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4VERMITTLUNG

Moritz sitzt mit seinen Mannschaftskameraden in der Kabine. Gleich beginnt das Spiel. Der Trainer steht an der Taktiktafel und erklärt die Strategie für die erste Halbzeit. Der Trainer redet von Flügelzangen, abkippenden Mittelfeldspielern und Raumverteidigung. Moritz versteht nur Bahnhof. Er schaut seine Mitspieler an. Ihnen scheint es nicht viel besser zu gehen. „Alles verstanden?“, fragt der Trainer zum Abschluss. Alle Kinder nicken und verlassen die Kabine.

Im Hinblick auf die Vermittlung muss der Trainer seine Sprache, die Länge seiner Erklärungen und die Inhalte genauestens an die Kinder anpassen. Fachwörter, Floskeln und Erklärungen an der Taktiktafel sollten in diesem Zusammenhang in den Hintergrund rücken. Vielmehr besteht der Zugang zu den Kindern über eine bildliche Sprache. Beispiele und Sätze mit klarem Aufforderungscharakter helfen, die Kinder für Aufgaben zu sensibilisieren.

Auch die Stellung zur Gruppe spielt eine wichtige Rolle. So sollte der Trainer sich auf die Augenhöhe der Kinder begeben und dafür sorgen, dass sich hinter seinem Rücken keine beachtenswerten Aktionen vollziehen. Kinder schweifen mit ihrem Blickfeld gerne ab, sodass ein parallel laufendes Spiel oder Training gleichbedeutend mit einer möglichen Ablenkung ist.

Der individuelle Bezug zum einzelnen Kind hilft ebenfalls, einen inhaltlichen Zugang zu den Kindern zu bekommen. Die Verbindung einer Verhaltensweise mit der eines Lieblingsspielers, des Lieblingsteams oder der eines bekannten Tiers hilft dabei, ein differenziertes Verständnis und Interesse für eine bestimmte Thematik zu akzentuieren. Der Trainer muss demnach seine Vermittlung planen, verbildlichen und mit Beispielen belegen. Eine kindgerechte Vermittlung ist die Grundlage einer jeden Trainingseinheit.

4.1VERMITTLUNG IM TRAINING

Der Trainer kann durch kindgerechte Vermittlungsansätze einen reibungslosen Ablauf der Trainingseinheit und des Spielbetriebs forcieren. Dabei geht es vor allem darum, der geringen Konzentrationsfähigkeit der Kinder entgegenzuwirken. Der Trainer hat in diesem Zusammenhang die Möglichkeit, die einzelnen Trainingseinheiten mit Themen aus der Lebenswelt der Kinder zu verknüpfen.

Der Feldaufbau und jede gestellte Aufgabe innerhalb des Trainings hat somit einen direkten Bezug zum kreativen Themenschwerpunkt. Den Kindern fällt es durch diese Herangehensweise leichter, sich zu konzentrieren. Zusätzlich nehmen die Kinder die Aufgabenstellung aufmerksamer auf, verstehen diese besser und können sie anschließend erfolgreich in die Praxis übertragen.

Vermehrt tragen die Kinder auch eigene Ideen in sich. Der Trainer kann die Kreativität der Kinder nutzen, um diese in die Praxis zu übertragen und so Trainingseinheiten auf der Grundlage des kindlichen Ideenreichtums umzusetzen.

Ein weiteres Vermittlungstool im Training mit Bambini, G- und F-Junioren sind verschiedene Wettkampfformen. Aufgaben aus allen inhaltlichen Bereichen können durch Wettkämpfe aufgewertet werden. Die Kinder reagieren motivational auf die Möglichkeit, zu gewinnen oder zu verlieren. In jedem Fall setzen die Kinder die gestellten Aufgaben schneller und engagierter um. Es sollte im Rahmen der kindlichen Entwicklung auf Strafen für Verlierer in Wettkämpfen verzichtet werden. Es ist dahin gehend eher zielführend, eine Belohnung für den Gewinner eines Wettkampfs auszuloben.

Bei der Vermittlung von koordinativen oder technischen Elementen ergibt sich das Vormachen durch den Trainer als geeignete Möglichkeit des Lehrens. Für Kinder im Speziellen ist es schwierig, theoretische Erklärungen in die Praxis umzusetzen. Die Nachahmung von gesehenen Bewegungen ermöglicht den Kindern einen einfachen Übertrag in die Praxis. Auch hier können die Kinder wieder eigenständig aktiv werden.

Einzelne Bewegungen können von Kindern vorgeschlagen oder vorgemacht werden. Die Einbindung der Kinder wirkt sich dabei positiv auf die Aufmerksamkeit und Motivation der Gruppe aus. Eine induktive Lehr- und Lernmethode kann in diesem Zusammenhang bereits in den Altersbereichen der Bambini, G- und F-Junioren zur Anwendung kommen.

Durch trainerseitige Fragen und entsprechende Antworten der Kinder kann ein längerfristiger Lernprozess initiiert werden. Statt einer deduktiven, also einer entsprechend vorgebenden Vermittlung werden die Kinder so in Lernprozesse eingebunden und zur eigenständigen Lösungsfindung animiert.

Neben der Vermittlung im Sinne einer Erklärung und dem zugehörigen Verständnisprozess bestehen in enger Anlehnung an Kap. 3 auch Praxismodelle der Trainingsgestaltung, die Kindern das Lernen erleichtern.


Abb. 8: Fußballspezifisches Vermittlungsmodell

So ist ein stetiger Wechsel des Übens und des Spielens insofern sinnvoll, als dass eine abwechslungsreiche Aufgabenstruktur sich ebenso positiv auf den Trainingsverlauf auswirkt wie eine stetige Unterbrechung der konzentrationsintensiven Übungsphasen durch freiheitliche Spielsequenzen.

4.2VERMITTLUNG IM WETTKAMPF

Im Kontext des Wettkampfs, also des Spielbetriebs, ergeben sich verschiedene Herausforderungen für den Trainer. Anders als im Training sind die Kinder verhältnismäßig aufgeregt und unruhig. Diese Tatsache erschwert die Vermittlung einzelner Inhalte. Die Ziele von Trainern im Kontext des Wettkampfs und der zugehörigen Vermittlung können höchst unterschiedlich sein. In Abhängigkeit von der Gruppe kann es um eine erste Zuweisung von Positionen, um Verhaltensweisen auf dem Spielfeld oder lediglich um das Regelwerk und die Spielfeldbegrenzung gehen.

Zur Vermittlung der Mannschaftsaufstellung hat sich die Verbildlichung durch das Hochhaus in der Praxis bewährt (vgl. Abb. 10: Hochhaus). Kleinere Kinder können zumeist wenig mit den eigentlichen Namen der Spielpositionen anfangen. In einigen Fällen sind sie noch nicht in der Lage, rechts und links voneinander zu unterschieden, sodass ein klassisches Verlesen der Aufstellung wenig wirkungsvoll ist.

Das Hochhaus mit seinen unterschiedliche Etagen und Wohnungen kann dabei helfen, den Kindern ein Gefühl für ihre Positionierung auf dem Spielfeld zu geben. So ist jedes Kind einer Wohnung im Hochhaus zugeordnet. Um Positionssprünge zu vermeiden, kann der Trainer den Kindern beispielsweise auftragen, nur den jeweiligen Nachbarn über, unter oder neben der eigenen Wohnung zu besuchen. Das führt dazu, dass die Kinder einander auf dem Spielfeld zwar helfen, jedoch trotzdem ihre Position ungefähr halten können.


Abb. 9: Straßenverkehr


Abb. 10: Hochhaus

Ein weiteres Vermittlungstool besteht in der Einteilung des Spielfelds in Zonen und deren anschließende Verknüpfung mit spezifischen Verhaltensweisen. So können auch hier Themenbereiche der kindlichen Fantasie aufgegriffen werden, um die Kinder für verschiedene Verhaltensweisen auf dem Spielfeld zu sensibilisieren.

So können einzelne Themenspielfelder entstehen, anhand derer die Kinder das Verhalten in den einzelnen Zonen des Spielfelds kennenlernen sollen (vgl. Abb. 9: Straßenverkehr).

Im dargestellten Beispielfeld zum Straßenverkehr sind unterschiedliche Verhaltensweisen visualisiert. Zunächst sind die Spielfeldecken durch das Straßenschild „Sackgasse“ gekennzeichnet. So soll vermieden werden, dass die Kinder in die Spielfeldecken dribbeln oder passen. Der Sportwagen mit den Abbiegepfeilen soll im Umkehrschluss Tempodribblings auf der Außenbahn, aber auch die Akzentuierung der Spielfeldmitte und des gegnerischen Strafraums bewirken.

Die Schilder „Achtung Stau“ und „Tankstelle“ stehen für gewünschtes Verhalten in der eigenen Spielfeldhälfte. So sollen die gegnerischen Spieler auf der Außenbahn verlangsamt und gestoppt werden. Eigene Angriffe können im Spielfeldzentrum der eigenen Hälfte wieder neu aufgebaut, verbildlicht „betankt“ werden.

Die Einflussnahme des Trainers während des Spiels vom Seitenrand ist nur begrenzt möglich und sollte demnach von Trainerseite im Rahmen gehalten werden. So muss es ein Ziel des Kinderfußballs sein, die Kinder bei der eigenständigen Entscheidungsfindung auf dem Spielfeld zu bestärken.

Im Umkehrschluss ist die verbale Vorgabe von Handlungen vonseiten des Trainers unangebracht. Der Trainer sollte lediglich lobend, bestärkend oder aus organisatorischen Gründen verbal ins Spielgeschehen eingreifen. Viele Kinder sind in den jüngeren Altersstrukturen nicht in der Lage, die Anweisungen vom Trainer adäquat zu verarbeiten und umzusetzen. Entsprechend ist es sogar möglich, dass der Trainer durch einen hilfreich gemeinten Zuruf vom Spielfeldrand die Situation verkompliziert und dem Spieler das Zutrauen in die eigene Entscheidungsfindung nimmt.

Fußballkindergarten - Theorie und Praxis

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