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Kapitel 3 Die Mutter bleibt

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Wenn es ein Pralaya ist, sogar ein Mahapralaya, ist nicht alles verloren, nicht alles weggeschwemmt. Etwas bleibt, unberührt, unsterblich, der göttliche Teil in euch, der Teil der Mutter in euch, das verkörperte und klare Bewusstsein.

In der Tat war es eure Seele, die sie aus dem Nichtbewussten geborgen und als eine lebendige Wirklichkeit in euch etabliert hat. Das war ihre erste und wichtigste Aufgabe, und sie hat sie erfüllt. Sie war immer da, ja; aber sie war ein weit, sehr weit entfernter inaktiver Lichtpunkt, ein unbekannter und auf keiner Karte verzeichneter Stern, der noch nicht am Horizont menschlichen Maßes und menschlicher Macht aufgetaucht war. Sie hat die Seele näher zu uns gebracht und sie in unserem lebendigen und dynamischen Bewusstsein verankert. Sie hat sie von den unbewussten Tiefen herauf oder aus vagen, flüchtigen, nebulösen Räumen herabgeholt, sie nach und nach entwickelt, genährt und ihr einen festen Wohnsitz in unseren inneren Bereichen gegeben. Sie hat sie zu einer Persönlichkeit mit einem Namen und einer Form ausgestaltet. Wenn wir sie manchmal nicht oder auch nie erkennen, liegt das daran, dass die äußere Hülle der Sinne noch nicht ganz für sie geöffnet ist. Aber dennoch ist sie da als unser innerer Lenker und Ratgeber trotz aller Irrungen und durch alle Dunkelheiten hindurch.

Der nächste Schritt, der zweite Teil ihres Werkes bestand darin, um diese Seele, dieses innere Wesen herum einen Körper, ein materielles Instrument zu bilden, das sie verkörpern konnte. Dieser Seelenwirklichkeit eine konkrete göttliche Form zu geben, war zu diesem Zeitpunkt ihre Arbeit. Die Seele war da, aber eine Gottheit muss kommen und in ihr wohnen; diese Gottheit, sozusagen eine Macht, eine Form der eigenen Persönlichkeit der Mutter muss herabgebracht und die Seele in sie integriert werden. Offenbar wurde der Versuch an diesem Punkt aufgegeben und nicht zu Ende geführt.

Weil der Sinn und das Ziel nicht eine individuelle Verwirklichung oder auch eine Verwirklichung in mehreren Individuen ist, sondern eine Errungenschaft der menschlichen Art (womit ein großer oder bedeutender Teil von ihr gemeint ist), muss das Bemühen auf dieses Ziel gerichtet sein. Die menschliche Bewusstseinsebene muss emporgehoben werden, damit sie die für den Wandel in sie gekommene Inspiration halten und verkörpern kann. Sonst ist ein Individuum, welches die menschliche Ebene repräsentiert und Teil des materiellen Bewusstseins ist, nicht dazu in der Lage. Nicht nur das Erdbewusstsein, sondern die materielle Zusammensetzung der Erde muss umgewandelt werden. Damit der menschliche Körper die Stufen der Transformation durchlaufen und vollenden kann, muss es gleichartige Echos in anderen Individuen geben, – nicht unbedingt in der gesamten Menschheit, sondern – wie ich sagte – vermutlich in einem größeren Teil. Sonst wird der Zweck der Umwandlung, ein globaler Wandel, nicht erreicht. Ein isolierter individueller supramentalisierter Körper auf der Erde wäre eine Laune der Natur, gewissermaßen ein erzwungenes Wunder, ein anomales Objekt der Natur, und die Menschheit würde sogar auf ihrer höchsten Stufe keine Beziehung oder Verwandtschaft mit ihm erkennen.

Deshalb muss die Erd-Natur im Hinblick auf dieses Ziel vorbereitet werden – zuallererst das Erd-Bewusstsein in der physischen Substanz und dann die grobe Substanz selbst. Dieses muss als unsere unmittelbare und dringliche Lebensaufgabe in Angriff genommen werden.

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Ich sagte, dass das Erd-Bewusstsein für die endgültige Transformation des Körpers der Mutter, das heißt, der materiellen Substanz des Körpers, noch nicht bereit war. Deshalb konnte er die hereinkommende transformierende Kraft nicht aufnehmen und zerbrach: Hierbei muss diese Kraft durch die harte, dichte, äußerste Kruste der Materie hereingebrochen sein, – mit welchem Resultat wird die Zeit zeigen.

Was uns betrifft, die wir weiterleben, lasst uns von Anfang an beginnen. Lasst uns sozusagen ganz von vorn anfangen. Wir erinnern uns an Mutters eigene Geschichte, was sie für sich getan hat, als sie zu Sri Aurobindo kam. Sie löschte vollständig ihre alte Persönlichkeit, ihre Errungenschaften und Vollendungen, machte aus ihrem Bewusstsein eine unbeschriebene Tafel und legte sich wie ein neugeborenes Baby, von der Vergangenheit unberührt, Sri Aurobindo zu Füßen. Lasst uns auch auf die gleiche Weise mit unserer Baby-Seele vorneweg dem Tag begegnen, denn das kleine Wesen ist die Gegenwart der Mutter in uns, noch immer durchglüht von ihrem Bewusstsein.

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Ihr wisst, ich habe sehr gezögert euch dieses vorzulesen.

In gewisser Weise ist das richtig, aber…

Tatsächlich ist es eine mentale und intellektuelle Präsentation eines Phänomens, das jedes intellektuelle und mentale Maß übersteigt. Dieses Phänomen ist nicht nur überintellektuell, supra-mental, sondern auch supra-kosmisch; sein Sinn und seine Bedeutung werden uns im Laufe der Zeit offenbart werden.

Inzwischen, denke ich, ist es das Beste für uns, ruhig zu bleiben mit einem heiteren Vertrauen, mit der ganzen Aspiration unserer Seele, – unserer Seele, die die konkrete Gegenwart der Mutter selbst ist, die wir immer in uns tragen.

Veröffentlicht im April 1974

Die Mutter bleibt

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