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Kapitel 3:

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Die 15-jährige Lisha wurde mit ihrer kleinen Schwester Yola und ihrem Bruder Osaro verschleppt. Man hatte ihnen die Augen verbunden und sie an den Händen gefesselt. Sie stolperten hinter den Männern her, die sie unsanft hinter sich herzogen.

Lisha hörte Yola hinter sich leise weinen. Sie sprach besänftigend mit ihr, dabei hatte sie selber Angst. Ihr Vater war tot, ihr Haus in Brand gesteckt. Was mit ihrer Mutter passiert war, wusste sie nicht. Aber sie machte sich große Sorgen, dass auch sie tot war. Lisha, fühlte sich innerlich kalt und abgestorben. Sie hatten von den Gräueltaten der Boko Haram gehört. Viele Nachbardörfer waren bereits überfallen worden. Die Überlebenden munkelten, dass die Jungen zu Soldaten ausgebildet und die Mädchen als Sex-Sklavinnen benutzt oder verkauft wurden. Lisha machte sich nicht viele Hoffnungen, dass sie das Ganze unbeschadet und lebend überstehen würde. Sie hatte Angst vor dem, was noch kommen würde. Und das Schlimmste, sie würde ihre kleine Schwester nicht beschützen können. Der Gedanke an das, was die Männer ihnen antun konnten, ließ ihren Mund trocken werden und ihr Herz schlug schnell und voller Angst. Lisha begann zu beten. Es war das Einzige, was ihr einfiel, um nicht verrückt zu werden. Und sie forderte ihre Geschwister auf, es ihr gleich zu tun. Sie begannen das Vaterunser leise vor sich hin murmelnd, während sie durch den Staub stolperten.

Der Mann mit den Goldzähnen kam näher, lief direkt neben Lisha. Er sah sie lüstern an. Sie konnte ihn nicht sehen, nur riechen. Sein büffelartiger Schweißgeruch ließ sie fast würgen. Sie versuchte nur durch den Mund zu atmen, doch seine Anwesenheit und körperliche Nähe verschlugen ihr fast den Atem vor Angst.

Er griff ihr an den Po und kniff so fest zu, dass ihr ein erschrockener Schrei entwich. Yola weinte lauter und Osaro begehrte auf.

„Lass meine Schwester in Ruhe, oder ich…“ er verstummte resigniert. Jemand schlug ihm hart ins Gesicht.

„Oder was?“ fragte ein Mann und lachte dann.

Lisha, Yola und Osaro waren nicht die Einzigen aus dem Dorf, die von den Männern entführt wurden. Mit ihnen waren es etwa 20 andere Kinder und Jugendliche, die gefesselt und mit verbundenen Augen von den Männern weggebracht wurden.

Die Sonne ging auf, Lisha konnte die Sonnenstrahlen in ihrem Gesicht spüren. Es würde heiß werden. Sie hatte jetzt schon starken Durst. Sie wusste nicht, wie lange sie bereits gelaufen waren, es kam ihr wie eine Ewigkeit vor. Die staubigen Straßen vom Anfang hatten sich in steinige Wege verändert. Und es ging leicht bergauf. Sie stolperten über die Steine und rissen sich durch die aneinander geketteten Fesseln gegenseitig zu Boden. Ihre Knie waren blutig, der Mund staubtrocken. Lisha, betete ununterbrochen, Osaro und Yola waren verstummt. Hin und wieder hörte Lisha ihre kleine Schwester weinen, doch meistens war sie stumm. Die anderen Kinder weinten auf, wenn sie hinfielen und sich Knie und Ellenbogen auf den spitzen Steinen aufschlugen, sonst waren auch sie stumm und verängstigt.

Lisha versuchte sich zu erinnern, wo die Sonne im Dorf aufging. Anscheinend wanderten sie Richtung Osten. Maiduguri lag im Osten. Die Hochburg der Boko Haram-Kämpfer. Sie waren nicht weit entfernt von dem Ort Chibok. Dort waren vor kurzem erst mehr als zweihundert Mädchen aus einer katholischen Schule entführt worden. Es war bekannt, dass die Mädchen als Sex-Sklavinnen gehalten wurden. Entweder von den Kämpfern selbst oder sie wurden weiterverkauft, um die Machenschaften des IS, des Islamischen Staates, zu finanzieren.

Von diesen zweihundert Geiseln, war es einigen Mädchen gelungen zu fliehen, ein paar wurden auch freigelassen, weil sie krank waren. Lisha klammerte sich an die Hoffnung, eine Gelegenheit zur Flucht zu finden.

Yola stürzte und blieb liegen. Sie war zu schwach und zu dehydriert um weiterzulaufen. Panik breitete sich in Lisha aus. Was, wenn die Männer sie einfach erschossen, weil sie nur Ballast war und das Weiterkommen der Gruppe behinderte? Sie forderte Yola leise auf, aufzustehen und weiterzugehen.

Der Mann mit den Goldzähnen trat zu ihr und leckte ihr übers Gesicht. Lisha versuchte sich wegzudrehen. Er stank und es ekelte sie derart, dass sie erschauerte. Er griff nach ihrer Brust und kniff hart in ihre Brustwarze. Sie schrie auf. Doch er lachte wieder nur.

Er befahl seinen Männern, den Gefangenen etwas zu trinken zu geben und sie in den Schatten unter den spärlichen Bäumen zu bringen. Er telefonierte danach, doch Lisha konnte nichts verstehen.

Kurz darauf hörte sie in der Ferne Motorengeräusch. Hoffnung keimte auf. Vielleicht wurden sie entdeckt und gerettet. Doch sie konnte ja nicht ahnen, dass es die Jeeps und Lastwagen der Boko Haram Kämpfer waren, die auf dem Weg waren, sie einzusammeln.


Skrupellos II - Baby Farm

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