Читать книгу Wildblumen für Balkon und Terrasse - Nina Keller - Страница 7
ОглавлениеMit einer natürlichen Balkon- oder Terrassenbepflanzung erschaffen Sie eine grüne Oase. Entspannen Sie, während es blüht und summt, denn einheimische Wildblumen sind unkompliziert und lassen Ihnen genug Zeit, Ihren Balkon ausgiebig zu genießen.
WILDE SCHÖNHEITEN FÜR BALKON UND TERRASSE
Mit einem bunten, abwechslungsreichen Wildblumen-Topfgarten können Sie sich, der Natur und ganz besonders den Insekten etwas Gutes tun. Die wilden Schönheiten sind robust, unglaublich vielfältig und ein Genuss für das Auge. Besonders wenn die summenden Nektarsammler vorbeikommen, gibt es viel zu sehen.
Ein »grüner Balkon« inmitten der Stadt, ein pflegeleichtes Blumenmeer in allen Farben, vorbeiflatternde bunte Schmetterlinge und zahlreiche summende Blütenbesucher – das ist der Traum vieler moderner Balkongärtner. Denn das wachsende Bewusstsein für die Notwendigkeit eines nachhaltigen Lebensstils in den letzten Jahren hat dazu geführt, dass immer mehr Menschen auch auf Balkon oder Terrasse im Einklang mit der Natur gärtnern wollen.
Möglichkeiten gibt es viele. Eine schöne und zugleich unaufwendige Option für nachhaltiges Gärtnern auf Balkon und Terrasse bei gleichzeitig hohem Spaßfaktor ist der Naturgarten in Töpfen: ein bunter Mix aus einheimischen Wildblumen, die entweder den ganzen Balkon besiedeln dürfen oder mit Gemüse oder anderen nektarreichen Blumen kombiniert werden. Mit diesem Gestaltungsansatz für Balkon oder Terrasse unterstützen Sie nicht nur die bedrohte Gruppe der Insekten, sondern schaffen sich zudem auf nur wenigen Quadratmetern Ihr individuelles naturnahes Paradies.
Worum es geht
So viel ist klar: Wildblumen sind Pflanzen, die in der freien Natur wachsen, also am Waldrand, auf der Wiese, an Gewässerrändern und an vielen anderen Standorten. Uneinigkeit besteht jedoch hinsichtlich der Herkunftsorte von Wildblumen oder Wildpflanzen. Für Gärtner sind Wildblumen Arten, die züchterisch nicht verändert wurden, aber durchaus auch aus anderen Weltregionen stammen können. Für Botaniker sind Wildpflanzen einheimische Arten.
Als einheimisch werden definitionsgemäß all diejenigen Arten bezeichnet, die vor der Entdeckung Amerikas durch Christoph Kolumbus bei uns vorkamen, die sogenannten Archäophyten. Für die in diesem Buch vorgestellten einheimischen Wildpflanzen habe ich die Archäophyten aus dem Raum Österreich, Deutschland und der Schweiz als Grundlage für die Auswahl verwendet.
Doch natürlich können auch viel kleinere Regionen als Herkunftsorte einheimischer Wildpflanzen definiert werden. Ich möchte jedoch erreichen, dass möglichst viele Menschen die Gelegenheit nutzen, Balkon oder Terrasse in ein Wildblumenparadies und damit in eine Oase artenreicher Vielfalt zu verwandeln. Nur durch ein enges Netzwerk vieler kleiner Blumeninseln kann ein zusammenhängender Lebensraum für Insekten und alle von ihnen abhängigen Arten entstehen. Ja, es stimmt: Jede einzelne Pflanze zählt! Und so verbinden sich kleine wilde Balkon- und Terrassengärten als einzelne Trittsteine zu einem großen Ökosystem. Die Welt kann wieder blühen und summen!
Warum einheimisch?
Ohne unsere grünen Freunde geht gar nichts: Pflanzen und Blumen bilden die Basis des Ökosystems. Sie reinigen die Luft und ernähren die Tiere. Viele spezialisierte Insektenarten sind abhängig von ganz bestimmten Pflanzenarten. Sie benötigen diese als Futterpflanzen für sich selbst oder für ihre Larven. Das Weibchen der Glockenblumen-Scherenbiene beispielsweise akzeptiert lediglich den Pollen von Glockenblumen als Nahrung für den Nachwuchs. Diese Spezialisierung ist das Ergebnis einer jahrtausendewährenden Evolution und hat dazu geführt, dass die in einer Region vorkommenden Pflanzen haargenau zu den dort beheimateten Insekten passen. Will man also unsere Insektenwelt unterstützen, sollte man unbedingt auf einheimische Wildpflanzen zurückgreifen. Von den Insekten als Nahrungsgrundlage sind wiederum Vögel und Kleinsäuger abhängig, die dann größeren Tieren als Beute dienen. Die Pflanzen stehen dementsprechend am Anfang der Nahrungskette.
Nicht zuletzt ist auch der Mensch unmittelbar auf Insekten und damit auf Wildblumen angewiesen. So können viele Obst und Gemüsesorten nur dann Frucht bringen, wenn die Pflanzen durch Insekten bestäubt werden. Wir benötigen die Insekten demnach für unsere Lebensmittelproduktion!
Gut zu wissen
Durch Studien wurde belegt, dass sowohl die Gesamtzahl der Insekten als auch die Artenvielfalt in den letzten Jahren deutlich zurückgegangen ist. Doch nicht nur Vögel sind von Insekten abhängig, auch der Mensch ist unmittelbar auf sie angewiesen. Insbesondere Wildbienen wie Hummeln, aber auch die große Gruppe der Fliegen bestäuben unsere Obstbäume und fliegen selbst bei kühleren Temperaturen und Nieselregen. Die Honigbiene ist da wählerischer: Sie bricht erst bei Sonnenschein und 12 Grad zu intensiven Bestäubungsflügen auf.
Für einheimische Insekten bieten Wildblumen Nektar und Pollen. Das ist bei gefüllten oder exotischen Pflanzen oft nicht der Fall. Hier nutzen Distelfalter und Hummel die Blüten der Gelben Skabiose als Nektarquelle und Pollenspender.
Auf gute Partnerschaft
Die Blüten der einheimischen Wildblumen dienen dem Zweck, Bestäuber anzulocken, sodass die Pflanze Samen bilden und sich vermehren kann. Im Vergleich zu den üblichen Balkon- und Terrassenpflanzen, die über viele Jahre durch den Menschen auf große Blüten oder knallige Farben gezüchtet wurden, erscheinen ihre Blüten oftmals kleiner und unauffälliger, sind in Größe und Form jedoch optimal auf die einheimischen Blütenbesucher abgestimmt.
Während bei Zuchtformen aufgrund der besonderen Optik viel Wert auf gefüllte Blüten gelegt wird, achten Wildblumen eher darauf, dass Pollen und Nektar für die summenden Blütenbesucher gut erreichbar sind und verzichten dementsprechend auf allzu viel schmückendes Beiwerk. Zudem sind gefüllte Blüten meist steril und können keine Samen mehr bilden.
Doch gerade auch die Samenstände sind wichtiger Teil des Wildblumen-Topfgartens! Dem Gärtner dienen sie als Saatgut, hungrigen Schnäbeln als Nahrung. Die Ausbildung von Samen hat jedoch zur Folge, dass es unter den einheimischen Wildblumen eher wenige Dauerblüher gibt. Denn mit der Befruchtung und Samenbildung stirbt die Blüte nach und nach ab. Durch die Kombination von Wildblumen mit unterschiedlichen Blütezeiten können Sie aber trotzdem während der ganzen Saison für Farbe in Ihrem Topfgarten sorgen. Auch Zwiebelblumen (s. >) bieten sich als Lückenfüller an und der vermeintliche Nachteil der etwas kleineren Blüten lässt sich durch das Spiel mit verschiedenen Blattformen locker ausgleichen. Besonders gute Partner hierbei sind Gräser und Farne (s. >).
Frühblühende Zwiebelblumen sind eine wunderbare Möglichkeit, die Blühsaison bereits im März zu starten. Außerdem können die kleinen Zwiebelblumen Lücken in den Balkonkästen füllen. Schön harmonieren Schneeglöckchen und Winterlinge.
Auch einjährige Wildblumen bieten sich als Lückenfüller an. Sie wachsen schnell und blühen zeitnah in leuchtenden Farben. Hier zum Beispiel die Kornblume, die in einem kräftigen Blau erstrahlt.
Gärtnern mit Wildblumen
Mit einheimischen Stauden in Pflanzgefäßen zu gärtnern ist einfach. Darum macht es auch so großen Spaß und führt schnell zu blütenreichen Erfolgen. Die in diesem Buch vorgestellten einheimischen Wildblumen sind an extreme Standorte angepasst und verhalten sich deswegen auf dem Balkon ausgesprochen robust. Sie trotzen den heißen Temperaturen im Sommer und den Frostgraden im Winter. Und das, obwohl ihnen ein großer Teil der schützenden Erdschicht fehlt. Die Töpfe können also in der kalten Jahreszeit draußen stehen bleiben, das Schleppen der schweren Gefäße in die Räume zur Überwinterung entfällt.
Auch gegossen werden darf sparsam. Die für sonnige Standorte empfohlenen Wildpflanzen sind nicht so durstig wie Geranien oder Petunien. Es lohnt sich also, den Versuch zu wagen und einfach loszugärtnern! Warum nicht einfach mal mit einem Topf anfangen, Sie werden staunen, wie schnell sich Ihr bunter Topfgarten ausweitet ...
Nachhaltigkeit
Das Gärtnern mit Wildblumen ist nicht nur unkompliziert, sondern auch nachhaltig. Bei den in diesem Buch empfohlenen Pflanzen handelt es sich allesamt um Stauden, das heißt, sie sind mehrjährig. Einige ziehen sich im Winter unter die Erde zurück, einige behalten oberirdisch ihre Blätter. Aber alle treiben im nächsten Frühjahr wieder aus. Die meisten bleiben über Jahre in ihren angestammten Töpfen. Da das Nachpflanzen entfällt, brauchen Sie weniger Erde und es müssen weniger Pflanzen produziert, verschickt und verkauft werden. Das spart Geld und wertvolle Ressourcen. Regelmäßige Düngergaben? Fehlanzeige! Die meisten Pflanzen sind extrem genügsam (s. >).
Alles im Wandel
In diesem Buch werden nur mehrjährige Arten vorgestellt (ab >). Weshalb? Weil diese Pflanzen mir einfach am meisten Spaß machen. Einmal gesät oder gepflanzt entwickeln sie sich zu prächtigen Stauden und erfreuen uns über viele Jahre mit ihren Blüten. Im Winter bieten ihre hohlen Stängel Unterschlupf für Insekten und die Samenstände Nahrung für viele Singvögel. Raureif verwandelt den Topfgarten in ein Wintermärchen. Gerade deswegen liebe ich das Gärtnern mit mehrjährigen Wildpflanzen auch so sehr. Sie lassen uns alle Jahreszeiten intensiv miterleben und erinnern uns, egal wo, an den Rhythmus der Natur.
Es ist natürlich auch schön, einjährige einheimische Wildblumen wie Klatschmohn, Kornblume oder Kornrade auf dem Balkon zu haben (s. >). Ich streue einfach immer mal wieder ein kleines Päckchen Saatgut mit einjährigen Arten in die Pflanzkübel. Diese Blumen kommen in einer Saison zur Blüte, verteilen ihre Samen und sterben danach ab. Mit Spannung darf man im kommenden Jahr darauf warten, wo überall die Samen aufgehen! So entwickeln sich im Topfgarten ganz eigene Mini-Biotope, die sich mit den Jahren verändern. Es sprießen immer wieder Pflanzen in Töpfen, mit denen man an dieser Stelle nicht gerechnet hätte, andere verschwinden still und leise.