre Mutter hatte nur wenige Meter von ihr geparkt, bevor sie direkt an Esther vorbeiging, um sie aus dem Sekretariat abzuholen. Das Timing war perfekt gewesen: Als der Schulgong die Sommerferien einläutete, war ihre Mutter gerade im Schulgebäude. So konnte sie Lukas direkt abfangen.
Lukas hatte keine Ahnung von dem, was in Esthers letzter Schulstunde passiert war. Unbekümmert begrüßte er sie und ging mit ihr, den Arm um ihre Schulter gelegt, in die Innenstadt.
"Hat der Nagel eigentlich irgendwas gemerkt?" fragte Lukas.
"Gemerkt, wovon?" fragte Esther bemüht unschuldig.
"Dass du in der Pause was getrunken hattest", erwiderte Lukas.
"Nee, alles in Ordnung", log Esther. Ihre Betrunkenheit war noch nicht ganz gewichen. Sie gab sich Mühe, sich nichts anmerken zu lassen.
"Warum hast du das denn überhaupt gemacht?" fragte Lukas. "Man muss es ja nicht unbedingt herausfordern, nur weil solche Hirnis wie Bill und Jonas das vormachen."
"War doch nur ein Bier", gab Esther läppisch zurück. "Nichts weiter."
Sie gingen weiter einige Schritte nebeneinander her und kamen zum Bahnhof. Der war schon mehr als einen guten Kilometer weg von der Schule. Hier würde ihre Mutter mit dem Auto garantiert nicht lang fahren.
Lukas sah Esther an. "Wo ist eigentlich dein Schultasche?"
"Hab ich Jenny mitgegeben", sagte Esther. "Ich dachte, wenn wir shoppen gehen, ist die ohnehin nur im Weg."
"Okay", sagte Lukas und fügte hinzu: "Unternimmst du mit deiner Schwester auch mal was in den Ferien?"
Esther sah ihn ungläubig an. "Bist du bescheuert? Mit der blöden Ziege?"
"Blöde Ziege? Ist die denn nicht in Ordnung?"
"In Ordnung, klar, aber wie", höhnte Esther bitter. "Das Püppchen. Immer alles schick und adrett, ein Superzeugnis, das Wunderkind am Klavier und natürlich auch das Mädchen mit dem besten Aufsatz, das unsere exquisite Schule für ganz Deutschland repräsentieren darf. Geht mir dermaßen auf den Zeiger, diese arrogante Kuh."
"Hätte ich nicht gedacht", gab Lukas zu. "Ich finde, sie wirkt eigentlich sehr sympathisch."
"Klar, sie kann sich fantastisch verkaufen", erwiderte Esther. "Manchmal denke ich, sie macht immer auf Miss Perfekt, nur um mich wie eine Versagerin daneben stehen zu lassen."
"Übertreib mal nicht", bemerkte Lukas schnippisch. "Bist du da nicht ein bisschen empfindlich?"
"Ach, keine Ahnung", gab Esther zurück. "Aber ich kann einfach nicht mehr. Immer nur Jenny, Jenny, Jenny. Die tolle Jenny."
"Lass dir doch davon nicht das Leben verhageln", ermunterte Lukas sie. "Du kannst dafür auch Sachen, die sie nicht kann?"
"Was denn?" fragte Esther.
Sie durchquerten den Torbogen, hinter dem die alte steinerne Brücke über die Garthe führte, die quer durch die Stadt floss. Hier begann das Zentrum der Altstadt von Schwarzen. Die Fußgängerzone war mit Kopfsteinpflaster belegt. In den Fachwerkhäusern rechts und links waren Läden untergebracht. Die Fußgängerzone führte genau auf das alte Schloss zu. Ein moderner, großer grauer Neubau lag auf der rechten Seite. Darunter war das Parkhaus der Stadt, darüber ein Einkaufszentrum, in dem neben einem Fitnessstudio, einer Bank und einigen kleinen Geschäften auch das Kaufhaus Herschel lag.
"Ich will meine Kappe bei Herschel kaufen", sagte Lukas. "Komm."
Sie fuhren mit der Rolltreppe in die zweite Etage des Kaufhauses. Hier war die Sportabteilung. Lukas brauchte nicht lange, um sich eine Kappe auszusuchen. Er hatte sich schon genau vorgestellt, was er kaufen wollte.
Sie fuhren wieder nach unten. Es roch süßlich nach Parfum, als sie im Erdgeschoss ankamen. Der Weg zum Ausgang auf den Hauptmarkt führte direkt durch die Kosmetikabteilung. Vor einem Regal mit Lippenstiften blieb Esther stehen. "Meine Güte", entfuhr es ihr. "Schau dir an, wie teuer dieser Kram ist."
"Ja und?" fragte Lukas. "Ich find's gut, dass du so ein Zeug nicht benutzt. Natürliche Mädchen gefallen mir besser."
"Jenny benutzt so ein Zeug", entgegnete Esther. "Vielleicht ist ja das das Geheimnis ihres Erfolges."
"Ja, ganz sicher" grinste Lukas. "Jetzt komm, wir können ja noch irgendwo eine Portion Fritten essen."
"Augenblick mal", hielt Esther ihn zurück und legte ein bisschen von dem Lippenstift auf, der zur Probe vor einem kleinen Spiegel am Regal lag. Sie schaute ihn mit gespitzten Lippen an und klimperte mit den Augenbrauen. "Na, was sagst du?"
"Ich sage: 49 Euro!" lachte Lukas. "Schwachsinn, für so etwas so viel Kohle hinzublättern."
"Stimmt", sagte Esther und legte den Lippenstift zurück.
"Gut", sagte Lukas. "Gehen wir?"
"Augenblick", erwiderte Esther und kniete sich hin. "Ich muss mir meine Schnürsenkel neu binden."
Während Esther ihren Schuh band, schaute Lukas sich kurz um. Lidschatten, Nachtcremes, Wimperntusche - hier war absolut nichts, was ihn interessierte. Esther stand wieder auf. "So, wir können."
"Schön, auf zu den Fritten", sagte Lukas gut gelaunt und legte den Arm um Esthers Schultern. Dann gingen sie auf den Ausgang zu. Kurz bevor sie die gläserne Tür erreicht hatten, sagte plötzlich eine dunkle Stimme hinter ihnen: "Hallo? Stehenbleiben."
Lukas fuhr herum und brachte Esther so zum stehen. Hinter ihnen stand ein glatzköpfiger Mann in einem dunkelblauen Anzug. Er blickte Esther an. "Hausdetektiv. Bitte packen Sie Ihre Hosentasche aus."
Als Esther protestieren wollte, sagte der Hausdetektiv: "Kein Theater. Ich habe alles gesehen."
Entgeistert blickte Lukas seine Freundin an.
"Ich habe überlegt, ob ich euren Vater anrufe", sagte Frau Weber und ging aufgeregt im Wohnzimmern mit den großen Fenstertüren zum Garten auf und ab. "Der wäre ausgeflippt, wenn er das gehört hätte. Esther betrunken im Unterricht! Was hat sie sich dabei gedacht?"
"Mama, ich glaube, Esther war frustriert", versuchte Jenny die Situation zu erklären. "Das mit der Versetzung... und der Nachprüfung?"
"Ist das vielleicht eine Entschuldigung?" fragte Frau Weber.
Hastig schüttelte Jenny dem Kopf. "Natürlich nicht. Das liegt nur an diesem Lukas... und seinen bescheuerten Freunden. Von alleine wäre sie doch nie auf die Idee gekommen."
"Sie wird richtig Ärger kriegen", warnte Frau Weber. "Dass sie dann auch noch einfach abhaut. Wir können hier auch ganz andere Seiten aufziehen."
Jenny dachte nach. Sie wollte nicht, dass Esther hart bestraft werden würde. Sie wusste ja, dass es bestimmt nicht einfach war für sie. Jenny flog alles zu, das war schon immer so gewesen. Aber ihre Schwester, die nur wenige Minuten jünger war als sie, musste sich immer alles erkämpfen. Und meistens scheiterte sie dabei. Was sollte Jenny tun? Sie konnte ja nicht nur Esther zuliebe ihren Erfolg zurückschrauben. Wenn Esther doch auch nur mal ein richtiges Erfolgserlebnis haben würde! Aber mittlerweile war es so weit, dass sich Esther schon allein den Versuchen gegenüber versperrte. Wenn Jenny zum Beispiel an den 70. Geburtstag ihres Großvaters dachte - die Eltern hatten die Zwillinge gebeten, zusammen au der Geburtstagsfeier zu musizieren, Jenny am Klavier und Esther auf der Gitarre, die sie wirklich gut beherrschte. Aber Esther hatte sich verweigert. Sie wollte nicht vor den ganzen Verwandten und Bekannten spielen. Es war ihr peinlich, sie hielt sich für nicht gut genug. So hatte schließlich nur Jenny auf dem Flügel ein Stück von Chopin gespielt. Alle Gäste waren begeistert gewesen und hatten Jenny zu ihrem Talent gratuliert.
Das Telefon läutete. Frau Weber unterbrach ihre Schimpftirade auf Esther und hob ab. "Weber?"
Jenny sah am Gesicht der Mutter, das irgendetwas nicht stimmte. "Aha. Aha. Gut, ich komme gleich. Vielen Dank."
Aus den knappen Worten war nicht viel zu entnehmen. Darum erwartete Jenny mit Spannung, was die Mutter zu sagen hatte, als sie den Hörer auf das Telefon zurückgelegt hatte. "Was ist los?"
"Esther", sagte Frau Weber nur. "Sie hat im Kaufhaus einen Lippenstift geklaut. Sie ist erwischt worden."
Jenny begleitete ihre Mutter nicht ins Kaufhaus Herschel, um Esther dort abzuholen. Sie musste zur Klavierstunde. Auf dem Weg von der Musikschule zum Supermarkt, wo sie Lea und Ella treffen wollte, hatte sie ein schlechtes Gewissen: Konnte sie wirklich unbehelligt einen schönen ersten Feriennachmittag mit ihren Freundinnen am See verbringen, während ihre Zwillingsschwester zuhause wahrscheinlich das Donnerwetter ihres Lebens erleben würde? Musste sie ihrer Schwester nicht vielleicht wenigstens ein bisschen beistehen?
Aber die hochstehende Junisonne verwehte diese Gedanken schnell aus Jennys Kopf, als sie im Bus zum Supermarkt saß. Schließlich hatte Esther sich selbst in diese dämliche Lage gebracht - sich in der Schule zu betrinken und dann auch noch zu stehlen und zu allem Überfluss auch noch erwischt zu werden, dazu gehörte schon eine ganze Menge Dummheit. Auch wenn Esther ihr leid tat - irgendwie -, wollte Jenny sich diesen Nachmittag nicht vermiesen lassen.
Das "Donnerwetter" war noch massiver als befürchtet: Als Jenny am frühen Abend nach einem spaßigen Nachmittag am See mit Lea, Ella und ein paar Jungs aus ihrer Klasse nach Hause kam, hörte sie schon beim Öffnen der Haustür das Gebrüll ihres Vaters. Er war erst vor kurzem aus seiner Firma gekommen. Seine Frau hatte ihm sofort erzählt, was Esther sich heute geleistet hatte. Betrunken im Unterricht, das war schon schlimm genug. Aber Diebstahl - das war der Gipfel! Der erste Satz, den Jenny aus dem Flur von ihrem Vater hörte, war: "Ich schäme mich für dich!"
Vorsichtig schob Jenny die angelehnte Tür auf und trat leise in das große Wohnzimmer. Esther saß auf der Couch, das Gesicht in die Hände vergraben. Die Mutter stand hilflos daneben, während der Vater aufgebracht hin und herlief.
"Nie im Leben hätte ich damit gerechnet, dass es so weit kommt!" schrie Herr Weber. "Stehlen! Du wirst die Konsequenzen dafür tragen, hörst du?"
Esther antwortete nicht.
Die Mutter warf Jenny einen Blick zu. Jenny konnte ihn nicht deuten.
"Warum klaust du?" fragte Herr Weber seine Tochter. Als sie nicht antwortete, schrie er laut: "Warum stiehlst du? Warum musst du einen Lippenstift klauen? Euch fehlt es hier an überhaupt nichts, aber wirklich überhaupt nichts!"
"Darum geht es doch überhaupt nicht!" schrie Esther plötzlich zurück.
"Worum geht es denn dann?"
Erst jetzt hatte Esther bemerkt, dass Jenny das Wohnzimmer betreten hatte. Sie sah sie nur kurz an, dann vergrub sie ihr Gesicht wieder in ihre Hände.
"War das das erste Mal?" Herr Weber stand mit verschränkten Armen vor seiner Tochter.
Esther schwieg.
"Ich rede mit dir! War das das erste Mal? Oder hast du schon öfter was mitgehen lassen?"
Esther schüttelte den Kopf. "Nein."
"Fällt mir schwer, das zu glauben."
"Papa, Esther hat bisher noch nicht geklaut", sagte Jenny zaghaft. "Bestimmt nicht."
Ihr Vater drehte sich um. "Und woher weißt du das?"
Jenny zuckte die Achseln. "Keine Ahnung. Ich weiß es halt."
"Komm", sagte Herr Weber und zog Esther am Arm von der Couch. "Wir gehen in dein Zimmer?"
"Wieso das?" fragte Esther.
"Erstens, weil du dort ohnehin die nächsten Tage verbringen wirst, zweitens will ich mal in deine Schubladen schauen."
"Papa", sagte Esther leise. "Ich habe bisher noch nichts geklaut, ehrlich."
"Dann wird es dir ja wohl auch nichts ausmachen, wenn wir mal einen Blick da hineinwerfen."
Esther ging voran. Der Vater folgte ihr aus der Wohnzimmertür.
Frau Weber folgte. Jenny hielt sie auf. "Mama, Esther hatte wahrscheinlich einen totalen Scheißtag. Aber du glaubst doch nicht, dass sie öfter klaut?"
Ihre Mutter legte ihr sachte die Hand auf die Schulter. "Ich weiß es nicht, Kind. Aber bei dem, was sie sich heute geleistet hat, kann ich es deinem Vater nicht verdenken, dass er ihr nicht vertraut."
"Vertraust du ihr?"
Frau Weber sah sie nachdenklich an. "Ich weiß es nicht. Gerade fällt es mir schwer."
"Mach die Schubladen auf", sagte Esthers Vater und deutete auf ihren Nachttisch.
Widerwillig zog Esther die obere Schublade auf. Bücher, Taschentücher, ihre Allergietabletten, ihre Zahnspangendose - nichts, was auf einen Diebstahl hinweisen konnte. In der zweiten Schublade lag ihr Tagebuch. Einen Moment fürchtete Esther, ihr Vater würde verlangen, einen Blick in das Buch zu werfen. Aber wenigstens diese Grenze konnte er in seiner Rage einhalten.
"Die untere Schublade", forderte ihr Vater.
Mittlerweile waren auch ihre Mutter und Jenny im Kellerraum eingetroffen. Jenny blieb an der Tür stehen.
Esther öffnete die Schublade. Darin waren ein paar abgelegte Schulsachen und --
"Was ist das?" fragte ihre Mutter und deutete auf eine kleine aufgerissene Schachtel. Herr Weber beugte sich vor und zog die Schachtel heraus. "Kondome?"
Esther starrte erschrocken auf die Schachtel und stammelte: "Aber das sind gar nicht meine."
"Schläfst du mit diesem Kerl?" fragte Herr Weber und hielt ihr das angebrochene Päckchen mit den Kondomen entgegen.
"Nein, ich--"
Jenny fragte sich, ob Esther tatsächlich die Wahrheit sagte. Vor einigen Wochen, als die Wogen zwischen den Zwillingsschwestern noch glatt waren, hatte Esther ihr gestanden, dass sie zumindest daran dachte, mit Lukas zu schlafen.
"Du bist fünfzehn!" meckerte Frau Weber los.
"Ja, und?" schrie Esther wütend zurück.
"Wie alt ist dieser Lukas, neunzehn?" fragte der Vater.
"Ja, ist das wichtig?" fragte Esther erbost zurück. Dann besann sie sich auf das Kondompäckchen. "Trotzdem gehören mir diese Kondome nicht. Und ich schlafe nicht mit Lukas."
Herr Weber sah sie leicht spöttisch an. "Wie zum Teufel soll ich das jetzt noch glauben?"
"Ach, glaub es oder nicht", sagte Esther wütend und warf sich auf ihr Bett.
"Muss es denn ausgerechnet dieser Lukas sein?" fragte Frau Weber.
"Was heißt 'ausgerechnet dieser Lukas'?" zischte Esther zurück. "Was ist denn verkehrt an ihm?"
"Erstens, er ist neunzehn", sagte Frau Weber. "Zweitens will ich nicht, dass meine Tochter mit so einem Rüpel wie diesem Typen durch die Gegend zieht."
"Und woher weißt du, dass er ein Rüpel sein soll?" fragte Esther.
Frau Weber deutete auf Jenny. "Jenny hat uns ziemlich genau erzählt, was für ein Typ das ist."
Jenny sah beschämt zu Boden. Jetzt wurde sie auch noch zum Sündenbock gemacht.
Mit funkelnden Augen blickte Esther ihre Schwester an. "Und ihr glaubt einfach alles, was Jenny so mir nichts, dir nichts erzählt?"
"Na, hat er dich nicht heute früh zum Trinken verführt?" fragte Frau Weber.
"Das war nicht er, das waren seine Freunde."
Herr Weber lachte bitter. "Na, dann. Die sauberen Freunde vom Unschuldsengel Lukas."
"Glaubt doch, was ihr wollt." Esther wandte sich ab.
"Okay, Esther. Hausarrest. Und diesen Lukas siehst du nicht wieder. Haben wir uns verstanden?" fragte Herr Weber mit harter Stimme. "In den Ferien setzt du dich auf den Hosenboden. Ich will nicht, dass meine Tochter eine Diebin und eine Versagerin in der Schule ist."
"Bernd!" Jetzt mahnte sogar die Mutter der Zwillinge ihren Mann an.
"Das ist mein letztes Wort!" sagte Herr Weber.
"Von mir aus", erwiderte Esther patzig.
"Dein Handy", sagte Herr Weber und streckte die Hand aus.
"Was?"
"Dein Handy!" wiederholte Herr Weber beharrlich. "Das ist bis auf weiteres konfisziert. Und das Internet ist für dich auch erst einmal tabu."
"Das ist nicht fair!" protestierte Esther.
"Nicht fair? Ist es fair, wenn man nach Hause kommt und erfährt, dass sich seine Tochter wie ein kriminelles Flittchen aufführt?"
"Bernd!" Frau Weber erhob ihre Stimme.
Wortlos griff Esther in ihre Hosentasche und gab ihrem Vater das Telefon. Er schaltete es aus und steckt es in seine Tasche. "Ich will dich heute nicht mehr sehen", sagte er und verließ Esthers Kellerzimmer.
Erst jetzt brach Esther in Tränen aus. "Mama!"
Unbeholfen setzte sich Frau Weber auf den Rand des Bettes und fuhr ihrer Tochter durch die Haare. "Esther. Papa ist aufgebracht, das wirst du ja wohl verstehen."
"Aber... aber..." Esther wusste nicht, was sie dagegen sagen sollte. Sie wusste ja, dass sie heute totalen Mist gebaut hatte.
"Ich sehe nochmal nach dir", sagte Frau Weber, stand auf und ging aus dem Zimmer.
Jenny stand immer noch in der Tür. "Kann ich irgendwas für dich tun?"
Esther drehte sich um und schaute ihrer Schwester in die Augen. "Ja."
"Was denn?"
"Verpiss dich, Jenny."