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Ein Lateinlehrer, 1965

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Herr Dr. Schott - seines Zeichens ein Lehrer der alten Schule, also mit dem unbändigen Willen zum Drill seiner Schüler - konnte in seltenen Fällen auch mal lächeln: entweder zynisch, oder, wie bei seinen Versuchen, mit einem abgeschriebenen Kreiderest rückwärts über die Schulter den Papierkorb in der Ecke des Klassenzimmers zu treffen, auch mal recht befriedigt; jedenfalls, wenn er traf.

Wenn er nicht traf, duckten wir uns, denn:

Im Falle eines Fehlwurfs lief sein Gesicht puterrot an, seine militärisch kurzen, eisgrauen Haare stellten sich noch gerader in die Höhe als sonst (was eigentlich physikalisch gar nicht möglich war, aber sein Zorn schaffte das tatsächlich), und dann erschien dieses andere Lächeln in seinem Gesicht, dieses zynische, leicht grausame, mit einem etwas nach vorn gebeugten Oberkörper in seinem mausgrauen Anzug:

Wir waren natürlich daran schuld, weil wir seine Konzentration bei einem Rekordversuch durch unsere Unaufmerksamkeit oder vielleicht auch durch ein Räuspern in der letzen Reihe (sechs Meter entfernt) heftigst gestört hatten!

Darauf erfolgte fast regelmäßig diese Bestrafung in einer Lautstärke, die noch die Kameraden im Nebenzimmer erschreckend hochfahren ließ: "Hefte raus, aber dalli! Vokabeltest! 20 Deutsch-Latein-Vokabeln und noch mal 20 umgekehrt in zehn Minuten! Wer sein Heft in vier Sekunden nicht auf dem Pult hat, ist durchgefallen!!!!!"

Wir erwarteten jedes Mal - nein, wir hofften! -, dass sein Blutdruck ihn in seiner Rage zerfetzen würde; sein überrotes Gesicht war ja nahe dran, aber es behielt dennoch immer seine Form.

Erwähnenswert ist hier noch, dass Herr Schott (ich lasse den Titel 'Dr.' hier absichtlich weg, weil das für eine weitere Begebenheit wichtig ist) keinen rechten Arm knapp unter der Schulter mehr hatte und stattdessen ein hölzernes, zum Körper hin angewinkeltes Ding trug mit einem grauen Samthandschuh an der nachgebildeten Hand.

Samthandschuh! Ein echter Witz, vielleicht sehr bewusst eingesetzt...

Mit dieser Prothese, die er als Dank für seinen aufopfernden Dienst im Zweiten Weltkrieg spendiert bekommen hatte, pflegte er unsere rund 40 Klassenarbeitshefte zum Bauch hin einzuklemmen, wenn er zu Stundenbeginn die Klasse in seiner rammbockmäßig gebeugten Haltung erstürmte und wie ein Berserker tobte: "Diese Klassenarbeit war einmal wieder unter aller Sau! Was glaubt ihr, wo ihr euch befindet? Im Kindergarten?!!! Nur einige wenige Arbeiten sind einigermaßen gut ausgefallen: Das ist kein Niveau, nicht bei mir!!!"

Während dieser puterroten Brüllerei ließ er unsere Hefte auf den Boden fallen, jedenfalls die meisten; einige, die er in der linken Hand trug, legte er plötzlich fast zufrieden wirkend auf sein Pult.

"Du da und du da: aufsammeln und verteilen!! Zackzack!!! Sofort Nachbesserung der Arbeit schreiben! Ich weise euch dabei ein klein wenig auf eure dummen Fehler hin! SOFORT!!!"

Wie kann ein Mensch seine Stimmbänder dermaßen strapazieren, ohne sie vollends zu verlieren? Training, dachten die Sportler unter uns: Wir können die Sehnen und Muskeln ja auch ständig belasten oder auch ab und zu überdehnen, weil wir dauernd am Üben sind. Das leuchtete selbst den weniger sportlichen Kameraden ein.

Drei Tage danach fegte er, wie es mir schien, durch die geschlossene Tür des Klassenzimmers in die nächste Unterrichtsstunde:

Nie in meinem noch unbedarften, jungen Leben hätte ich geglaubt, dass ein Mensch - dazu noch im fortgeschritten Alter! - seine eigene Explosion überleben könnte...

"Wollt ihr mich auf den Arm nehmen, stupides Pack??!!!"

Die Klassenarbeitshefte riss er dabei aus der Umklammerung seines Holzarms und schmiss sie mit der Linken zornerfüllt quer durch die Klasse. Heute denke ich gar, ich hätte dabei giftgrünen Geifer aus seinen Mundwinkeln spritzen sehen... Seine eisgrauen Augen, passend zu den spitzen grauen Igelhaaren und seinem dunkelgrauen Anzug, den er wohl nie wechselte, stierten uns dabei in den Boden.

Das Luftanhalten der Kameraden war für mich hörbar, die Steifheit auf jedem einzelnen Stuhl spürbar. Hätte jetzt jemand hüsteln oder gar niesen müssen: Das Inferno daselbst wäre unweigerlich über uns hereingebrochen.

Nach dieser Verbesserung der Nachbesserung konnte es doch eigentlich nicht schlimmer werden, oder? Weit gefehlt!

In der nächsten Unterrichtseinheit wurden wir vehement und - wen überrascht es? - äußerst lautstark angeklagt, unsere Klassenarbeitshefte in einem desolaten Zustand an den Lehrer zurück gegeben zu haben! Folge: Vokabeltest...

Wer aber jetzt glauben sollte, dass sich das über Jahre unentwegt hinweg zog, der liegt nur etwas richtig: Es gab seltene Momente, wo Herr Dr. Schott Wesens- und Lehrarten zeigte, die einem Lehrer geziemten und ihn als Pädagogen sogar als rechtmäßig ins Amt gesetzt erscheinen ließen; leider war dies viel zu selten der Fall.

Ich erinnere mich sehr gerne daran, dass wir aufgefordert wurden, anhand seinen Beschreibungen Pläne zu zeichnen, die das antike Rom darstellen sollten: Das Forum Romanum zum Beispiel entstand auf meinem Zeichenblatt in Windeseile, weil ich die eindringlichen Schilderungen des Lehrers umsetzen konnte, der diese Stätte natürlich schon besucht hatte. Zeitgleich kritzelte er mit Kreide die Umrisse und Standorte der wichtigsten Bauten an die Tafel und erklärte uns, um was es sich dabei handelte.

Ebenfalls Pompeji, in einer anderen Unterrichtsstunde: Auch hier konnte ich seine Begeisterung nachvollziehen, die er uns anhand des Lebens und Sterbens dieser Stadt vermittelte und mit der er danach die hervorragend erhaltenen Fragmente des blühenden Lebens dieser schon recht modernen Metropole schilderte, die im Aschenregen des Vulkanausbruchs der Nachwelt erhalten geblieben waren.

In diesen seltenen Momenten schien Schott irgendwie abseits von sich selbst zu stehen; er wirkte nicht nur menschlich, sondern sogar irgendwie 'warm' in Erinnerung an seine Ausflüge in die Welt der lateinischen Antike!

Ich gestehe gerne, dass ich von diesen Geschichtsstunden fasziniert war; auch deshalb, weil kaum ein Wort übersetzt werden musste... Ich hasste Latein!

Viele Jahre später, als ich selbst diese geschichtsträchtigen Orte besuchen konnte, erinnerte ich mich sehr lebhaft an diese Lehrstunden und freute mich, dass ich diese damals erleben durfte: In meinem ersten Buch hatte ich bei den Reisebeschreibungen zu diesen Stätten Herrn Dr. Schott dafür gedankt. Hier ein kleiner Auszug aus diesem ersten Buch, bei einem Besuch in Pompeji:

<<..., und erklimmen schließlich die Empore des Amphitheaters; so ziemlich das Grandioseste des ohnehin grandiosen Pompeji!

In der jetzt schon tief stehenden Sonne vermag ich geistig-leibhaftig das Treiben hier zu sehen, zu spüren und zu hören – bloß verstehen kann ich nicht viel, ich war ja kein besonders guter Lateinschüler...

Manno, irgendwie ist das alles doch so ganz anders, als ich aus den schnöden Lateinübersetzungen noch aus der Schule her kannte; auch die überaus gekonnten und gefühlvollen Schil­derungen meines Lehrers zu diesem Thema sind in diesem Jetzt nur noch blasse Eindrücke aus der schulischen Vergangenheit! …>>

Das war es aber auch schon an Dank für diesen Lehrerlump, der uns in seiner egozentrischen Weise mit Hang zu unkontrollierten Handlungen in den Boden zu stampfen versuchte. Es ist auch heute noch völlig fraglich, was er damit bezwecken wollte, außer seinem exzentrischen Ego zu dienen - oder ihm freien Lauf zu lassen. Ein heutiger Psychologe würde einen solchen Menschen als Psychopathen bezeichnen.

Ich hatte anfangs beschrieben, dass er sehr gerne die Rest-Kreide rückwärts über die Schulter in den Papierkorb warf, direkt rechts neben dem Eingang des Klassenzimmers. Er übte aber auch sehr gerne eine andere Wurftechnik:

Ein während dem Unterricht unbedacht etwas lauteres Wort, also eine Prise mehr als hauchleise, konnte dem Kameraden einen Kreidefleck auf der Stirn einbringen, auch wenn er in der letzten Reihe saß! Mit unfassbarer Geschwindigkeit und Genauigkeit traf ein Kreidegeschoss aus seinem linken Wurfarm... Wie und wo hatte er das nur trainiert? Wahrscheinlich auch in anderen Klassen.

Falls in einer solch aufmüpfigen Situation der Herr Lehrer gerade keine Kreide in der Hand hatte, tat es zur Not auch mal der Schlüsselbund in seiner linken, grauen Jackentasche... Und auch der traf kopfgenau!

Aber nicht nur die Köpfe der Schüler hatten es ihm angetan; einmal war es auch das Gegenteil, nämlich bei mir - wobei ich endlich zum Thema komme, denn diese Geschichten in dem vorliegenden Buch handeln ja von mir selbst:

Ich hatte mir an der rechten Hüfte ein Furunkel zugezogen, genau an der Gürtellinie, was recht heftig weh tat. Ein Kamerad stieß mich zufällig dort an während einer kleinen, spaßhaften Rangelei, wobei wir überhört hatten, dass die Pausenklingel schon zum Unterricht gerufen hatte.

Durch diesen überaus heftigen Schmerz reagierte ich ohne Zutun meines Hirnkästchens und stieß den Kameraden weg mit verzerrtem Gesicht, was bestimmt jeder nachvollziehen kann.

Just in diesem Moment erschien Schott in der Tür!

Sein überscharfer, eisgrauer Blick erfasste natürlich sofort die Situation in völlig klarer Lage: Ich stieß einen Kameraden! Das schrie nach Vergeltung...

In irrsinniger Geschwindigkeit, der ich absolut nichts entgegenzusetzen hatte (trotz meiner Sportlichkeit!), packte er mich mit der linken Hand im Genick, klemmte meinen Kopf zwischen seine Knie und versohlte mir den Hintern: Ein Teppichklopfer hätte keine bessere Arbeit leisten können!

Schmerzen hatte ich eh schon wegen der angestoßenen Hüfte, dazu kamen die feurigen Schläge. Die wenigen Tränen, die mir herunter rannen und für alle sichtbar waren, als er mich losließ und mich aufrecht zur Klasse hin stellte, mit der Hand am Kragen packend: Nein, diese Tränen entsprangen nicht dem Schmerz, sondern der unaussprechlichen Scham dieser Erniedrigung!

"Du glaubst wohl, dass du hier deine Kameraden vermöbeln kannst nach Lust und Laune, nur weil du ein Jahr älter bist, du nichtswürdiger Sitzenbleiber???!!!! Diese Lektion soll dir das Gegenteil beweisen!!! Beim Nachsitzen wirst du einen langen Vokabeltest ablegen, den du natürlich versauen wirst!!! Hinsetzen!!!"

Wenn Texte Töne abgeben könnten, würde Ihre Ausgabe hier einmal mehr schrill kreischen...

Ich muss an dieser Stelle erwähnen, dass ich tatsächlich ein Jahr älter war als die Kameraden, nämlich schon 12.

Warum war ich älter?

In der Erzählung „Eine unglückliche Turnstunde" habe ich beschrieben, warum ich mehrere Wochen ausfiel; dummerweise kam kurz danach auch noch eine Blinddarmentzündung hinzu, die mich auch wieder eine Zeit lang lahm legte; also keine Chance, den Klassenabschluss zu schaffen. Deshalb war ich ein Sitzenbleiber!

In einer anderen Situation fiel ich in Ungnade, weil ich ungehobeltes Kind unseren Lehrer bei einer Frage mit den Worten ansprach: „Herr Schott, können Sie...“

Weiter kam ich nicht!

Sein Gebrüll erschütterte nicht nur mich und die Kameraden; das ganze Schulgebäude schien zu erzittern: „Ein Herr Schott steht auf dem Wochenmarkt und verkauft Wurst!! Ich bin Herr Doktor Schott und lehre Latein! Schreib dir das hinter die Löffel und rede mich künftig korrekt an!!!“

Seltsam einmal wieder, dass sein Gesicht bei diesem Jähzornesausbruch nicht platzte; die Haut schien äußerst widerstandsfähig zu sein.

Seltsam aber auch, dass ich einer Stunde Nachsitzen entging!

Ganz allgemein mochte ich Latein nicht so wirklich; im ganz Besonderen aber, weil es diesen unausstehlichen, egomanischen Teufelslehrer gab!

Mein Notenspiegel mag das sehr deutlich ausdrücken: In den Halbjahreszeugnissen fast regelmäßig eine Sechs, von der ich mich bis zum Versetzungszeugnis auf eine Fünf herunterkämpfen konnte; diese konnte ich locker ausgleichen durch gute Noten in anderen Hauptfächern.

Die absolute Überraschung war, dass ich zum Ende der Mittelstufe eine saubere Vier bekam, was das Kleine Latinum bedeutete nach sechs Jahren lateinischer Quälerei!

Herr Schott: Ich sehe Sie heute noch fassungslos, dass Ihre sadistischen Bemühungen, mich ins Abseits zu stoßen, fehlgeschlagen waren!

Wenig verehrter Herr Dr. Schott, ich gebe dabei aber auch zu, dass hier getrickst wurde: Mein Klassenkamerad 'Striebsi' hatte mir einen Teil der letzten Klassenarbeit neben der Bank zu mir nach hinten geschoben; Sie dämonisches Argusauge, in diesem Moment abgelenkt durch ein verdächtiges Räuspern eines Kameraden in der hinteren Reihe, hatten das nicht gemerkt!

Erkennen Sie das jetzt, von irgendwo da unten? Ich freue mich diebisch, ja, sardonisch!

Nachsatz:

Erst zum Ende der Mittelstufe kam ans Licht, dass Herr Dr. Schott hab-ihn-nicht-selig im vierten Stockwerk eines Hauses auf dem Mannheimer Lindenhof wohnte, was an sich ja nicht besonders reizvoll ist für diese Geschichte und auch sonst nicht.

Besonders delikat ist aber, dass meine Eltern über ihm wohnten und deren kleiner Sohn von der Geburt an bis zum Ende des zweiten Lebensjahres die Nachbarschaft malträtierte mit seinem ständigen Geschrei! (Danach sind meine Eltern, samt dem Söhnchen, umgezogen, aber nicht den Nachbarn zuliebe.)

Fazit:

Lieber ehemaliger Nachbar: Sie wurden in Ihrer Studien- oder Refendarzeit durch mich Knirps immens gestört und ließen das später an mir aus, da ich glücklicherweise (von Ihnen aus gesehen) ein Schüler von Ihnen wurde.

Vielleicht ist das sogar verständlich; aber warum sind Sie dermaßen mutiert und mussten alle Schüler quälen? Oder war das schon immer Ihre teuflische Wesensart, entstanden und geprägt durch was auch immer?

NACHSATZ 2, verfasst von einem Klassenkameraden

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Zäh wie Leder, hart wie Kruppstahl …

Herr Dr. Schott – wenn es ihn denn in der Lateinlehrer-Hölle selig macht, dann nenne ich ihn in drei Teufels Namen so – war ein Scheusal, aber kein Einzelfall.

Er konnte Schüler an guten Tagen tatsächlich für seinen Stoff interessieren, konnte durchaus spannend und anschaulich erzählen, aber das ist hier für meine Einschätzung dieses Herrn ungefähr so von Belang wie Hitlers Liebe zu Deutschen Schäferhunden für dessen Beurteilung.

Schott und viele andere Lehrer seiner Generation waren natürlich geprägt durch die damals gerade eine Generation zurückliegende, angestrengt totgeschwiegene braune Herrlichkeit und sicher auch durch den Zweiten Weltkrieg, in dem er für Führer, Volk und Vaterland seinen rechten Arm gelassen hatte.

Ja – geprägt durch die Nazizeit waren sie alle, die Fedl, Kölmel (der mich im Nachhinein immer an Roland Freisler erinnert, vielleicht, weil er ähnliche Manieren an den Tag legte), eben Schott und wie sie sonst hießen. Das waren keine guten Pädagogen, wie viele unserer Eltern damals glaubten („streng, aber gerecht“ – nun, von der Gerechtigkeit des Kollegen Schott haben wir hier ja anschauliche Beispiele gelesen), auch keine schlechten Pädagogen, das waren überhaupt keine Pädagogen. Sondern eben mehr oder weniger Scheusale.

Ich sehe es ähnlich wie der von mir hochgeschätzte Schriftsteller und Journalist Ralph Giordano („Die Bertinis“, „Die zweite Schuld oder Von der Last, Deutscher zu sein“): Die Nazizeit wurde auch möglich durch einen lang andauernden Verlust der humanen Orientierung in großen Teilen der Bevölkerung. Eben für diesen Verlust der humanen Orientierung, dieses Fehlen fast jeglichen menschlichen Mitgefühls, der Unfähigkeit, Jugendliche zu fördern, damit die eines Tages lebensfähige Persönlichkeiten sind, ist Schott ein zwar etwas extremes Beispiel, aber kein außergewöhnliches. Sein Ziel war, uns zu funktionierenden Untertanen zu formen. Flink wie Windhunde, zäh wie Leder, hart wie Kruppstahl.

Vermutlich (gesagt hat er das so meines Wissens nie, es stand auch nicht zur Debatte, denn debattiert wurde bei dieser akademischen Variante eines Unteroffiziers grundsätzlich nicht) waren eben das auch seine „pädagogischen“ Ziele, getreu übernommen vom selbsternannten größten Feldherrn aller Zeiten. Jedenfalls arbeitete er konsequent in diese Richtung. Für Gespräche mit Schülern, für Zuhören, gar für ein Abwägen, was in einem konkreten Fall gerecht oder ungerecht, richtig oder falsch sei, war in einer solchen scheißbraunen Weltanschauung kein Platz. Ein Junge weint nicht, ein deutscher Junge muss Schläge einstecken können, ein deutscher Junge muss …

In einer bekannten Rede zog Schotts mutmaßliches Vorbild, jedenfalls das seiner Jugend, um die ihn das braune Pack betrogen hatte, das Fazit, die Jugendlichen würden „nicht mehr frei ihr ganzes Leben“.

Ja, Kollege Schott, du in deiner Lateinlehrer-Hölle, wo du vermutlich nicht auf dem Holzkohlengrill schmorst, auf den du eigentlich gehörst, sondern die Engel schleifst und drillst, sie mit deiner Trillerpfeife weckst wie uns im Schullandheim und „Aufstehen, fertigmachen zum Frühsport!!!“ krakeelst, ihnen Lateinvokabeln einpaukst und sie zusammenbrüllst, dass man dein dumpfes Gebrülle und das Klirren deiner durch die Landschaft geworfenen Schlüsselbunde bis zum Himmel hört – das könnte dir jetzt gerade so passen!

Thomas Striebig alias „Striebsi“, der natürlich keineswegs altersweise zu werden gedenkt – weder alt noch weise!

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(Anm. des Autors: Striebsi ist selbst Gymnasiallehrer geworden und hat offensichtlich von den Fehlern der Lehrer aus seiner Jugendzeit gelernt: Seine Schüler schätzen und mögen ihn sehr!

Dem Autor selbst erging es ähnlich: In der Erwachsenenbildung habe ich stets und erfolgreich darauf geachtet, die Fehler einiger Lehrer nicht zu wiederholen und die hervorragenden Ansätze anderer, jüngerer Lehrer in meinen ganz persönlichen Lehrstil einzubringen).

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