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Eine Art Vorwort

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Corona – das spanische Wort für Krone. Corona ist kein ungewöhnlicher Nachname in Italien, Spanien, Südamerika. Und Corona ist eine beliebte Zigarren-Marke und die Bezeichnung für ein seit 1925 gebrautes, in Mexiko meistverkauftes Bier. Aber dann nennt man auch noch eine Viren-Familie so. Es gab schon viele Corona-Viren – die ersten wurden Mitte der 1960er beschrieben. Aber COVID-19 wurde zur Pandemie und hält uns global fest im Griff. Mit weltweit über eine Million Todesfällen und bei dem Ernst der Lage möchte man meinen, dass hier Humor fehl am Platz ist: Aber das Lachen über das Grauen, das Entsetzliche, den Tod hat eine lange Tradition.

Es ist nicht nur psychologisch der Versuch, das schier Unerträgliche erträglich zu machen und dem Druck des Furchtbaren zu entrinnen, es ist wie eine Reinigung der Seele.

Viel diskutiert wurde zum Beispiel Roberto Benignis Film Das Leben ist schön (1997), in dem er eine Holocaust-Geschichte als Tragikomödie erzählt. Oder Das Leuchten der Erinnerung von Paolo Virzi aus dem Jahre 2017, in dem die Krankheit Alzheimer mit einem wehmütigen Lächeln skizziert wird. Lachen und Tod sind unzertrennliche Bestandteile des Lebens. Und so ist es nicht pietätlos, COVID-19 mit einer Sammlung makabrer Geschichten zu »würdigen«. Ganz im Stil und Sinne unseres großen Vorbildes und Urvaters der Detektiv-Geschichten Edgar Allan Poe, dessen Geschichte Die Maske des Roten Todes zum ersten Mal 1842 veröffentlicht wurde – zehn Jahre nachdem eine Cholera-Epidemie über die amerikanische Stadt Baltimore hinweggefegt war.

Die Melange zwischen Bier und Seuche, zwischen Genuss und Völlerei, zwischen Lebenslust und Mordlust ist Anliegen der hier versammelten Autor*innen aus der Schweiz, aus Österreich, aus Deutschland und – last but not least – des Bremer Krimistammtisches, einer lockeren Verbindung von Menschen unter der Ägide von Jürgen Alberts, die dem Schreiben von Kriminalgeschichten huldigen. Mit schwarzem Humor und einem Glas oder einer Flasche in der Hand nehmen die Autor*innen den Schrecken unserer Tage aufs Korn. Eine Geschichte ist hier allerdings eine Ausnahme, sie kommt ohne Humor und überraschenden Plot-Twist aus, denn Gesine Reichstein hat sich eines tatsächlichen Falls angenommen und den 43 Student*-innen der Escuela Normal Rural »Raúl Isidro Burgos« ein Denkmal gesetzt, die am 26. September 2014 in Iguala, Mexiko, entführt und ermordet wurden, ohne dass alle ihre Täter je gefasst und der Gerichtsbarkeit überstellt wurden. Ihre deutsche Protagonistin jedoch ist so fiktiv wie die Figuren in dieser Anthologie. Auch andere Autoren rekurrieren auf historische Ereignisse, obwohl diese nicht im Mittelpunkt stehen, wie in den Geschichten von Jürgen Ehlers und Reinhold Friedl. Letzterer hebt übrigens auch ein weiteres Bier hervor: Tsingtao aus China, das aus deutscher Brautradition stammt, wenn dies auch die unrühmlichen Tage der deutschen Kolonialherrschaft waren.

So liegt hier eine Sammlung von Kriminalgeschichten voll von schwarzem Humor vor, die auch bei einem Glas Wein genossen werden kann – und alles in der Hoffnung, diese Pandemie baldigst in den Griff zu bekommen und voll der düsteren Ahnung, dass COVID-20 schon um die Ecke schielt. In diesem Sinne: PROST!

Toby Martins, Bremen im Herbst 2020

Der letzte Schluck Corona

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