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ZAHLENSPIELE »Wenn ich an Geld denke, dann sehe ich nur Zahlen. Keine Scheine, keine Münzen, keine Emotion.«

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Geld macht glücklich, Geld ist Energie. Geld beeinflusst Beziehungen, Geld regiert die Welt.

Ich messe diesen Sprüchen nicht sehr viel Bedeutung bei. Für mich ist Geld ganz einfach Geld, da steht nichts dahinter. Psychologie schon gar nicht. Wenn ich an Geld denke, dann sehe ich nur Zahlen. Keine Scheine, keine Münzen, keine Emotion.

Ich liebe Zahlen. Wenn ich in Gedanken 18 Jahre zurückfahre, dann kann ich heute noch genau sagen, wie viel 1997 die erste Boeing 777 für die Lauda Air gekostet hat: 115,8 Millionen Dollar, wir haben zwanzig Prozent Diskont herausgehandelt! Das war für eine Triple Seven ein richtig guter Preis.

Ich weiß auch noch genau, wie viel ich für den Anzug hingeblättert habe, den ich mir für die Hochzeit von Red-Bull-Teamchef Christian Horner mit Geri Halliwell, dem Ex-Spice-Girl, im englischen Bedfordshire schneidern habe lassen. Dunkelblaues Tuch, Einreiher, angefertigt von Maßschneider Thomas Netousek in der Wiener Gumpendorferstraße. 3.275 Euro.

Und mein Frühstück im Wiener Ringstraßen-Café Imperial, wo ich dreimal in der Woche meinen Tag beginne – Schnittlauchbrot, Ei im Glas, dazu ein Joghurt mit gerissenem Apfel und zwei Melange – kostet 26 Euro geradeaus. Da gebe ich immer dreißig, weil ich ohne Münzen auskommen will. Ich hasse das, wenn ich am Flughafen durch die Security gehe und die Münzen scheppern wieder herum.

Schon allein deshalb ist der Vergleich mit Dagobert Duck, der gerne im Geld schwimmt, ein totaler Blödsinn. Der »Schutzheilige aller Geizigen« wohnt ja in einem Geldspeicher und nimmt Bäder in den Münzen! Das Einzige, das Niki Lauda mit Onkel Dagobert verbindet, ist Sparsamkeit. Das haben mir meine Eltern von Anfang an mitgegeben: Ruhig bleiben, nichts ausgeben! Auch die Ente mit dem Dollarzeichen in den Augen verzichtet auf unnötige Ausgaben, weshalb sich ihr Geld langfristig vermehrt statt weniger zu werden. Ein logisches Prinzip: Reich wirst du nur, wenn du mehr Geld einnimmst als du ausgibst.

Sein Vermögen hat Dagobert Duck durch Intelligenz und harte Arbeit erlangt. Ein Zugang, der mir gefällt. Wer erlebt hat, dass man am besten durch eigene Leistung Geld verdient, überlegt sich zweimal, ob und wie er es ausgeben soll.

Das Dollarzeichen in den Augen steht natürlich für Gier. Das hat der Mensch leider so an sich, er ist nie zufrieden. Das gilt für einen Normalverdiener genauso wie für einen Großverdiener. Geld ist eine ganz starke Motivation. Wer von Geld getrieben ist, will immer mehr, das hört nie auf. Die Gier ist ein Hund. Deshalb überlege ich mir bei Investitionen sehr oft: »Soll ich das noch machen? Steht das noch in einem vernünftigen Verhältnis?« Die Gier verstellt ja den realistischen Blick auf das Risiko. Und ist deshalb sehr gefährlich.

Ich war nie von Geld, sondern immer von Leistung getrieben. Das hat im Rennsport begonnen, wo Leistung und Einkommen direkt verlinkt sind. Wenn ich nicht gewinne, kriege ich kein Geld. Ich bekam die Rechnung für meine Leistung immer sofort präsentiert.

Dieser Leistungsgedanke fehlt mir in unserem Sozialsystem. Da gibt es Konstellationen, wo Menschen mit null Leistung Geld bekommen. Ich will über diese Menschen nicht urteilen. Erstens sind manche vielleicht unverschuldet in Not geraten und auf unser Sozialsystem angewiesen. Andere wiederum haben möglicherweise gar kein Interesse daran, sich anzustrengen und Leistung zu erbringen. Vielleicht wollen sie nur die Vöglein anschauen, das Leben genießen und keine Arbeit dabei haben.

Es heißt ja, wie jemand über Geld denkt, bestimmt auch seinen Umgang damit. Wer sich Scheine vorstellt, möchte reich werden und muss sich vor der Gier in Acht nehmen. Wer Münzen vor sich sieht, ist eben ein Münzen- oder Erbsenzähler. Wer beim Thema Geld emotional wird, lässt sich bei seinen Entscheidungen von Gefühlen statt von Fakten leiten.

Ich sehe, wenn ich an Geld denke, nur Zahlen. Diese Zahlen stehen jeweils für Ziele. 115,8 Millionen Dollar für eine Triple Seven, 3.275 Euro für einen Hochzeits-Maßanzug, 26 Euro für mein Frühstück im Café Imperial. Alles Ziele, die mir das Geld wert sind. Wobei sich mein Lebensstil natürlich auf hohem Niveau abspielt.

Obwohl ich mir in der Schule nur eine einzige Jahreszahl gemerkt habe – 1866: die Schlacht von Königgrätz – und ein schlechter Rechner war, habe ich mit der Zeit ein besonderes Verhältnis zu Zahlen entwickelt. Heute merke ich mir jede Zahl, oft bis auf die letzte Kommastelle. Ich schaue mir die Zahl an und habe sie im Kopf.

Das war gerade bei Verhandlungen oft ein wichtiger Punkt. Da kam ich viel schneller weiter, weil ich nicht dauernd in Unterlagen blättern und suchen musste. Ich konnte mich immer auf mein Zahlengedächtnis verlassen. Ich habe alle relevanten Zahlen, aus all meinen bisherigen Verträgen der letzten vierzig Jahre, da oben im Kopf gespeichert. Ich könnte sie jederzeit abrufen. Ähnlich wie der Tiroler Immobilieninvestor René Benko, der gerne erzählt, dass es in seinem Kopf ständig rechnet.

Für mich persönlich war Geld auch nie ein Machtinstrument, in keiner Weise. Je mehr Geld im Spiel ist, desto wichtiger ist es, mit den Füßen auf dem Boden zu bleiben, selbst das beste Beispiel abzugeben. Als Luftfahrtunternehmer zum Beispiel war für mich immer klar: Der Chef hat das kleinste Büro von allen. Er fliegt die wichtigen Strecken selbst. Er ist »part of the game«, denn nur wer mittendrin steht, ist für seine Mitarbeiter auch glaubwürdig.

Mich wundert manchmal, dass viele Unternehmer eine ganz andere Auffassung von ihrem Job haben. Sie agieren so, als wäre fremdes Geld weniger wert als das eigene. Für mich ist es genau umgekehrt. Für fremdes Geld trage ich noch größere Verantwortung.

Verantwortung ist ein gutes Stichwort. Das Leben, das ich führe, ist ein Ergebnis aus meinen Gedanken, meinen Worten, meinen Handlungen. Dafür trage ich die persönliche Verantwortung. Geld ist immer eine Folge meiner Gedanken, meiner Worte, meiner Handlungen.

Ich habe in diesem Buch – basierend auf vielen Gesprächen mit Conny Bischofberger – die markanten Stationen meines Lebens unter dem Gesichtspunkt des Geldes beleuchtet.

Reden wir über Geld! Es lohnt sich.


Reden wir über Geld

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