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Kapitel 4 Zwillingsgebete

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Herr, heute Morgen hast Du mir die Gewissheit gegeben, dass Du bei uns bleiben würdest, bis Dein Werk vollendet ist, nicht nur als Bewusstsein, welches leitet und erleuchtet, sondern auch als dynamische aktive Gegenwart. Auf unmissverständliche Weise hast Du versprochen, dass alles von Dir hierbleiben und nicht die Erdatmosphäre verlassen würde, bis die Erde transformiert ist. Lass uns dieser wunderbaren Gegenwart würdig sein, und, dass von nun an alles in uns sich auf den einen Willen konzentriert, uns immer mehr der Erfüllung Deines großen Werkes zu widmen. (7. Dezember 1950)

Das Gebet der Mutter zu Sri Aurobindo – so schön, so ergreifend und so wahr. – Wir, ihre Kinder, wenden uns nun wieder ihrem eigenen süßen Selbst zu.

Die neue Schöpfung, die die Mutter verkörperte, ist nicht verloren. Sie ist mit dem Verschwinden des materiellen Körpers nicht ausgelöscht. Es ist eine wirkliche Schöpfung gewesen, sie ist unauslöschlich in der Erdatmosphäre verankert und wird immer dort bleiben. Und sie ist nicht bloß ein statisches Gefüge, sie ist ein lebendiges und wachsendes Wesen. Sie ist in der Atmosphäre der Erde nicht nur ein Abbild oder eine leblose, wie auf eine Leinwand gebannte Darstellung. Sie ist lebendig und wächst – aber nicht nur in und für sich selbst. Sie lässt ihre Umgebung, die Atmosphäre, ebenso in neuen Dimensionen leben und sich entfalten. Das heißt, sie transformiert sie entsprechend ihrer eigenen sich gestaltenden Wahrheit und Wirklichkeit. Sie wächst und zwar auf charakteristische Weise nach unten, das heißt, sie weitet sich immer mehr auf eine irdische Manifestation oder Inkarnation hin aus. Sie ist wie der von den alten Rishis erwähnte Ashwattha-Baum, der auf dem Kopf steht und seine Zweige nach unten streckt. Sie wächst tatsächlich nach unten und erhält ihren Lebenssaft von oben. Die physische Verkörperung, die Materialisierung der inneren Gestalt wird im Laufe der Zeit unweigerlich stattfinden. Sie wird den Boden berühren, den wirklichen Boden der Erde, und als ihre wunderbare Schöpfung bestehen. – Vielleicht geschieht dies durch einen Prozess der Schicksalsschläge und Katastrophen, die allerdings minimiert werden können, wenn die Umstände es erlauben und die Gnade zustimmt. Aber wie auch immer der Prozess verläuft, das Ende ist vorbestimmt, denn das Göttliche hat es verfügt. Es ist das Geschick des Erd-Bewusstseins.

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Dies ist aber Mutters Teil der Arbeit, und sie führt sie ihrerseits auf perfekte Weise aus. Aber was ist mit uns? Was ist unser Anteil an der Arbeit? Denn es ist beabsichtigt, dass wir, ihre Kinder, an ihrem Werk mitarbeiten sollen, damit wir in die Göttliche Verwirklichung integriert werden können. Die Mutter hat selbst in der Mitteilung, die ich euch gerade vorgelesen habe, aufgezeigt, wie wir mitarbeiten können:

...dass von nun an alles in uns sich auf den einen Willen hin konzentriert, uns immer mehr der Erfüllung Deines großen Werkes zu widmen.

Die Situation hat sich seitdem etwas geändert und ist schwieriger geworden. Bei dem Hinscheiden Sri Aurobindos, einige Zeit danach, gab uns Mutter eine Botschaft, eine Warnung, in der sie uns auf die Schwierigkeit hinwies:

Um Sri Aurobindo in dem großen Abenteuer seines Integralen Yoga zu folgen, musste man immer ein Kämpfer sein; aber jetzt, wo er uns physisch verlassen hat, muss man ein Held sein.1

Jetzt, wo auch die Mutter nicht mehr hier ist – scheinbar – und wir wie verlassene Kinder zu sein scheinen, was sollen wir tun oder sein? Es ist nicht mehr genug, ein Kämpfer zu sein, nicht einmal mehr genug, ein Held zu sein. Man muss ein Yogi sein. Ein Yogi ist jemand, der das Göttliche Bewusstsein oder das Bewusstsein der Mutter besitzt. Wenn ihr findet, dass es nicht so einfach ist, ein Yogi zu sein, sogar wenn man sich ernsthaft bemüht, schlage ich euch eine andere Alternative vor. Man muss in eine andere Dimension springen: ein Kind sein, ein Kind der Mutter.

Ich gebe euch dieses Thema für die Meditation: ein Kind werden, ein vorbildliches Kind der Mutter.

Veröffentlicht im August 1974

1 Pour suivre Sri Aurobindo dans la grande aventure de son yoga intégral, il fallait toujours être guerrier; mais maintenant qu’il nous a quitté physiquement, il faut être un héro. (24. November 1952)

Die Mutter bleibt

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