Читать книгу Der König des Fahrstuhls - Spektakuläre Geschichten aus der Zeitarbeit - Norman Schönemann - Страница 3

Der Bilderbuchlebenslauf

Оглавление

Ach ja, was waren das noch für Zeiten… So in etwa geht es mir, wenn ich an die Anfänge meiner Tätigkeit in der Personaldienstleistung denke. Und bis eben dachte ich auch noch, dass jenes Ereignis, welches ich jetzt schildern werde, in diese Zeit fällt. Aber das Datum auf den Unterlagen aus meinem „Kuriositätenordner“ sagt mir etwas anderes. Es ist gerade mal neun Jahre her, dass sich Folgendes zugetragen hat:

An einem ganz normalen Arbeitstag im Herbst 2004 war ich, wie jeder gute Disponent, auf der Suche nach geeignetem Personal. Kurz zuvor bekam ich einen Anruf von einem Kunden, der gerade dringend einen Baggerfahrer benötigte (keine Angst es war kein Bauhaupteinsatz). Also rief ich Kraft meiner Wassersuppe bei der Arbeitsagentur (Ich glaube, die hießen da noch Arbeitsamt, oder?) an und schilderte meinen Bedarf. Am nächsten Tag – es muss ein Freitag gewesen sein – telefonierte ich die Bewerbervorschläge ab, konnte dabei aber niemanden geeignetes finden. Wie es der Zufall dann so will, kurz vor Feierabend meldet sich dann doch noch jemand den ich zuvor nicht erreichen konnte. Ein sympathischer Typ Mitte 40 mit jeder Menge Erfahrung. Toll! Nach einem langen ausführlichen Telefonat waren wir uns einig. Geld stimmt, Arbeit passt, da kann es also am Montag losgehen. „Arbeitsvertrag?“ fragte er, worauf ich antwortete „Ach, das machen wir Montag direkt auf der Baustelle. Ich komme gegen Mittag vorbei und bringe alle notwendigen Papiere mit.“ (Ja, so war das früher) Na dann, schönes Wochenende..!

Montagmorgen 8:30 Uhr, ein Anruf vom Kunden! „Oh, oh, oh…“ dachte ich, als ich die Nummer auf meinem Handy sah. Ist unser neuer Mitarbeiter etwa nicht angekommen, oder ist es eine Pfeife?

„Guten Morgen, ich wollte nur kurz Bescheid geben, alles super! Man der neue Kollege kann ja richtig was!“

Aha, darauf ich: „Natürlich! Sie wissen doch, wir schicken Ihnen doch nur ausgewählte, gut qualifizierte Mitarbeiter!“ Okay, so kann die Woche losgehen!

Gegen Mittag fuhr ich dann also zur Baustelle und unser neuer Baggerfahrer war fleißig am Arbeiten. Ich habe kurz drei Worte mit ihm gewechselt und auf dem Bagger schnell die Arbeitsverträge und sonstige Papiere unterschrieben. Zum Abschied bat ich ihn noch: „Denk bitte daran, dass wir von Dir noch die restlichen Papiere benötigen, SV-Ausweis, Kopie vom Personalausweis und einen Lebenslauf! Kannst Du ja einfach bei uns im Büro abgeben, wenn Du mal in der Nähe bist.“ Soweit, so gut.

Einige Tage später kam ich dann morgens ins Büro und irgendwie lächelten mich alle so freundlich an. „Lachen die jetzt mit mir oder über mich?“ war da mein erster Gedanke. Knapp fünf Minuten später war es mir klar. Auf meinem Schreibtisch fand ich den Lebenslauf von unserem neuen Baggerfahrer. Hier einige Auszüge und dann im Anhang das Originaldokument.

1979 – 1981

Lehre im KAP Lichterfelde, als Agrotechniker

1981 -1984

Freiwilliger in der NVA zwei Jahre Regulärer Armeedienst, ein Jahr Angehöriger einer Spezialeinheit des Außenministeriums. Polen: Wiederherstellung der sozialistischen Ordnung, mit allen Mitteln!

Dann einige Punkte später:

Zwischenzeitlich 2x Reservedienst in Spezialeinheiten des Außenministeriums (Nachtkampfschule)

2002 – 2004

Sozialhilfeempfänger

Achtung liebe Leser und jetzt kommt das, was jeder Personalleiter im Lebenslauf lesen möchte:

Habe Selbstvertrauen, bin resolut und jeder „Angriff“ auf meine Person wird ohne Vorwarnung, mit einem Schlag auf die Glocke geahndet.

Ergänzung

Für den Ihnen zugesandten Originalpass des Hebeführers, bitte ich nach Einsicht, mir diesen wieder zu zusenden.

Mein Facharbeiterzeugnis und mein staatl. anerkannter Sprengpass wurden bei meiner Entlassung aus dem aktiven Wehrdienst von der „Stasi“ eingezogen. Warum, kann ich Ihnen nicht beantworten.

Was soll ich dazu noch sagen außer:

Na dann auf eine gute Zusammenarbeit!

Der König des Fahrstuhls - Spektakuläre Geschichten aus der Zeitarbeit

Подняться наверх