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Wer einmal lügt…

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Kennen auch Sie noch den Spruch: Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht? Mir fiel er mal wieder vor etwa zwei Jahren ein, als es um einen unserer wirklich sehr guten gewerblichen Mitarbeiter ging. Dieser hat nur eine kleine Schwäche, er neigt zu „leichten“ Übertreibungen bzw. zu einer sehr gewöhnungsbedürftigen Schilderung der Tatsachen. Das war jetzt aber nett umschrieben, oder? Also, besagter Kollege lügt wie gedruckt und alle wissen davon. Zu dieser kleinen Schwäche gesellt sich dann noch, wie bei vielen jungen Leuten heutzutage, die chronische Ebbe zwischen Daumen und Zeigefinger. Da verwundert es einen also nicht, dass man hier oder da mal die ein oder andere atemberaubende Story hört, wofür der beantragte Vorschuss nun gebraucht wird.

Bei unserem Kollegen hier gab es da schon so manch spektakuläre Geschichte. Er versuchte, mir doch tatsächlich regelmäßig während seiner mehr als 7-jährigen Beschäftigung bei uns zu vermitteln, dass er das Geld für seinen Führerschein bzw. sein Auto bräuchte. Okay, die ersten beiden Jahre bekam er seinen Führerschein immer „nächsten“ Monat wieder, müsse aber noch einige Gebühren bezahlen. Danach lag es dann also am Auto, was gerade nicht fuhr. Und wieder einige Monate später wäre ihm der Lappen kurzfristig abhandengekommen. Und dann endlich, hatte er ihn plötzlich wieder!

Leider haben wir das nicht wirklich mitbekommen, da er ihm ja angeblich gleich wieder weggenommen wurde. Natürlich nur auf Grund eines Irrtums. Und einige weitere Monate später gab’s dann wieder gar keinen Führerschein mehr, und er müsste ihn nun komplett neu machen. Dafür könnten wir dann wohl einen Vorschuss auszahlen, oder?

Auf Nachfrage bei den Kollegen, mit denen er jede Woche auf Montage fuhr, wurde uns berichtet, dass man überlege, besagten Kollegen in Zukunft nicht mehr mitzunehmen, da man die Märchenstunde nicht mehr ertragen könne und auch die Kollegen eigentlich jede Woche wieder auf’s Neue von ihm mit seinem imaginären Auto mitgenommen werden sollten.

Ach ja, was für ein leidiges Thema … nachdem ich ihn dann selbst bei einer Fahrschule angemeldet habe, ging das Thema dann mit der Theorieprüfung weiter. Tja, einmal fiel die Prüfung aus, einmal war sie aus nicht weiter definierten Gründen nicht gültig. Hääää? Und ein anderes Mal kam etwas sehr Wichtiges dazwischen.

Und hat er nun einen Führerschein nach mehr als 7-jähriger Zusammenarbeit?

Natürlich nicht! Aber wer weiß was noch passiert, denn zwischenzeitlich hat sich etwas ereignet und ich habe das Gefühl, dass er aus dem Vorfall durchaus eine Lehre gezogen hat.

Eines Tages – es war an einem Freitag – erreichte uns von unserem „ehrlichsten“ Kollegen ein Anruf, er benötige mal wieder dringend einen Vorschuss sonst würde man ihn verhaften.

Ja, ja schon klar…. !!

Na, Sie haben da doch schon ein kleines schelmisches Grinsen im Gesicht, oder?

Richtig, am darauf folgenden Montag kam ein Freund von ihm zu uns und versicherte uns glaubhaft, unser Kollege, der am Montag auch nicht zur Arbeit erschienen ist, würde etwas Vorschuss benötigen und könne sich auch nicht persönlich entschuldigen, da er nicht telefonieren dürfe. Auch wäre es ihm nicht möglich vorbeizukommen, da die Hand des Gesetzes zugegriffen hätte und unser Mitarbeiter das Wochenende bereits mit Vollpension im stattlichen Hotel zugebracht habe.

Auf Nachfrage im örtlichen Zuchthaus, wurde uns dieses tatsächlich bestätigt, und wir leisteten sofort „Erste Hilfe“ und „kauften“ ihn unmittelbar wieder frei.

Und jetzt? Der Kollege arbeitet immer noch bei uns, hat immer noch keinen Führerschein, aber steht dazu! Er geht ordentlich seiner Arbeit nach, ist zuverlässig und anständig.

Und dann hört man immer wieder diese negativen Politiker, die sagen, der Besuch in einem Zuchthaus bringe nichts…

Ob ich ihm heute alles glaube?

Ich glaube nicht!


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