Читать книгу Nachbarn, Sex und dünne Wände - Nikolaus Weber - Страница 7
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ОглавлениеDie Justiz hat unseren Gemeindebau-Opa aufgrund seiner Demenz und seines hohen Alters für haftunfähig erklärt. Allerdings wird ihm das Gewehr abgenommen und ein lebenslanges Waffenverbot verhängt.
Jetzt sitzt er von früh bis spät auf einer Bank beim großen Baum und füttert Tauben. Alle Tauben aus ganz Wien kommen schon angeflogen und bringen ihre Freunde mit. Ich beobachte ihn von meinem Fenster aus. Sogleich setze ich einen Kurkumatee auf und genieße den Moment der Entspannung. So noch zwei Stück Zucker in die Tasse, einmal umrühren, zurücklehnen und in kleinen Schlucken austrinken.
Nein, das kann jetzt aber nicht wahr sein. Ursula ist seit dem Vorfall sehr ruhig geworden. Die gibt keinen Mucks mehr von sich. Aber dafür scheint Vanessa heute einen schlechten Tag zu haben. Ich habe den Verdacht, Vanessa unterläuft mit einem Besen meine Wohnung, weil ich ständig ein lautes Klopfen und Krachen unter mir höre. Es wird gehämmert, geschraubt, gebohrt und geklopft.
Ich werde einen kurzen Sprung hinunter schauen und einmal höflich nachfragen, was da los ist.
Als ich so unbekümmert in meine Jacke schlüpfe und mich aufgrund von Vanessa’s Schönheit eigentlich schon darauf freue, bei Vanessa anzuläuten, läuft mir unerwartet ein Wassertropfen die Stirn hinunter. Ich hebe vorsichtig den Kopf und wage einen Blick, da kommen auch schon die nächsten Tropfen von oben heran getröpfelt. Und jetzt sehe ich ihn, den nassen Fleck auf der Decke. Schnell stelle ich einen großen Kübel unter die Stelle, um so zumindest einen Großteil des Wassers aufzufangen. Der Kübel soll das Wasser davor abhalten, meine ganze Wohnung zu überfluten. Auf feuchten Wänden kann sich schnell Schimmel bilden. Beim Verlassen meiner Wohnung muss ich feststellen, dass Ursula wie gehabt ihre Wohnungsschlüssel vergessen hat und sich somit aus ihrer eigenen Wohnung ausgesperrt hat. Ich habe jetzt keine Zeit um mich darum zu kümmern und gehe nach oben. Als ich in den oberen Stock komme um bei Klaus anzuläuten, kommt mir ein intensiver Geruch von Marihuana entgegen. Ich läute an, doch Klaus öffnet nicht. Wie wild trommle ich zehn Minuten lang gegen seine Tür. Klaus soll da raus kommen.
Klaus ist bestimmt beim Kiffen in der Badewanne eingeschlafen. Fünf Minuten gebe ich ihm noch, dann wähle ich den Notruf. Ich möchte Klaus gerne eine Anzeige ersparen, aber ich will auch nicht, dass meine Wohnung unter Wasser steht. Gerade will ich das Handy zur Hand nehmen, da öffnet Klaus im letzten Moment doch noch die Tür und schaut mich mit seinen roten Augen an. Ich komme gleich zur Sache:
< Du Klaus, ich habe einen nassen Fleck bei mir auf der Decke, dass Wasser kommt aus deiner Wohnung! >
Klaus sieht mich mit einem abgespacten Blick an und gibt mir die Antwort, die ich mir offen gesagt, von ihm erwartet habe:
< Hahahahahahahahahahahahahahahahaha>.
< Du Klaus bitte reiß dich endlich zusammen. >
<Hahahahahahahhahahahahahahahahahahaha>
<Klaus es ist ernst, jetzt sei normal, es tropft Wasser aus deinem Badezimmer in meine Wohnung! >
Klaus setzt sich am Boden und bekommt vor lauter lachen kaum noch Luft. Sein Joint ist so groß wie ein Ofenrohr. Er kugelt sich vor lachen.
<Hahahahahahahahahahahhihihihihihhahahaha>
<Klaus, das ist nicht lustig! Hör auf zu lachen! Sofort! >
<Hui hui hui.hohohohihihihhahahahahahahaha>, gibt er mir als Antwort.
Klaus legt sich mit dem Rücken auf den Boden und hält sich den Bauch. Er hört nicht auf zu lachen und singt auch noch ein Lied:
< Maschendrahtzaun in the morning, Maschendrahtzaun late at night. >
Jetzt lache ich auch wie ein Honigkuchenpferd. Ich möchte mich dagegen wehren. Doch lachen ist ansteckend und ich kann nicht verhindern, dass auch ich einen Lachkrampf bekomme. Mir rinnen schon die Tränen, ich lach mich gleich Tod.
<Hahahahahahohihihihhohohohohahahahaha>
Für zirka fünfzehn Minuten liege ich mit Klaus am Boden und lache und lache und lache mich kaputt.
Dann beruhigen wir uns schön langsam. Das Gras scheint seine Wirkung zu verlieren. Klaus rennt ins Badezimmer und dreht das Wasser ab. Sein Badezimmer ist überflutet. Zirka zwanzig Mal murmelt er den Satz:
< Ich bin beim Kiffen in der Badewanne eingeschlafen> vor sich her und jedes Mal, fängt er von neuem an zu kichern.
Es ist zum Glück kein großer Schaden entstanden, dennoch besteht Klaus darauf, sich gebührend zu entschuldigen. Er druckt auf seinem Computer eine eidesstattliche Erklärung aus, auf der steht, dass er für alle Schäden aufkommen werde. Dann stöbert er in seinen Kästen herum und drückt mir schließlich zwei große Sackerln Marihuana in die Hand. Ich möchte ablehnen, doch Klaus besteht darauf. Ich war zwar noch nie der große Kiffer, aber dennoch stecke ich mir die zwei Beuteln ein. So eine Gelegenheit kommt auch nicht jeden Tag zu mir. Als ich wieder zurück in meine Wohnung gehen will, fällt mir Klaus noch hundert Mal um den Hals und winselt dabei leise:
< Benno sei mir nicht böse, es war nicht mit Absicht.
Es tut mir echt so leid, aber sei bitte nicht böse>!
Ich bin auch nicht böse auf Klaus. Er ist ja ein lieber Kerl. Es ist alles schon vergeben und vergessen. Beim Aufschließen meiner Wohnung sitzt Ursula noch immer auf der kalten Stiege und wartet auf die Feuerwehr. Um ihr die Wartezeit zu Erleichtern spendiere ich Ursula noch eine Dose Cola. In der Wohnung sehe ich mir das Marihuana ganz genau an und rieche intensiv an den Beuteln. Es ist ein sehr ansprechender Geruch. Der Duft von frischen Cannabis strömt in meine Nase. Einen Beutel verstecke ich in der Küche in einer Kaffeedose, den anderen Beutel halte ich noch in der Hand. Ich überlege mir, ob ich das Weed heute Abend mit in mein Stammlokal nehmen werde. Nach dieser anstrengenden Woche, tut es mir sicher gut, mich mit Freunden einzurauchen. Wie ein Blitz aus heiterem Himmel klopft es an meiner Tür.
>Aufmachen Polizei. Hier ist die Polizei, öffnen sie die Tür! >, lautet der Befehl.
Ich zucke zusammen. Erst nach ein paar Sekunden bin ich wieder in der Lage einen klaren Gedanken zu fassen.:
<Ach Ursula, ständig rufst du die Feuerwehr an und ausgerechnet jetzt musst du bei der Polizei anrufen. > Der intensive Duft des Marihuanas bleibt ihr sicher nicht verborgen. Ich spähe durch den Spion und sehe, wie Klaus in Handschellen abgeführt wird. Er grinst noch immer.
Ich bekomme Schiss und Muffensausen. Um keinen Verdacht zu schöpfen muss ich jetzt schnell reagieren. Ich sehe das offene Fenster und werfe den Beutel mit dem Mary Jane in hohem Bogen aus dem Fenster. Die ganze Aufregung ist umsonst. Denn beim Öffnen der Türe möchte die Polizei lediglich von mir wissen, ob ich Klaus Sonntag näher kenne. Ob mir etwas Verdächtiges in letzter Zeit aufgefallen ist, wollen sie wissen. Ich verneine die vielen Fragen. Im Augenblick brauche ich erst einmal zehn Minuten, um mich zu beruhigen, und setze einen Kurkumatee auf. Als der Blutdruck wieder sinkt und ich der Meinung bin, dass die Funkstreife schon weggefahren ist, eile ich die Treppe in den Hof hinunter. Dort suche ich verzweifelt den Beutel voll Gras. Doch vergebens, ich kann ihn nicht mehr finden. Aber irgendwo muss er doch sein, er kann sich doch nicht in Luft aufgelöst haben?
Nach einer Stunde gebe ich die Suche auf und stelle mir im Kopfkino fantasievoll vor, wie ein Schüler oder Student den Beutel gefunden hat. Der Finder hat heute Nacht bestimmt einen lustigen Abend.