Читать книгу Elduria - Die Entscheidung - Norbert Wibben - Страница 11

Eine Wiederholung?

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Runa forscht nach der Ursache, warum ihre Amme immer noch so schnell ermattet. Sie hat bereits mehrfach Lebensenergie übertragen und auch die neu erlernten Sprüche gegen dunkle Zauber anzuwenden versucht. Doch alles scheint erfolglos zu bleiben. Das Mädchen vermutet deshalb schon, seine Zauberkräfte verloren zu haben. Vielleicht als Spätfolge des magischen Sprungs? Wie sollte sie es sonst erklären, in dieser wichtigen Angelegenheit so wenig erfolgreich zu sein?

Zur Probe nutzt Runa kleinere Sprüche. Sie entzündet das Feuer im Kamin und bereitet das Frühstück mit Magie. Das klappt jedoch genauso ohne Probleme, wie die Änderung ihrer Gestalt. Deshalb muss etwas anderes die Ursache sein, aber was?

Voller Verzweiflung nimmt Runa an einem Nachmittag Kontakt zu Danrya auf. Atropaia ist in dem Sessel eingeschlafen, den ihre Freundin aus dem Haus in Ochsenham hierhergeholt hatte. Er ist inzwischen zu ihrem Lieblingsplatz geworden, auf dem sie sich immer öfter in eine dicke Decke einmummelt und meistens schnell einschlummert. Das Mädchen hofft, von der Westelfe einen Rat zu bekommen. Doch ihre erste Antwort lautet, dass sie aus der Ferne weder den Zustand, noch die möglichen Gegenmaßnahmen beurteilen kann. Sie hat jedoch eine Idee.

»Bist du sicher, dass Atropaia keinen Silberschmuck trägt, möglicherweise eine Halskette, Ringe oder Spangen? Für derart vergesslich halte ich sie zwar nicht, aber nach der langen Gefangenschaft könnte sie alten Familienschmuck angelegt haben. Der würde deinen Zauber zumindest abschwächen. Also nicht. Hm. Darauf hätte ich jetzt getippt. – Wie schlimm ist ihr Zustand? Hast du das Gefühl, dass ich nach ihr sehen sollte?«

»Du bist doch in Elduria, um den Aufstand gegen Drakonia zu organisieren. Wäre das eine große Störung? – Mir ist es ehrlich gesagt lieber, du könntest hierherkommen. Wenn ich Paia morgens Lebensenergie spende, ist die oft schon am Mittag aufgebraucht. Den Nachmittag verschläft sie und mag kaum den Sessel verlassen, um nach oben ins Bett zu gehen. Allmählich fühle ich mich von den ständigen Übertragungen völlig ausgelaugt.«

»Das ist als Folge durchaus möglich, meine Liebe. Ich bin zwar inzwischen auf dem Weg zu den Nordelfen, werde die Reise jedoch unterbrechen. Der Versuch, die Elfen auf die Seite der Aufständischen in Elduria zu ziehen, kann eine Verzögerung vertragen. Die Hilfe für Atropaia aber nicht, so scheint mir. Hm. Ich kann trotzdem erst in einigen Stunden bei euch sein. Einverstanden?«

»Danke! Ich weiß mir keinen Rat mehr und bin dir unendlich dankbar.«

»Dann bis später!«

Runa atmet erleichtert auf. Sie wirft einen prüfenden Blick auf ihre Amme. Woran mag es nur liegen, dass die Zauber lediglich kurz wirken? Sie hatte bereits in Grimgards Kerker Lebensenergie an Atropaia übertragen. Dass die Westelfe dabei noch silberne Spangen um Hand- und Fußgelenke trug, war die Erklärung, weshalb nur wenig der Energie wirken konnte. Dass das überhaupt gelang, lag daran, dass Runa ihr gleichzeitig die Hände auf den Kopf legte. Das vermutet sie jedenfalls. Doch die Klammern sind längst entfernt worden, noch bevor sie in das Haus im Elfenwald heimkehrten.

Ob sie einen Versuch machen sollte, in Atropaias Gedanken nach einem dort lauernden Schatten zu suchen? Obwohl sie mit Dragon diese Möglichkeit in Betracht gezogen hatte, achtete sie bei der vergangenen Gedankenverbindung zur Amme nicht auf entsprechende Hinweise. Sie wurde dabei zu sehr von ihrem Wunsch abgelenkt, die Sequenzen mit ihren Eltern, vor allem aber die mit Raika, sehen zu wollen. Da die Bilder mit den letzten Lebensminuten ihrer Mutter endeten, war sie anschließend derart traurig gewesen, dass sie nicht mehr an die Suche nach versteckten dunklen Flüchen gedacht hatte. Doch jetzt drängt der Gedanke daran immer mächtiger in ihr Bewusstsein.

Sie schaut grübelnd zu ihrer Amme hinüber. Die Hände Atropaias liegen auf ihrem Schoß. Ein Blick auf eines der Handgelenke offenbart eine dunkle Spur, die darum herum verläuft. Sofort wandern ihre Augen zum anderen hinüber. Auch dort bemerkt sie diesen Schatten. Sie befinden sich an den Stellen, wo die silbernen Klammern saßen. Das wirkt auf das Mädchen so, als ob diese Bereiche im Nachhinein auf die lange Zeit der Gefangenschaft hinweisen wollten.

Ein plötzlicher Gedanke lässt Runa hochschrecken. Was ist, wenn das keine Sinnestäuschung, sondern ein feiner Abrieb von Silber ist. Könnte der womöglich in die Haut eingedrungen sein? Ist das nach so langen Jahren im Kerker auszuschließen? Es könnten andererseits auch Blutergüsse sein, da die Klammern recht eng um die Gelenke befestigt waren, oder auch schlecht verheilte Schürfwunden. Aber was davon ist wahrscheinlich?

Atropaia hatte seit ihrer Rückkehr mehr als einmal ein Bad genommen, ganz zu schweigen vom üblichen Händewaschen. Würden sich Silberpartikel derart fest auf der Haut halten? Das würde dann für eine der letzteren Möglichkeiten sprechen, obwohl das Mädchen diese Begründungen nicht akzeptieren will. Es schüttelt den Kopf, tritt zur Amme und betrachtet die leicht geschwärzten Stellen genauer. Sie wirken fast so, als ob sich dort Tätowierungen befinden würden. Es scheinen eher die oberen Hautschichten als die tieferen betroffen zu sein. Das spricht für die Theorie über Silberabrieb.

Runa nimmt sofort Kontakt zu Danrya auf und fragt, ob das möglich sein könnte.

»Ich weiß, dass Silber oxidiert und dabei schwarz wird«, antwortet diese. »Schwefel aus der Luft verbindet sich mit dem Metall. Der direkte Hautkontakt kann das Anlaufen sogar noch intensivieren. Ein Abrieb der dunklen Verfärbungen kann in den Poren der Haut festgehalten werden und die Stellen jeweils dunkel verändern. Da Atropaia die silbernen Klammern über Jahre tragen musste, ist das die logische Erklärung für die noch sichtbaren Schatten.«

»Dann sind sie auch die Ursache, weshalb die Übertragung meiner Lebensenergie nicht gut funktioniert?«

»Das wäre möglich. Wenn Silber magische Kräfte unterbindet, könnte Silberoxid das in abgeschwächter Form ebenso.«

»In den Gängen unter der Festung roch es, verursacht durch den Feueratem Befires, stark schwefelig. Sollte das für das Anlaufen der Klammern verantwortlich sein?«

»Zum Teil kann das stimmen, obwohl auch die reine Luft während sieben Jahren vermutlich ausreichen würde.«

»Was kann ich machen, um die Partikel zu entfernen. Wasser und Seife genügen offensichtlich nicht. Ich denke, Paia wird das bereits durch kräftiges Reiben mit einer Bürste versucht haben. Kennst du einen geeigneten Zauberspruch?«

Doch die Frage bleibt unbeantwortet. Muss die Elfe erst nachdenken? Als sie nach mehreren Minuten immer noch nicht antwortet, macht sich Runa Sorgen um die Westelfe.

»Danrya, geht es dir gut? Befindest du dich womöglich in Gefahr?« Aber sie reagiert nicht. Das Mädchen springt auf und läuft unruhig aus dem Haus. Sie weiß, dass sie hier genauso wenig ausrichten kann, sollte Danrya in Schwierigkeiten stecken. Trotzdem verspürt sie den Drang, sich zu bewegen. Die Elfe sagte doch, in einigen Stunden hier zu sein. Wie lange ist das her? Warum hatte sie nicht direkt zum Haus kommen können? Mit Hilfe des magischen Sprungs sind Ortswechsel über größere Distanzen ausführbar. Ist das von Elduria aus nicht möglich?

»Aber sie ist doch inzwischen nicht mehr dort«, korrigiert sich Runa. »Hm. Sie wollte zu den Nordelfen, sollte es bei ihnen ähnlich geschützte Gebiete wie die Triqueta in Merion geben? Das wäre durchaus sinnvoll, da die Elfen mit Angriffen gegnerischer Zauberer rechnen müssen. Und bis direkt in diesen Elfenwald kann sie mittels Magie auch nicht kommen. Deshalb musste ich Dragon hineinziehen und die Rückreise mit Atropaia am Waldrand unterbrechen. Nach wenigen Schritten hinein, ging es dann aber mit dem magischen Sprung direkt bis zur Lichtung mit dem Haus.«

Völlig unerwartet schießt ein fürchterlicher Gedanke durch ihren Kopf.

»Was ist, wenn Danrya Creulon begegnet? Er ist sicher auf der Suche nach uns. Kann sie in eine von ihm gestellte Falle gelaufen sein?«

»So leicht bin ich nicht zu übertölpeln«, meldet sich die Elfe wieder. »Du hast mit deiner Überlegung nicht so unrecht. Dieser dunkle Magier hat zusätzlich zu unserem Schutz seinen eigenen Zauberring um den Elfenwald gezogen. Der stoppte mich an dessen Rand. Ich wurde sogar um viele Meter zurückgeschleudert. Letzteres war eine Folge von meinen Schutzzaubern, die zusammen mit Creulons Ring bewirkten, dass ich durch die Luft katapultiert wurde. Das war auch der Grund, warum ich deine Frage nicht beantwortete. Ich fing den Sturz ab und versteckte mich als Rotkehlchen in einem Gebüsch. Die Situation erforderte einige Zeit lang meine volle Konzentration, da der Aufprall einen weithin hörbaren Alarm verursachte. Kurz nach der Gestaltänderung tauchte dieser böse Zauberer zusammen mit einer Handvoll finster aussehender Bewaffneter auf. Sie suchten die Umgebung ab, konnten mich jedoch nicht finden. – Es sieht so aus, dass mein Eindringen in den Wald derzeit unmöglich ist.«

»Creulon vermutet offenbar, dass Atropaia und ich noch nicht hier sind. Er will unsere Rückkehr auf magische Weise verhindern. Ob er trotzdem auch Reiter zur Durchsuchung in den Wald …«

Runa unterbricht unwillkürlich ihre Gedanken. Sie ist inzwischen wieder in der Wohnstube und blickt hinüber zu ihrer Amme, die schlafend in ihrem Sessel sitzt. Doch jetzt verwischen sich die Bilder. Sie steht direkt vor Atropaia, wobei sie offenbar einen Zauberspruch murmelnd auf deren Handgelenke deutet. »Renovo!« Gleich darauf bückt sie sich und nutzt erneut diesen Spruch und zeigt dabei auf die Fußgelenke. Während sie sich noch aufrichtet, dringt näherkommender Hufschlag ins Innere. Da der Waldboden derartige Geräusche dämpft, müssen die Reiter bereits dicht bei dem Häuschen sein. Die Tür birst sofort darauf mit einem blendend hellen Blitz und lautem Getöse. Grimmig blickende Männer drängen in die Wohnstube, dann verwischen die Bilder.

Runa schüttelt sich. War das eine Erinnerung an den Tag, als die Amme von Owain verschleppt worden ist? Aber wodurch wurde sie ausgelöst? Damals saß sie anders als jetzt auf dem Sofa. Deshalb weiß sie, dass das kein Rückblick, sondern ein kurzer Blick in die Zukunft gewesen sein muss.

Dann sieht sie doch noch einen kleinen Moment die Bilder von vor sieben Jahren. Sie bemerkt die langen Messer und die gespannten Bogen in den Händen der Eindringlinge, bevor auch diese Sequenz verwischt. Die Umgebung ist jetzt so, wie sie wirklich ist.

»Was bedeutet das?«, dringt Danryas Stimme in ihr Bewusstsein. Sie hat offenbar zum Teil mitbekommen, was Runa durchlebt hat.

Die berichtet hastig, dass erneut jemand hier ins Haus eindringen wird, um dieses Mal nicht nur Atropaia, sondern auch sie zu entführen. Sie könnten jedoch genauso gut getötet werden, wird ihr bewusst. Trotzdem richten sich ihre Gedanken auf das Problem, weshalb sie Kontakt zu Danrya aufgenommen hatte.

»Wird der Renovo-Spruch den Abrieb der schwarz angelaufenen Silberklammern entfernen?«

»Offenbar versuchst du das gleich. Obwohl ich dir vorschlagen wollte, die Partikel mit dem Evoco-Zauber herauszuholen.«

»Dann hältst du die Anwendung des Spruchs in diesem Fall nicht für komplett idiotisch? Ich hätte eher gemeint, dass sich der Zauberspruch hauptsächlich auf Dinge, also auf Sachen bezieht. – Soll ich das probieren oder besser die Zeit nutzen, um mit Paia von hier zu verschwinden?«

»Du hast offenbar noch wenige Augenblicke, wenn das soeben ein Blick in die Zukunft gewesen ist. Trotzdem solltest du dich beeilen.«

»Kann ich überhaupt mittels magischem Sprung von hier flüchten? Du sagtest doch, Creulon habe eine Art Ring um den Wald gewoben.«

»Nutze den Spruch, um an den inneren Waldrand zu kommen. Nimm am besten die Stelle, an der du zusammen mit Dragon eingedrungen bist. Dadurch läufst du nicht Gefahr, wie ich zurückgeworfen zu werden. Du bewegst dich dann mit Atropaia um einige Schritte nach außerhalb und nutzt erst danach den magischen Sprung, um in mein Haus in Ochsenham zu fliehen. Ich erwarte euch dort.«

»Einverstanden!«

Runa meint bereits, fernen Hufschlag hören zu können. Sie hastet mit der Schnelligkeit einer Elfe zu Atropaia und spricht den Renovo-Zauber, um die geschwärzten Stellen an Hand- und Fußgelenken zu entfernen. Sie staunt, weil das tatsächlich gelingt. Offenbar hat der Spruch die Haut erneuert.

Das Trommeln vieler Hufe auf dem Waldboden dringt ins Innere. Das Mädchen webt schnell einen magischen Schutz aus Protego und Sgiath um sich und ihre Amme. Die Tür birst unterdessen mit einem blendend hellen Blitz und lautem Getöse. Das Eindringen grimmig blickender Männer in die Wohnstube bekommt sie schon nicht mehr mit. Sie befindet sich im gleichen Augenblick an der Stelle innerhalb des Elfenwaldes, wo Dragon und sie, vor dem Nebel fliehend, mit Mühe hineingelangten. Außerhalb des Waldes zucken Blitze wild über den Himmel und dicke Regentropfen scheinen waagerecht auf die Flüchtenden zuzustürmen. Sie fallen jedoch am Waldrand zu Boden und bilden dort kleine Bachläufe. Sollte das Unwetter durch einen weiteren Zauber Creulons verursacht werden?

Atropaia, die ihre Augen kaum offenzuhalten vermag, will sich ermattet auf den Waldboden setzen. Sie versteht nicht, warum Runa das zu verhindern sucht. Die überlegt, ihr noch einmal Lebensenergie zu übertragen, doch das unterlässt sie vorsichtshalber. Sie befürchtet, ihre ganze Kraft zu benötigen, um Danryas Haus zu erreichen. Sie bückt sich und legt sich die Arme Atropaias um den Hals, wobei sie deren Körper auf ihrem Rücken balanciert. Sie beginnt, sich mit Mühe aufzurichten. Sobald beide stehen, beißt Runa die Zähne zusammen und versucht, sich dem nur einen Schritt entfernten Waldrand zu nähern. Das gelingt nur äußerst langsam, da die Amme wie ein schweres Gewicht auf ihren Schultern liegt.

Sobald sie sich genau auf der Grenze nach draußen befinden, hallt ein schriller Schrei durch die Luft. Der dichte Regen trifft sie und wirkt wie ein Wasserfall, nur dass er nicht von oben herabfällt. Die Elfe und das Mädchen sind sofort klatschnass. Atropaia reißt erschrocken die Augen auf und schnappt unwillkürlich nach Luft. Sie weiß nicht, was geschieht und klammert sich zitternd an Runa. Die zuckt fast gleichzeitig zurück, weil bernsteinfarbene Augen sie aus dem feuchten Nass heraus anstarren. Sie stützt die Amme immer noch und zieht sie weiter. Das kalt blickende Augenpaar kommt näher. Es blickt so wütend, wie der Sturm inzwischen tobt. Der starke Wind versucht, sie zurückzudrängen.

»Das kann nicht Dragon sein«, durchfährt das Mädchen ein warnender Gedanke. »Seine Pupillen lassen ein dahinterliegendes Feuer erahnen. Das hier ist …«

»Das ist die Spiegelung eines grauen Wolfes!«, warnt Danrya über Gedankenverbindung. »Creulon setzt sie gerne als Späher ein. Er will euch daran hindern, den Ring um den Elfenwald zu durchbrechen. Gleiches soll der entfesselte Wind bewirken. Der dunkle Magier steht in Verbindung mit dem Tier und nutzt hin und wieder dessen Augen. Sobald er dich sieht, wird er herbeieilen! Du musst aus dem Bereich des Zauberrings herauskommen, erst dann gelingt der Ortswechsel mit Zauberkraft.«

Das ist leichter gesagt, als getan. Der Untergrund außerhalb des Waldes ist von den Wassermassen derart aufgeweicht, dass er rutschig wie Schneematsch ist. Einen Fuß vor und einen halben zurück, ist mehr, als das Mädchen mit jedem Versuch an Abstand zum Waldrand gewinnt. Soll Runa jetzt den magischen Sprung nutzen? Sie atmet heftig und ihr Herz klopft zum Zerspringen.

»Portaro«, versucht sie, doch der Regen klatscht weiter in ihr Gesicht. Von hinten, also aus der Tiefe des Waldes, dringen näherkommende Huftritte. Werden dort die Bewaffneten erscheinen, die soeben die Tür aus ihren Angeln gesprengt haben? Runa rutscht aus, fällt erst auf beide Knie und dann flach auf den Bauch. Das Gewicht ihrer Amme drückt sie unbarmherzig nieder. Werden die Häscher sie jetzt doch bekommen? Das Trommeln der Pferdehufe ist bereits nahe und ein echter Wolf, nein, ein kleines Rudel, steht drohend nur wenige Schritte vor ihr im Dauerregen. Im Fallen lässt sie unbewusst die Arme Atropaias los. Die gleitet vom Rücken des Mädchens und auf die grauen Räuber zu. Die weichen etwas zurück und ducken sich, bevor sie ihre Mäuler öffnen. Das wirkt so, als würden sie lachen. Ihr Hecheln ist trotz des strömenden Regens zu hören. Runa meint sogar, ihren Atem als feinen Nebel vor den Schnauzen zu erkennen. Sie rollt sich entschlossen auf die Raubtiere zu. Der Leitwolf legt die Ohren an, hebt die Lefzen und knurrt drohend. Sie überlegt im Rollen, einen Zauber auf die Tiere zu schleudern. Der vorderste Wolf duckt sich und setzt zum Sprung an. Da stößt die bereits erhobene Hand des Mädchens gegen den Körper der Amme. Es greift nach dem Arm der Elfe und ruft fordernd: »PORTARO!«

Elduria - Die Entscheidung

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